Das Böse ist doch vielseitig, oder? Fasziniert es uns deswegen – weil jeder von uns auch etwas „dunkles“ in sich trägt? Normalerweise „leben“ wir unsere Aggressionen nicht aus, und wann dann kanalisiert und unsere innere Sicherheitsschaltung funktioniert, sodass wir uns im Griff haben. Wir Menschen neigen allerdings auch dazu, dass uns im Affekt die Sicherungen durchbrennen können. Eine Verzweiflungstat mit weitreichenden Folgen, und nicht immer nur für uns selbst.
Pastoren, Priester, usw. also Gottes Bodenpersonal dienen
dem „Guten“ aber auch der Dienstherr kann manchmal bei der Besetzung seiner
klerikalen Stellen eine Fehlbesetzung haben. Was passiert dann – wenn der
Mensch – in kirchlichen Gewändern, ein
schwere Straftet begeht? Wie geht das dann weiter von wegen Vergebung der
Sünde? Jetzt wird es also kompliziert.
Ein evangelischer Priester der im Affekt jemanden tötet.
Der Mensch der am Sonntag zu seinen „Schäfchen“ der Gemeinde predigt und die
Sünde verdammt und von Vergebung und Hoffnung plappert!? Kann das passen, oder
könnte so eine Geschichte in die Reihe der Legenden und Fabeln aufgenommen
werden? Der Lübecker Theologe Bernd Schwarze lädt uns in seinem Debütwerk dazu
ein – hinter die kirchliche Fassade eines Priesters zu sehen – den Menschen und
nicht den Priester auf Augenhöhe zu begegnen.
Im Affekt schlägt Pastor Benedikt Theves einem
gewalttätigen Ehemann, der ihm ausgerechnet in der Sakristei seiner Kirche ein
abscheuliches Video zeigt, das schwere silberne Altarkreuz über den Schädel.
Tief erschüttert und gleichzeitig seltsam befreit versteckt der Pastor sein
Opfer in der Krypta. Schon bald spürt er eine nie gekannte Energie in sich. Hat
ausgerechnet sein Verstoß gegen das 5. Gebot ihm zu Selbstbewusstsein und
Charisma verholfen? Um den Schwachen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen,
schwingt er ab sofort nicht nur das Kruzifix, sondern auch wirkmächtige Reden
im Namen des Herrn. Er wird beliebter, seine Kirche platzt aus allen Nähten,
aber nicht nur die schöne Frau des Opfers sucht auf einmal Theves` Nähe –
sondern auch der misstrauische Hauptkommissar René Wilmers, der dem Pastor
ebenso im Nacken sitzt wie sein schlechtes Gewissen … (Verlagsinfo)
„Mein Wille geschehe“ von Bernd Schwarze ist ein
theologischer, philosophischer Krimi. Tiefgründig und nachhaltig dazu
animierend über das eine oder andere nachzudenken. Moral – Ethik – das „Gute“
und das „Böse“ – Verantwortung – Vergebung und die eine oder andere Sünde
spielen hier eine mehr, oder minder tragende Rolle.
Wieviel Last kann ein Mensch tragen, der sein Leben
„Gott“ widmet – der tief im Glauben verankert ist? Kann dieser jemand zweifeln,
oder seine Berufung verraten – sich abwenden von Gott – aber trotzdem Glücklich
sein?! Was passiert seinem bewussten
„Selbst“? All diese herrlich komplizierten Werte offenbaren sich hier in einer
Handlung voller Licht und Schatten.
Der Roman ist kein klassischer Krimi. Er ist weit weg
davon einer zu sein. Die Spannung ist auch nicht das Produkt der Tötung – man
fiebert hingegen mit, wie der Pastor selbst mit einer „Sünde“ umgeht – sagen
wir besser Sünden – denn der Teufel kann verführerisch sein. Also was ist er
dann – wenn schon kein Krimi.
Als Autor – als Schöpfer seiner literarischen Figuren –
hat er diese dann nicht nach seinem Ebenbild geschaffen? Wie viel und welche
biografischen Fakten sind hier eingebaut. Ein Schelm also – wer „böses“ denkt.
Ein origineller Titel, der gut ist – und ein Autor, der
noch literarisch gesehen noch viel zu lernen hat. Aber Talent ist in jeden Fall
vorhanden. Der Roman hat Längen, einige davon, viele überflüssige Szenen und
Dialoge – doch schafft er es dennoch interessant zu sein. Alleine schon die Vorstellung – dass
man vor dem evangelischen Pastor seine Sünden „beichtet“ ist eine originelle,
vorwitzige Idee.
Eine gewisse psychologische Raffinesse gibt es in „Mein
Wille geschehe“ und noch vieles mehr, das den Leser beschäftigen wird. Der Band
wird ein einzelner Titel sein. Der Autor könnte aber, und das könnte
interessant werden – eine völlig neue Reihe erschaffen. Ich denke, auch in
Kirchenkreisen wird viel gesündigt und an Ideen sollte es nicht mangeln.
Fazit
„Mein Wille geschehe“ ist ein philosophischer,
tiefgründiger Roman um einen Pastor, der nicht göttlich – aber allzu menschlich
daherkommt. Auf seine Art und Weise einmalig und überzeugend. Unterhaltsam auf
jeden Fall. Hoffen wir doch das „Gott“ dem Autor Bernd Schwarze inspirierend
entgegenkommt.
Michael Sterzik
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