Die rechtsextremen Gruppen mit ihren völkischen Ideen und Idealen sind nicht nur in Deutschland vertreten. Sie sind nicht nur die Nachkommen der Nazis, die Deutschland am Rande der völligen Vernichtung brachten, sie sind vielmehr als das – sie organisieren sich über die Ländergrenzen hinweg, formen andere nationalistische Gruppierungen und ihr Netzwerk kann man durchaus als terroristisch bezeichnen. Aus diesen oftmals radikalen Ideen entstehen, dann politischen Parteien, und diese werden eher früher wie später im Fokus von Geheimdiensten stehen. Doch auch diese stehen politisch gesehen stark unter Druck und die Presse und Öffentlichkeitsarbeit erhöhen diese auf ein Maß, dass jegliche Moral und Ethik infrage stellt. Die nationalen Interessen und die Sicherheit des Landes können selbst die Verfassung phasenweise außer Kraft setzen. Eine gefährliche Grauzone die somit entsteht.
Solche Gruppierungen gibt es auch in Schweden, Dänemark,
Finnland, Norwegen – und nicht wenige stehen miteinander in Verbindung. Inwieweit
diese sich mit islamistischen Terrorzellen und Organisationen kommunikativ
austauschen ist nicht bekannt – doch es ist nicht unrealistisch.
Ein schrecklicher Mord erschüttert die verschlafene
dänische Provinzstadt Sandsted: Ein Mann wird brutal erschlagen aufgefunden,
seine Ehefrau ist verschwunden. Keiner hat etwas gesehen, es gibt keine Spuren,
kein ersichtliches Motiv.
Martin Juncker, einer der besten Mordermittler Dänemarks, übernimmt den Fall.
Wegen eines verhängnisvollen Fehlers aus Kopenhagen nach Sandsted versetzt,
leitet er dort die kleine Polizeistation und kümmert sich darüber hinaus noch
um seinen dementen Vater. Ein eher beschauliches Leben. Bis zu dem
spektakulären Mordfall.
Junckers ehemalige Kollegin Signe Kristiansen arbeitet noch immer in
Kopenhagen. Sie freut sich auf ein beschauliches Weihnachtsfest mit der
Familie, als eine Bombe auf dem Weihnachtsmarkt in der Innenstadt explodiert.
Signe steht an der Spitze der Jagd auf die Täter, doch alle Spuren verlaufen im
Sand – bis ein anonymer Tipp den Fall in eine Richtung lenkt, die ihre
schlimmsten Befürchtungen übersteigt.(Verlagsinfo)
„Winterland“ von Kim Faber und Janni Pedersen ist ganz,
ganz starkes Debütwerk. Die Story, der ganze Aufbau des vorliegenden Romans
beinhaltet keine neuen Ideen. Vieles ist in anderen Thrillern thematisiert
worden. Doch daran ist nichts auszusetzen, denn das Autorenduo versteht es
professionell die Haupt- und Nebengeschichten ausgewogen und perfekt in Szene
zu setzen. Selbst die Nebenfiguren sind so integriert, dass jede Seite den
Leser tiefer und intensiver in die Geschichte eintauchen lässt.
Der erzählerische Stil ist perfekt – die Figuren sind
ausgeglichen und so begründet ausgearbeitet, wie ich es in einem ersten Band,
einer Trilogie bisweilen wenig beobachtet habe.
Das hier aktuelle, politische wie auch kulturelle und
soziale Themen verarbeitet werden ist typisch wenn man sich mit der beruflichen
Vita der beiden Autoren befasst. Beide sind erfahrene Journalisten, die nicht
nur viel Hintergrundwissen mitbringen, sondern auch wissen welche
intellektuellen Knöpfchen im Kopf der Leser zu betätigen sind, um diese
abzuholen. Es sind aber brisante Themen, die natürlich auf Leser in Dänemark
eine ganz andere Wirkung haben, obwohl man diese auch auf Deutschland oder
andere Länder problemlos adaptieren kann.
Was wie auf den ersten Blick wie ein Kriminalfall wirkt –
entwickelt sich schnell zu einem tiefgründen Thema, bei dem sich alles um
inländischen und ausländischen Terror dreht, inklusive eines Schattenkampfes der
Geheimdienste, die sich autark geben.
Die Spannung konzentriert sich nicht nur auf die
Ereignisse in der Haupthandlung, sondern verteilt sich gleichmäßig bis in die
kleinsten Nuancen der Nebengeschichten. Das verheiratete
Journalisten-Autoren-Ehepaar überlässt nichts dem Zufall. Das Tempo ist hoch
angesetzt, und die Figuren tragen dies munter mit und überraschen uns immer
wieder. Ihr selbstsicheres Auftreten, ihre Härte und nicht zuletzt ihre
Menschlichkeit könnten jeden Leser widerspiegeln. Das ist mit einer der vielen
tragenden Säulen, die „Winterland“ so fantastisch gut machen.
Interessant auch, dass es den beiden Autoren gelingt,
über die privaten Minenfelder ihrer beiden Hauptprotagonisten eine ganz
eigentümliche Sympathie aufzubauen, die genug Potenzial haben, um Teil 2 und 3
noch attraktiver und spannender zu gestalten.
Fazit
„Winterland“ von Kim Faber und Janni Pedersen ist wie ein
Sommerstrahl im eisigsten Winter. Ein fulminantes Lesevergnügen, dass perfekt
orchestriert ist. So muss ein Thriller sein – einer der besten Thriller in
diesem Jahr.
Michael Sterzik
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