I have a Dream (ich habe einen Taum) – dass sind die Worte in einer der berühmtesten Reden von Martin Luther King. Der Afroamerikanischer Bürgerrechtler hielt seine Rede am 28. August 1963 vor mehr als 250.000 Menschen vor dem Symbol der Freiheit – dem Lincoln Memorial in Washington.
In den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden
Politiker, wie Robert F. Kennedy, J.F. Kennedy und Martin Luther King zu
Schlüsselgestalten gegen den Rassismus. Allesamt kämpften diese politisch,
sozial und ökonomisch für eine Gleichheit innerhalb der amerikanischen
Gesellschaft. Für diese Zukunftsvisionen bezahlten sie einen viel zu hohen
Preis – sie wurden ermordet. Vielleicht nicht ausschließlich wegen des Themas
der Gleichstellung der amerikanischen Bürger vor dem Gesetz, aber faktisch
spielte diese eine wesentliche Rolle.
Im Süden der USA wurden unbeschreibliche Verbrechen an
Afroamerikaner verübt. Manchmal unter den Augen von korrupten Polizeibeamten,
die ggf. private Beziehungen zum Ku-Klux-Klan hatten. Dieser rassenfeindliche
und sehr gewalttätige Geheimbund kämpfte auch mit paramilitärischen Mitteln für
die Vorherrschaft der Weißen Rasse. Attentate, Mord, Brandstiftung, Raub,
Vergewaltigung usw., die Liste der Verbrechen dieses Klans ist lang.
Analysiert man die Umstände dieser drei Morde an
J.F.Kennedy, seinem Bruder Robert und Martin Luther King, so gibt es zwar
Täter, aber widersprüchliche Aussagen, viele Ermittlungspannen und noch immer
viele, viele offene Fragen, die bisher nicht final beantwortet worden sind.
Verschwörungstheorien bringen uns hier nicht weiter – aber Greg Iles
verarbeitet in seinem vorliegenden Roman: „Natchez Burning“ seine eigene
Theorie.
Penn Cage, Bürgermeister von Natchez, Mississippi, hat
eigentlich vor, endlich zu heiraten. Da kommt ein Konflikt wieder ans
Tageslicht, der seine Stadt seit Jahrzehnten in Atem hält. In den sechziger
Jahren hat eine Geheimorganisation von weißen, scheinbar ehrbaren Bürgern
Schwarze ermordet oder aus der Stadt vertrieben. Nun ist mit Viola Turner, eine
farbige Krankenschwester, die damals floh, zurückgekehrt – und stirbt wenig
später. Die Polizei verhaftet ausgerechnet Penns Vater – er soll sie ermordet
haben. Zusammen mit einem Journalisten macht Penn sich auf, das Rätsel dieses
Mordes und vieler anderer zu lösen. (Verlagsinfo)
„Natchez Burning“ von Greg Iles ist 2016 im Aufbau Verlag
erschienen und ist der erste Band einer Trilogie. Der 1000-Seiten starke Roman
ist ein absoluter Spannungsgarant. Beachtlich ist es, dass die Spannung enorm
schnell auftaucht, aber auch über den gesamten Band diese hält. Es gibt keine
langatmigen Passagen, keine überflüssigen Dialoge, oder Nebenfiguren, die man
hätte ersparen können. Der Unterhaltungswert immer aktiv – auf jeder Seite – in
jedem Kapitel und auch wenn die Perspektiven zwischen Vergangenheit und
Gegenwart wechseln und auch der Erzähler ausgetauscht wird – die Atmosphäre ist
außergewöhnlich spannend.
Die Verbrechen – die Morde in den 60er Jahren, die die Saat
sind für die tödliche Ernte, sind mit einer unglaublich fesselnden Atmosphäre
erzählt. Diese Wellen der Gewalt bringen ein Treibgut an Sünden, Rache und
Vergeltung mit, die nicht nur die alten Wunden aufreißen, sondern ein Massaker
anrichten.
Die Südstaaten sind immer gut für Verbrechen und vom Winde
verweht werden diese auch durch die Jahre nicht. „Natchez Burning“ ist so
authentisch und realistisch erzählt, dass obwohl es eine fiktive Geschichte
ist, zu keinem Zeitpunkt man den Eindruck erhält, dass es hier zu übertrieben
zugeht. Greg Iles widmet sich allerdings auch nicht nur dem Thema der
Rassendiskriminierung, sondern baut sich ein Fundament aus Familiengeschichten,
politischen Morden, von korrupten Polizeibehörden, die Macht des Journalismus
und der Medien usw.
Doch alle diese Themen können nur spannend erzählt werden,
wenn die Figuren passend aufgestellt sind. Das sind sie – nichts dem Zufall
überlassen und jeder ist der Unschuldige mit den sehr schmutzigen Händen.
Emotional ist „Natchez Burning“ stark ausgebaut. Nicht nur, dass man eine Wut
auf die Mörder entwickelt, immer schwingt neben dieser Wut auch eine
Traurigkeit mit, wenn das Schicksal in der Vergangenheit zuschlägt, nur um
wenig später in der Gegenwart um so härter auszuteilen.
„Natchez Burning“ von Greg Iles ist für mich einer der
stärksten Thriller mit historischem Hintergrund in den letzten fünfzehn Jahren.
Diesen Spannungsbogen so souverän am oberen Limit zu halten und auch noch bis
zum Ende zu steigern, ist grandios. Das Ende des Romans ist allerdings noch
kein abschließendes Ende. Von einigen Personen muss man sich verabschieden und
nicht nur die „bösen“ Täter sterben. Es gibt tragische, dramatische Verluste
auf beiden Seiten.
Fazit
Beschreiben wir das Wort Spannung – so fällt mir dazu
dieser Roman ein. Ein solcher Pageturner auf den man sich stark konzentrieren
muss – aber man mit einer großen Schatzkiste mit Unterhaltung, Dramatik, und
viel Emotionen belohnt wird.
„Natchez Burning“ von Greg Iles muss man unbedingt lesen.
Michael Sterzik
1 Kommentar:
Das 1-Sterne-Desaster
Kritik tut weh
Zu allererst sollten wir alle uns eines bewusst sein: Kritik tut weh. Immer. In jedes Buch sind viele Stunden, Tage, Monate, Jahre der Arbeit geflossen, man hat sich Gedanken gemacht, gegrübelt, umgeschrieben, überarbeitet und war am Ende überzeugt, etwas wirklich Gutes geschaffen zu haben. Wird diese Illusion dann zerrissen, ist das immer ein widerliches Gefühl.
Besonders hart trifft Kritik immer dann, wenn man nicht damit rechnet – zumindest geht das mir so. Wenn ich mit einer Szene ohnehin nicht zufrieden war und meine Beta-Leser*innen genau das rückmelden, fühle ich mich höchstens bestätigt. Fand ich eine Szene aber richtig super, atmosphärisch, dynamisch und voller Esprit schlägt die Kritik natürlich besonders hart ein. Im Grunde ist jede unverhoffte Kritik eine Kränkung, denn sie greift unser Selbstbild an einer Stelle an, an der sie bei vielen Künstlern besonders fragil ist.
hier trifft alles auf ein Mal zu.
Es bleibt nur zu sagen ... Greg Iles..NEIN DANKE.
Hildegard
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