Samstag, 4. März 2023

Tödliche Allianz - Tom Clancy/Marc Cameron


Die Reihe um „Jack Ryan“ geht mit Band 25 – Tödliche Allianz weiter und dessen Story ist aktueller denn je. Die Reihe ist sowieso dafür bekannt – jedenfalls zu Lebzeiten eines Tom Clancys, dass die erdachten Geschichten, sagen wir, sich fast prophetisch erfüllt haben. Natürlich leicht abgewandelt, aber dennoch konnte man gewisse Parallelen feststellen.

Die literarischen Erben, die diese Reihe weiterführen, sind darauf bedacht, sich wie Tom Clancy selbst mit aktuellen politischen und militärischen Krisenherden zu beschäftigen. Die Zeit der „Terroristischen Anschläge“ in der Welt sind scheinbar erstmal ausgesetzt. Die Taliban in Afghanistan – der Nahe Osten – zwar noch immer ein schwellender Unruheherd, aber es gibt wohl brisanter Themen, die die Weltbevölkerung in Atem halten. Das atomare Schreckgespenst ist wieder da und rasselt inzwischen sehr laut mit unzähligen Drohungen.

Die „Weltpolizei“ Amerika zeigt sich inzwischen wieder als der große Bruder eines mehr oder minder starken Verbündeten Europa. Können wir es uns so einfach machen vor dem Hintergrund, dass die nuklearen Großmächte mit einem Feuer spielen, dass die ganze Welt verbrennen könnte. Provokation – Aggression – Beschwichtigungen – Bündnisse und viele Lügen, Halbwahrheiten und manipulative Propaganda. Der „kalte Krieg“ mit seinen Agenten und Spionen ist zurück, nur dass die Temperatur weniger abgekühlt sein mag.

Im vorliegenden Roman spricht der Autor Marc Cameron von einem Russland, das im Begriff ist, die Ukraine anzugreifen. Ebenfalls befasst sich ein Teil der Story mit dem Iran und seiner politischen Auffassung von Meinungsfreiheit.

Präsident Jack Ryan kämpft an allen Fronten: Während es innenpolitisch in den USA hoch hergeht, rückt in Osteuropa Russland in die Ukraine vor. Dann gelangen zwei russische Atomraketen in den Iran. Hängt beides miteinander zusammen? Und was hat die neue iranische Rebellenbewegung damit zu tun? Die gibt sich zwar zunächst als Verbündeter aus, macht sich jedoch schnell höchst verdächtig. Langsam entwirren sich die Fäden eines perfiden Komplotts: Die globale digitale Kommunikation soll durch einen massiven Anschlag zerstört werden. Mit vereinten Kräften versuchen der Campus und Präsident Ryan die ultimative Katastrophe abzuwenden. Und die Uhr tickt ...(Verlagsinfo)

„Tödliche Allianz“ besinnt sich etwas und kommt der spannenden Unterhaltung, dem „Geist“ eines Tom Clancys sehr nahe. Die „alten“ Feinde der Welt – Russland werden wieder zum aktuellen Kontrahenten der USA. Ebenfalls spielen wie gesagt der Iran die inaktive Rolle eines Verbündeten Russlands und diese lassen sich traditionell instrumentalisieren. Die „Spannung“ teilt sich in zwei Lager auf – bzw. zwischen zwei Jack-Ryans. Der amerikanische Präsident wehrt sich innenpolitisch gegen eine Senatorin und außenpolitisch begegnen ihn eine „Geiselnahme“ in Kamerun und einer atomaren Bedrohung durch den Iran, dem Russland zwei Atomraketen verkauft/geschenkt hat. Sein Sohn „Jack Ryan jr. übernimmt wie immer den actionreichen Part des Romans. Seine „Lizenz“ zum Töten ist immer noch in Kraft und er geht eine Allianz mit einem russischen Spion und einer Agentin des Irans ein. Ein sehr unterschiedliches Trio – mehr oder minder auf der Flucht und immer wieder der Griff zur Waffe. Die Diplomatie überlässt er seinem Vater – und dieser Part ist der intensivste und interessanteste. Die Actionsequenzen sind zwar unterhaltsam, aber wenig spannend. Dafür wurden sie in den letzten Bänden fast schon inflationär verwendet und haben den Romanen die letzte erzählerische Tiefe genommen.

Phasenweise gelingt es dem Roman erstklassig zu sein. Aber auch, nur wenn Jack Ryan Senior im Weißen Haus „War Games“ spielt und mitunter sich stark rhetorisch bewaffnet mit Präsidenten anderer Länder unterhält. Diese Szenen sind absolut stark erzählt und geben uns auch inhaltlich einen Einblick in das Machtzentrum der USA.

Der schwächste Part ist, wenn sein geheimdienstlicher Sohnemann „James Bond“ spielt. Hier fehlt es an jeder Stelle an Originalität und Abwechslung. Da hilft es auch nicht, sich in technischen Waffendetails zu verrennen, die für die Story überflüssig sind.

Also bitte in Zukunft weniger Action, sondern vielmehr sollte eine Spannung erzeugt werden durch politische Themen – und auch hier egal, ob es um innenpolitische Schwierigkeiten handelt, oder die USA mal wieder die „Freie Welt“ retten müssen. Jack Ryan Senior verstand es in seiner Zeit als Feldagent und Analyst der CIA beides zu kombinieren. Diese Ausgewogenheit würde ich mir wieder wünschen.

Fazit

Ein starker Teil der Reihe. Weniger Action – mehr politische Spannung. In Zukunft würde es reichen, Jack Ryan Senior die Hauptrolle spielen zu lassen. Sein Sohn könnte sich bitte eine literarische Auszeit nehmen.

Michael Sterzik

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