Montag, 20. November 2023

Der siebte Kreuzzug - Luigi Panella


Die Kreuzzüge – Gott will es – und dann brachen unzählige Kaiser, Könige, Adelige, Ritter, aber auch einfache Menschen auf, um das „Heilige Grab“ zu befreien. Diese kriegerischen Expeditionen kosteten vielen Menschen das Leben und machte sie nicht „heiliger“ oder resilienter gegen jegliche Sünden. Es erwartet den Kreuzfahrern aus ganz Europa weniger unermessliche Beute, oder die Aussicht dem Paradies einen Schritt näherzukommen. Auf sie wartete der Tod, entweder im Kampf, aber noch mehr durch die Gefahren auf dem beschwerlichen Weg ins gelobte Land durch Krankheiten, Hygiene, Unfälle, Naturkatastrophen u.a. Und wer dieses „Abenteuer“ überlebte, war desillusioniert und stellte Gott wahrscheinlich in Angesichts der Brutalität und des Todes infrage.

Luigi Panella hat mit seinem ersten Band: „Der siebte Kreuzzug“ – Die Chronik des Inquisitors – diese epochale Auseinandersetzung eine Bühne gegeben.

Ägypten 1249: Der siebte Kreuzzug hat begonnen. Während sich an den Ufern des Nils die Armeen des französischen Königs Louis IX. und von Sultan al-Salih Ayyub gegenüberstehen, findet hinter den Kulissen ein anderer Krieg statt. Der päpstliche Inquistor Yves le Breton ist auf den Spuren eines geheimnisvollen römischen Dokuments. Denn wer auch immer es besitzt, erhält mit ihm die Macht, das Schicksal von Christentum und Islam für immer zu verändern – und damit die ganze Welt. Doch auch gefährliche Gegner setzen alles daran, das wertvolle Pergament an sich zu reißen ...(Verlagsinfo)

Luigi Panella ist wirklich talentiert, eine komplexe Handlung aufzubauen. Allerdings ist der gesamte Plot eine hoch komplizierte Angelegenheit. Die Masse an Personen und Querverbindungen der Story macht es manchmal schwierig den „Königsweg“ der Handlung überhaupt zu folgen. Elemente der Handlung sind auch nicht unbedingt originell, ein Dominikanermönch, schlau, verschlagen und intellektuell, der einen geheimnisvollen Text aus der Zeit Christ sucht, der ggf. den Glauben infrage stellen könnte. Dann haben wir noch die Fraktion der noch geheimnisvolleren Tempelritter, die als Hüter des inzwischen verlorenen Schatzes eine ganz eigene Rolle spielen.

Insgesamt nichts Neues – nur die Komplexität setzt einen neuen Maßstab. Luigi Panella beschreibt den Kreuzzug konsequent und kompromisslos. Moralische Werte aus dem Hier und Jetzt werden nicht verglichen. Mord – Intrigen – Politik, das ist die historische Kulisse des vorliegenden Romans. Vielseitig stellt der Autor seine Figuren auf – und das so gekonnt, dass jegliche Figur nicht als eindimensional dargestellt wird. Wer hier ritterlich „Gut“ ist, oder mörderisch, das „Böse“ verkörpert ist, ist nicht ganz so einfach zu beantworten.

Der eigentliche Plot um das „Geheimnis“ dieses Textes bleibt lange im Schatten von Auseinandersetzungen, Schlachten und Rückblenden, in denen uns Nero, Petrus und Paulus begegnen. Gerade diese Rückblicke sind spannender erzählt als der gegenwärtige Zeitpunkt der Storyline. Schade – diese Intensität und die fesselnde Atmosphäre der Rückblenden werden nicht in die Zeitzone der eigentlichen Handlung adaptiert. Die Auflösung ist dann auch sagen wir erklärbar und gut konstruiert, allerdings entspricht dieser keiner historischen Wahrheit.

Völlig verwirrend springt der Autor zwischen den Haupt- und Nebenhandlungen und den unzähligen Einzelschicksalen. Damit auch ein regionaler Wechsel der Schauplätze, der Zeitzonen und leider auch mit viel zu vielen Informationen, die letztlich einfach überflüssig sind.

Luigi Panella verrennt sich in seiner eigenen Motivation, eine herausragende Story zu schreiben. Mehr Konzentration auf das wesentliche – dann wäre der Roman wirklich gut geworden. Sein eigener Anspruch einer Perfektion ist nicht so ganz gelungen, viele Beschreibungen mit viel Vokabular machen es nicht einfach – da hilft dann auch ein Glossar nicht mehr, wenn nicht alles erklärt wird.

Fazit

Im Grundsatz ist er spannend, aber man braucht wirklich ein immenses Durchhaltevermögen, dass aber auch nicht sonderlich honoriert wird. Die Botschaft, dass die Religion für den Krieg instrumentalisiert wird, ist löblich und zeitgemäß. „Der siebte Kreuzzug“ wird polarisierend wirken. Die eigene Dynamik dieser Geschichte könnte ausgeprägter sein. Durchaus lesenswert – aber wer fokussiert einer Story folgen will – für den wird dieser Roman leider nicht das richtige sein.

 

Michael Sterzik

 

Keine Kommentare: