Es war die wahrscheinlich blutigste und größte Schlacht bis ins 20. Jahrhundert und es war eine neue, brutalere Dimension der Kriegsführung und des Tötens. Bis von 100.000 Toten erzählen die Quellen, unzählige Menschen aus einer Vielzahl von Nationen waren nach der Schlacht verstümmelt an Körper und Geist. Innerhalb der Stadt Leipzig starben Tage später noch immer die französischen und alliierten Soldaten an ihren Wunden, aber auch an Krankheiten und mangelnder Hygiene, die in den Lazaretten viele Hunderte Tote forderten. Mit dieser Schlacht endete die Fremdherrschaft Napoleons über die größten Teile Deutschlands. Napoleon zog sich mitsamt seiner Armee hinter den Rhein zurück.
Kritik: 1813 Kriegsfeuer von Sabine Ebert versteht sich nicht als eine epische, minutiöse Beschreibung der eigentlichen Völkerschlacht bei Leipzig. Der Roman erzählt auch die direkte Vorgeschichte der Ereignisse und lässt den taktischen Aufmarsch der Truppen ebenso zu Wort kommen, wie die diplomatischen und politischen Versuche, Napoleon Einhalt zu gebieten. Sabine Ebert lässt ihre Protagonisten aus deren eigener Perspektive erzählen; Napoleon Bonaparte wie auch der Zar von Russland oder die Generäle erzählen authentisch über ihre Handlungen und Gedanken. Dabei hielt sich die Autorin absolut an recherchierte Quellenangaben, Tagebüchern, offiziellen Dokumenten und Augenzeugenberichten.
Der vorliegende Band, eigentlich ein historischer Roman, beweist, dass Geschichte unterhaltsam, spannend und sogar lehrreich erzählt werden kann, wenn diese gut recherchiert ist und wenige fiktive Elementen eingebaut sind. In vielen, wohl den meisten historischen Romanen, muss der Autor seine Figuren und die Handlung erfinden, bei 1813 – Kriegsfeuermusste - und das erzählt Sabine Ebert im Nachwort selbst - die Figuren und deren Handlungen in müheseliger, aber spannender Recherchearbeit finden. Sicherlich gibt es auch einige fiktive Charaktere, aber bei deren Schicksalen hat sich die Autorin ausschließlich an historischen Quellen orientiert.
Sicherlich gibt es auch grauenhafte Szenen des Krieges, die die Autorin uns vor Augen führt und dabei grausame Details nicht auslässt: Die Schilderungen des Leids in den Lazaretten, wo Soldaten jeglicher Nation verstümmelt auf den Tod warten. Ihre Angst und Verzweiflung spürt der Leser in einer beklemmenden Atmosphäre ebenso wie die Überforderung der Ärzte und der freiwilligen Helfer in den Lazaretten und Hospitälern der umkämpften Stadt.
Die Handlung ist frei von Pathos, Heldenverehrung, überzogenem Nationalismus und verklärten historischen Ereignissen. In ihr geht es um die Menschen und deren Schicksale, und der Autorin gelingt es fantastisch, dieses auf jeder Seite kristallklar den Leser zu vermitteln. Das Leid, die Verantwortung der Militärs, die Ängste der Zivilbevölkerung, die diplomatischen Versuche und ja auch manchmal das menschliche Versagen und die falschen idealistischen Ideen hallen nach dem Lesen noch lange nach. Neben der Zivilbevölkerung kommt auch der einfache Soldat zu Wort. Nicht nur der Berufssoldat, der Offizier auf französischer Seite, sondern auch junge Männer, die sich rächen möchten, weil einer der ihren in dem Feldzug getötet worden ist oder sie einer irren idealistischen Idee folgen. Es gibt auch viele interessante Dialoge und sensible Szenen, in der Menschlichkeit und Vergebung an die Oberfläche kommen - ein heller Funken in der tiefsten Dunkelheit. Ein Gedenken an die gefallenen Soldaten und die Zivilbevölkerung – gleich welcher Nationalität.
Es gibt unheimlich viele historische Romane mit Frauenschicksalen: Heilerinnen, Henkerinnen, Hexen und Hebammen, doch dieser – 1813 Kriegsfeuer von Sabine Ebert ist heraus- und überragend. Es ist bekannt, dass die Autorin ein Faible für Recherche hat und hinlänglich viel Wert auf eine authentische Handlung legt, doch diesmal hat sie sich selbst übertroffen. Egal in welcher Szene sich der Leser aufhalten wird, die Atmosphäre auf dem Schlachtfeld, in einem Ballsaal oder zwischen den Dialogen ist immer höchst spannend. Auch die Lebensbedingungen der Zivilbevölkerung, ebenso wie soziale und militärische Strukturen sind brillant zu Papier gebracht.
Dass eine Liebesgeschichte nicht fehlen mag und kann, ist absolut in Ordnung. Die Geschichte von Henriette nimmt viel Bezug auf die historischen und wohl auch realen Situationen, in der eine junge Frau katapultiert werden kann.
Fazit: Der Roman erzählt eine Geschichte für Menschen und ihre Heimatländer, egal, aus welcher Richtung Europas sie hier vor Leipzig in eine vernichtende Schlacht geführt werden. Sabine Eberts Werk ist ein kleines Denkmal für diese Menschen, ein Mahnmal und eine Botschaft. Am Ende des Buches gibt es neben Quellenangaben und einem Glossar auch eine Aufzählung der historischen Personen, die in diesem genialen Roman eine Rolle spielen.
Es wird eine Fortsetzung geben, das muss es auch, denn auch wenn diese Schlacht gewonnen ist, so ist der Krieg und das Leid, die verknüpften Schicksale der Menschen noch lange nicht zu Ende erzählt.
Sabine Ebert erzählt nicht nur eine Geschichte, sondern gibt Leipzig mit seinen Menschen und auch den Franzosen eine erzählerische und historische Seele, an die sich der Leser sehr genau erinnern wird. Bisher muss ich sagen, ist 1813 – Kriegsfeuer der spannendste und beste Roman der Autorin. Ein Buch, das eventuell auch gut in Unterrichtsstunden passen könnte, jedenfalls phasenweise, denn mit 927 Seiten ist es ein Monumentalwerk, aber jede Seite ist jede Lebensminute wert.
Prädikat: wertvoll, prächtig und nicht zuletzt menschlich. Danke Frau Ebert!
Zitat aus dem Buch: „Das ist ja eine wahre Völkerschlacht“, soll ein preußischer Offizier während des mörderischen Kampfes im Oktober 1813 bei Leipzig geäußert haben. Der Name hielt sich bis heute. Doch der Offizier irrte. Nicht die Völker kämpften hier gegeneinander. Dies war ein Krieg skrupelloser Herrscher um Macht und Land. Einig waren sie sich nur darin, dass keines der Ideale Wirklichkeit werden durfte, für die ihre Bürger kämpften und starben. So ist dieser Roman kein Urteil über Nationen. Es soll an die Menschen aus vielen Völkern erinnern, die aus blanker Gier verraten und geopfert wurden."
Sabine Ebert: 1813 - Kriegsfeuer, Knaur, 928 Seiten, Gebunden, 14. März 2013
Kritik: 1813 Kriegsfeuer von Sabine Ebert versteht sich nicht als eine epische, minutiöse Beschreibung der eigentlichen Völkerschlacht bei Leipzig. Der Roman erzählt auch die direkte Vorgeschichte der Ereignisse und lässt den taktischen Aufmarsch der Truppen ebenso zu Wort kommen, wie die diplomatischen und politischen Versuche, Napoleon Einhalt zu gebieten. Sabine Ebert lässt ihre Protagonisten aus deren eigener Perspektive erzählen; Napoleon Bonaparte wie auch der Zar von Russland oder die Generäle erzählen authentisch über ihre Handlungen und Gedanken. Dabei hielt sich die Autorin absolut an recherchierte Quellenangaben, Tagebüchern, offiziellen Dokumenten und Augenzeugenberichten.
Der vorliegende Band, eigentlich ein historischer Roman, beweist, dass Geschichte unterhaltsam, spannend und sogar lehrreich erzählt werden kann, wenn diese gut recherchiert ist und wenige fiktive Elementen eingebaut sind. In vielen, wohl den meisten historischen Romanen, muss der Autor seine Figuren und die Handlung erfinden, bei 1813 – Kriegsfeuermusste - und das erzählt Sabine Ebert im Nachwort selbst - die Figuren und deren Handlungen in müheseliger, aber spannender Recherchearbeit finden. Sicherlich gibt es auch einige fiktive Charaktere, aber bei deren Schicksalen hat sich die Autorin ausschließlich an historischen Quellen orientiert.
Sicherlich gibt es auch grauenhafte Szenen des Krieges, die die Autorin uns vor Augen führt und dabei grausame Details nicht auslässt: Die Schilderungen des Leids in den Lazaretten, wo Soldaten jeglicher Nation verstümmelt auf den Tod warten. Ihre Angst und Verzweiflung spürt der Leser in einer beklemmenden Atmosphäre ebenso wie die Überforderung der Ärzte und der freiwilligen Helfer in den Lazaretten und Hospitälern der umkämpften Stadt.
Die Handlung ist frei von Pathos, Heldenverehrung, überzogenem Nationalismus und verklärten historischen Ereignissen. In ihr geht es um die Menschen und deren Schicksale, und der Autorin gelingt es fantastisch, dieses auf jeder Seite kristallklar den Leser zu vermitteln. Das Leid, die Verantwortung der Militärs, die Ängste der Zivilbevölkerung, die diplomatischen Versuche und ja auch manchmal das menschliche Versagen und die falschen idealistischen Ideen hallen nach dem Lesen noch lange nach. Neben der Zivilbevölkerung kommt auch der einfache Soldat zu Wort. Nicht nur der Berufssoldat, der Offizier auf französischer Seite, sondern auch junge Männer, die sich rächen möchten, weil einer der ihren in dem Feldzug getötet worden ist oder sie einer irren idealistischen Idee folgen. Es gibt auch viele interessante Dialoge und sensible Szenen, in der Menschlichkeit und Vergebung an die Oberfläche kommen - ein heller Funken in der tiefsten Dunkelheit. Ein Gedenken an die gefallenen Soldaten und die Zivilbevölkerung – gleich welcher Nationalität.
Es gibt unheimlich viele historische Romane mit Frauenschicksalen: Heilerinnen, Henkerinnen, Hexen und Hebammen, doch dieser – 1813 Kriegsfeuer von Sabine Ebert ist heraus- und überragend. Es ist bekannt, dass die Autorin ein Faible für Recherche hat und hinlänglich viel Wert auf eine authentische Handlung legt, doch diesmal hat sie sich selbst übertroffen. Egal in welcher Szene sich der Leser aufhalten wird, die Atmosphäre auf dem Schlachtfeld, in einem Ballsaal oder zwischen den Dialogen ist immer höchst spannend. Auch die Lebensbedingungen der Zivilbevölkerung, ebenso wie soziale und militärische Strukturen sind brillant zu Papier gebracht.
Dass eine Liebesgeschichte nicht fehlen mag und kann, ist absolut in Ordnung. Die Geschichte von Henriette nimmt viel Bezug auf die historischen und wohl auch realen Situationen, in der eine junge Frau katapultiert werden kann.
Fazit: Der Roman erzählt eine Geschichte für Menschen und ihre Heimatländer, egal, aus welcher Richtung Europas sie hier vor Leipzig in eine vernichtende Schlacht geführt werden. Sabine Eberts Werk ist ein kleines Denkmal für diese Menschen, ein Mahnmal und eine Botschaft. Am Ende des Buches gibt es neben Quellenangaben und einem Glossar auch eine Aufzählung der historischen Personen, die in diesem genialen Roman eine Rolle spielen.
Es wird eine Fortsetzung geben, das muss es auch, denn auch wenn diese Schlacht gewonnen ist, so ist der Krieg und das Leid, die verknüpften Schicksale der Menschen noch lange nicht zu Ende erzählt.
Sabine Ebert erzählt nicht nur eine Geschichte, sondern gibt Leipzig mit seinen Menschen und auch den Franzosen eine erzählerische und historische Seele, an die sich der Leser sehr genau erinnern wird. Bisher muss ich sagen, ist 1813 – Kriegsfeuer der spannendste und beste Roman der Autorin. Ein Buch, das eventuell auch gut in Unterrichtsstunden passen könnte, jedenfalls phasenweise, denn mit 927 Seiten ist es ein Monumentalwerk, aber jede Seite ist jede Lebensminute wert.
Prädikat: wertvoll, prächtig und nicht zuletzt menschlich. Danke Frau Ebert!
Zitat aus dem Buch: „Das ist ja eine wahre Völkerschlacht“, soll ein preußischer Offizier während des mörderischen Kampfes im Oktober 1813 bei Leipzig geäußert haben. Der Name hielt sich bis heute. Doch der Offizier irrte. Nicht die Völker kämpften hier gegeneinander. Dies war ein Krieg skrupelloser Herrscher um Macht und Land. Einig waren sie sich nur darin, dass keines der Ideale Wirklichkeit werden durfte, für die ihre Bürger kämpften und starben. So ist dieser Roman kein Urteil über Nationen. Es soll an die Menschen aus vielen Völkern erinnern, die aus blanker Gier verraten und geopfert wurden."
Sabine Ebert: 1813 - Kriegsfeuer, Knaur, 928 Seiten, Gebunden, 14. März 2013
Michael Sterzik