Die Verfilmung des Bestsellers „Gorki Park“ von Martin Cruz Smith, katapultierte den Autor in einen höheren Bekanntheitsgrad. Die Hauptfigur des russischen Ermittlers Arkadi Renko wurde im Genre Thriller durchaus zu einer charismatischen Kultfigur. Spielte der Roman noch im Kalten Krieg der Großmächte so ging doch der Autor mit Arkadi Renko auf eine Reise durch die letzten fast schon vierzig Jahre – eine Reise der Sowjetunion durch verschiedene Krisen, durch eine prägende Entwicklung die nun in der Gegenwart angekommen ist. Martin Cruz Smith erzählt sehr bildgewaltig und vom Verfall der Sowjetunion und dem Aufbau einer russischen Weltmacht, die natürlich auch Wladimir Putin und seinen Staatsapparat kritisch zeigen.
Der vorliegende Roman ist der neunte Band der
Arkadi-Renko-Reihe. Er kann als Einzelband gelesen werden, doch es wäre
vorteilhaft, wenn man zuvor schon einige Bänder gelesen hat, und somit die Handlungen
und Motive eines Arkadi Renkos verstehen kann. Auch seine charakterliche
Entwicklung ist natürlich nicht in 40 Jahren stehengeblieben.
Der legendäre Moskauer Ermittler Arkadi Renko ist in
größter Sorge um seine ehemalige Geliebte Tatjana. Die mutige
Enthüllungsjournalistin ist nicht planmäßig aus Sibirien zurückgekehrt. Dort
wollte sie den politischen Dissidenten Kusnezow porträtieren – einen
charismatischen, aber auch skrupellosen Mann, der das ehrgeizige Ziel verfolgt,
die Dauerherrschaft Putins zu brechen. Getrieben von bösen Vorahnungen, aber
auch rasender Eifersucht, begibt sich Renko auf eine riskante Reise. Er merkt
schnell, dass in der unwirtlichen, eisigen Natur Sibiriens ganz eigene Gesetze
herrschen. Doch erst eine grausame Bärenjagd, von der er sich wichtige
Insider-Informationen verspricht, führt ihm vor Augen, in welche gefährlichen
politischen Fänge Tatjana geraten ist …(Verlagsinfo)
Interessant ist es das Martin Cruz Smith sich selbst treu
bleibt und sich auf das politische, kulturelle und wirtschaftliche Russland
konzentriert, mit all seinen Subthemen und Herausforderungen. Im Grunde ist es
ein regimekritisches Buch, handelt es doch um Oligarchen, um einen politischen
Dissidenten und mit der Figur der Journalisten Tatjana um die Pressefreiheit.
„Die Spur des Bären“ kommt auch ohne technischen
Firlefanz aus, ohne Hightech deren sich die Ermittler bedienen können. Arkadi
Renko ist anders – für ihn zählt der Faktor Mensch und dessen ausgesprochenen
Talent Fehler zu begehen. Klassische Ermittlungsarbeit in einem autoritären
System. Wie immer bringt sich aber Arkadi Renko in Lebensgefahr –
Scharfschützen und wilde Bären hinterlassen durchaus psychische und physische
Spuren bei dieser Figur.
Der Hauptteil der Geschichte spielt nicht in der
Metropole Moskau – die natürlich prädestiniert wäre für politische, kulturelle und
wirtschaftliche Ereignisse und Handlungen. Es geht recht fix in die Taiga – in einer
Umgebung die grausam, schön und brutal gefährlich sein kann.
Die Stärken des Romans sind auch gerade die Dialoge, die
innerhalb der spannenden Handlung fein geschliffen sind, besonders dann, wenn
Arkadi Renko sich mit seiner typischen sarkastischen, ironischen Sprache Gehör
verschafft. Es ist verwunderlich, dass er mit seiner spitzen Zunge überlebt
hat, oder vielleicht auch gerade deswegen, weil er weiß wie er diese auch als intellektuelle
Waffe einzusetzen vermag.
„Die Spur des Bären“ ist ein spannender und kurzweiliger
Thriller. Ausdrucksstark und so munter und frech mit seinen Dialogen, dass die
Handlung eigentlich nur wie ein Nebendarsteller wirkt. Die Figuren des Romans
sind aufgestellt wie auf einem Schachbrett, und die Nebenfiguren besitzen einen
sehr intelligenten, vorwitzigen Charme.
Die Handlung weist auch Action Elemente auf und teilt
sich gezielt immer wieder im Wechsel mit großartigen Dialogen die Bühne. Es
gibt nichts zu kritisieren – vielleicht wäre es ggf. an der Zeit diese Reihe
abzuschließen, denn Arkadi Renko ist als Figur nicht unsterblich und folgt man
der Reihe – so hat natürlich sein Schöpfer Martin Cruz Smith mit seinem „Alter“
geschummelt.
Fazit
„Die Spur des Bären“ ist ein bärenstarker Kriminalroman.
Grandios erzählt – mit viel Humor und einer spannenden Handlung, ist er absolut
überzeugend. Klare Leseempfehlung.
Michael Sterzik