Posts mit dem Label BRD werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label BRD werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Mittwoch, 11. Mai 2022

Das zweite Geheimnis - Titus Müller


Die DDR gehört zur deutsch-deutschen Geschichte. Ein marxistisches, kommunistisches System, dass im Kalten Krieg zwischen den damaligen Großmächten, der USA und der Sowjetunion, eine wesentliche Rolle spielte. Der Klassen- und Systemfeind der BRD steht stellvertretend für eine koordinierte und systematische Kontrolle ihrer Bevölkerung. Mit allem Mitteln wurden alle Register gezogen, alles an kriminelle Energie aufgewendet, um ein idealistisches, politisches System durchzusetzen. So, oder so war es zum Scheitern verurteilt – auch die Führung wusste es, sie bediente sich gerne aus dem Warenkorb des Westens und verdrängte den Schrei nach Freiheit – der immer lauter wurde. Jetzt 33 Jahre später gibt es noch immer den Schatten dieses Staates in den Köpfen vieler Bewohner. Es wird noch Generationen benötigen, bis Vorurteile, Vorbehalte und Klischees aus dem Weg geräumt sind. Wer waren diese Menschen, die systemtreu Verbrechen verübten? „Das zweite Geheimnis“ von Titus Müller ist der zweite Band der Trilogie, die dieser furchtbaren Beziehung zweier Bruderstaaten eine Stimme gibt.

„Die fremde Spionin“ – spielt kurz vor dem Mauerbau – der vorliegende spielt im Jahr 1973 – die Weltfestspiele der Jugend werden in der DDR ausgetragen. Diese „Tor“ zum Westen ist auch für die DDR ein Versuch, an Prestige zu gewinnen. Mit dem Wohle der Jugend, der sportlichen Fairness und der Freiheit hat es weniger zu tun. Titus Müller erzählt die Geschichte von Ria Nachtmann und ihrer Familie konsequent weiter. Die ehemalige Spionin reaktiviert sich selbst, nachdem ihr Schwager, ein Grenzsoldat auf der Flucht angeschossen und nun inhaftiert wurde. Auch ihr innerer Drang sich an dem Regime zu rächen ist nicht gänzlich verschwunden, aber die Liebe zu einem westdeutschen Journalisten und die Schwierigkeiten mit ihrer Tochter Annie lassen sie ein zweites Mal zwischen die Fronten der beiden deutschen Lände kommen.

Zwölf Jahre nach dem Mauerbau führt Ria Nachtmann ein weitgehend angepasstes Leben in Ostberlin. Niemand würde vermuten, dass sie einst als Spionin für den Bundesnachrichtendienst aktiv war. Nur eines hat die Jahre überdauert: ihre Liebe zu Jens, einem westdeutschen Journalisten. Doch Verbindungen mit dem Klassenfeind sind streng verboten. Als Ria ein geheimes Treffen arrangiert, wird sie bereits beobachtet. Ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel beginnt ...(Verlagsinfo)

Titus Müller gibt dieser Epoche eine bildgewaltige, auch brutal ernste Atmosphäre. Themen wie Folter in der Haft, Verhör- und Beschattungstechniken, die erpresserische Manipulation von Freunden und Familienmitglieder, der Verrat usw. spielen wichtige Rollen in dem vorliegenden Roman. Natürlich wird auch das Doping thematisiert und sowieso die Hintergründe und Methoden dieses Systems angesprochen. Für viele Leser sind diese geschichtlichen Aspekte und Details schwer zu verstehen. Sie sind nicht nur spannend und unterhaltsam, insgesamt sind diese auch emotional aufwühlend. Besonders die erzählerische Perspektive einer Stasi-Agentin die verbissen Rita jagt, um diese zu entlarven – ist unglaublich intensiv beschrieben.

Titus Müller erzählt auch von Spionage und Gegenspionage – von gefährlichen Unternehmungen und Situationen, die ggf. Lebensgefährlich sind, aber mit Sicherheit zu einer langen Haftstrafe führen könnten. Neben der Stasi-Agentin, lässt auch Rias Schwager – der verräterische Grenzsoldat, ein ehemaliger Offizier tief in seine Seele blicken. Seine Verzweiflung, sein Begreifen seines eigenen Versagens lassen auch die Szenen um Rita etwas in die zweite Reihe driften.

Neben der Unterhaltung sind die Charaktere erstklassig konzipiert. Haupt- und Nebenakteure bilden ein komplexes Gesamtkonstrukt, das jeglicher Erwartungshaltung entsprechen sollte. Wie schon im ersten Band kommen auch historische Ereignisse und Personen.

Die Guillaume-Affäre, der wohl politisch bedeutsamste Spionagefall wird, hier erzählt. Günter Guillaume war einer der engsten Mitarbeiter im Bundeskanzleramt unter Willy Brandt. Ein DDR-Agent im Kanzleramt. Das Leben schreibt eben doch die besten Geschichten.

„Das zweite Geheimnis“ ist atmosphärisch ungemein gut. Beim Lesen entstehen allerhand Fragen, auf die Titus Müller noch keine Antwort gibt. Wer waren diese Menschen bei der Stasi – die linientreu Verbrechen begingen? Was machen diese wohl zu Zeit und wie gehen diese mit ihrer Vergangenheit um. Diese Trilogie wird viele Menschen dazu animieren, hinter den eisernen Vorgang der DDR zu schauen. Sie werden erstaunt sein, sie werden überrascht sein, sie werden sich erschrecken.

Titus Müller erzählerischer Stil ist großartig. Konzentriert entwirft er gleich mehrere Spannungsbögen und jongliert damit fehlerfrei. Der dritte Roman dieser Reihe erscheint im Mai 2023 und wird im Jahre 1989 spielen – der Fall der Berliner Mauer, der das Ende der DDR einläutet und wenig später zur Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten führt.

Im Nachwort geht Titus Müller auf die historischen Ereignisse ein und bietet dem Leser damit viele, sehr interessante Hintergrundinformationen.

Fazit

„Das zweite Geheimnis“ ist ein Echo der deutsch-deutschen Vergangenheit. Spannende Unterhaltung mit viel Emotionen, die unter die Haut gehen. Diese Trilogie gehört zu den wichtigsten Romanen in diesem Jahr. Pageturner.

Michael Sterzik

 

Montag, 7. Januar 2013

Die Karl Müller-Reihe - Jacques Berndorf

Herr Müller ist ein Mensch, der perfekt in der Masse untergehen kann. Genau das ist seine hohe Kunst, denn er ist Topagent des BND. Als sein syrischer Kontaktmann Achmed mitten in Berlin untertaucht, ahnt Müller, dass ein verheerender Anschlag bevorsteht. Fieberhaft folgt er Achmeds Spur.(Verlagsinfo)
















Ein Mann kämpft gegen die Übermacht des Bösen
Der BND hat Jacques Berndorf, dem sensationell erfolgreichen Autor der Eifel-Krimis, als erstem Außenstehenden seine Tore zu Recherchezwecken geöffnet. Jetzt legt Berndorf seinen zweiten Thriller um BND-Agent Karl Müller vor. In der Welt der Geheimdienste und Sicherheitsexperten kursieren Gerüchte, dass Nordkorea eine Atombombe verkauft hat. Die Hintergründe des Geschäfts liegen völlig im Dunklen. Klar ist nur: Die Folgen für die Welt könnten verheerend sein.
Die westlichen Geheimdienste befinden sich in höchster Alarmbereitschaft. Der völlig verarmte nordkoreanische Staat hat 300 Mercedeslimousinen der S-Klasse bestellt. Die Hinweise mehren sich, dass das Land einen lukrativen, aber folgenschweren Deal ausgehandelt und eine Atombombe verkauft hat. Als Müller, der beste Mann des BND, nach Seoul geschickt wird, ist nur so viel bekannt: Auf ein Hilfeersuchen des amerikanischen Bruderdienstes hin soll er einen Mann aus Nordkorea herausholen. In dem festen Glauben, dass in dieser Situation alle westlichen Geheimdienste an einem Strang ziehen, macht sich Müller auf den Weg. Und tatsächlich gelingt es ihm, den liebenswürdigen Nordkoreaner Kim aus dem Gelben Meer zu fischen. Doch kaum haben die beiden Männer Seoul erreicht, stehen sie auch schon gnadenlos unter Beschuss. Müller weiß, dass er mit Kim die vielleicht einzige zuverlässige Quelle in Sachen Atombombe in seiner Hand hat – aber mit diesem Wissen ist er ganz offensichtlich nicht allein. (Verlagsinfo)

Wenn der Schläfer erwacht
Terroristen richten ein Massaker in Mumbai an. Ein reaktionärer Geistlicher wird mitten in Köln ermordet. Vierzehn Amerikaner sterben bei einem Anschlag in Kolumbien. Der Alptraum des BND ist wahr geworden: Ein Mann ohne Gesicht und ohne Vergangenheit schleicht sich unerkannt über Grenzen und mordet mit maximalem politischem Effekt. Kann Karl Müller ihn stoppen?
An zehn verschiedenen Orten in Mumbai schlagen Terroristen im November 2008 gleichzeitig zu und richten ein Massaker an. Der BND schickt Karl Müller und Svenja Takamoto zu nachträglichen Ermittlungen nach Indien und Pakistan. Dort stößt man auf etwas Merkwürdiges: Mitten im Chaos des wahllosen Mordens erschoss ein Einzeltäter zielgerichtet eine Frau. Beim Opfer findet sich ein Plastikkärtchen mit der Aufschrift: "Im Namen Allahs". Schon bald tauchen weitere solcher Kärtchen auf. Bei einem islamfeindlichen Geistlichen – ermordet in Köln mitten in seiner Kirche. Und nahe einem Bus, der mit vierzehn amerikanischen Insassen bei Bogotá in die Luft gejagt wird. Offenbar hat sich ein Einzelner aufgemacht, um einen persönlichen Vernichtungsfeldzug zu führen. Doch wer ist er? Wie schafft er es, in einer Welt der kompletten Datenüberwachung unerkannt über alle Grenzen zu gelangen? Und vor allem: Wo wird er als Nächstes zuschlagen?

Ein top recherchierter Thriller von höchster Authentizität. (Verlagsinfo)

Eine Frau, eintausend Kilo Sprengstoff, ein Ziel: Deutschland
Der deutsche Topagent Karl Müller geht bei einem Auftrag in Tripolis verloren. Prompt will ihm der BND fristlos kündigen – gegen den Widerstand seines Chefs Krause, der daraufhin selbst den Dienst verlässt. Die Situation im BND ist heillos verfahren, da trifft die Nachricht ein, dass eine Frau in Albanien tausend Kilogramm Sprengstoff gekauft hat und damit auf dem Weg nach Deutschland ist. Wer ist sie? Was will sie? Und vor allem: Wer kann sie aufhalten?
Karl Müller wird nach Tripolis geschickt, um einen libyschen General »abzuschöpfen«, der mit dem deutschen Geheimdienst zusammenarbeitet. Doch plötzlich ist Müller spurlos verschwunden. Seine Kollegin und enge Freundin Svenja Takamoto reist ihm ohne offiziellen Auftrag hinterher. Beiden Agenten steht deswegen vonseiten der BND-Rechtsabteilung die fristlose Kündigung ins Haus. Das will ihr Chef Krause nicht hinnehmen, der bereits im offenen Kampf mit der Finanzabteilung steckt und nur noch von zu Hause arbeitet. Schnell stürzen die Konflikte die ganze Behörde ins Chaos. Dann kommt eine erschreckende Nachricht: Angeblich hat eine Frau in Albanien tausend Kilogramm C4-Sprengstoff gekauft – eine Ladung, mit der man mehrere sechsstöckige Häuser pulverisieren könnte. Und sie soll mit dem Stoff auf dem Weg nach Deutschland sein. Doch niemand weiß Genaueres, Müller und Svenja bleiben verschwunden, und die Gefahr wächst von Tag zu Tag ...(Verlagsinfo)

Jacques Berndorf schreibt brillant. Authentisch, Knallhart und mit Charakteren, die Du oder ich sein könnten. Normalität ist hier die perfekte Tarnung. Jacques Berndorf ist der deutsche John Le Carre.

Michael Sterzik