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Samstag, 5. Juni 2021

Krieger des Herrn - Tom Melley

Das Mittelalter ist im Genre Historischer Roman, eines der am meisten verwendeten Themen und zeigt oftmals ein idealisiertes und voreingenommenes Bild dieser Epoche. Edle Könige und Kaiser, höfische Gehabe von selbstbestimmten Frauen ihrer Zeit, die zeitlos schön und romantisch wirken sollen, Ritter die für Recht und Gerechtigkeit eintraten, und die Armen und Hilflosen unterstützen sollten.
Nette Vorstellung ,oder?! Es mag diese Menschen gegeben haben, die moralisch und menschlich agierten, die für viel positives eintraten und ihr Leben selbstlos für das von anderen hergaben. Übergeordnet mussten sich allerdings auch alle sozialen Stände – ob nun Adel, Kaufleute, Handwerker oder unfreie Menschen der Kirche unterordnen. Die alten Dogmen, die alten Traditionen und der Glaube daran, dass die Seele in einem herrlichen Himmel überlebt oder dem feurigen Inferno einer Hölle zum Opfer fallen könnte. Schon immer wurde die Religion als manipuliertes Werkzeug eingesetzt und schon immer wurden Verbrechen und Mord von der katholischen Kirche legitimiert – Gott will es!
Tom Melley zeigt uns in seinem historischen Titel: „Der Krieger des Herren“ eine kleine authentische Momentaufnahme des Mittelalters in einer bildgewaltigen Atmosphäre die einen völlig einnimmt.
Sachsen im Jahr 1190. Walter von Westereck, jüngster Spross eines Rittergeschlechtes, bestreitet unfreiwillig sein erstes Turnier beim Erzfeind seiner Familie, Graf Konrad von Lauenau.
Dessen verwirrte Tochter Jolande fleht ihn an, sie aus den Händen ihres sadistischen Bruders Wilfried zu befreien.
Er schenkt ihr keinen Glauben und zieht weiter, während ihr Bruder voller Hass Burg Westereck niederbrennt und seinen Vater kaltblütig hinrichtet.
Walter schwört Rache, verfolgt Wilfried und Jolande, die überraschend wegen Blutschande und Sippenmord verurteilt, eine Bußfahrt ins Heilige Land antreten müssen.
Er schließt sich einem Heer bewaffneter Pilger an, bis er die Stadt Akkon in Palästina erreicht, wo sich Christen und Muslime seit Jahren einen gnadenlosen Kampf liefern.
Dort stößt er auf seinen Todfeind, doch der steht unter dem Schutz des großmächtigen Königs Richard Löwenherz …Verlagsinfo
Tom Melleys zweiter Band übertrifft sein Debüt: „Die Gebote des Templers“. Die Intensität der Charaktere und der Story ist nicht nur authentisch gestaltet, sondern hochspannend und fesselnd. Wir nehmen als Beobachter an einer Geschichte teil und tauchen emotional tief in die Handlung ein. Sehr positiv ist der Ansatz, die Figuren und deren Handlungen so zu zeigen, wie sie ggf. tatsächlich waren. Viel Dreck und Blut, viel Gewalt und Liebe und verdammt wenig Glanz und Gloria – fertig ist ein historischer Roman, der nachhaltig überzeugt.
Besonders gut gelungen ist die Beschreibung einer Turniers. Der ritterliche, sportliche Wettkampf um sich in der Kampfkunst zu messen. Der Einsatz sehr hoch – der Gewinn ggf. auch – oder man verliert alles und findet sich als armer Ritter in einer Bedeutungslosigkeit wieder. Der Verlierer wird gefangengenommen und kommt gegen ein Lösungsgeld frei – oftmals verlieren diese aber ihre Rüstung, ihre Waffen und das Pferd. Auf der anderen Seite winken neben einer finanziellen Spritze, auch viel Ruhm und Ehre. Es bilden sich neue Freundschaften, aber hier entstehen auch viele Fehden zwischen den adeligen Personen und Interessengruppen, deren Auseinandersetzungen einen hohen Blutzoll haben. Wen interessiert schon der arme kleine Bauer, oder das kleine Dorf, oder die Bewohner einer Burg die erobert wird!? Ritterlichkeit findet man hier nicht – nur eine gnadenlose Verwirklichung von willkürlicher, brutaler Macht.
Die Figuren sind großartig, es sind keine klassischen, verzweifelten Antihelden. Es sind Menschen, die Fehlentscheidungen treffen, die Schuld auf sich geladen haben, die von Rache und Ehre getrieben Verbrechen begehen, die aber andererseits Mitgefühl zeigen und „edel“ agieren.
Es gibt auch historische Personen, denen Tom Melley hier eine Bühne gibt – es sind auch nur Nebenfiguren, die aber ganz nebenbei zielführend eingebaut sind. Allen voran Richard Löwenherz – der englische Monarch, der noch immer das hochidealisierte Bild eines Ritters darstellt – allerdings sprechen Historiker eher davon, dass er ein schlechter König und ein schlechter Mensch gewesen sein mag – aber ein großartiger Krieger war.
Dem letzten Drittel widmet sich der Autor den „Kreuzzügen“. Ein Paradeschauplatz, der allerdings überflüssig wirkt und deren Intensität nicht im Fokus liegt. Es wäre gut gewesen, die Handlung nicht auf zwei Schauplatzen zu trennen. Aber das mindert auch nicht im Geringsten die fabelhafte Unterhaltung.
Auch den Part des „bösen“ Gegners hätte man vielschichtiger darstellen können, so wirkt mir dieser manchmal zu übertrieben eindimensional böse.
Den Part der Kämpfe auf dem Turnier, oder auf dem Schlachtfeld erzählt der Autor bildgewaltig und scheut sich auch nicht davor es blutig und brutal zu schildern. Der Ton macht die Musik – und auch hier überspitzt es Tom Melley nicht ins plakativ grausame zu wechseln.
Atmosphärisch interpretiert ist der vorliegende Roman grandios erzählt. Verstand und Gefühl im absoluten synchronisierten Einklang. Stil, Ausdruck und Sprache sind hervorragend verwendet.
Fazit
„Der Krieger des Herrn“ von Tom Melley ist ein ganz, ganz starker historischer Roman, der grandios überzeugt. Wesentlich stärker und intensiver wie der erste Band. Ich würde es dem Autor wünschen, dass sich ein großer Publikumsverlag findet der diese beiden Titel veröffentlicht.
Michael Sterzik


Samstag, 11. November 2017

Schwert und Krone - Der junge Falke - Sabine Ebert

Nach dem beeindruckenden Erfolg ihres ersten Teils der geplanten Romanreihe:  Schwert und Krone – Meister der Täuschung, veröffentliche nun die bekannte, in Leipzig lebende Autorin Sabine Ebert ihren nächsten Band: „Der junge Falke“.

Das Spiel um den Königsthron geht imposant geschildert und verdammt spannend weiter. König Konrad, aus dem Adelsgeschlecht der Staufer regiert das römisch-deutsche Reich mit vielen internen Schwierigkeiten und nicht unbedingt mit einer konsequenten, harten Hand. Intrigen am Hofe Konrads, der Kreuzzug und der Wendenkreuzzug gegen die Slawen offenbaren politische Schwächen und stärken die Position seines Kontrahenten, dem jungen Herzog Heinrich der Löwe, aus dem Geschlecht der Welfen.

Die Autorin Sabine Ebert versteht es auch mit dem zweiten Band ihrer auf zehn Bände ausgelegten Reihe, ein Stück deutscher Geschichte, informativ, lehrreich und sehr spannend darzustellen. Eine große Rolle spielt „der junge Falke“ – Friedrich von Schwaben, der spätere König und Kaiser Friedrich I., später bekannt als Barbarossa. Die Umschreibung „junger Falke“ ist von der Autorin sehr gut gewählt. Der junge Adelige, zum Teil Staufer, zum Teil Welfe, beherrscht das gefährliche Spiel um den Thron mit einem sehr politisch-orientierten Blick für eine kommende Regentschaft. Aus einer beobachtenden Perspektive, mit dem übergeordneten Blick eines Falken, der seine Umgebung sondiert und analysiert, bereitet er sich vor.  

Es gibt viele historische Romane, die sich mit der englischen, mittelalterlichen Geschichte beschäftigen, unzählige Geschichten von Königen und Kreuzzügen füllen neben dramatischen Frauenschicksalen, die Bücherwände unserer Buchhändler. Doch was ist mit unserer eigenen Geschichte und unseren Adelshäusern? Höchstwahrscheinlich wissen wir wenig, viel zu wenig.

Als Autorin historischer Romane kann der erzählerische Grad zwischen Fakten und Fiktion sehr schmal ausfallen. Sabine Eberts Bühne sind überwiegend die geschichtlichen Fakten. Seit ihren Bänden 1813 und 1815, die sich mit der Völkerschlacht bei Leipzig beschäftigen, widmet sie sich der deutschen Vergangenheit.

Nach den zwei Bänden: „Meister der Täuschung“ und dem vorliegenden Band: „Der junge Falke“, kann man sagen: Es ist ihr ein Bravourstück gelungen. Meisterlich recherchiert und geschichtliche Lücken sauber interpretiert und in die historische Handlung eingepasst. Die Autorin, die sich bei Recherchen zu ihren Romanen, historischer Fachliteratur bedient und sich aktiv mit Historikern über Quellenlagen informiert, weiß, wovon sie schreibt.

Der zweite Band aus der Reihe „Schwert und Krone“ – der junge Falke – schließt direkt an den ersten Band an. Ihre Schilderungen der beiden Kreuzzüge, und die direkte, politische Auseinandersetzung der führenden Adelsdynastien, bergen eindrucksvolle, spannende Geschichten, voller Dramatik und Tragik. Weder manipuliert die Autorin die vorhandenen, geschichtlichen Fakten, noch bedient sie sich einer hohen, erzählerischen Freiheit. Das ist weder stocknüchtern, oder bierernst – es ist unsere Vergangenheit – unser Erbe, dass spannend wie nie erzählt wird. 

Wenn Freunde, aus politischen Gründen zeitweise zu Feinden werden, Kreuzzüge in Katastrophen enden, sich Menschen für Ideale opfern – und diese Szenarien nicht nur spannend, sondern auch feinfühlig, sensibel erzählt werden, dann ist das optimale Kopfkino des Lesers eingeschaltet.

Es gibt einige Szenen in dem Roman, die den Leser aufrütteln werden – der Leitspruch – „Taufe oder Tod“ und natürlich das bekannte „Gott will es“ , bergen einen Schrecken, den die Autorin perfekt transportiert. Ebenfalls gibt es ein paar wohldosierte Gänsehautmomente, wenn Figuren sich ihrem endlichen Schicksal stellen.

Es gibt nur wenige Kritikpunkte, die ich für mich erkennen kann. Zum einen habe ich vermisst, dass die Perspektive der Slawen praktisch wenig behandelt wird, allerdings betonte die Autorin, dass die Quellenlage außerordentlich sparsam ist. Im ersten Band, gab es neben der Vielzahl historisch verbürgte Personen, einen sympathischen, spionierenden Spielmann, der wunderbar in die historische Rahmenhandlung eingepasst wurde – den Luxus einer fiktiven Figur, spart sich die Autorin diesmal für den dritten Band auf.

„Schwert und Krone“ der junge Falke von Sabine Ebert ist brillant. Die Handlung realistisch, konsequent und mit viel Platz für Dramatik und Tragik grandios. Ein Stück unserer Geschichte verpackt in mit einer historischen Schleife, ein literarisches Geschenk, dass zum Pageturner wird.

Michael Sterzik