Skandinavische Thriller faszinieren uns schon
seit langem. Schweden – Norwegen – Dänemark – Finnland u.a. sind für die
Einwohner dieser Staaten gemessen an der Lebensqualität hervorragend.
Bildungssystem beispielhaft gut, Gesundheitsmanagement ausgezeichnet, die
Einwohner glücklich und zufrieden. Also eigentlich alles in bester Ordnung in
den nordischen Ländern, oder! Doch es gibt noch eine andere Seite – das Böse
ist meist nur ein Steinwurf weit entfernt. Im Norden Europas wird anscheinend
gerne gemordet und gerne literarisch verarbeitet!?
Die Krimi-/Thriller Autoren aus diesen Ländern
schreiben keine oberflächigen Romane, keine Storys die zumeist viel
inhaltlichen „splatter/trash“ Szenen ausweisen und sich auf die „Brutalität“
konzentrieren. Ja klar, auch die großen Autoren bedienen sich aus diesem
Kapital, doch deren erzählerischer Stil und literarischer Anspruch spielen in
einer ganz anderen, eher hochklassigen Liga.
Im Verlag Rowohlt ist nun ein neuer Thriller
erschienen – „Opfer“ von Bo Svernström. Dieser Debütroman des promovierten
Journalisten, der für die Zeitung „Aftonbladet“ jahrelang gearbeitet, ist
absolut empfehlenswert.
Täter oder Opfer?
Nördlich von Stockholm findet ein Bauer einen Mann in seiner Scheune, nackt und brutal gefoltert. Als Kommissar Carl Edson von der Reichsmordkommission mit seinem Team eintrifft, stellen sie schockiert fest, dass der Mann noch lebt. Noch bevor Edson tiefer in die Ermittlungen einsteigen kann, berichtet Reporterin Alexandra Bengtsson über den Fall. Das Opfer, Marco Holst, ist ein Krimineller, er hatte viele Feinde. Persönliche Rache? Ein blutiger Krieg in der Unterwelt? Doch bevor Holst eine Aussage machen kann, stirbt er im Krankenhaus. Als scheinbar wahllos weitere Morde an Kriminellen begangen werden, sucht die Reichsmordkommission fieberhaft nach einem Muster. Bis eine Spur Carl Edson und Alexandra Bengtsson in die Vergangenheit führt, zu äußerst düsteren, gewalttätigen Ereignissen. (Verlagsinfo)
Nördlich von Stockholm findet ein Bauer einen Mann in seiner Scheune, nackt und brutal gefoltert. Als Kommissar Carl Edson von der Reichsmordkommission mit seinem Team eintrifft, stellen sie schockiert fest, dass der Mann noch lebt. Noch bevor Edson tiefer in die Ermittlungen einsteigen kann, berichtet Reporterin Alexandra Bengtsson über den Fall. Das Opfer, Marco Holst, ist ein Krimineller, er hatte viele Feinde. Persönliche Rache? Ein blutiger Krieg in der Unterwelt? Doch bevor Holst eine Aussage machen kann, stirbt er im Krankenhaus. Als scheinbar wahllos weitere Morde an Kriminellen begangen werden, sucht die Reichsmordkommission fieberhaft nach einem Muster. Bis eine Spur Carl Edson und Alexandra Bengtsson in die Vergangenheit führt, zu äußerst düsteren, gewalttätigen Ereignissen. (Verlagsinfo)
„Opfer“ ist Buch für das man gute Nerven
benötigt und einen soliden Magen. Die erzählten Morde, sind ausgefeilt, der
Mörder muss sadistisch sein, in jedem Fall psychologisch gestört, aber wie so
oft auch hochintelligent. Dafür spricht die abgebrühte kompromisslose und
konsequente Durchführung der Folterungen mit Todesfolge.
Bo Svernström erzählerischer Stil ist nicht
neu, aber originell. Die Atmosphärische ansteigende Spannung im ersten Teil des
Buches intensiviert sich Schritt für Schritt. Der zweite und dritte Teil
konzentriert sich auf die Perspektive des Killers und seiner Motive. Es gibt
auch immer wieder Rückblenden in die Vergangenheit, diese sind aber nicht
primär als Verhaltenspsychologie zu deuten.
Wieder einmal stellt sich die Frage: Ist
Selbstjustiz zu akzeptieren – Auge um Auge – Zahn für Zahn, so steht es schon
in der Bibel, aber ist dies noch zu vertreten mit unserer Grundauffassung von
wir von Moral und Ethik, in Kombination einer zu erwartenden Gerechtigkeit
sprechen wollen?! Es wird dem Leser überlassen, darüber für sich selbst ein
abschließendes Urteil zu finden.
Auch wenn der Leser es relativ früh erfährt,
wer sich hinter der Maskerade des Killers verbirgt, so entsteht die Spannung
doch allein über die Frage, wie dieses personifizierte Katastrophengebiet enden
wird. Auch hier entsteht einer Eskalation der Gewalt, die eine oder andere
Wendung. Manchmal vorhersehbar, doch es entstehen auch Situationen, die man
ggf. in dieser Ausprägung nicht so erwartet haben mag.
„Opfer“ ist weit davon entfernt als
Psychoanalyse interpretiert zu werden, es gibt auch keine
Täter-Opfer-Ermittlungsbeziehungskiste. Auch der Ermittler, als solches ist
kein innerlich zerstörter Mensch, mit einem Alkohol- oder Drogenproblem, selbst
ein gewisser berufsbedingter Burnout, stellt sich nicht ein.
Fazit
Als Debütroman ist „Opfer“ von Bo Svernström
absolut gelungen. Ein spannend konstruierter Roman, bei dem alles passt. Was
mir allerdings gefehlt hat, waren Nebengeschichten und Figuren, die den Roman
noch etwas spannender gestaltet hätten. Auch einige Fragen die sich aus der
Vergangenheit des Opfers und des Täters ergeben, werden letztlich nicht
vollständig aufgelöst. Das kann man auch verschmerzen – denn die eigentliche
Haupthandlung überzeugt Vollendens.
Opfer und Täter – ein who is who – und sind wir
eigentlich nicht alle immer beides?
Die Psyche ist ein eigenes Universum, und es
gibt noch immer Welten, die wir noch lange nicht entdeckt haben.....Energie –
Bo Svernström. Die Jungfernfahrt im Genre Thriller ist gelungen.
Michael Sterzik