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Montag, 10. März 2025

Die Komplizin – Steve Cavanagh


Wann kennt man seinen Partner wirklich gut? Ab wann kennt man seinen „Lieblingsmenschen“ mit all seinen Facetten - seinen Licht- und Schattenseiten?  Wobei die „dunkle“ Seite manchmal erschreckend abgründig sein kann. Macht Liebe also blind - oder gaukelt man sich eine heile Welt vor, weil man wenig Lust hat, durch Scherben zu laufen? 

Ein geradezu dramatisches Worst-Case-Szenario wäre es, wenn sich herausstellen würde, dass der fürsorgliche, liebende Partner, vielleicht sogar Vater gemeinsamer Kinder, ein Krimineller ist! Vielleicht sogar ein Mörder, der seine dunklen, krankhaften Triebe auslebt? Wie tragisch, wenn der Stimmungsseismograph wild ausschlägt und sich der Frontalangriff auf ein glückliches Leben als Vorposten zum Friedhof entpuppt.

Dieser emotionale Tsunami zerstört dann alles im persönlichen Umfeld und die Wellen der Gewalt sind nicht mehr aufzuhalten. Wird man „mitschuldig“, wenn man die Tat für möglich hält, oder ist man zu feige, vielleicht auch zu ängstlich, um den Partner mit Verdachtsmomenten oder gar Beweisen zu konfrontieren? 

Vielleicht übt die Gewalt aber auch eine morbide Faszination aus und die Partnerschaft nimmt „neue“ Formen an? Ein wahrer Alptraum und wer ist nun Täter und Opfer oder vertauschen/erweitern sich die Rollen? 

Im vorliegenden 7. Band der Eddie-Flynn-Reihe konfrontiert uns der Autor und ehemalige Anwalt Steve Cavanagh mit dieser Thematik.

Carrie Miller ist die meistgehasste Frau Amerikas. Ihr Mann Daniel hat vierzehn Menschen ermordet, bevor er verschwand. Nun steht Carrie als Komplizin des »Sandmanns« vor Gericht. FBI, Staatsanwaltschaft und Medien sind überzeugt, dass sie von den Taten wusste und Daniel gedeckt hat. Für ihren Anwalt Eddie Flynn wird es schwer, allen das Gegenteil zu beweisen. Doch er glaubt Carrie, dass sie keine Ahnung von der dunklen Seite ihres Mannes hatte. Erst im Laufe des Prozesses kommt ihm der Verdacht, dass sie ihm nicht die ganze Wahrheit gesagt hat. Unterdessen verlässt Daniel sein Versteck, um seine Frau vor einer lebenslangen Haftstrafe zu bewahren. Und jeder, der mit dem Fall zu tun hat, wird zur Zielscheibe...(Verlagsinfo) 

„Die Komplizin“ ist ein spannender Roman, der seine Spannung aus verschiedenen Perspektiven aufbaut. Die Hauptfigur Eddie-Flynn, ein ehemaliger Trickbetrüger und nun erfolgreicher Anwalt, hat den größten Anteil an der Erzählperspektive, aber auch die Ehefrau des vermeintlichen Serienmörders Carrie Miller erklärt sich in Rückblenden mit Tagebuchaufzeichnungen, während der „Sandmann“ selbst über seine Taten spricht. Letzteres leider manchmal zu oberflächlich, ich hätte mir mehr Rückblenden gewünscht, die seinen Charakter und seine Motive etwas transparenter gemacht hätten.

Die offensichtliche Wahrheit über die „Komplizin“ ist dann doch verstörend und überraschend. Erwähnenswert ist auch, dass die Handlung ein hohes Tempo hat, die Ereignisse sich manchmal überschlagen und leider am Ende die Gedankengänge von Eddie Flynn etwas auf der Strecke bleiben. Es wird auch persönlich für Flynns Verteidigungsteam - und vielleicht wird das Team noch um eine Person erweitert - ein ehemaliger FBI-Agent, der erst schießt und sich dann als Staatsanwalt, Richter und Vollstrecker sieht. Eine ausbaufähige Figur. 

Der vorliegende Band ist der 7. dieser Reihe - man kann die Titel unabhängig voneinander lesen, aber das kann ich nicht empfehlen. Viele Charaktereigenschaften, Freundschaften und Feindschaften beziehen sich immer wieder auf die vorherigen Bände. 

Die Verteilung der Haupt- und Nebenfiguren ist ausgewogen - konzentriert sich aber auf Eddie Flynn, der allen, aber auch wirklich allen, immer mindestens drei Schritte voraus ist. Gerade in diesem Band wirkt er manchmal nicht authentisch genug. Besonders interessant und abwechslungsreich ist aber seine persönliche Affinität, Zeugen, Richter und Staatsanwälte zu manipulieren - seine Trickkiste scheint hier keinen doppelten Boden zu haben. An originellen Ideen mangelt es hier also nicht - und flankiert von spannenden Ereignissen und Situationen macht er diese Serie zu einer der besten im Thriller-Genre. 

Auch „Die Komplizin“ ist kein reiner Justizthriller/Krimi. Als Leser nehmen wir zwar im Gerichtssaal Platz, aber leider gibt es dort viel zu wenige Szenen. Die rhetorischen Duelle zwischen den Zeugen oder zwischen Eddie-Flynn und dem Staatsanwalt sind nicht nur spannend, sondern auch eine Momentaufnahme, wie die Justiz und die Geschworenen mit Theatralik und gespielter Dramatik manipuliert werden.

Fazit

Ein raffinierter und origineller Spannungsbogen, der eine gewisse Sogwirkung entfaltet. Ein authentischer Thriller, der manchmal etwas Wildwest-Charakter hat, aber empfehlenswert ist, wenn man über Recht und Gerechtigkeit nachdenkt.

Michael Sterzik 

Samstag, 8. Januar 2022

Bloodles - Grab des Verderbens - Douglas Preston und Lincoln Child


Die Thriller des amerikanischen Autorenduos Preston & Child überzeugen durch eine spannende Storyline, seinen sehr bizarren Charakteren und den wissenschaftlichen Themen, die sich die beiden talentierten Autoren bedienen.

Apropos Wissenschaft – reden wir einmal über die zeitlichen Perspektiven der Wissenschaft. Gehen wir in 100 Jahren Schritten epochal in der Geschichte zurück. Was wir heute im Bereich der Technik – der Physik, der Chemie, der Naturwissenschaft für Erkenntnisse und Wissen erlangt haben, wäre noch vor 200 Jahren im Bereich des Paranormalen, des Unmöglichen angesiedelt gewesen. Unsere wissenschaftlichen Grenzen verschieben sich immer wieder, und viele Forschungen auf ganz verschiedenen Gebieten können wir noch nicht vollumfänglich erklären. Entweder sind wir dazu intellektuell noch nicht bereit, sind zu vorsichtig, oder haben noch Vorbehalte moralische und ethische Grenzen außer Kraft zu setzen.

Der vorliegende Roman „Bloodless – Grab des Verderbens“ ist der 20. Band der Aloysius Pendergast – Reihe. Diese Figur ist inzwischen zu einer Kultfigur geworden. Hochintelligent, charismatisch, unabhängig – dazu noch extrem distanziert und exzentrisch – und immer umgibt ihn eine geheimnisvolle Aura. Das Besondere an diesem Charakter ist auch seine menschliche Fehlbarkeit, seine Verletzlichkeit, die bei all seiner Überlegenheit – seine Achillesferse ist. Flankiert und unterstützt wurde dieser Spezialagent des FBI von ganz unterschiedlichen Partnern. Im vorliegenden Band ist es der indianisch stämmige Agent Coldmoon, der auch in den letzten Romanen eine Nebenrolle spielte.

In den Straßen von Savannah im Süden der USA tauchen Leichen auf, die vollkommen blutleer sind. Kein Wunder, dass eine alte Legende der Stadt plötzlich nicht nur wohligen Grusel verursacht: Geht etwa tatsächlich der »Vampir von Savannah« um? Special Agent Pendergast und sein Partner Agent Coldmoon werden mit dem bizarren Fall betraut und erkennen bald, dass es einen Zusammenhang mit einer nie aufgeklärten Flugzeug-Entführung aus dem Jahr 1971 gibt. Doch weder Pendergast noch Coldmoon ahnen, dass hinter beiden Fällen etwas steckt, das unfassbar viel böser ist als ein Vampir. Und längst ist nicht mehr sicher, ob die FBI-Agents Jäger oder Gejagte sind. (Verlagsinfo)

„Bloodless – Grab des Verderbens“ ist spannend, aber nicht der stärkste Band diese sonst hervorragenden Reihe. Die Wissenschaft spielt ja immer eine wesentliche Verwendung, allerdings ist sie hier etwas sehr bizarr. Man könnte fast meinen Aloysius Pendergast ist im Marvel-Universum angekommen. So zwischen Fakten und Fiktion ist die Story wirklich am stark am Rande der Authentischen. Zwischen S.F. und Fantasy – Thriller und Krimi ist es arg überzeichnet, fast schon abstrus.

Neben Pendergast treffen wir auch auf Agent Coldmoon und Constance Green. Ihre Rolle als hilfreiche Assistenten ist etwas deplatziert. Agent Coldmoon ist überflüssig und Constance Greens Rolle ist zu klein geraten. Gerade ihr Charakter, so alt und tiefgründig beschrieben, beinhaltet so viel Potenzial, dass die Autoren noch lange nicht ausgeschöpft haben. Schade – ist das vielleicht ein Indiz, sie in einer eigenständigen Reihe zu implementieren. Es wäre interessant zu sehen, wie sie sich durch eine Story ohne Pendergast bewegt. 

Ich finde es ja immer ansprechend, wenn sich Autoren mit wissenschaftlichen Themen beschäftigen, über die man nachdenkt, und die vielversprechend auf einen wirken, sodass man ggf. mehr darüber erfahren möchte. An dieser Stelle muss ich jedoch sagen, wird es mir zu fremd und passt nicht in das Gesamtbild dieser Reihe.

Die Spannung ist solide – nicht mehr, und weniger und erfüllt den Unterhaltungswert. Wobei zu sagen ist, dass der Ausblick auf den nächsten Band interessanter und spannender ist, wie die eigentlich Storyline des vorliegenden Romans.

Nebenschauplätze und Nebenfiguren gibt es zu wenig und Agent Coldmoon würde ich empfehlen sprichwörtlich zu versetzen und nicht mehr in nachfolgende Titel einzubauen.

Fazit

„Bloodless – Grab der Verderbens“ ist leider etwas blutleer und die Spannung ist abwechslungsreich wie ein stillgelegtes Grab. Es ist Zeit – neue Wege zu gehen. Es wäre zu schade, dass eine Kultfigur sich selbst in Pension schickt.

Michael Sterzik