Die Thriller des amerikanischen Autorenduos Preston & Child überzeugen durch eine spannende Storyline, seinen sehr bizarren Charakteren und den wissenschaftlichen Themen, die sich die beiden talentierten Autoren bedienen.
Apropos Wissenschaft – reden wir einmal über die zeitlichen
Perspektiven der Wissenschaft. Gehen wir in 100 Jahren Schritten epochal in der
Geschichte zurück. Was wir heute im Bereich der Technik – der Physik, der
Chemie, der Naturwissenschaft für Erkenntnisse und Wissen erlangt haben, wäre
noch vor 200 Jahren im Bereich des Paranormalen, des Unmöglichen angesiedelt
gewesen. Unsere wissenschaftlichen Grenzen verschieben sich immer wieder, und
viele Forschungen auf ganz verschiedenen Gebieten können wir noch nicht
vollumfänglich erklären. Entweder sind wir dazu intellektuell noch nicht
bereit, sind zu vorsichtig, oder haben noch Vorbehalte moralische und ethische
Grenzen außer Kraft zu setzen.
Der vorliegende Roman „Bloodless – Grab des Verderbens“ ist
der 20. Band der Aloysius Pendergast – Reihe. Diese Figur ist inzwischen zu
einer Kultfigur geworden. Hochintelligent, charismatisch, unabhängig – dazu
noch extrem distanziert und exzentrisch – und immer umgibt ihn eine geheimnisvolle
Aura. Das Besondere an diesem Charakter ist auch seine menschliche Fehlbarkeit,
seine Verletzlichkeit, die bei all seiner Überlegenheit – seine Achillesferse
ist. Flankiert und unterstützt wurde dieser Spezialagent des FBI von ganz
unterschiedlichen Partnern. Im vorliegenden Band ist es der indianisch stämmige
Agent Coldmoon, der auch in den letzten Romanen eine Nebenrolle spielte.
In den Straßen von Savannah im Süden der USA tauchen
Leichen auf, die vollkommen blutleer sind. Kein Wunder, dass eine alte Legende
der Stadt plötzlich nicht nur wohligen Grusel verursacht: Geht etwa tatsächlich
der »Vampir von Savannah« um? Special Agent Pendergast und sein Partner
Agent Coldmoon werden mit dem bizarren Fall betraut und erkennen bald, dass es
einen Zusammenhang mit einer nie aufgeklärten Flugzeug-Entführung aus dem Jahr
1971 gibt. Doch weder Pendergast noch Coldmoon ahnen, dass hinter beiden Fällen
etwas steckt, das unfassbar viel böser ist als ein Vampir. Und längst ist nicht
mehr sicher, ob die FBI-Agents Jäger oder Gejagte sind. (Verlagsinfo)
„Bloodless – Grab des Verderbens“ ist spannend, aber nicht
der stärkste Band diese sonst hervorragenden Reihe. Die Wissenschaft spielt ja
immer eine wesentliche Verwendung, allerdings ist sie hier etwas sehr bizarr.
Man könnte fast meinen Aloysius Pendergast ist im Marvel-Universum angekommen.
So zwischen Fakten und Fiktion ist die Story wirklich am stark am Rande der
Authentischen. Zwischen S.F. und Fantasy – Thriller und Krimi ist es arg
überzeichnet, fast schon abstrus.
Neben Pendergast treffen wir auch auf Agent Coldmoon und
Constance Green. Ihre Rolle als hilfreiche Assistenten ist etwas deplatziert.
Agent Coldmoon ist überflüssig und Constance Greens Rolle ist zu klein geraten.
Gerade ihr Charakter, so alt und tiefgründig beschrieben, beinhaltet so viel
Potenzial, dass die Autoren noch lange nicht ausgeschöpft haben. Schade – ist
das vielleicht ein Indiz, sie in einer eigenständigen Reihe zu implementieren.
Es wäre interessant zu sehen, wie sie sich durch eine Story ohne Pendergast
bewegt.
Ich finde es ja immer ansprechend, wenn sich Autoren mit
wissenschaftlichen Themen beschäftigen, über die man nachdenkt, und die
vielversprechend auf einen wirken, sodass man ggf. mehr darüber erfahren
möchte. An dieser Stelle muss ich jedoch sagen, wird es mir zu fremd und passt
nicht in das Gesamtbild dieser Reihe.
Die Spannung ist solide – nicht mehr, und weniger und
erfüllt den Unterhaltungswert. Wobei zu sagen ist, dass der Ausblick auf den
nächsten Band interessanter und spannender ist, wie die eigentlich Storyline
des vorliegenden Romans.
Nebenschauplätze und Nebenfiguren gibt es zu wenig und
Agent Coldmoon würde ich empfehlen sprichwörtlich zu versetzen und nicht mehr
in nachfolgende Titel einzubauen.
Fazit
„Bloodless – Grab der Verderbens“ ist leider etwas blutleer
und die Spannung ist abwechslungsreich wie ein stillgelegtes Grab. Es ist Zeit
– neue Wege zu gehen. Es wäre zu schade, dass eine Kultfigur sich selbst in
Pension schickt.
Michael Sterzik