Die Pendergast-Reihe der amerikanischen Erfolgsautoren ist weltweit bekannt und hat längst Kultstatus erreicht.
Bekannt ist diese Buchreihe auch für ihre zahlreichen paranormalen Geschichten, die zum Teil sehr skurril, zum Teil aber auch wissenschaftlich durchaus diskutabel sind. Im letzten Band „Death - Das Kabinett des Dr. Leng“ hat sich das Autorenduo mit dem Thema „Zeitreisen“ auseinandergesetzt - in ein Paralleluniversum und damit in die Vergangenheit von Constance Greene, die sich an eben jenem Dr. Leng rächen will.
Zeitreisen - wäre es nicht phantastisch, in die Vergangenheit zu reisen und das Schicksal der Welt neu zu schreiben, indem man historisch bedeutsamen Persönlichkeiten einen anderen Lebensweg weist oder sie konsequent auslöscht?
Gefährliche Eingriffe und die Wellen dieser Ereignisse können einen Tsunami von großen, veränderten, unbekannten Katastrophen auslösen. Alles ein „Kann“ - kein „Muss“. Doch die Autoren geben dieser Situation ein Sicherheitsnetz - denn es handelt sich um ein Paralleluniversum und somit haben die Handlungen der Zeitreisenden keine Auswirkungen auf die Gegenwart oder Zukunft ihrer eigenen Zeitlinie.
Also nichts mit „Zurück in die Zukunft“ - hier geht es nur um die gute, alte und traditionelle Rache, die aber das Leben einiger Menschen ganz schön durcheinander wirbelt.
Constance Greene stellt sich Enoch Leng, Manhattans gefährlichstem Serienmörder, und will dadurch das Leben ihrer Schwester erkaufen – doch sie wird verraten und mit leeren Händen abgewiesen.
Eine raffinierte Falle wird gestellt. Leng weiß nicht, dass Constance Hilfe von Diogenes Pendergast erhält. Als Kleriker getarnt versteckt sich der Bruder von Aloysius Pendergast in New Yorks berüchtigtem Slum Five-Points. Von dort aus manipuliert er die Ereignisse, beobachtet jeden Zug von Leng und wartet auf seine Chance zuzuschlagen.Ein rachsüchtiger Engel lässt sich nicht abschrecken
Während Aloysius Pendergast alles dransetzt, die labile Constance vor ihrem selbstmörderischen Rachefeldzug zu bewahren, will sie um jeden Preis ihre geliebte Schwester retten und Leng brutal ermorden. Doch Leng ist ihr stets einen Schritt voraus und hat eine Überraschung für sie alle …(Verlagsinfo)
New York 1880 - die Armenviertel der „Five Points“. Die Autoren zeichnen ein sehr realistisches Bild dieser Zeit und ihrer Bewohner, die in Armut und Kriminalität täglich ums Überleben kämpfen müssen.
Obwohl Pendergast, Constance und Detective D'Agosta, die aus der Zukunft kommen, einige Vorteile haben, ist Dr. Leng vielleicht der gefährlichste Gegner. Das liegt auch daran, dass Dr. Leng ein „Verwandter“ von Pendergast ist und seine bösartige Intelligenz eine Herausforderung darstellt.
Und damit kommen wir zu einer originellen Überraschung der Autoren. Diogenes Pendergast - der „böse“ Bruder von Pendergast reist ebenfalls durch das Portal in das New York der Vergangenheit und will dem Trio helfen, Dr. Leng auszuschalten. In „Poison“ wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven geschildert - auch Dr. Leng schildert seine Motivation, die Verlängerung des Lebens, die schließlich in den Hintergrund tritt, als Dr. Leng mit der Möglichkeit der Zeitreise konfrontiert wird.
Die Handlungsebenen konzentrieren sich auf: Konstanze, Dr. Leng und Diogenes. Die anderen Figuren spielen zwar eine nicht unbedeutende Rolle, sind aber eher als Nebenfiguren zu bezeichnen.
Poison - Schwestern der Vergeltung ist wohl einer der spannendsten Romane dieser Reihe, und das ist nur Diogenes zu verdanken, der kompromisslos und konsequent handelt, um seine eigenen Ziele zu verfolgen, aber auch um seinem Bruder und Constance zu helfen. Die Entwicklung seines Charakters ist so spektakulär und wandlungsfähig, dass es die größte Überraschung seit langem in dieser großartigen Buchreihe ist.
Action gibt es in diesem Band reichlich. Der Weg der Zeitreisenden hinterlässt eine Spur der Gewalt, und Zimperlich ist keine Figur, wenn es darum geht, Menschen ins Reich der Toten reisen zu lassen.
Das Ende ist nach allen Seiten hin sehr offen - und ob man wieder in die Vergangenheit reist oder Diogenes wieder auftaucht, bleibt der großen Fantasie von Douglas Preston und Lincoln Child überlassen.
Fazit
Temporeiche und originelle Handlung, die eine atemlose Spannung verspricht. Ein Pendergast-Roman und ein Pageturner.
Michael Sterzik