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Mittwoch, 25. Januar 2023

Der dunkle Erbe - Tom Melley


Wer sich mit der mittelalterlichen, englischen Geschichte befasst, wird unweigerlich auf berühmte, königliche Persönlichkeiten stoßen. Parallel existieren enorm viele Legenden, trotz oder vielleicht, auch weil es so zahlreiche Quellen und schriftliche Zeitzeugnisse gibt. Diese geben Historikern und Archäologen ein umfassendes Spiegelbild aus dieser Zeit. Es gibt allerdings auch viele überzeichnete Figuren mit vielen Halbwahrheiten, Vermutungen und immer wieder trifft man auf Klischees, die wie die Figur selbst geschichtlich unsterblich geworden sind.

Die Robin Hood Legende beförderte König Richard Löwenherz in ein idealisiertes, romantisierendes Abziehbild eines Bilderbuchritters. Sein verräterischer Bruder John, auch genannt „Ohneland“ wurde absolut negativ und als tyrannischer, machtbesessener und „böser“ Mensch und späterer Nachfolgekönig charakterisiert. Diesen verhängnisvollen „Stempel“ werden die Figuren auch nicht mehr los – zu viel davon wurde medial verarbeitet. Doch wie werden diese beiden Figuren von der aktuellen, gegenwärtigen Forschung interpretiert? Fassen wir uns kurz – Richard Löwenherz, war ein exzentrischer, machtbesessener und wenn man seine Regierung bewertet – ein schlechter König. Ein guter, legendärer, mutiger Kämpfer – ohne Zweifel – aber weit davon entfernt als ein stilisierter, ehrenvoller Ritter und König zu sein. König Johann Ohneland war allen Anschein nach, kein wirklicher Sonnenschein. Er hatte zwar viel Regierungserfahrung und kannte sich im Umfeld des Adels gut aus – aber auf seiner Art war er ebenso exzentrisch. Seine Fehlurteile führten dazu die Normandie zu verlieren, einen Bürgerkrieg zu entfachen, einen Verwandten getötet zu haben usw. Viele uneheliche Kinder, ein Weiberheld, und mit Geld konnte er nicht unbedingt gut umgehen (wie viele seine Vorgänger und Nachfolger ebenfalls nicht).

Das königliche Haus „Plantagenets“ wurde von einem besonderen Mann unterstützt -. Dem Königsmacher, vielleicht dem größten Ritter seiner Zeit: „William Marshal – 1.Earl of Pembroke. Seine Treue, sein Verständnis für Ehre, aber auch sein kämpferischer Mut und Talent mit dem Schwert und der Lanze machten ihm zum größten Ritter seiner Zeit, ohne übertreibend zu klingen. Seine Geschichte ist fast untergegangen, aber nur fast.

Tom Melley hat die beiden Figuren „König Johann ohne Land“ und „William Marshal“ eine literarische Bühne gegeben. In seinem neuesten historischen Roman: „Der Dunkle Erbe“ erzählt der erfolgreiche Autor von geschichtlichen Momentaufnahmen dieser beiden Legenden.

Normandie 1199. Nach dem Tod von Richard Löwenherz verhilft der einflussreiche William Marshal, der berühmteste Ritter aller Zeiten, dessen Bruder John zum englischen Thron.
Doch seine Hoffnung auf Frieden wird jäh enttäuscht, kaum an der Macht, stürzt der neue Herrscher das Land in einen Krieg gegen das mächtige Frankreich.
Vom unberechenbaren John wird Marshals Treue auf harte Proben gestellt, dennoch kämpft er für ihn, um einen Zusammenbruch des Reiches zu verhindern.
Bis der König eine verhängnisvolle Untat begeht, die nicht nur Marshals Schicksal entscheidend verändert …(Verlagsinfo)

„Der Dunkle Erbe“ ist als historischer Roman auch ein Polit-Thriller. Es ist kein Action-Kracher, kein Mantel-und-Schwert-Roman – sondern eine hervorragende Analyse zweier Menschen ihrer Zeit. Ein König und sein Ritter – beide Streben nach Macht und Einfluss in ihren individuellen Räumen und eigenen Gedankenpalästen.

Ihre Beziehung – ein Mit- und Gegeneinander ist der Fokus der Story. William Marschal ist ein Mann von Ehre – aber konzentriert sich auch darauf, seiner Familie und sich selbst so politisch und wirtschaftlich aufzustellen, dass er dabei äußerst gut wegkommt. Risiken geht er wohl ein – aber als ein kluger Stratege und Taktiker hat er immer einen Plan B im Köcher. Berechnend agiert er diplomatisch im Kreise des Adels – sein Netzwerk ist nicht unbedingt groß, aber er weiß, wem er sich anbietet, von wem er sich fürchten sollte und wer erst einmal zu beobachten ist.

König John (Johann ohne Land) wird beschrieben, wie er laut der aktuellen Quelllage wirklich gewesen sein müsste. Aufbrausend, verletzlich, unsicher in seinem Handeln – vielleicht war er auch immer ein Muttersöhnchen. Zeit seines Lebens stand er tief im Schatten seiner Brüder. Seine Bündnisse und Freundschaften brachten ihm nicht viel ein – außer noch mehr Ärger und Komplikationen, denen er ggf. auch lieber, trunken vom Wein tänzelnd auswich.

Der Roman lebt von vielen Dialogen, von politischen und militärischen Entscheidungen, aber auch von der Beschreibung einzelner Kämpfe auf dem Schlachtfeld. Sehr gelungen ist auch die erzählerische Perspektive von König Philip von Frankreich. Diese epochale Erzfeindschaft – der Kampf um die Normandie, ist der Mittelpunkt des Romans. Auf diese Art und Weise ist der Roman auch spannend – es ist ein Duell verschiedener Motive und Motivationen. Tom Melley gibt auch keine eigene Wertung ab – es waren Figuren ihrer Zeit, deren Handlungen wir weder politisch, kulturell, religiös, militärisch und letztlich auch menschlich mit unserem Wissen nicht unbedingt nachvollziehen können.

Mit den Vorgängerromanen ist „Der Dunkle Erbe“ keinesfalls zu vergleichen. Weniger kämpferisch – dafür mehr politisch durchdrungen – doch der Unterhaltungswert ist sehr, sehr hoch. Hervorzuheben ist die konsequente Verarbeitung von Fakten – und sich nicht an Legenden und vielen „Vielleicht“ zu orientieren.

Atmosphärisch sehr gut aufgebaut und feinem Humor gibt es auch zwischendurch. Viele Figuren sind geschichtlich authentisch – viele Schicksale schlüssig und in sich logisch interpretiert erzählt. Wer hier ggf. eine klassische Liebelei erwartet – dürfte enttäuscht werden. Die Liebe zeigt sich in unterschiedlichen Facetten – aber sie ist da. Die Liebe zu dem Land – für Freunde – für eine Ehefrau usw.

Persönlich finde ich es schade – dass das Leben dieser Hauptfiguren zu einem Zeitpunkt erzählt wird – bei der beide schon in der Vergangenheit Angst und Schrecken und weiteren Unfug betrieben haben. Stoff für weitere Romane – sollte also mehr wie genug vorhanden sein. Für John ist der Zeitpunkt des Romans – der Anfang vom Ende. Aus der Perspektive von William Marshal auch – aber als ehemaliger und erfolgreicher Turnierritter – ist er das Gewinnen ja sowieso gewohnt.

Fazit

Politischer Thriller mit viel Menschlichkeit. Spannende Unterhaltung von Menschen, deren Handlungen wir nicht unbedingt verstehen, aber die viel, viel Unterhaltung bieten. Absolut zu empfehlen.

 

Michael Sterzik

 


 

Samstag, 30. Oktober 2021

Die Klinge des Glaubens - Tom Melley


Die katholische Kirche –  Der Vatikan in Rom – der kleinste Staat der Welt, aber die größten Geheimnisse verbergen sich hinter verschlossenen Kirchtüren. Die Bibliothek des Vatikans unterteilt in öffentliche und nicht öffentliche Bereiche. Welche Dokumente befinden sich hier im Zentrum des Glaubens? Welche sensiblen Geheimnisse werden von Papst zu Papst weitergegeben?

Der Vatikan hat seine eigenen Interessen – auch wirtschaftliche und der katholische Machtapparat ist immer für einen Skandal gut. In Namen der Religion wurden unzählige Verbrechen ausgeübt – die Inquisition – das Verbrennen von Ketzern – Aufruf zu den Kreuzzügen – finanzieller Sündenerlass usw. Das Sündenregister wächst, auch noch in unserer heutigen Zeit enorm an.

Eine Institution wie die Kirche mit Verbindungen zu fast allen Staaten lässt den Schluss zu, dass es auch geheimdienstliche Aktivitäten gibt. Es wäre vermessen, die zu bestreiten. Doch gibt es auch Agenten, die  Tötungsaufträge haben, um den Glauben aggressiv zu beschützten, um unbeliebte Gegner zu liquidieren? Vorstellbar, oder? Im vorliegenden historischen Roman „Die Klinge des Glaubens“ präsentiert uns der Autor Tom Melley einen Attentäter, einen Verteidiger des Glaubens, der auch vor Mord nicht zurückschreckt. Der Auftraggeber ist niemand andere als die katholische Kirche selbst.

Rom 1209. Vor Gabriel ist kein Feind des Papstes sicher. Dem Vollstrecker mit tausend Gesichtern entkommt niemand, bis er einen Anführer der ketzerischen Katharer verschont.
Erzürnt gibt man dem Jäger eine letzte Chance, sonst hat er sein Leben verwirkt. Gabriels neues Ziel ist ein abtrünniger, gefährlicher Tempelritter. Dessen achtsam verborgene Spuren führen ihn von Palästina bis zum Baltikum.
Doch das Schicksal des geheimnisumwitterten Templers ist mit Gabriels eigener Vergangenheit unheilvoll verflochten. Was er nicht ahnt, längst haben sich zwei Krieger des livländischen Schwertbrüderordens an seine Fersen geheftet, um den Flüchtigen zu schützen ...(Verlagsinfo)

Der dritte, vielleicht abschließende Band dieser Reihe ist brillant. Die Romane können einzeln gelesen werden, allerdings empfehle ich diese Reihenfolge: „Der Krieger des Herrn“ – „Die Gebote des Templers“ – „Die Klinge des Glaubens“. Verschiedene Protagonisten tauchen in diesen drei Romanen auf und damit die zeitliche Chronologie bestehen bleibt, so ist dieser Rat von mir gut gemeint.

Tom Melley ist es hervorragend gelungen, die drei Bände inhaltlich, personell und spannungsreich aufzustellen. Das ist nicht einfach – es dürfen keine logischen Brüche entstehen, die dynamischen Beziehungsebenen müssen plausibel bleiben und in sich schlüssig.

„Die Klinge des Glaubens“ ist hoch spannend gerade, weil der Autor Melley es schafft drei Hauptprotagonisten aus den letzten beiden Bänden  zu versammeln. Das regionale Setting ist breitgefächert und damit gestaltet sich die Bühne abwechslungsreich. Auch die Protagonisten überzeugen durch eine stabile charakterliche Tiefe, wobei Gabriel als „neue“ Person oberflächlich bleibt. Doch dieser ist nicht der absolut fokussierte Ground Zero. Auch hier macht Tom Melley alles richtig und lässt alle Protagonisten ihre Geschichte ausspielen, sodass die Story komplett und komplex ist. Immer wieder kommt es zu erzählerischen Rückblenden um die Ereignisse, die in den beiden vorherigen Teilen wichtig waren.

Besonders viel Wert legt der Autor auf ein authentisch erzählerisches Mittelalter. So ganz selbstbewusst und selbstverständlich eingebaut beschreibt der Autor viele Gegenstände, viele politischen Themen, die Kultur der Länder, die Waffengattungen usw. ohne das es zu viel ist, oder auch zu wenig. Hier entsteht dann ein atmosphärisches Kopfkino, das alle Emotionen tragen kann.

Historisch korrekt ist es allemal. Tom Melley glorifiziert nichts – er stellt die Religionen und deren Idealismus allzu menschlich dar. Im Zeichen des Kreuzes wird viel Blut vergossen – und die Figuren des Autors sind keine „Engel“. Viele vergangene Sünden sind die Motivation Abbitte zu leisten und der Antrieb „Gutes“ zu tun. In allen drei Romanen entstehen somit Handlungen, die wir weder moralisch noch ethisch gutheißen können – aber es war auch eine andere Zeit, die wir aus unserer Perspektive nicht nachvollziehen können.

Die Actionszenen sind kompromisslos, konsequent beschrieben und kommen sehr brachial daher. Tod und Sterben zu beschreiben gehört dazu – wenn man sich in kriegerischen Zeiten literarisch bewegt, dass kann überzogen sein, zu viel oder zu weinig. Tom Melley hat hier für sich einen guten Weg gefunden, eine Zeit zu beschreiben, in der ein Menschenleben nicht viel wert war.

Fazit

„Die Klinge des Glaubens“ ist ein messerscharfer, historischer Spannungsroman. Perfekte Aufstellung der Figuren, die die Story tragen und nicht umgekehrt. Realistisch – eine Atmosphäre, der sich man nicht entziehen kann. So kann es ggf. weitergehen. Diese Reihe kann ich absolut empfehlen, wenn man sich auf eine historische Zeitreise bewegen möchte.

Michael Sterzik

Samstag, 5. Juni 2021

Krieger des Herrn - Tom Melley

Das Mittelalter ist im Genre Historischer Roman, eines der am meisten verwendeten Themen und zeigt oftmals ein idealisiertes und voreingenommenes Bild dieser Epoche. Edle Könige und Kaiser, höfische Gehabe von selbstbestimmten Frauen ihrer Zeit, die zeitlos schön und romantisch wirken sollen, Ritter die für Recht und Gerechtigkeit eintraten, und die Armen und Hilflosen unterstützen sollten.
Nette Vorstellung ,oder?! Es mag diese Menschen gegeben haben, die moralisch und menschlich agierten, die für viel positives eintraten und ihr Leben selbstlos für das von anderen hergaben. Übergeordnet mussten sich allerdings auch alle sozialen Stände – ob nun Adel, Kaufleute, Handwerker oder unfreie Menschen der Kirche unterordnen. Die alten Dogmen, die alten Traditionen und der Glaube daran, dass die Seele in einem herrlichen Himmel überlebt oder dem feurigen Inferno einer Hölle zum Opfer fallen könnte. Schon immer wurde die Religion als manipuliertes Werkzeug eingesetzt und schon immer wurden Verbrechen und Mord von der katholischen Kirche legitimiert – Gott will es!
Tom Melley zeigt uns in seinem historischen Titel: „Der Krieger des Herren“ eine kleine authentische Momentaufnahme des Mittelalters in einer bildgewaltigen Atmosphäre die einen völlig einnimmt.
Sachsen im Jahr 1190. Walter von Westereck, jüngster Spross eines Rittergeschlechtes, bestreitet unfreiwillig sein erstes Turnier beim Erzfeind seiner Familie, Graf Konrad von Lauenau.
Dessen verwirrte Tochter Jolande fleht ihn an, sie aus den Händen ihres sadistischen Bruders Wilfried zu befreien.
Er schenkt ihr keinen Glauben und zieht weiter, während ihr Bruder voller Hass Burg Westereck niederbrennt und seinen Vater kaltblütig hinrichtet.
Walter schwört Rache, verfolgt Wilfried und Jolande, die überraschend wegen Blutschande und Sippenmord verurteilt, eine Bußfahrt ins Heilige Land antreten müssen.
Er schließt sich einem Heer bewaffneter Pilger an, bis er die Stadt Akkon in Palästina erreicht, wo sich Christen und Muslime seit Jahren einen gnadenlosen Kampf liefern.
Dort stößt er auf seinen Todfeind, doch der steht unter dem Schutz des großmächtigen Königs Richard Löwenherz …Verlagsinfo
Tom Melleys zweiter Band übertrifft sein Debüt: „Die Gebote des Templers“. Die Intensität der Charaktere und der Story ist nicht nur authentisch gestaltet, sondern hochspannend und fesselnd. Wir nehmen als Beobachter an einer Geschichte teil und tauchen emotional tief in die Handlung ein. Sehr positiv ist der Ansatz, die Figuren und deren Handlungen so zu zeigen, wie sie ggf. tatsächlich waren. Viel Dreck und Blut, viel Gewalt und Liebe und verdammt wenig Glanz und Gloria – fertig ist ein historischer Roman, der nachhaltig überzeugt.
Besonders gut gelungen ist die Beschreibung einer Turniers. Der ritterliche, sportliche Wettkampf um sich in der Kampfkunst zu messen. Der Einsatz sehr hoch – der Gewinn ggf. auch – oder man verliert alles und findet sich als armer Ritter in einer Bedeutungslosigkeit wieder. Der Verlierer wird gefangengenommen und kommt gegen ein Lösungsgeld frei – oftmals verlieren diese aber ihre Rüstung, ihre Waffen und das Pferd. Auf der anderen Seite winken neben einer finanziellen Spritze, auch viel Ruhm und Ehre. Es bilden sich neue Freundschaften, aber hier entstehen auch viele Fehden zwischen den adeligen Personen und Interessengruppen, deren Auseinandersetzungen einen hohen Blutzoll haben. Wen interessiert schon der arme kleine Bauer, oder das kleine Dorf, oder die Bewohner einer Burg die erobert wird!? Ritterlichkeit findet man hier nicht – nur eine gnadenlose Verwirklichung von willkürlicher, brutaler Macht.
Die Figuren sind großartig, es sind keine klassischen, verzweifelten Antihelden. Es sind Menschen, die Fehlentscheidungen treffen, die Schuld auf sich geladen haben, die von Rache und Ehre getrieben Verbrechen begehen, die aber andererseits Mitgefühl zeigen und „edel“ agieren.
Es gibt auch historische Personen, denen Tom Melley hier eine Bühne gibt – es sind auch nur Nebenfiguren, die aber ganz nebenbei zielführend eingebaut sind. Allen voran Richard Löwenherz – der englische Monarch, der noch immer das hochidealisierte Bild eines Ritters darstellt – allerdings sprechen Historiker eher davon, dass er ein schlechter König und ein schlechter Mensch gewesen sein mag – aber ein großartiger Krieger war.
Dem letzten Drittel widmet sich der Autor den „Kreuzzügen“. Ein Paradeschauplatz, der allerdings überflüssig wirkt und deren Intensität nicht im Fokus liegt. Es wäre gut gewesen, die Handlung nicht auf zwei Schauplatzen zu trennen. Aber das mindert auch nicht im Geringsten die fabelhafte Unterhaltung.
Auch den Part des „bösen“ Gegners hätte man vielschichtiger darstellen können, so wirkt mir dieser manchmal zu übertrieben eindimensional böse.
Den Part der Kämpfe auf dem Turnier, oder auf dem Schlachtfeld erzählt der Autor bildgewaltig und scheut sich auch nicht davor es blutig und brutal zu schildern. Der Ton macht die Musik – und auch hier überspitzt es Tom Melley nicht ins plakativ grausame zu wechseln.
Atmosphärisch interpretiert ist der vorliegende Roman grandios erzählt. Verstand und Gefühl im absoluten synchronisierten Einklang. Stil, Ausdruck und Sprache sind hervorragend verwendet.
Fazit
„Der Krieger des Herrn“ von Tom Melley ist ein ganz, ganz starker historischer Roman, der grandios überzeugt. Wesentlich stärker und intensiver wie der erste Band. Ich würde es dem Autor wünschen, dass sich ein großer Publikumsverlag findet der diese beiden Titel veröffentlicht.
Michael Sterzik


Montag, 24. Mai 2021

Die Gebote des Templers - Tom Melley

 

Der Kampf um das Heilige Grab, die Kreuzzüge von denen sich die Ritter und Soldaten ein abenteuerliches und erträgliches Geschäft versprachen. „Gott will es“ und das Versprechen sich damit allen Sünden zu entledigen – all das waren Motive um legitimiert zu morden, zu plündern, zu vergewaltigen und vielleicht auch der Gerichtsbarkeit und anderen heimischen Herausforderungen hinter sich zu lassen. Alles in Namen „Gottes“.

Es gibt eine Menge an historischen Quellen, die uns ein gutes und authentisches Bild überliefern. Dazu gibt es noch eine Menge „Legenden“, eine ganze Reihe von erzählerischen Übertreibungen die etwas viel Glanz und Gloria über die Epoche verteilen. Im Genre Historischer Roman – gibt es unzählige Romane, die diese extreme, kriegerische Religionspolitik unterhaltsam erzählen. Viele haben mit einer auch nur annähernden Realität entfernt wenig bis gar nichts zu tun.

Kommen wir zurück ins Land der Märchen, Fabeln und Legenden und konzentrieren uns kurz auf die Tempelritter. Ein Orden mit festen Verhaltensregeln, Gesetzen, Richtlinien und einem unerschütterlichen Kodex der sich an die ritterlichen und menschlichen Wert orientiert. Humanitärer Kompass hin oder her – auch hier gibt es neben einer Vielzahl von historischen Quellen, auch viele Legenden um die Ritter in den weißen Waffenröcken, die das Symbol des Kreuzes trugen.

Im vorliegenden Roman „Die Gebote des Templers“ von Tom Melley thematisiert dieser, die „Tempelritter“ im Heiligen Land.

Das Heilige Land im Jahr 1193.
Guillaume de Born, ein skrupelloser Tempelritter, ist der fleischlichen Sünde überführt. Als Buße wird er mit einem selbstmörderischen Auftrag in das von Sultan Saladin besetzte Jerusalem gesandt. Dort stößt er auf einen Teil der verschollen geglaubten Bundeslade. Er verfolgt deren Spur bis zu einem jüdischen Goldschmied und stiehlt das vermeintliche Heiligtum.
Guillaumes Tod ist jedoch vom Großmeister der Templer längst beschlossen. Auf dem Rückweg in die Hafenstadt Akkon wird er plötzlich von seinen Tempelbrüdern überfallen. Sie nehmen den kostbaren Schatz an sich und er bleibt schwer verletzt in den Bergen Galiläas zurück. Durch die Hilfe einer Jüdin und eines Arabers überlebt er und schwört Rache. Doch das wertvolle Artefakt befindet sich jetzt in einer uneinnehmbaren Templerfestung, bewacht von einem erbarmungslosen Feind. (Verlagsinfo)

„Die Gebote des Templers“ von Tom Melley überzeugt durch eine absolut authentische, historische Perspektive. Der Autor hält sich nicht auf mit überflüssigen Beschreibungen, oder ziellos geführten Dialogen. Es gibt keine romantisierte Interpretation und Darstellung der Tempelritter. Tom Melley zeigt sie diese mitunter gewesen sei könnten, als Menschen, die sich im Orden versteckte, die Korrupt waren, die Verbrechen begingen, die jegliche selbstauferlegten Ideale verriet. Diese ritterliche Eliteeinheit, die die beiden Stände Ritter- und Mönchstum vereinte, waren sehr mächtig. Sie hatten einen unmittelbaren politischen Einfluss, den sie mithilfe ihrer finanzkräftigen Infrastruktur so lenkten, wie sie es selbst für richtig hielten. Sie waren ein Syndikat – eine legalisierte, teils verbrecherische Institution. Als „Kinder“ ihrer Zeit waren sie berühmt, berüchtigt, hoch beachtet und gefürchtet. Aber es gab auch eine Menge sehr positive Eigenschaften.

„Die Gebote des Templers“ überzeugt nicht über einen Spannungsbogen der aus der Story resultiert. Die Geschichte wird hauptsächlich von den Charakteren getragen und diese sind perfekt und mehrdimensional gestaltet. Das Storytelling ist sekundär – die erzählerische Perspektive wechselt und damit auch die verschiedenen  Motive die gespiegelt werden, sodass die Spannung personenbezogen wird.

Grundstein dieser personenbezogenen Story ist die Suche nach Teilen der Bundeslade. Dieses religiöse Artefakt animiert noch immer viele Autoren, oder Produzenten es für eine Geschichte zu verwenden. „Der Zorn Gottes“ – die 10 Gebote die Moses von Gott empfangen hat – viele Verwendungsmöglichkeiten. Für die Geschichte ein Platzhalter – es hätte auch der „Heilige Gral“ sein können, oder die Kinder von Jesus und Maria Magdalena usw. – die Auswahl an Legenden ist vielseitig.

Tom Melley erzählt in Rückblenden immer wieder von tatsächlich historischen Ereignissen und bezieht hier eine neutrale Stellung. Es gibt kaum Nebengeschichten, was im Grunde sehr schade ist, denn es hätte dem Roman noch mehr an Tiefe gegeben. Ebenso verhält es sich mit den Nebenfiguren – und es ist interessant, dass die beiden „Ritter“ – dem Hauptcharakter in die zweite Reihe stellen. Diese beiden Charakter spielen übrigens im zweiten Band: „Der Krieger des Herren“ die Hauptrolle. Die Geschichte spielt allerdings vor den Ereignissen von „Die Gebote des Templers“.

Der Roman „Die Gebote des Templers“ ist großartig für ein Debüt. Tom Melleys Stil ist für einen Debütroman außerordentlich gut. Ausbaufähig – aber sein Talent inhaltlich kein Blatt vor dem Mund zu nehmen, und sich auf das wesentliche zu konzentrieren, wirkt packend und überzeugend.

Ein historischer Roman, muss letztlich auch über die Interpretation und Verwendung von Fakten überzeugen. Auch hier hat Tom Melley alles richtig gemacht. Im Nachwort erklärt er, welche Fakten und historischer Ereignisse er verwendet, oder schriftstellerisch frei interpretiert hat.

Fazit

„Die Gebote des Templers“ von Tom Melley sehr zu empfehlen. Authentisch überzeugend und die Figurenzeichnung ist brillant gelungen. „Geschichte in einer unterhaltsamen „Geschichte“ verwandelt. Ziel erreicht.

Man darf gespannt sein, was für Werke hier noch folgen werden. Ich empfehle, die Geschichte vom vorliegenden Band nicht weiter zu führen. Es gibt noch viel zu erzählen. Lesen Sie „Die Gebote des Herren“ – lassen Sie sich überraschen, sie werden begeistert sein. Prädikat: Unbedingt lesen.

Michael Sterzik