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Mittwoch, 13. Juli 2016

Eisenberg - Andreas Föhr


Justitia ist das Symbol für die Personifikation der Gerechtigkeit. Ebenfalls wurde sie in der Vergangenheit als strafende, rächende Gerechtigkeit gedeutet. In Kunst und Literatur steh sie als Sinnbild des Rechtswesens.

Die Justiz – Rechtsanwalt, Staatsanwalt, Schöffen und Richter ist ein hochkomplexer Apparat unseres Rechtssystems. Doch schließlich und letztlich ist es kein perfektes Instrument gegen das Unrecht. Der menschliche Faktor und sein unmissverständliches Talent Fehler zu produzieren kann für den Angeklagten dramatische Konsequenzen bedeuten.

Der Autor Andreas Föhr hat in seinem neuesten Roman: „Eisenberg“ der Justiz eine spannende und packende Bühne gegeben. Doch es menschelt sehr vorteilhaft in diesem Justizthriller. Die erfolgreiche Dr. Rachel Eisenberg, Mitbesitzern einer eigenen, erfolgreichen Kanzlei in München, übernimmt als Verteidigerin einen hochbrisanten medienwirksamen Fall. Doch dieser Fall wird schwieriger als gedacht – sie kennt den Angeklagten, der eine junge Frau brutal getötet und verstümmelt haben soll – nicht nur einmal wird sie sich im Laufe des Falles fragen, ob sie ihrem alten Freund wirklich trauen kann. Ist der ehemalige Universitätsprofessor unschuldig und damit auf dem besten Weg ein Justizopfer zu werden, oder ist er in der Lage jemanden kaltblütig zu töten?!

„Eisenberg“ ist ein hochkomplexer Thriller – der eine Wage in den Händen von Justitia sein könnte.  Die Story ist abwechslungsreich und zeigt die Arbeitsgebiete von Staatsanwaltschaft und Verteidigung sehr deutlich. Doch brillant versteht es der Autor dabei die Geschichte nicht stocknüchtern zu erzählen, sondern gibt durch ein paar gut eingesetzte Nebengeschichten seinen Protagonisten viel Raum sich frei zu bewegen. Rachel Eisenberg ist eine toughe Anwältin, sie versteht ihren Job als Berufung, aber als Mutter einer pubertären Tochter und dazu noch alleinerziehend, hat sie es manchmal nicht allzu leicht. Auch wenn der Fokus auf die Hauptstory niemals stolpert, lebt der Roman gerade von seinen perfekt inszenierten Charakteren.

Hochprofessionell versteht es Andreas Föhr den Leser spannend zu unterhalten und gibt Gelegenheit zu vielen Interpretationen über den weiteren Ausgang und die Motive nachzudenken. Irrwege, Sackgassen und Überraschungen sind perfekt delegiert.  

Auch wenn die Story hochrealistisch zu sein scheint, gibt es leider ein paar unlogische Aspekte in der Schilderung der Ermittlungsarbeit. Der Kriminalpolizei passieren ein paar dilettantischer Fehler, die so vermute ich in der Realität nicht zu finden sind. Ebenfalls blieben einige Fragen hinsichtlich des Tathergangs offen im Raum stehen.  Für Vielleser von Thrillern und Krimis sehr offensichtlich und vielleicht sogar etwas ärgerlich.

Trotzdem ist „Eisenberg“ ein genialer und faszinierender Pageturner. Dass Andreas Föhr eine juristische Ausbildung eingeschlagen hat und jahrelang als Rechtsanwalt praktizierte, gibt der Geschichte den besonderen und wichtigen Blick aufs Detail. Er weiß, wovon er schreibt – ebenso wie sein amerikanischer Kollege John Grisham, überzeugt er durch einen Mix von Fakten und Fiktion.

Fazit

„Eisenberg“ gehört mit zu den stärksten Justizthrillern in der deutschen Belletristik. Andreas Föhr bietet mit seinem Justizthriller eine nachhaltige und spannende Story, die einzigartig überzeugend ist.

Ich hoffe, dass die Reihe schnell fortgesetzt wird. Der Roman gehört zu den stärksten Thrillern in diesem ersten Halbjahr 2016.

Michael Sterzik




Donnerstag, 14. April 2016

Zersetzt - Michael Tsokos / Andreas Gößling

Nach dem Debüt „Zerschunden“ von Michael Tsokos und Andreas Gößling ist nun mit „Zersetzt“ eine Fortsetzung des True-Crime-Thrillers veröffentlicht worden.

Der Thriller „Zerschunden“ endete mit einem fulminanten und dramatischen Cliffhanger, doch der vorliegende Band „Zersetzt“ erzählt die Geschehnisse um den Rechtsmediziner Dr. Fred Abel aus der Abteilung Extremdelikte des BKA, 10 Monate vor dem ersten Teil.

Hut ab vor den Autoren, denn marketingtechnisch verspricht diese Entscheidung einen großen Erfolg. Schließlich wird auch das Schicksal von Dr. Fred Abel in „Zersetzt“ mit keinem Wort erklärt werden können. Also wird der Leser zu dem dritten Band greifen, um die Geschehnisse in der Zeitlinie von „Zerschunden“ weiter verfolgen zu können. Raffinierte Idee.

„Zersetzt“ ist wie sein Vorgänger auch, ein realistischer Thriller, bei der das Autorenduo viel Wert darauf gelegt hat, die Ereignisse so realistisch wie möglich zu erzählen. Die Hauptgeschichte, wie auch die Nebengeschichten, Schauplätze sowie die handelnden Personen haben einen reellen Hintergrund. Für zartbesaitete Leser können die Szenen, die von Folter, Vergewaltigung und Mord handeln, etwas morbide Unterhaltung sein. Fakt ist allerdings – Das „Zersetzt“ so mörderisch spannend ist und den Stempel „True-Crime-Thriller“ einen neuen Maßstab aufdrückt.

Der vorliegende Band gliedert sich in drei Handlungssträngen. In dem Hauptplot wird Dr. Fred Abel vom Innenministerium nach Transnistrien geschickt, einem Miniland, dass nur mit der Gnade des Kreml eine Daseinsberechtigung besitzt. Er soll hier unter Aufsicht des dortigen Geheimdienstes zwei Leichen identifizieren, die die Söhne eines Oligarchen sein könnten. Beide Leichen weisen die Folgen schwerster Folter auf.  Der osteuropäischer Geheimdienst allerdings versucht, das Ergebnis dieser Obduktion für seine Zwecke zu missbrauchen.

Die weiteren beiden Nebenhandlungen sind gut eingebaut und nicht minder spannend. Indessen die zugefügten Grausamkeiten durch einen psychopathischem Mörder und Vergewaltiger erschreckend zu lesen ist. Gerade in dem Bewusstsein: Verdammt, dass ist wirklich so passiert – spielen sich emotionale Szenen ab, die dem Leser einiges abverlangen und unter Garantie, wird das Buch hier nicht aus den Händen gelegt werden können. Besonders die Passagen in der das Grauen und die Ängste durch die Perspektive des Opfers erzählt werden. Brutal und emotional packend dargestellt.

Die dunkle und spannend anhaltende Atmosphäre ist meisterlich gelungen. Die Autoren Michael Tsokos und Andreas Gößling haben allerdings, diesmal die Zügel etwas fester angezogen, denn es geht deutlich brutaler zugange als in „Zerschunden“.

Der Personenkreis um den Rechtsmediziner Dr. Abel ist übersichtlich geordnet und natürlich findet man hier die gleichen Charaktere wie schon im ersten Band vor. Allerdings liegt natürlich die Gewichtung der Haupthandlung auf den breiten Schultern von Dr. Fred Abel. Sympathisch, ehrgeizig und voller versteckter Talente wird in diesem Band vieles von ihm abverlangt, nicht nur psychisch, sondern gerade physisch muss sich Dr. Abel einem anderen Kaliber stellen  und das kann verdammt mörderisch sein. Auch wenn der gute Dr. Abel manchmal dem Leser vorkommt, wie ein kleiner Bruder von 007 James Bond – bekommt er doch immer die Kurve und verliert auch nicht an Sympathie oder Tiefe. Seine Verletzlichkeit und manchmal auch seine ungesunde Naivität lassen in vortrefflich menscheln.

So komplex die Handlung in „Zersetzt“ auch sein mag, verliert die Spannung niemals an Intensität. Hinzu noch lobend zu erwähnen, dass der Leser einen prägnanten und lehrreichen Einblick in den Bereich der Rechtsmedizin bekommt.

„Zersetzt“ ist großartig. Authentisch und von grausamer Realität – ein Pageturner, der im Genre True-Crime-Thriller Maßstäbe setzt.

Ein Roman für diejenigen, die die menschlichen Abgründe fürchten und dennoch faszinierend finden.  Perfekte Unterhaltung auf allerhöchstem Niveau.

Michael Sterzik

April 16