Ein strahlend weißer Racheengel geht um in der
Stadt, heißt es, der überall dort auftaucht, wo Unschuldige in Gefahr sind, und
diejenigen, die ihnen Gewalt antun, brutal bestraft: Ist das wirklich nur die
Schutzbehauptung eines alten Mannes, der Selbstjustiz geübt hat?
Ein Journalist deckt auf: Es gibt diese Gestalt
tatsächlich – er kann es beweisen.
Und damit nimmt das Verhängnis seinen
Lauf …(Verlagsinfo)
Kritik
Das Thema „Selbstjustiz“ ist in dem Roman
„Todesengel“ von Andreas Eschbach das tragende Thema. Der Autor kombiniert aber sehr geschickt
weitere aktuelle und brisante Fragen, die uns immer wieder begegnen.
„Auge um Auge – Zahn um Zahn“....ist dieses
alte biblische Zitat aus der Tora Israels wirklich die ausschlaggebende
Entschuldigung, für Blutrache, Fehde und Selbstjustiz? Wo hört oder fängt das
Grundrecht des Einzelnen an oder wann eskaliert die Spirale der Gewalt in Form
von Verlust und Angst mit potenziellen Unschuldigen als Kollateralschaden?
Die Grenze ist entschieden zu dünn und doch ist
das Opfer eher bereit sich zu rächen, als zu vergeben und zu vergessen,
verdrängen. Welche elementare und primäre Rolle spielt der Staat mit seinen
Gesetzen, seiner Polizei und seiner Staatsanwaltschaft? Ist er dieser Gewalt
gewachsen und respektiert er die Rechte der Opfer und auch der Täter? In
welcher Situation legalisiert sich vor dem Gesetz das Recht auf Notwehr wenn
Leib und leben oder das von Angehörigen in Gefahr ist. Greift man dann zu
legalen Methoden und Waffen und macht man sich strafbar, wenn der Täter sich
auf einmal als Opfer sieht und selbst Anklage erhebt?
Mit all diesen Fragen und auch Antworten setzt
sich der Autor in „Todesangel“ auseinander.
Die Protagonisten des Romans teilen sich auf in
Opfer und Täter, und löblich und für die Story förderlich ist es, dass es der
Autor damit schafft, sich auf einem schmalen Grat sicher zu bewegen. Hier wird
die Selbstjustiz nicht verherrlicht, sondern durchaus kritisch gesehen. Doch
ebenso kritisch setzt sich der Autor mit der Deutschen Gesetzgebung auseinander
und spart nicht mit authentischen Beispielen die den Leser dazu ermutigen sich
Gedanken über diese prekären Situationen zu machen.
Nicht nur die Tat hinterlässt offensichtliche
und zumeist körperliche Schäden. An welchen schweren Traumata die Opfer
innerlich zerbrechen und welche psychischen und kaum heilbaren Schäden sie
davontragen, auch davon ist in dem vorliegenden Buch die Rede.
Die Unmächtigkeit der Justiz und das Versagen
von Ethik und Moral gehören mit zu den stärksten Botschaften des Autors in
seinem Roman „Todesengel“. Das dabei die Macht der medialen Unterhaltung, die
noch mehr Öl ins Feuer gießt und es nicht schafft eine objektive
Berichtserstattung zu gewährleisten, ist allzu offensichtlich.
Der Autor Andreas Eschbach ist ein wahrer
Fingerpointer und nutzt den Roman dazu
sich in der Gesellschaft und vielleicht auch in den Medien Gehör zu
verschaffen. Die Kernaussage vertritt der Autor allerdings sehr transparent:
Selbstjustiz ist inakzeptabel – zu groß ist hier die Gefahr Unschuldige zu
verletzen.
Fazit
Mit „Todesengel“ wirkt Andreas Eschbach derart
überzeugend, dass man diesen Roman lesen muss. Aktualität und dazu schierer
Realismus der Story wirken lange nach.
Spannend und unterhaltsam ist „Todesengel“ in
jedem Fall, doch vielmehr überzeugt die Story durch die Passagen, in der das
Gesetz gebrochen, überdehnt und individuell ausgelebt und interpretiert wird.
Die Verantwortung gegenüber dem Schutz der
Bevölkerung trägt der Staat und manchmal versagt dieser grundlegend. Vielleicht,
dient der Roman auch als Anstoß über Opferschutz nachzudenken und nicht über
die Rechte von Straftätern zu debattieren.
„Todesengel“ ist einer der Thriller, die man
schwerlich vergisst, zu bewegend und geradezu offensiv setzt man sich dann
unweigerlich mit diesen Fragen auseinander. Damit gehört „Todesengel“ zu den
stärksten und nachhaltigsten Thrillern in diesem Jahr. Großartig Herr
Eschbasch.
Michael Sterzik