Donnerstag, 12. August 2010

Das Buch der Sünden

Das Buch der Sünden – Axel S. Meyer


Nach dem Tode Karls des Großen war das Fränkische Reich durch die Aufteilung an seine Nachkommen, eine unruhige Region die durch Streitigkeiten untereinander, ihre Einigkeit und damit seine Stärke schnell verlor. Dänische Wikinger sahen hier ihre große Chance auf Raubfahrten zu gehen und überfielen immer wieder die Küstenstädte. Mit zahlreichen und gut organisierten Kriegsflotten verbreiteten die Nordmänner Angst und Schrecken. Insbesondere das Westfrankenreich war ihr Ziel, so das die Wikinger im Jahr 845 mit brutaler Gewalt an die Tore der Stadt Paris klopften, bzw. sie gleich einschlugen wollten.

Axel S. Meyer hat mit seinem Debütroman „Das Buch der Sünden“ erschienen im Rowohlt Verlag, einen spannenden und soliden Historischen Roman geschrieben.


Inhalt


Für den jungen Odo wird der Angriff der Wikinger auf die Seineinsel eine Tragödie werden. Mit über 120 Drachenbooten und ca. 30000 Kriegern bahnen sich die nordischen Krieger einen Weg der nur Blut und Tod für die Bevölkerung der Stadt bedeutet. Die Nordmänner gierig nach Gold und Gewalt, kennen keine Gnade, schnell sind die Straßen übersät mit den Leichen von Erwachsenen wie auch Kindern. Die rauen Krieger plündern, vergewaltigen und morden wahllos, ganze Häuser stehen in Flammen und deren Bewohner können sich der Gewalt nicht erwehren.

Odo verliert an diesem Tag nicht nur seine wohlbehütete Kindheit, sondern muß auch mit ansehen wie sein Vater von dem Wikingerfürsten grausam getötet wird, seine Mutter wird nach ihrer Vergewaltigung und Schändung verschleppt. Nur Odo gelingt in seinem Versteck zu überleben.

Nun als Waise wird Odo in die Obhut eines Mönchs gegeben um den Weg Gottes zu gehen. Als 24 jähriger Mann hört er von einem anderen geistlichen, dass es in Sankt Gallen eine Schrift gibt die von einer Prophezeiung spricht in der die Welt er Heiden untergeht, sobald die sieben Todsünden gesühnt sind.

Odo wird besessen von dem Gedanken den Befehlen und den Willen Gottes folge zu leisten. Er sieht sich als Werkzeug Gottes und als er das Buch gewaltsam entwendet und fliehen muss, führt ihn sein Schicksal direkt in die gottlose Stadt der Wikinger Haithabu.

In Haithabu erlaubt der Dänische König den christlichen Mönchen den Bau einer Kirche und Odo erschleicht sich mit gefälschten Papieren das Amt das ihn eigentlich nicht zusteht, er sei beauftragt den Bau der Kirche zu beaufsichtigen und zu leiten.

Die christliche kleine Gemeinde ist eine Minderheit in der doch recht großen Stadt und auch geduldet, gibt es doch einige Schwierigkeiten für die Kuttenträger.

Nach den Kämpfen im Frankenreich, giert es die Wikinger nach mehr Land, Sklaven und Geld und so wird geplant, dass eine große Flotte in das Reich der Angelsachsen reisen soll um dort auf Raubzug zu gehen.

Odo der zwischen den dänischen Bürgern lebt, und noch immer besessen von seiner Aufgabe und dem Buch der Sünden ist, wird zum Serienmörder. Nach und nach ermordet er grausam seine Opfer und verstümmelt sie, nur um sie zur Schau zu stellen...


Kritik


„Das Buch der Sünden“ von Axel S. Meyer ist sein erster Roman. Als Redakteur und Reporter der Ostsee-Zeitung in Rostock versteht es der Autor seine Gedanken zu Papier zu bringen um eine spannende und vielseitige Geschichte zu erzählen.

Interessant ist es, dass die Handlung hauptsächlich in der Wikingerstadt Haithabu spielt und somit den Leser die Gelegenheit gibt, die heidnischen, aber nicht unzivilisierten Wikinger zu beobachten. Die Krieger aus dem Norden, werden hier nicht nur als rauflustige und blutrünstige Menschen beschrieben, sondern auch als Händler, Schmied usw. Die Perspektive ist also damit vielseitiger und schaut hinter die Kulissen von Menschen, deren Zivilisation und deren Glauben, gemessen an dem christlichen, noch eine ganze andere Welt ist.

Es gibt in „Das Buch der Sünden“ zwei Erzählstränge die immer wieder miteinander verstrickt werden. Der besessene und wahnsinnige Odo, der meint Gottes Werk zu dienen und sich in seinem Irrsinn auf die Seite des „Bösen“ hoffnungslos verirrt hat.

Sein Charakter ist recht eindimensional und schlicht und ergreifend „böse“, auch wenn er nur durch seine traumatischen Erlebnisse erkrankt ist. Sein Antrieb ist durchdrungen von Radikalismus, ohne hinter den „heidischen“ Bürgern, den Menschen als solches zu erkennen.

Ganz anders dagegen agiert Helgi, ein junger Däne mit dunklem Haar, dessen Vater ein angesehener Waffenschmied ist. Helgi wirkt unruhig, und nicht selten bereitet er seiner Mutter und seinem Vater Kopfzerbrechen. Als er dann noch die junge Sklavin Rúna kennenlernt, die einem Konkurrenten seines Vaters gehört, ist es um den jungen Mann geschehen. Das Liebe blind macht, wenigstens vorübergehend, stellt Helgi sehr schnell fest und immer mehr verstrickt er sich in Schwierigkeiten.

Als ein Wettbewerb unter den Schmieden stattfindet, um zu beweisen, wer es würdige ist für den kommenden Feldzug die Waffen herzustellen, eskaliert die Situation.

Der Part um Helgi und seine Rúna ist der interessanteste von den beiden. Nicht nur das hier mehr über die „nordische“ Welt erklärt wird, auch das Schicksal der beiden Menschen ist abwechslungsreich geschildert, und lässt erahnen das die Sklavin in ihrem Land eine höhergestellte Persönlichkeit gewesen sein dürfte.

Streckenweise zieht sich die Handlung ein wenig dahin und manche Kapitel wirken als „Füller“ zwischen den einzelnen, spannenden Szenen. Doch immer gibt es Momenten deren Stimmung der Autor gut beschrieben hat, gleichwohl ob es sich hier um eine actionreiche Szene oder eine gefühlsbetonte, sensible handelt. Der Leser erfährt übrigens recht viel von der Welt der Wikinger, ihren Glauben und ihrer Motivation auf Raubzüge zu gehen.

Dass die Wikinger furchtlose Krieger waren, die den Tod auf dem Schlachtfeld, dem im eigenen Bett vorzogen ist bekannt und auch oftmals im Roman betont.

Sympathisch und allen damit voran ist die Figur des Helgi, der zwar oft den Kopf verliert und dumme Sachen anstellt, aber einsichtig und vor allem liebenswert menschlich reagiert.

Historisch korrekt beschreibt der Autor Alltagssituationen in Haithabu und spiegelt so ein interessanten und lehrreiches Bild der damaligen Epoche wieder. Noch heute kann man und das erklärt der Autor im Nachwort, dort die Wälle, und teilweise die Grundrisse der ehemaligen Siedlung sehen.


Fazit


Alles in allem, ist der Roman „Das Buch der Sünden“ ein vielversprechender Debütroman der den Leser überzeugen wird. Er weckt das Interesse an die Zeit der räuberischen Wikinger, die aber noch viel mehr waren, als rücksichtslose Draufgänger.

Die Charakterzeichnung ist lobenswert, die Spannung weitgehend gegeben und die Atmosphäre, gerade der Part um Helgi und seiner Liebe zu Rúna eindrucksvoll.

Auch wenn der Roman in sich abgeschlossen ist, so wünsche ich mir doch eine Fortsetzung um Helgi, denn die Raubzüge der „wilden Männer,“ gen England haben doch gerade erst begonnen. Das Potential ist noch lange nicht ausgeschöpft.

Ein sehr empfehlenswerter Roman um „Helgi und die starken Männer“.



Michael Sterzik










Dienstag, 10. August 2010

"Die Meute" Gregg Hurwitz

Die Meute – Gregg Hurwitz



„Die Scharfrichter“ und „Die Sekte“ von Gregg Hurwitz, beide erschienen im Knaur Verlag, waren schon erfolgreiche Spannungsgaranten. Nun legt der amerikanische Autor in seinem dritten Band „Die Meute“ um US Marshal Tim Rackley nach.


In „Die Scharfrichter“ verloren Tim und seine Frau Dray Rackley durch einen Mord ihre erst sechsjährige Tochter. Um sich bei dem Mörder seiner Tochter zu rächen, verlor der mustergültige Polizist fast alles, und seine Karriere drohte zu kollabieren in dem er auf unbestimmte Zeit suspendiert wurde. Einige Monate später wird Rackley in „Die Sekte“ eingeschleust, um eine prominente Tochter aus deren Fängen zu befreien. Es gelingt Rackley und so gewinnt er seinen beruflichen Status als Marshal wieder und tritt wieder in Amt und Würden.


Inhalt


Timothy und Andrea Rackley haben die Stürme ihres Lebens überlebt und ordnen ihr Leben im Grunde neu. Dray ist schwanger und natürlich freuen sich die Rackley über den Familienzuwachs, der zwar die Lücke ihrer ermordeten Tochter nicht zu Gänze schließen kann, aber doch zum Mittelpunkt ihres Lebens werden soll.


Als bei einem Gefangenentransport die beiden Schwerverbrecher und führenden Angehörigen einer berüchtigten Motorrad Gang, mit Waffengewalt befreit und zwei US Marshals brutal ermordet werden, übernimmt Tim Rackley diesen Fall und die Fahndung nach den beiden gefährlichen auf der Flucht sich befindenden Straftätern.


Die Ermittlungen sind nicht einfach. Wie es oft der Fall ist, bilden die Mitglieder der Motorrad Gang eine in sich verschworene Gemeinschaft. Ein Verrat ein einen ihrer „Brüder“ wäre gleichbedeutend mit einem Todesurteil, so das Rackley jedenfalls auf diesen Wege in einer Sackkasse steckt.


Als Dray, die ebenfalls Polizistin ist, bei einer Verkehrskontrolle der Motrrad Gang gegenübertritt, eskaliert die Situation und die schwangere Frau wird durch den Schuss einer Schrotflinte lebensgefährlich verletzt.


Im Krankenhaus gelingt es zwar den Ärzten die schwerverletze Dray zu stabilisieren, doch im Koma liegend, ist sie noch lange nicht gerettet. Ihr Mann Tim Rackley eilt ins Krankenhaus und muß sich beherrschen nicht wieder einmal Selbstjustiz zu üben und die Täter einfach über den Haufen zu schießen. Doch der „Troubleshooter“ wie er nun auch genannt wird, hat sich im Griff und geht nun mit noch mehr Ehrgeiz an die Suche der Täter. Persönlich involviert, wird Rackley zum größten Fluch der Gang und auch wenn die Fahndung im Rahmen der Gesetzgebung bleiben soll – Im Krieg und in der Liebe – ist alles erlaubt.


Im Zuge der Ermittlungen wird Rackley klar, dass die kriminellen Geschäfte weit über die üblichen Geschäftszweige hinaus geht, und der eigentliche Drahtzieher ganz wo anders zu suchen ist…


Kritik


„Die Meute“ von Gregg Hurwitz ist trotz der Spannung die aufkommt, der schwächste aus der bisherigen Reihe um Marshal Tim Rackley. Trotz einer verhältnismäßig, konstanten Spannung, gibt es hier keine Überraschungen oder Abwechslungen, die die Story inhaltlich vorantreiben.


Gregg Hurwitz Stil ist unverändert. Wie immer paart er das persönliche Schicksal Rackleys mit dem Verbrechen und schafft so den Plot der Story. Im ersten Roman „Die Scharfrichter“ war das noch absolut nachvollziehbar, und auch in „Die Sekte“ wurde das Leben der Rackleys sauber verarbeitet. Nun aber grenzt es hier ein wenig an Übertreibung. Auch wenn man den Autor nicht kennt, so wird der Leser nach wenigen Kapiteln erkennen, welchen Weg die Protagonisten gehen.


Tim Rackley, ist Kriegsveteran, ein erfolgreicher und erfahrener Polizist, ein liebender Familienvater und ein sensibler Ehemann. Sicherlich ist er in der Vergangenheit ein wenig über die Strenge geschlagen in dem er das Gesetzt selbst in die Hand genommen hat, um Staatsanwalt, Richter und Vollstrecker in einer Person zu sein, doch hier hat er wieder eine blütenweiße, gestärkte Weste. Versetzt man sich in seine Person, so ist diese sehr schwer greifbar. Rackley handelt wie ein komplexes Uhrwerk, auch wenn seine Frau im Koma liegt, nach all den Schicksalsschlägen vielleicht etwas an der Realität vorbei. Na gut, es ist ja auch nur ein Roman?!


Das Klischee, alle Motorrad Gangs sind kriminell wird hier bestens und voll unterstützt. Tendenziell mag es ja auch vielleicht so sein, aber auch hier übertreibt es der Autor mit seiner schriftstellerischen Freiheit. Ein gezielter Angriff auf die Polizei? Nun ja…damit macht man sich mächtige Feinde und für das „Geschäft“ ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht verkaufsfördernd.


Im Roman gibt es wenige Nebenschauplätze, alles konzentriert sich voll und ganz auf die Biker. Damit fehlt dem Roman ein wenig die Atmosphäre, denn trotz der der Spannung die so vor sich hin dümpelt, geschieht nicht viel. Alles ist an seinem Platz, alles kommt wie es kommen muß – nicht mehr – nicht weniger.


Wie auch in den anderen Romanen des Autors, gibt es auch ein paar nette Schießereien, allerdings auch ein paar Momente des Grauens, denn zimperlich sind die Biker-Burschen mit ihren Opfern nicht unbedingt.


Besonders enttäuschend empfand ich dass Ende des Romans. Hier wäre ein negatives Ende für die Figur und die Entwicklung Tim Rackleys vorteilhafter gewesen, denn sicherlich geht es bald in die nächste Runde und ich bin gespannt wie Gregg Hurwitz dann das Schicksal seiner Hauptfigur in Szene setzt. Ein gebrochener, zu tiefst verletzter Charakter wie Rackley mit seinen auch positiven Eigenschaften, dass hätte großartiges Potential gehabt.


Völlig überflüssig ist das Motiv der Biker, damit meine ich hier, dass Geschäft mit den eigentlichen Drahtziehern die wie kann es auch anders sein, übertrieben in die jetzige Politische Lage der USA passen.


Fazit


„Die Meute“ von Gregg Hurzwitz ist ein solider Thriller, der „Erstleser“ des Autors überzeugen wird. „Alte“ Leser, die die Rackley schon aus den beiden Teilen zuvor kennen, werden etwas ernüchternd sein.


Das Tempo ist ein wenig gedrosselt und ich hoffe doch sehr, dass der Autor in seinem nächsten Roman in dem US Marshal Tim Rackley mitspielt, mehr an Fahrt gewinnt.


Michael Sterzik



Freitag, 6. August 2010

Am Rande der Schatten - Brent Weeks



Am Rande der Schatten – Brent Weeks.

Letztes Jahr erschien im Blanvalet Verlag, dass Erstlingswerk von Brent Weeks – „Der Weg in die Schatten“ und schleuderte den Leser in eine faszinierende, neue Region der Fantastischen Literatur. Der Auftaktband der „Schattentrilogie“ war mehr wie überzeugend und nun mit Erscheinen des zweiten Teiles, ist durch die Erwartungshaltung des Lesers der Autor gefordert, die ohnehin schon dichte Atmosphäre und die Spannung weiter auszubauen.

Inhalt

Kylar Stern, oder Azoth wie er früher, in einem ganz anderen Leben hieß, sieht sich gezwungen sein Leben, und das seiner kleinen Familie zu überdenken. Nach der Invasion durch den brutalen und kalten Gottkaiser, befindet sich Kylars frühere Heimat in den Händen der Invasoren die mit Willkür und Opferungen die eher sorgsam organsierten Hinrichtungen ähneln, dass Volk einschüchtern. Kyler und seine alte Liebe, dass ehemalige Puppenmädchen Elene und die Tochter seines ehemaligen Meisters, der auch für Kylar so etwas wie eine Vaterfigur gewesen ist, fliehen aus der Stadt. Elene, die um Kylars Vergangenheit und seine Tätigkeit als gedungener Mörder, Attentäter, als Blutjunge weiß, möchte dass ihr Liebster nicht mehr zu seinem Schwert „Vergeltung“ greift und dem Töten abschwört.

Angekommen in seiner neuen Umgebung wird Kylar aber nicht glücklich, auch wenn er mit Elene ein Herzensziel erreicht hat, überkommt ihn eine stetige, innere Unruhe. Kylar wurde zum Töten ausgebildet, von einem Meister dessen tödliches Talent einmalig war, und doch war Durzo Blint kein schlechter Mensch und vieles versteht Kylar erst jetzt was seinen Meister innerlich bewegt hat. Doch Kylar mußte seinen Meister in einem Zweikampf töten und nun auf sich alleine gestellt, kann er sich nicht wirklich mit jemanden austauschen. Elene würde ihn eh nicht verstehen, sein Wunsch zu Töten, seine erworbenen Fähigkeiten zu trainieren, kann er nicht ausleben und so wird Kylar zunehmend immer gereizter.

In Zwiesprache mit sich selbst, öffnet er dann doch seine Kiste, in der seine Blutjungenkleidung und seine Waffen schummern und geht nachts auf die Jagd. Verbrecher, Diebe und Räuber werden zu Zielen Kylars, auch wenn er sie anfangs nur erschreckt, ist es nur eine Frage der Zeit bis sein Schwert „Vergeltung“ wieder Blut fließen lassen wird.

Inzwischen wird das Blutmädchen Vi vom Gottkaiser beauftragt ihren alten Freund Jarl zu ermorden, der inzwischen das Oberhaupt der Organisierten Kriminalität geworden ist. Zu wählen zwischen Versagen, der Loyalität zu Jarl und dem Zorn des Gottkaisers ist Vi der Verzweiflung nahe und wie unter Zwang, weiß sie auch was ihre nächsten Schritte sein werden.

Kylar der ja vermutet das sein Freund und nun König, Logan Gyre den tot gefunden hat, täuscht sich indessen. Logan Gyre lebt, ist aber in dem dunkelsten Gefängnis der Stadt gelandet, dass auch als „Das Arschloch der Hölle“ bekannt und berüchtigt ist. Hier haben nur die Menschen eine Chance zu überleben, wenn sie skrupellos sind, gegenüber ihren eigenen Gewissen und ihrer Ethik, und noch gegen die übrigen Gefangenen. Im Loch kann man nur überleben, wenn man bereit ist, seine Menschlichkeit abzulegen, wobei Mord hier noch eine Bagatelle ist.

Als Kylar von seinem alten Freund Jarl um Hilfe gebeten wird den Gottkaiser umzubringen um der Rebellion gegen die Besatzer ein Zeichen zu geben, muss er sich entscheiden, ob er seiner Familie und dem Versprechen das er Elena gegeben hat, treu bleibt, oder er aber seiner Bestimmung, sein Schicksal herausfordern soll..

Kritik.

„Am Rande der Schatten“ von Brent Weeks wird den Leser wiederum begeistern. Kylar ist erwachsen geworden, er ist ein Blutjunge, er ist der Nachtengel und damit eine Legende. Sein Talent ist tödlich, doch noch behält er seine Menschlichkeit und sein Mitgefühl für andere. Zwischen Verantwortung und Bestimmung wird Kylar hin- und her geschleudert. Fast zu spät, entdeckt er, dass sein Schicksal nicht immer in seinen Händen liegt, und das Verantwortung ein scharfes, zweischneidiges Schwert sein kann.

Die Handlung baut sich auf in dem die Protagonisten immer wieder in persönliche Konflikte getrieben werden, und so gelenkt werden, dass ihre Entscheidungen die der anderen bis aufs äußerste miteinbeziehen. Hier geht es nicht um eindimensionale Beweggründe, die Grenzen zwischen Freund und Feind, zwischen Verantwortung und Bestimmung sind fließend und nicht wenig, muß sich Kylar und auch Logan eingestehen, dass man gezwungen wird, sich nicht nur am Rande der Schatten zu bewegen, sondern auch tief einzutauchen.

Das Kylar wieder zum Schwert greift, ist natürlich schon der Tatsache geschuldet, dass es sich hier um eine Trilogie handelt, also absolut vorhersehbar, doch Kylars Dilemma mit seiner Familie und dem Drang die Konfrontation mit dem Bösen zu suchen, zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung. Spannend bleibt die ganze Thematik dennoch, auch für Action ist hier gesorgt, wenn auch ein bisschen weniger wie im ersten Teil. Deutlich zugenommen hat hier die „Magische“ Seite, und die finde ich, gemessen an den übrigen Szenarien überproportioniert.

Kylar wirkt im zweiten Teil deutlich überfordert! Dadurch dass er immer versucht alles und jedem gerecht zu werden, vergisst er sich selbst und handelt fast zu spät für sich und andere. Der zweite Handlungsstrang beschäftigt sich primär mir Logan, der gezwungen ist mit dem „Bösen“ zu paktieren, denn im „Loch“ gibt es keine Zivilisation, hier herrschen Primitivität und keine Ethik, keine Moral und erst recht kennt man hier kein Gewissen. Um zu überleben, muss er sich mit Mördern und Vergewaltigern verbünden, die unverzeihliche Verbrechen verübt haben. Logan verändert ich zwangsläufig und wird niemals mehr die gleiche Person sein.
Das Blutmädchen „Vi“ ist der verlorenste Charakter in diesem zweiten Band. Weder weiß sie was sie möchte, weder kann sie einschätzen welche Folgen ihre Handlungen haben werden. Zwischen Gefühl und Verstand verloren, fühlt sie sich isoliert und unverstanden. Noch schlimmer wird es für sie, als sie den Auftrag bekommt Jarl zu töten, ihren alten Freund und als sie später Kylar „kennenlernt“ ist sie fasziniert von seinen Fähigkeiten und seinem Charakter.

In ihrem Leben gab es nicht viel Licht, sie selbst kannte nur die undurchdringliche Dunkelheit, quasi lebte sie „jenseits“ der Schatten und schwimmt nun langsam an die verheißungsvolle Oberfläche die so vielversprechend ist, so menschlich sein kann, dabei aber auch so verletzend. Doch sie ist bereit für ihre „Menschlichkeit“ zu kämpfen, und notfalls auch alles zu opfern. Hier kann der Leser wirklich gespannt sein, denn ähnlich wie bei Kylar trägt sie eine Unmenge an Potential mit sich und ein Wiedersehen im dritten Teil, kann sie zu der Schlüsselfigur werden lassen.

„Am Rande der Schatten“ besteht aus drei Handlungssträngen die an die drei Hauptprotagonisten gekoppelt ist. Zum letzen Drittel des Buches verfolgen diese drei ein gemeinsames Ziel, nur der Weg dahin, ist ein eigenständiger.

Interessant zu betrachten ist es auch, wenn man sich das Verhältnis der Invasoren und der Bevölkerung vor Augen hält. „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“, dass stimmt hier, denn auch die Gilde der Kriminellen ist wenig angetan von der brutalen, totalitären Herrschaft und rebelliert offen zusammen mit Bürgen und dem Adel, der in einer „Blutnacht“ explodiert.

Fazit

„Am Rande der Schatten“ von Brent Weeks setzt die „Schattentrilogie“ weiter fort und überzeugt durch die facettenreichen und vielschichtigen Charaktere. Mit viel Spannung, Action verspricht auch dieser Roman ein überaus hohes Lesevergnügen das den Leser packen und nicht mehr loslassen wird.
Kritik gibt es nur wenig anzumerken. Die Magischen Komponenten sind gerade in der Mitte der Geschichte meiner Meinung nach, überflüssig, oder sagen wir besser übertrieben im Vergleich zu der „Menschlichkeit“ der Charaktere.

Auf der Bühne präsentieren sich Dramatik und Tragik, Liebe und Tod und selbst zwischen den Zeilen, in kleineren Nebenschauplätzen, zeigt sich das Talent des Autors und so mit ein Roman der mit seinen Figuren, 150% zu überzeugen weiß.

Fantastisches Lesevergnügen ist hier garantiert und Brent Weeks hat „zauberhaftes geleistet. Vielen Dank!.

Michael Sterzik

Donnerstag, 22. Juli 2010

Headhunter - Jo Nesbo



Headhunter Jo Nesbø

Roger Brown ist stolz darauf als der Top-Headhunter in seinem Land zu gelten. Sein Lebensstil, und der seiner Frau, ist extravagant und dafür geht er gerne unkonventionelle Wege. Auf einer Vernissage lernt der Headhunter Brown den Holländer Clas Greve kennen  und er scheint ein geeigneter Kandidat für die Besetzung einer Geschäftsführungsposition zu sein. Als die beiden Männer ins Gespräch kommen, stellt sich heraus das Greve einen verschollenen Rubens besitzt. Was niemand weiß: Roger Brown ist ein talentierter Kunstdieb und das Bild das Greve besitzt, ist eine Verlockung, die er sich nicht entziehen will und kann. Brown stiehlt das Gemälde, zu spät erkennt der Kunstdieb, dass ihm eine Falle gestellt wurde und er zum Gejagten wird! Jo Nesbø geht neue „kriminelle“ Wege und sein neuer Romanheld überzeugt durch Raffinesse und Organilität. Spannende Unterhaltung, vielschichtiger Charaktere. Jo Nesbø ist nicht nur talentiert, es ist seine Bestimmung. 


Michael Sterzik


 


Freitag, 16. Juli 2010

Der Augensammler - Sebastian Fitzek



Der Augensammler – Sebastian Fitzek

Alexander Zorbach, ein ehemaliger Polizist, ein psychologisch geschulter Vermittler ist mit allem überfordert was sich ihm präsentiert. Seine berufliche Karriere als Polizeibeamter hat er mitunter selbst vergeigt, obwohl er als ein wirklich talentierter und sensibler Vermittler bekannt war, doch nur eine Entscheidung veränderte sein Leben und das seiner kleinen Familie, innerhalb von Sekundenbruchteilen.

Nun arbeitet Alex, bei einer großen Berliner Zeitung, als Enthüllungsjournalist und nutzt nicht selten seine Kontakte zu seinen ehemaligen Kollegen.

In der Hauptstadt geht ein Serienmörder um der mit seinen Opfern und deren Angehörigen ein brutales und perfides Spiel spielt. Dreimal schon hat der, von den Medien getaufte „Augensammler“ schon zugeschlagen. Immer nach seiner eigenen Methode und immer ist der Ablauf der gleiche. „Der Augensammler“ tötet die Mutter, in der er ihr meistens das Genick bricht, ein gnädiger und schneller Tod – ihr Kind wird entführt und dem Vater wird eine Frist von 45 Stunden gegeben um sein eigen Fleisch und Blut zu finden. Dreimal schon versagte der Vater, entweder konnte der die Spuren und Hinweise des „Augensammlers“ nicht deuten und folgen, oder ihn lähmte die Verzweiflung. Als die Leichen der verschleppten Kinder gefunden werden, eröffnet sich den Ermittlern ein grausiges, detailliertes Bild: Dem Kind fehlt das linke Auge.

Auch Alexander Zorbach berichtet von dem Fall und macht sich seine eigenen Gedanken dazu. Aber vielmehr quälen ihn die Trennung von seiner Frau und seinem Kind, aber das war schließlich sein Fehlverhalten und die Scheidung ist beschlossene Sache. Er fühlt sich als Versager und oft in Selbstmitleid versunken, versteckt er sich, auf einem kleinen Hausboot.

„Der Augensammler“ schlägt ein viertes Mal zu und diesmal ist Zorbach fast zeitgleich mit seinen ehemaligen Kollegen Stoya am Tatort was den noch geschockten Beamten verwundert. Als Zorbachs verlorengegangene Brieftasche im Garten des Opfers gefunden wird und herauskommt, dass er die ermordete junge Frau persönlich kannte, betritt der den engsten Kreis der Verdächtigen.

Philipp Stoya ist verwirrt anhand der Indizien, aber noch ist er von der Unschuld seines ehemaligen Kollegen überzeugt, auch wenn er es sich zu diesen Zeitpunkt nicht erklären kann. Alexander Zorbach gerät ins Fadenkreuz „Des Augensammlers“ und der Polizei, und er muss schnell handeln um seine Unschuld beweisen zu können.

Noch mysteriöser wird es, als Zorbach auf seinem Hausboot auf einmal die blinde Physiotherapeutin Alina Gregoiriev antrifft. Die seit einem Unfall erblindete Frau, behauptet, durch bloße Körperberührung in die Vergangenheit ihrer Patienten sehen zu können. Und erst gestern hatte sie unter ihren Händen niemanden anderen als: „Den Augensammler“. Mit Hilfe Alina Gregoiriv erhofft sich Zorbach, die entführten Zwillinge zu finden und seine Unschuld beweisen zu können!

Doch die Visionen Alinas sind nicht klar und deutlich, einige von Ihnen scheinen seltsame Fehler zu enthalten die keinesfalls in der Vergangenheit spielten.....

Kritik

„Der Augensammler“ von Sebastian Fitzek ist mit absoluter Sicherheit, anders als alle anderen die bisher seine Feder entstammen. Der Startschuss könnte nicht nur die Einführung für die Story sein, sondern auch der Anfang vom Ende. Schon im Prolog, bzw. Epilog warnt Alexander Zorbach vor den nächsten Seiten, die seine schlimmsten Ängste in den Schatten stellen werden.

Danach rollte Sebastian Fitzek seinen Roman von hinten auf: Beginnend mit dem letzten Kapitel und den Seiten 442, 441 ff. präsentiert sich dem Leser ein recht ungewöhnlicher stilistischer Aufbau. Als Countdown konzipiert, eröffnen sich die Geschichte mit wechselnden Perspektiven. Alexander Zorbach dominiert natürlich, schließlich ist es sein Duell mit dem „Augensammler“.

Auch andere Akteure kommen zu Wort, wie z.B. die blinde, aber nicht auf den Mund gefallene Alina Gregoriev, die Verbitterung für ihre Behinderung zeigt, aber durch innerliche Stärke durchaus weiß, sich zu durchzusetzen. Ebenso schildert der Kommisar Philipp Stoya seinen Druck den Täter endlich zu finden und auch der Assistent von Zorbach, der Volontär Frank Lahmann kommt zu Wort.

Weitaus spannender aber wird es, wenn der entführte Junge Tobias Traunstein zu Wort kommt, und versucht sich aus seinem Versteck zu befreien. Sebastian Fitzek lässt dann tief in eine verängstigte Kinderseele blicken, wenn Tobias sich mit seinen Gedanken und Gefühlen auseinandersetzen muss.

Die Spannung baut sich zwar schlagartig auf, aber verebbt dann so manches Mal. Der Wettlauf mit der Zeit zwar immer vor Augen geschieht allerdings nicht ungemein viel. Alexander Zorbach rennt immer ein wenig hinterher, manchmal holt er zwar streckenweise auf, doch „Der Augensammler“ spielt fair, aber überlegen.  Der Autor hat seinen „Serienmörder“ gleich einer immer vielverwendeten Schablone entworfen. Psychologisch und Intellektuell überlegen streut „Der Augensammler“ immer wieder Hinweise, die der Autor geschickt versteckt und die der Leser ganz sicher, einfach nicht als Hinweise auf die Identität des Killers, erkennen wird.

Die ganze Dramatik wirkt ein wenig zu „gut“ konstruiert, sie nutzt sich in den Roman deutlich ab und wird zu fantastisch. Gerade die „Visionen“ von Alina wirken zu übertrieben und unrealistisch, geradezu lächerlich.

Auch wenn „Der Augensammler“ insgesamt spannend geschrieben ist, so hat Fitzek es nicht geschafft der Figur eines Serienmörders neue Facetten zu geben. Gleich einer simplen Rezeptur greift Fitzek auf bekannte Klischees zu. Zwar lässt er „Den Augensammler“ selbst zu Wort kommen, aber das eindeutig zu kurz. An dieser Stelle wäre eine Wechselnde Perspektive zwischen Zorbach und dem „Augensammler“ praktischer und packender gewesen.

Im Schwerpunkt der Spannung liegt das Schicksal der entführten Kinder: Allen voran: Tobias Traunstein der oft zu Wort kommt und wie Zorbach gegen das Rad der Zeit kämpft.

Als ein psychologischer Thriller eingestuft, erfüllt er nur bedingt die Erwartungshaltung. Ab und an, lässt Sebastian Fitzek seine Figuren auf einen philosophischen Spielfeld Position beziehen, wenn sie sich gegenseitig die Bälle zuwerfen und um das Thema Schicksal/Zufall diskutieren. Ob das nun etwas in einem solchen Thriller zu suchen hat, dass soll der Leser selbst entscheiden.

Positiv anzumerken ist allerdings das der Autor: Die schwarze, oder manchmal graue Welt eines Blinden, Alina erklären lässt. Ihre Wahrnehmung mit den anderen Sinnen, ihren Umgang in Alltagssituationen und die natürlich aufkommenden Handicaps, können für den einen oder anderen Leser lehrreich sein. Auch der Humor kommt nicht zu kurz: Alinas Blindenhund trägt den Namen TomTom, was ein schmunzeln, nicht nur bei Alexander Zorbach hinterlässt.

Fazit

„Der Augensammler“ von Sebastian Fitzek ist durchaus empfehlenswert, auch wenn manchmal deutliche Schwächen zur Oberfläche schwimmen. Der Autor wollte nach seinen Erfolgen, denke ich, hoch hinaus und hat sich dabei ein wenig angesengt, aber sein Talent für Dramatik und Spannung sind unverkennbar.

Vielleicht lässt Sebastian Fitzek, den einen oder anderen Charakter in seinem nächsten Projekt wieder spielen!? Ich würde es mir wünschen, denn z.B. in der Person von Alexander Zorbach liegt viel Potential und auch Hoffnung.


 Michael Sterzik




Sonntag, 4. Juli 2010

Die Totensammler - James McGee



Die Totensammler – James McGee

Im 20 und nun 21 Jahrhundert haben die Mediziner und auch die Medizintechniker es geschafft ganze Krankheiten zu eliminieren, zu heilen oder auch einzudämmen. Die Diagnostik hat in den letzten zweihundert Jahren wahre Quantensprünge erreicht in dem die „Götter“ in Weiß mithilfe modernster Medizintechnik Krankheiten erkennen und gezielt behandeln können, so das ein Wettlauf mit der Zeit zwar nicht immer gewonnen werden kann, aber so manches Mal kann man den Tod seine Show stehlen.

Drehen wir das Rad der Zeit zurück und gehen in die zweite Hälfte des 19 Jahrhunderts. Studenten, angehende Mediziner in der Ausbildung nahmen oft an Obduktionen teil, doch die Medizinischen Hochschulen hatten nicht immer „Leichen“ zur Hand. Alleine die Leichen Hingerichteter Verbrecher durften für den Fortschritte der Forschung zur Obduktion benutzt werden, doch es gab einfach zu wenige um allen Jungmedizinern die Vorführung einer Obduktion zu versprechen. Die Universitäten in einer Millionenstadt wie London benötigten, glaubt man den Quellen, ca. 500 – 1000 Leichen in einem Jahr.

London war nicht nur einer der wohlhabendsten Städte in dieser Zeit, sondern auch ein finsterer und gefährlicher Ort. Wie in vielen Städten der damaligen Zeit waren die hygienischen Verhältnisse katastrophal, die Versorgung der Einwohner mit Nahrungsmittel und Trinkwasser mangelhaft. Die Kindersterblichkeit war abnorm hoch und den meisten Einwohnern mangelte es an frischen, Vitaminreichen Obst. Die Themse wurde zur Beseitigung von Müll und manchmal auch Leichen genutzt, und die armen Menschen in den Elendsvierteln dieser Großstadt benutzten das Wasser natürlich als Trinkwasser, so das Krankheiten in den Ghettos der Stadt für viele Todesopfer sorgten.

Mit der Armut folgte auf dem Fuße die Kriminalität, der einzige Strohhalm für verzweifelte Menschen die sich und ihre Angehörigen ernähren und schützen mussten. Korruption, Raub, Prostitution waren ihre einzige Möglichkeit die Armut zu bekämpfen. Auch aus den Reihen dieser Menschen kamen die Leichenräuber, die kürzlich verstorbene entweder aus den Hospitälern stahlen, oder wenige Stunden nach der Bestattung aus ihren Gräbern holten. Für viele war dies ein lukratives Geschäft, die Chirurgen, bzw. die Universitäten zahlten gut und fragten nicht nach. Da die Mediziner gerne „frisches“ Material auf ihren Sektionstischen sahen, kam es wohl vor das die „Leichenräuber“ zu Mördern wurden um, so der Nachfrage gerecht zu werden.

Im Roman „Die Totensammler“ von James McGee lässt der Autor seinen exzentrischen Sonderermittler Matthew Hawkwood in der düsteren Metropole Londons auf die Jagd nach Leichenräubern gehen.

Inhalt

Anfang des 19 Jahrhunderts in mitten der Großstadt Londons wurde eine Gruppe von besonderen Ermittlern in Leben gerufen, man nannte sie auch die „Bow Street Runners“. Eine elitäre kleine Gruppe von Polizisten, die die kriminalistische Methodik, weiter voran treiben sollten. Einer von ihnen der ehemalige Offizier Matthew Hawkwood stützt seine Ermittlungen nicht auf Vermutungen sondern bedient sich eher Indizien aus denen man das Motiv und den Tathergang rekonstruieren kann.

Als Hawkwood von dem obersten Richter James Reed zu einem Tatort gerufen wird, präsentiert sich dem kühlen und abgeklärten Ermittler ein grausiges Bild. Auf dem Friedhof Cripplegate wurde der Körper eines junges Mannes, an einer alten Eiche festgenagelt.

Mit einem Strick um den Hals, die Handgelenke mit Nägeln durchschlagen an dem Baum fixiert, wurde der noch junge Mann hingerichtet. Doch welche Strafe hat er begangen, dass er auf solch bestialische Weise getötet und zur Schau gestellt worden ist!? Als Hawkwood die Spuren und die Leiche untersucht fällt ihm auf, dass wer auch immer der oder die Täten gewesen sein mussten,  sie grundlegende Erfahrung mit Hinrichtungen haben mussten. Es kommen weitere Details zu Tage, dem Opfer wurden sämtliche Zähne und auch die Zunge rausgeschnitten, ob der junge Mann zu diesem Zeitpunkt noch lebte ist allerdings ungewiss.

Im Laufe der Ermittlungen wird dem „Runner“ klar, daß es sich um ein Exempel handeln muss. Offensichtlich hatte sich der junge Mann als Leichendieb seinen Konkurrenten zum Feind gemacht. Der Verkauf von Leichen an Mediziner und Universitäten war ein lukratives, wenn auch grausiges Geschäft und viele Friedhöfe innerhalb Londons wurden inzwischen mehr oder weniger bewacht.

Nur wenig später muß Hawkwood ins „Bethlehem Royal Hospital“, auch genannt „Bedlam, dem uralten Irrenhaus von London. Dort gab es einen Ausbruch und ein Gast – Reverend Tombs wurde dabei getötet. Doch Tombs wurde auch verstümmelt, der Insasse und nun flüchtige, ehemalige Feldchirurg Colonel Titus Hyde, schnitt Tombs die vollständige Gesichtshaut ab. Der behandelnden Arzt beschreibt Titus Hyde, als eine Person mit höchst gegensätzlichen Eigenarten, er ist gebildet, charmant, ein begnadeter Fechter, aber auf den Schlachtfeldern des Englisch-Französischen Krieges hat dieser soviel schrecklichen erlebt und gesehen, was ihn in den Wahnsinn getrieben hat.

Colonel Hyde verfolgt ein irrsinniges und groteskes Projekt für das er diverse Frauenkörper benötigt. Behilflich ist ihm der professionelle und skrupellose Rufus Sawney der zusammen mit einigen Gehilfen für die Beschaffung der Leichen Sorge trägt.

Als Hawkwood unterstützt von dem obersten Richter James Reed, auch die ehemaligen Kollegen und Freunde von Colonel Hyde befragt, merkt der ehemalige Offizier und jetziger Runner schnell, dass Hyde einen gewissen Schutz genießt. Auch Hyde erfährt von den Ermittlungen die ihm immer näher auf die Schliche kommen und geht nun in die Offensive.....

Kritik

James McGee präsentiert dem Leser in seinem Historischen Kriminalroman keine neue, aber eine sehr spannende Geschichte. Der Autor gibt London ein düsteres, zerfurchtes Gesicht in dem Verbrechen, Armut und Verzweiflung tagtäglich von den Einwohnern alles abverlangte. Realistisch und nicht übertrieben schildert McGee die mangelnden, hygienischen Verhältnisse und die ausufernde Infrastruktur dieser Großstadt, die inmitten des industriellen Zeitalters stand. In den Armenvierteln regierte das Gesetz des stärkeren, und ein Menschenleben war nichts wert. Jegliche sozialen Strukturen waren gerade erst im Begriff sich zu entwickeln und sieht betrachtet man die Polizeikräfte so waren diese zu jedem Zeitpunkt in einer klaren Minderheit. In einigen Ghettos herrschten nur die verbrecherischen Gangs und die Polizisten umgingen gerne diesen Moloch weiträumig.

Auch wenn der eine oder andere Leser stutzen wird, wenn er im Roman auf die Leichenräuber trifft, es gab sie wirklich und ebenso die Mediziner mit ihren Universitäten die Leichen aufkauften und keine Fragen nach deren Herkunft stellten. Die Menschen waren so verzweifelt, dass der „Tod“ seinen Schrecken verlor und eine Leiche nur als „Ware“ bezeichnet wurde, mit der sich Geschäfte machen ließ, gute Geschäfte.

Auf Basis dieser historischen Gegebenheiten schuf der Autor seinen Roman und lässt seinen Helden Matthew Hawkwood einen Wahnsinnigen Serienmörder mit charismatischen Charakter und einer gewissen Genialität jagen – Colonel Hyde. Unweigerlich erinnert dieser Name an die Figur des „Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Auch Colonel Hyde ist zwar wirklich wahnsinnig, aber handelt er doch aus einer Motivation heraus, die für ihn selbstverständlich ist. Das „Böse“ in diesem Roman ist nicht unbedingt Colonel Hyde, denn dieser ist verschlagen genug um seinerseits seine Spuren zu verwischen, sondern im Grunde konzentriert sich alles auf die Bande um Sawney und seinen Leichenräubern. Auch wenn Colonel Hyde psychopathische Verhaltensweisen offenbart, so gibt James McGee seiner Figur nicht nur ein eindimensionales Gesicht.

Matthew Hawkwood dagegen ist eine schillernde Persönlichkeit, dessen Vergangenheit plausibel, wie auch spannend erzählt wird. Alleine seine Kriegserlebnisse und deren Schrecken, wie auch bei Colonel Hyde finden viel Raum in dieser Geschichte und untermauern immer wieder einige Eindrücke und spätere Aktionen der beiden Kontrahenten. Hawkwood wirkt manchmal ähnlich wie seinen zeitlich später verwandten Kollegen James Bond, als sehr exzentrisch und eigenwillig. Hawkwood hat zwar nicht die Lizenz zum töten, aber er weiß ziemlich gut, wie man es tut und beherrscht die tödliche Kunst sich nicht nur zu wehren, sondern auch gleich den Angreifer ins Jenseits zu schicken. In seinen Ermittlungsarbeiten scheut er sich nicht davor unangenehme Fragen gegenüber sozial höher gestellten und Adeligen Personen zu stellen, so dass er manchmal etwas überhetzt aber nicht unsympathisch rüber kommt. Aber Hawkwood ist Polizist durch und durch und sieht sich als Verteidiger der Armen und Schwachen und nicht als egoistischer Beamter der korrupt, schnell nach oben kommen möchte, mit welchen Mitteln auch immer. Er überschätzt sich nicht, und wenn er weiß, wo seine Grenzen beginnen, so sucht er sich gerne professionelle Hilfe bei Männern die eine ähnliche Vergangenheit wie er selbst haben. Wozu war er schließlich ein Offizier seiner Majestät und weiß Männer zu finden die tödlich sein können.

Fazit

„Die Totensammler“ von James McGee ist ein in sich abgeschlossener Roman der ungemein spannend geschrieben ist. Der Autor bediente sich nicht nur historischen Komponenten, sondern manchmal schweift er auch gerne ins Genre „Horror“ ab. Für zartbesaitete Leser ist dieser Roman nichts, denn einige Szenen beschreibt der Autor so blutig und grausam, dass es fast schon übertrieben ist. Der Leser ist auch nicht dazu angehalten, zu ermitteln wer oder was die Mörder sind. Die einzelnen Kapitel gliedern sich erzählt aus den verschiedenen Perspektiven der Protagonisten. Ebenso findet die Perspektive des Leichenräubers Sawney Platz und dieser erzählt seine Handlungen und Pläne aus eigener Sicht.

„Die Totensammler“ von James McGee ist ein sehr empfehlenswerter Roman, der nichts beschönigt, der London in ein realistisches Licht rückt und durch Spannung überzeugen kann.


 Michael Sterzik

Samstag, 26. Juni 2010

Die Tribute von Panem - Tödliche Spiele (Suzanne Collins)



Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele (Suzanne Collins)

In dem Erstlingswerk von Suzanne Collins – „Die Tribute von Panem“ – Tödliche Spiele erzählt die Autorin von einem zerstörten Nordamerika in einer düsteren Zukunft. Kriege und Hungersnöte haben das Land zerstört, die überlebenden Menschen leben in Distrikten. Jeder der 12 Distrikte hat etwas besonders an sich und konzentriert sich auf seine produktiven Stärke, es gibt einen Distrikt der sich auch Bergbau spezialisiert hat, ein anderer widmet sich ganz der Landwirtschaft, der nächste der technischen Produktion von elektronischen Gütern oder Waffen.

Panems 13 Distrikt wurde vom „Kapitol“ zerstört. In diesem Distrikt rebellierten die Einwohner gegen das Regime und es rächte sich, indem der Distrikt ausgelöscht wurde. Das Exempel verfehlte seine Wirkung nicht, die anderen Distrikte verstanden die Warnung, dass Rebellion im Keim sofort eliminiert wird. Doch auf die verbliebenen Distrikte mussten von nun an ihrem Tribut an das „Kapitol“ mit einem hohen Blutzoll zahlen. Kurz nach der Zerstörung des 13 Distrikt, wurden die „Hungerspiele“ ins Leben gerufen.

Nun müssen Jahr für Jahr die 12 Distrikte zwei „Tribute“ – Jugendliche im Alter zwischen 12 und 18 Jahren in einer großen, künstlichen Arena auf Leben und Tod gegeneinander kämpfen – der einzig Überlebender und dessen Familie erwartet dann ein erfülltes und sicheres Leben, kein Hunger, keine Angst – Reich und berühmt für den Rest des Lebens. Auf die anderen wartet nur der Tod und unglückliche Familien die ihre Kinder in einer Unterhaltungsshow verloren haben. Die „Hungerspiele“ werden rund um die Uhr live im nationalen Fernsehen übertragen. Jegliche Angst, jeder Kampf, jede Verzweiflung und jeder grausame Tod werden live und in stereo den Zuschauern und natürlich auch den Angehörigen vor Augen geführt.

Als die jüngere Schwester von Katniss, Prim aus dem 12 Distrikt ausgelost wird, stellt sich Katniss vor ihrer Schwester und nimmt ihren Platz als Freiwillige ein. Als männlicher Part des Distrikte wird Peeta, der Sohn des hiesigen Bäckers ausgelost. Die anderen jugendlichen Tribute kennt das Duo nicht. Katniss, die immer für ihre Familie die Versorgung übernommen hat indem sie Kleintiere jagte, rechnet sich nicht viel Chancen auf einen Sieg aus.

In der Vorbereitungszeit gibt es Trainingseinheiten und die Chance für die Tribute ihre Fähigkeiten auszubauen, bzw. zu vervollständigen. Als Mentoren für die ausgelosten Tribute fungieren ehemalige Siege der Hungerspiele. Es ist ein Medienspektakel und genauso wie sich Sponsoren für die kämpfenden Jugendlichen einfinden, werden hier auch Wetten abgeschlossen wie die diesjährigen Hungerspiele ausgehen. Interviews mit den Tributen und eine Zuschaustellung in einer Show dienen nur zu Unterhaltung. Die Diktatur, dass „Kapitol“ überlässt nichts dem Zufall, alles dient nur dazu die Macht des Kapitols zu präsentieren. Ihre Spielmacher, die sich die Fallen in der Arena einfallen lassen um das Publikum zu begeistern, verstehen ihr tödliches Handwerk.

Als die tödlichen Spiele beginnen muss Katniss in der Arena entweder töten oder sie wird getötet....

Kritik
Auch wenn „Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele“ ein Buch für Jugendliche und so die 12 bis 16 jährigen ansprechen soll, ist es doch mehr als einer unter vielen Jugendbüchern.

Die Thematik die die Autorin Suzanne Collins aufgreift ist vielfältig und spiegelt auch unsere Gesellschaft wieder. Die Macht der Medien, die Manipulation und die Unterdrückung von Menschen finden hier ebenso ihren Platz, wie auch die ethischen und moralischen Werte, dass Pflicht- und Mitgefühl gegenüber anderen, vielleicht schwächeren, benachteiligen Personen. Der Roman erzählt die spannende und sehr ergreifende Geschichte von Katniss und Peeta, aber auch die anderen, wenn auch vielen Nebenfiguren haben ihren bemerkenswerten Auftritt und bleiben dem Leser auch nach der literarischen Tod noch lange im Gedächtnis.

Die Story wird ausschließlich aus der Perspektive von Katniss geschildert. Der Leser hat nun die Möglichkeit Katniss Weg in die Arena mitzuerleben so das ihre Emotionen sehr greifbar und realistisch nachklingen, wenn sie von ihrer Angst, ihrer Verzweiflung erzählt, aber auch ihre Wut freien Lauf lässt. Die Sympathie für ihre Figur entwickelt sich im Laufe der Handlung, und auch ihre persönliche Entfaltung ist nachvollziehbar, wenn sie auch oft unsicher und naiv ist.

Peeta, der ebenfalls ein „Tribut“ aus dem 12 Distrikt ist, verhält sich zunächst zurückhaltend, aber seine Person birgt mächtiges Potential und es dauert nicht lange bis seine Fähigkeiten an die Oberfläche kommen, er weiß was er tut und er spielt in der Arena nach seinen eigenen Spielregeln.

Spannend und durchaus viel Platz für die Kritik an unserer Gesellschaft, oder ein Ausblick wie es in nicht allzu ferner Zukunft mal aussehen könnte, versprechen ein außergewöhnliches Lesevergnügen.

Menschliche Abgründe und ein perverser Voyeurismus, aber auch bedingungslose Liebe sowie Verantwortung gegenüber anderen sind der Tenor des Romans. Die Hungerspiele sollen den Einwohner der Distrikte aufzeigen, wo sie in einer gesellschaftlichen, totalitären Gesellschaft stehen. Einschüchterung, Angst und Brutalität sind die Noten dieser grausamen Melodie, doch auch in dieser Dunkelheit flammt am Ende ein Fünkchen Hoffnung auf, denn Katniss ist nicht gewillt sich kontrollieren und manipulieren zu lassen, doch ihre Entscheidung wird folgen haben, die sie sich zunächst nicht ausmalen kann. Das Entscheidungen immer Wellen schlagen und selbst dann wenn man von ihnen absieht und wegläuft, sie einen immer wieder ein- und überholen, davon wird der Leser viel finden.

„Brot und Spiele“ verlangen nach einer blutigen Show, doch die Autorin verzichtet auf detailreiche Beschreibungen der Tötungen, zwar fließt hin und wieder Blut, doch die Autorin umschifft diese Klippe und konzentriert sich auf die Emotionen von Katniss und den anderen Tributen. Actionreich ist „Die Tribute von Panem“ nur phasenweise, doch auch die Vorbereitungen für den finalen Kampf in der Arena sind spannend und der Leser bekommt einen Überblick über die Fähigkeit und den Talenten der anderen Kandidaten.

Suzanne Collins Stil zu erzählen ist äußerst pragmatisch. Der Aufbau ihrer Sätze ist zumeist kurz und gewöhnungsbedürftig, ich hätte mir manchmal mehr Erklärungen zu einzigen Situationen und Szenen gewünscht, oftmals mangelte es mir im Detail, zu schnell wechseln ab und an die Szenen. Auch die Vergangenheit Panems, die Entwicklung der Distrikte, die Macht des Kaptiols, die früheren Kriege in Nordamerika, sowie die Erklärung der anderen Distrikte bleiben (noch) im Verborgenen. Weiterhin wäre es vorteilhaft gewesen, wenn der Roman nicht nur aus der Sicht von Katniss erzählt werden würde, sondern vielleicht auch die Perspektive der Zuschauer, der Angehörigen der Kandidaten und zuletzt der Spielmacher erzählt werden würde. Diese eindimensionale Perspektive ist zwar spannend, aber nicht sonderlich informativ gewählt. 

Fazit

„Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele“ ist der erste Roman einer geplanten Trilogie von der Autorin Suzanne Collins. Selten habe ich einen Jugendroman gelesen, der sich so ernsthaft mit gesellschaftlichen Themen befasst und zugleich eine Spannung entwickelt, der man sich nur schwerlich entziehen kann.

Suzanne Collins versteht ihr Handwerk und nach Ende des ersten Teils, wird man es nicht vermeiden können, gleich den zweiten Teil zur Hand zu nehmen, in dem das Schicksal von Katniss fortgeführt wird.

Emotional und spannend regt der Roman auch zum Nachdenken an. Zwischen den Zeilen wird sich so mancher Gedanke transportieren lassen, und auch die oft durcheinandergewirbelte Welt von hormongelenkten Emotionen, gerade bei Jugendlichen lassen es zu, dass sich der Leser gut mit Katniss oder Peeta identifizieren kann. Gerade in jungen Jahren, auf der Schwelle zum Erwachsenen muss sich der Jugendliche selbst finden und das Lernen kann manchmal recht schmerzhaft sein. In „Die Tribute von Panem“ verschwimmen die Grenzen zwischen Gefühl und Verstand und wie so oft liegt in der Liebe die Antwort zu allen Fragen.

Prädikat: Platin verdient der Roman und neben den Bestsellerlisten wird er sich in so mancher Diskussion wiederfinden. Ein Jugendbuch das Spannung verspricht und nicht enttäuscht, und zudem noch viel Potential für Diskussionen und eigene Gedanken einbringt! Was will man mehr? Mit Sicherheit bald den zweiten Teil lesen : „Die Tribute von Panem – Gefährliche Liebe“.

Michael Sterzik