AUTOR(EN)Peter OrontesVERLAGKnaur TB
Rezensionen zu aktuellen Büchern. Vorstellungen, Interviews mit Autoren und vieles mehr.
Sonntag, 23. Januar 2011
Der Seelenhändler (Peter Orontes)
Das Herzogtum Steiermark im Jahre 1385: Eine Reihe mysteriöser Verbrechen versetzt die Bewohner einer abgelegenen Gebirgsregion in Angst und Schrecken. Als die Familie des Köhlers grausam abgeschlachtet wird, macht sich der geheimnisvolle Wolf, der die Toten gefunden hat, im Auftrag des Priors eines Benediktinerklosters auf die Suche nach den Tätern. Begleitet wird er von der schönen Katharina (Verlagsinfo)
AUTOR(EN)Peter OrontesVERLAGKnaur TB
AUTOR(EN)Peter OrontesVERLAGKnaur TB
Samstag, 22. Januar 2011
Die Landkarte der Zeit - Felix J. Palma
Felix J. Palma – Die Landkarte der Zeit
„Die Zeitmaschine“ – H.G. Wells ist ein Klassiker der Literatur und wir erinnern uns noch gerne an die Verfilmung und Figuren der Elois und Morlocks, in der die Hauptrolle damals Rod Taylor spielte.
Träumen wir nicht immer davon, die Zeit zurückzudrehen? Wünschen wir uns nicht oft Fehler die wir gemacht haben, wieder zu relativieren oder gar nicht erst gemacht zu haben? Wären wir nicht gerne mal Zeitzeugen bei dem Bau der Pyramiden, oder der Geburt oder Kreuzigung Christi, oder an den einen oder anderen historischen Moment der wichtig war und die Menschheit entscheidend geprägt hat.
Physik, gerade die Quantenphysik erklärt uns inzwischen eine ganz andere Perspektive einer mehrdimensionalen Raum/Zeit-Umgebung, die wie wir aber noch lange nicht erforscht, oder gar begriffen haben! Vielleicht sind wir einfach noch nicht so weit entwickelt.
Doch wenn es möglich wäre in die Vergangenheit oder die Zukunft zu reisen, welche Auswirkungen hätten dann diese Reisen auf unsere Zivilisation und für uns unmittelbar. Würden wir uns ggf. selbst, wegen einen dummen Zufall exekutieren, wie würden sich dies zeitlichen Wellen auf unsere Gegenwart auswirken. Wahrscheinlich wäre wir wie ein keiner Stein den ein Junge ins Wasser wirft, die Wellen wären um ein vielfaches größer, und mit so viel unbekannten kombiniert, die wir gar nicht erst berechnen können.
Der in Madrid lebende Autor Felix J. Palma erzählt in seinem Roman „Die Landkarte der Zeit“ eine Geschichte in dem die Bedeutung der Zeit die wesentliche Rolle spielt und den Leser auf eine Reise durch Vergangenheit und Zukunft schickt.
Inhalt
London 1896 – Das Zeitalter der Industrialisierung, aber auch der Armut und der sozialen Ungerechtigkeiten. Eine Zeit in der ein Menschenleben in den Armenvierteln rund um Whitechapel keine drei Pennys wert war. Andrew Harrington, der Sohne eines großen Unternehmers sind keinen Sinn mehr in seinem Leben. Im Wohnzimmer seines Vaters stehend begutachtet er die Waffensammlung seines Vaters. Noch immer macht er sich Vorwürfe, weil er seine Liebe zu der Prostituierten Marie sich nicht selbst eingestehen wollte, und nun gibt es auch keine Möglichkeit mehr, ihr seine Liebe zu gestehen. Marie wurde auf bestialische Art und Weise von Jack the Ripper umgebracht. Von Schuldgefühlen geplagt, auch acht Jahre nach ihrem Tode, findet der junge Mann keine Ruhe und so nimmt die Überlegung Selbstmord zu wählen, immer mehr Bestand an.
Allerdings hält in sein Cousin in letzter Minute von seinem Vorhaben ab. Denn laut seinen Worten gibt es eine Möglichkeit Marie zu retten. H.G. Wells hat eine Zeitmaschine gebaut und Andrew möchte um jeden Preis zurück um Marie vor dem Killer retten zu können.
Unterdessen findet Claire Haggerty, eine junge Frau die vom Leben gelangweilt ist und sich nach der Liebe ihres Lebens sehnt. Neugierig wie die junge Frau ist, lässt sich darauf ein eine Zeitreise ins Jahr 2000 zu unternehmen. Abenteuerlustig wie sie ist, möchte sie sich nicht in eine starre Zukunftspläne gewöhnen, die ihre Eltern traditionsbewusst für sie von lange Hand geplant haben. Die Agentur für Zeiteisen Murray organisiert mit großen Elan und noch größeren Versprechen diese Reisen in eine Zukunft in der die Menschen kurz vor einer Vernichtung stehen. Durch Zufall lernt sie im Jahre 2000 den Mann kennen, der die Welt retten soll, und verliebt sich unsterblich in ihn. Und auch dieser Held, tritt für sie eine Reise an, die ihn in Claires Zeit, des viktorianischen London führt.
Ganz andere Probleme bekommt der Scotland-Yard-Inspekter Colin Garett. In wenigen Tagen wurde in London drei Leichen gefunden. Die Wunden weisen darauf hin, dass keine bekannte Waffe dies verursacht haben kann. Also bleibt nur die Möglichkeit über, dass jemand aus der Zukunft diese drei Menschen ermordet hat. Garett ist bereit den oder die Verantwortlichen in der Zukunft zu suchen....
Kritik
„Die Landkarte der Zeit“ von Palmar beruht auf die Theorien, dass es Parallelwelten geben muss und diese auch besucht und verändert werden können. Erinnern wir uns an die vielen verschiedene Filme und Bücher so ist das Verständnis für die Zukunft immer auch ein wenig verwirrend.
Auch in diesem Roman ist es so, schlimmer noch – beim Lesen wird die freudige Erwartungshaltung die man vielleicht beim Lesen des Klappentextes hatte, schnell brutal gebremst. Trotz aller Fantasie kann der Leser der Erzählung nicht folgen. Worauf der Autor mit der Story eigentlich hinaus will, was er uns mitteilen möchte, bleibt im dunklen. Da hilft es auch nicht das Spannung zwar aufgebaut wird, aber auf den nächsten Seiten sofort terminiert wird.
Die Idee der Zeitreise in die Vergangenheit oder in die Zukunft bleibt so schräg, dass trotz aller philosophischen Gedankengänge, dann doch nur noch Schall und Rauch übrigbleiben. Palma bedient sich natürlich den H.G. Wells und lässt die Zeitmaschine aufleben und im zweiten Teil begegnet uns dann evtl. der „Krieg der Welten“?!
Das beide Werke den Leser oder den Cineasten mehr faszinieren werden, ist leider traurig aber auch Fakt.
Alle drei Handlungsstränge und die abschließende Erklärung sind derartig an den Haaren herbeigezogen, dass man hier nicht von feinster Erzählkunst reden kann, sondern eher von Überheblichkeit und falscher Selbsteinschätzung. Eine Vielzahl an Metaphern gibt sich hier so unstrukturiert die Hand, dass der Leser auch die Spannung nicht mehr wahrnimmt, sondern sich über die logischen Fehler und Ideen schwarz Ärgern wird.
Dichtung und Wahrheit können ja Geschwister sein, hier aber leben sie Lichtjahre voneinander entfernt. Einzig und allein die Konzeption der Charaktere ist lobend zu erwähnen. Ihre Motivation und ihr streben nach Glück, Liebe, Respekt und Sinn ist zu loben. Der Leser erfährt viel über die vielen ungesagten Worte die sich in den jeweiligen Charakteren entfalten. Der Leser wird sich mit den einen oder anderen Protagonisten identifizieren können, wenn aber auch weiterhin die Ideen des Autors ins negative abdriften.
Fazit
Auch wenn der Autor den Sinn fürs Detail offensichtlich begriffen hat, so ist er weit über das Ziel hinausgeschossen, einen unterhaltsamen und abwechslungsreichen Roman zu schreiben. Der Stil des Autors kann man begründet ausschmückend schildern, doch verirrt sich der Autor in den Irrungen und Wirrungen seiner eigenen Gedankenwelt, so das er so guter letzt einen Ausweg gar nicht findet.
„Die Landkarte der Zeit“ kann ich überhaupt nicht empfehlen. Weder besonders packend erzählt, noch eine anhaltende Spannung die mich fesseln konnte. Stattdessen einen tumbe Enttäuschung die mich abschrecken könnte, jemals wieder ein Buch des Autors in die Hand zu nehmen.
Lesen Sie lieber H.G. Wells Werk – Die Zeitmaschine, denn dieses Werk ist zeitlos gut.
Autor
Felix J. Palma wurde 1968 in Sanlucar de Barrameda geboren und lebt heute in Madrid. Er absolvierte eine Ausbildung als Werbefachmann in Sevilla, bekam jedoch für seine ersten Erzählungen und Romane bereits so viele Stipendien und Preise, dass er den erlernten Beruf nie ausübte.
„Die Landkarte der Zeit“ war ein Bestseller in Spanien und wird in über zwanzig Sprachen übersetzt. Palma erhielt dafür den Premio Ateneo de Sevilla. (Verlagsinfo)
Michael Sterzik
Die Landkarte der Zeit
Roman
Roman
ISBN 978-3-463-40577-3
Aus dem Spanischen von Willi Zurbrüggen
Gebunden, 720 Seiten
€ 24,95 (D)|€ 25,70 (AT)|sFr. 37,90 (UVP)
Aus dem Spanischen von Willi Zurbrüggen
Gebunden, 720 Seiten
€ 24,95 (D)|€ 25,70 (AT)|sFr. 37,90 (UVP)
Das Antlitz der Ehre - Ulrike Schweikert
Das Antlitz der Ehre – Ulrike Schweikert
Nach die „Dirne und der Bischof“ folgt nun der zweite Teil um die Geschichte der Elisabeth, die Tochter, dem Bankert des Fürstbischofs Johnann II von Brunn zu Würzburg.
Inhalt
Würzburg 1430: Nach dem Mordanschlag auf Elisabeth, ihrer Amnesie und der Zeit die sie als Dirne in einem „Frauenhaus“ ihren Körper verkaufte, ist die junge Frau eine förmlich andere geworden. Ihr gesamtes Weltbild, gerade die der sozialen Stellung einer Frau ist deutlich ins Wanken gekommen. Elisabeth die nun Entbehrungen, Hunger und das Gefühl des Ausgeliefert sein kennt, zeigt nun viel mehr Verständnis für die Frauen, die sie bisher keines Blickes gewürdigt hat.
Jeglichen Hang zu Luxusgütern, schönen Kleidern und ein sorgenfreies Leben das sie als des Bischofs Tochter kennen- und auch liebengelernt hat, sieht sie nun aus einer ganz anderen Perspektive. Doch die Zeit als „Dirne“ hat auch noch andere Spuren hinterlassen, Spuren die ihr innerstes selbst berühren und sie nicht zur Ruhe kommen lassen.
Ihren Verlobten Albrecht von Wertheim hat sich Elisabeth noch nicht anvertraut. Er würde dies nicht nachvollziehen können und würde sich wahrscheinlich voller Ekel von ihr distanzieren. Es scheint als hätte sich die ganze Welt gegen sie verschworen, denn auch ihr Vater verliert an Macht und Einfluss.
Fürstbischoff Johnann II von Brunn wird abgesetzt und muß seinen Sitz die Marienburg und sein Amt aufgeben. Die Stadt Würzburg hatte genug von dem verschwenderischen Lebensstils seines Kirchenfürsten und handelte dementsprechend konsequent. Zu hoch war die Schuldenlast und die Anzahl der Verpfändungen, so das auch das Bistum in der Kritik stand.
Doch der Schein trügt, denn nun entbrennt ein gnadenloser Kampf um die Macht in der Region und Elisabeth wird ein wichtiger Spielball zwischen den Kontrahenten. Neben den Kirchen- den Landes- und noch viel wichtiger den persönlichen Interessen steht sie zwischen ihren Verlobten Albrecht und etwaigen Nachfolger, und ihrem eigenen Vater. Von seinem Exil auf Burg Zabelstein plant der ehemals mächtige und noch immer sehr einflussreiche Bischof seine nächsten Schritte und das Schicksal seiner eigenen Tochter in seiner Hand, kann für seine politischen Ränkeschmiede vom hohem Wert sein...
Kritik
„Das Antlitz der Ehre“ von Ulrike Schweikert ist ebenfalls im Verlag Blanvalet erschienen.
Die Autorin die enorm viel auf gute Recherchearbeit wert legt, gerade in einem historischen Roman, ist hier wieder einmal betont zu loben. Fakten und Fiktion um den lebens- und wahrscheinlich sehr weltlichen und liebenshungrigen Bischoff Johann II von Brunn, erzählt sie hier geschickt und mit viel Präzision was die Politischen Konflikte angeht. Und genau diese Politischen Intrigen sind der größte Schwachpunkt in diesem Roman.
„Das Antlitz der Ehre“ ist bei weitem leider nicht so spannend wie bei „Die Dirne und der Bischof“, in der Elisabeth die Hauptrolle spielte und in der die Autorin, einen facettenreichen und vielseitige Welt beschrieb. Allein die Konzeption der Charaktere wird hier nur eindimensional und farblos geschildert. Johann II von Brunn hebt sich aber hier deutlich von den anderen ab. Eigentlich geht es hier nur um Politik, um Einfluss und Macht, so das Elisabeth und selbst ihr Verlobter nichts anderes sind, als wichtige, aber durchaus austauschbare Figuren auf einem Schachbrett.
„Im Krieg und in der Liebe“ ist alles erlaubt, ein Credo das für Johann II von Brunn längst schon zum Lebensmotto und Inhalt geworden ist. Elisabeth transformiert sich allerdings zu einer Randfigur in diesem Politikum, sicherlich ist sie sich im Grunde selbst treu geblieben, aber gegen die Macht der einflussreichen Fürsten kann sie nichts entgegensetzen und von Durchsetzen reden wir an dieser Stelle erst gar nicht.
Der Leser wird schon nach wenigen Seiten feststellen, dass der Band viel schwächer ist, als der erste. Die Richtung dieser Geschichte ist schnell erkannt und in den vielen Dialogen geht es immer nur um die Macht in der Stadt Würzburg. Vom gesellschaftlichen und sozialen Leben einer Frau im Mittelalter bekommt man geradezu nichts mit. Konflikte hin oder her – Spannung sieht anders aus, die sucht man hier leider vergebens.
Auch sollte man nicht zu „Das Antlitz der Ehre“ greifen, ohne den ersten Band „Die Dirne und der Bischof“ gelesen zu haben. Die Charaktere sind komplex, zu dem natürlich noch die gewissen Abhängigkeiten hier ein große Rolle spielen, und ohne eine gewisse Vorkenntnis bleibt sonst vieles unbeantwortet auf der Strecke.
Zu loben allerdings ist die bildliche und gute Sprache der Autorin, die es einfach und plastisch erzählt, auch wenn sie sich hier manchmal richtiggehend verrennt. Im Epilog und im Kapitel: Dichtung und Wahrheit - erklärt die Autorin die historischen Hintergründe, so das diese mit der Kombination des Glossars und einer abschließenden Danksagung ein professionelles Ende findet.
Fazit
Historische Romane sollen unterhalten, sicherlich kann auch Politik unterhaltsam erzählt werden, doch leider verliert Frau Ulrike Schweikert mit der Figur ihrer Elisabeth ihre spannende Präsenz in dem Titel.
Die junge Frau wirkt hilflos, deplaziert und ist einfach eine Statistin, in einem perfidem Spiel, um die politische Macht in Würzburg.
„Das Antlitz der Ehre“ hätte ein eigenständiger Roman werden sollen, ohne eine Protagonistin die hier überflüssig ist, denn die Persönlichkeit des Bischofs, glaubt man der Autorin und den historischen Fakten, gibt genug Potential für eine spannendes politisches Drama.
Das Ulrike Schweikert eine sehr gute Autorin ist, die zweifelsfrei ihre Heldinnen spannende Abenteuer und Dramen bestehen lässt, steht außer Frage. Auch wenn dieser Roman der schwächste war, den ich bis dato gelesen habe, freue ich mich auf einen weiteren historischen Roman von ihr, den ich dann bestimmt gerne wieder lesen werde.
Michael Sterzik
Nach die „Dirne und der Bischof“ folgt nun der zweite Teil um die Geschichte der Elisabeth, die Tochter, dem Bankert des Fürstbischofs Johnann II von Brunn zu Würzburg.
Inhalt
Würzburg 1430: Nach dem Mordanschlag auf Elisabeth, ihrer Amnesie und der Zeit die sie als Dirne in einem „Frauenhaus“ ihren Körper verkaufte, ist die junge Frau eine förmlich andere geworden. Ihr gesamtes Weltbild, gerade die der sozialen Stellung einer Frau ist deutlich ins Wanken gekommen. Elisabeth die nun Entbehrungen, Hunger und das Gefühl des Ausgeliefert sein kennt, zeigt nun viel mehr Verständnis für die Frauen, die sie bisher keines Blickes gewürdigt hat.
Jeglichen Hang zu Luxusgütern, schönen Kleidern und ein sorgenfreies Leben das sie als des Bischofs Tochter kennen- und auch liebengelernt hat, sieht sie nun aus einer ganz anderen Perspektive. Doch die Zeit als „Dirne“ hat auch noch andere Spuren hinterlassen, Spuren die ihr innerstes selbst berühren und sie nicht zur Ruhe kommen lassen.
Ihren Verlobten Albrecht von Wertheim hat sich Elisabeth noch nicht anvertraut. Er würde dies nicht nachvollziehen können und würde sich wahrscheinlich voller Ekel von ihr distanzieren. Es scheint als hätte sich die ganze Welt gegen sie verschworen, denn auch ihr Vater verliert an Macht und Einfluss.
Fürstbischoff Johnann II von Brunn wird abgesetzt und muß seinen Sitz die Marienburg und sein Amt aufgeben. Die Stadt Würzburg hatte genug von dem verschwenderischen Lebensstils seines Kirchenfürsten und handelte dementsprechend konsequent. Zu hoch war die Schuldenlast und die Anzahl der Verpfändungen, so das auch das Bistum in der Kritik stand.
Doch der Schein trügt, denn nun entbrennt ein gnadenloser Kampf um die Macht in der Region und Elisabeth wird ein wichtiger Spielball zwischen den Kontrahenten. Neben den Kirchen- den Landes- und noch viel wichtiger den persönlichen Interessen steht sie zwischen ihren Verlobten Albrecht und etwaigen Nachfolger, und ihrem eigenen Vater. Von seinem Exil auf Burg Zabelstein plant der ehemals mächtige und noch immer sehr einflussreiche Bischof seine nächsten Schritte und das Schicksal seiner eigenen Tochter in seiner Hand, kann für seine politischen Ränkeschmiede vom hohem Wert sein...
Kritik
„Das Antlitz der Ehre“ von Ulrike Schweikert ist ebenfalls im Verlag Blanvalet erschienen.
Die Autorin die enorm viel auf gute Recherchearbeit wert legt, gerade in einem historischen Roman, ist hier wieder einmal betont zu loben. Fakten und Fiktion um den lebens- und wahrscheinlich sehr weltlichen und liebenshungrigen Bischoff Johann II von Brunn, erzählt sie hier geschickt und mit viel Präzision was die Politischen Konflikte angeht. Und genau diese Politischen Intrigen sind der größte Schwachpunkt in diesem Roman.
„Das Antlitz der Ehre“ ist bei weitem leider nicht so spannend wie bei „Die Dirne und der Bischof“, in der Elisabeth die Hauptrolle spielte und in der die Autorin, einen facettenreichen und vielseitige Welt beschrieb. Allein die Konzeption der Charaktere wird hier nur eindimensional und farblos geschildert. Johann II von Brunn hebt sich aber hier deutlich von den anderen ab. Eigentlich geht es hier nur um Politik, um Einfluss und Macht, so das Elisabeth und selbst ihr Verlobter nichts anderes sind, als wichtige, aber durchaus austauschbare Figuren auf einem Schachbrett.
„Im Krieg und in der Liebe“ ist alles erlaubt, ein Credo das für Johann II von Brunn längst schon zum Lebensmotto und Inhalt geworden ist. Elisabeth transformiert sich allerdings zu einer Randfigur in diesem Politikum, sicherlich ist sie sich im Grunde selbst treu geblieben, aber gegen die Macht der einflussreichen Fürsten kann sie nichts entgegensetzen und von Durchsetzen reden wir an dieser Stelle erst gar nicht.
Der Leser wird schon nach wenigen Seiten feststellen, dass der Band viel schwächer ist, als der erste. Die Richtung dieser Geschichte ist schnell erkannt und in den vielen Dialogen geht es immer nur um die Macht in der Stadt Würzburg. Vom gesellschaftlichen und sozialen Leben einer Frau im Mittelalter bekommt man geradezu nichts mit. Konflikte hin oder her – Spannung sieht anders aus, die sucht man hier leider vergebens.
Auch sollte man nicht zu „Das Antlitz der Ehre“ greifen, ohne den ersten Band „Die Dirne und der Bischof“ gelesen zu haben. Die Charaktere sind komplex, zu dem natürlich noch die gewissen Abhängigkeiten hier ein große Rolle spielen, und ohne eine gewisse Vorkenntnis bleibt sonst vieles unbeantwortet auf der Strecke.
Zu loben allerdings ist die bildliche und gute Sprache der Autorin, die es einfach und plastisch erzählt, auch wenn sie sich hier manchmal richtiggehend verrennt. Im Epilog und im Kapitel: Dichtung und Wahrheit - erklärt die Autorin die historischen Hintergründe, so das diese mit der Kombination des Glossars und einer abschließenden Danksagung ein professionelles Ende findet.
Fazit
Historische Romane sollen unterhalten, sicherlich kann auch Politik unterhaltsam erzählt werden, doch leider verliert Frau Ulrike Schweikert mit der Figur ihrer Elisabeth ihre spannende Präsenz in dem Titel.
Die junge Frau wirkt hilflos, deplaziert und ist einfach eine Statistin, in einem perfidem Spiel, um die politische Macht in Würzburg.
„Das Antlitz der Ehre“ hätte ein eigenständiger Roman werden sollen, ohne eine Protagonistin die hier überflüssig ist, denn die Persönlichkeit des Bischofs, glaubt man der Autorin und den historischen Fakten, gibt genug Potential für eine spannendes politisches Drama.
Das Ulrike Schweikert eine sehr gute Autorin ist, die zweifelsfrei ihre Heldinnen spannende Abenteuer und Dramen bestehen lässt, steht außer Frage. Auch wenn dieser Roman der schwächste war, den ich bis dato gelesen habe, freue ich mich auf einen weiteren historischen Roman von ihr, den ich dann bestimmt gerne wieder lesen werde.
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 480 Seiten, 13,5 x 21,5 cmISBN: 978-3-7645-0317-8€ 19,99 Verlag: Blanvalet
Die Tribute von Panem - Flammender Zorn
"Wird in einem Atemzug genannt werden mit William Goldings "Herr der Fliegen" oder Stephen Kings "The Stand – Das letzte Gefecht" School Library Journal "Verbindet die leidenschaftliche Gesellschaftskritik von '1984', die Exzesse von 'Uhrwerk Orange', die imaginative Kraft der 'Chroniken von Narnia' und den Einfallsreichtum von 'Harry Potter'" The New York Times Hardcover, 432 Seiten Originaltitel: The Hunger Games - Mockingjay
430 Seiten gebunden, EUR 17,95, ISBN-13: 978-3-7891-3220-9
Die Tribute von Panem-Trilogie:
Band 1: "Tödliche Spiele
Band 2: "Gefährliche Liebe"
Band 3: "Flammender Zorn | ||
Sonntag, 16. Januar 2011
Ich war eine Mafia-Chefin - Giuseppina Vitale
Ich war eine Mafia-Chefin (Giuseppina Vitale mit Camilla Constanzo)
Die Mafia – in Italien so bekannt wie die gute Gastronomie, dass Forum Romanum, Kultur und Geschichte. Na ja, die Mafia ist gleichbedeutend Kultur und Geschichte im Süden Europas und durchdringt nicht nur das gesellschaftliche Leben, sondern natürlich auch die Politik und Wirtschaft.
In Sizilien gehört die Mafia zum Alltag. Oftmals sind es Tragödien die ganze Familien in den Abgrund der Kriminalität, des organisieren Verbrechens reißen, und somit alles in Frage stellen, wofür sie eigentlich leben.
Die Mafia ist für sich eine einzigartige Metropole in denen die „Herrscher“ in den mächtigen Familien, sich wie kleine Könige aufführen. Zumeist sind es Männer die hier in der nicht immer durchsichtigen Hierarchie das sagen haben. Doch was ist mit den Frauen dieser „mächtigen, kriminellen Familien? Wo bleiben sie, wenn die Männer sich auf der Flucht vor der Staatsanwalt in wilden Berggegenden verstecken, oder sich durch Verrat oder Überheblichkeit in einem italienischen Gefängnis wiederfinden?
Es ist ein Kampf der Männer um Geld, Macht, Respekt und Einfluss, doch hin und wieder zieht auch eine Frau die Fäden hinter er Bühne, und organisiert die wenig legalen bis zu hochkriminellen Geschäfte ihrer Brüder oder Ehemänner.
In dem Buch „Ich war eine Mafia-Chefin“ von Giuseppina Vitale mit Unterstützung der Journalistin Camilla Costanzo, erzählt die Autorin von ihrem Leben mit der Mafia und ihrer Rolle in diesem Mordsspiel bei dem es am Ende doch kaum Gewinner gibt.
Inhalt
Giuseppina Vitale wächst in Sizilien auf, als viertes Kind und einzige Tochter ihrer Familie, ist das Leben nicht einfach. Ihr Vater ein Landwirt, dessen Leidenschaft Pferde sind und ihre Mutter die ein strenges Regime führt, sind einfache Menschen die zwar um die Existenz der ehrenwerten Gesellschaft kennen, sich aber distanziert aus allen Geschäften raushalten.
Doch der Vitale-Clan wie er auch später im Buch bezeichnet wird, kann sich nicht verschließen. Giuseppinas ältere Brüder wandeln schnell auf kriminellen Pfaden und verirren sich auch schnell unter den Einfluss von Macht und Gewalt. Diese Gewalt spürt die junge Frau und ihre Eltern am eigenen Leib. Nicht wenig oft, werden sie von den drei Söhnen die nun „Mafiosi“ sind bedroht und verprügelt, selbst von ihrem eigenen Vater haben sie kein Respekt mehr. Was hier noch zählt, ist Ehre und damit verbunden seinen Willen durchzusetzen, mit allen Mitteln und gerne mit Gewalt.
Giuseppina Welt bestimmte 33 Jahre lang die Cosa Nostra. Immer wieder wird sie mit Gewalt konfrontiert, entweder durch ihre Brüder, oder durch ihren Ehemann, sie kann sich nicht frei machen und ihre Wurzeln liegen in Partinco, einer Kleinstadt bei Palermo. Unaufhaltsam werden die Brüder von der italienischen „Krake“ – La Piovra in den hierarchischen Stufen an die Spitze der Ehrenwerten Gesellschaft gezogen, und somit wird die junge Frau immer mehr in die Geschäfte ihrer Brüder involviert.
In ihrem Buch, dass mehr Aufarbeitung und eine Abrechnung ist, beschreibt sie kompromisslos und sehr persönlich ihr Leben. Immer den Schein der Normalität vor sich her tragend beschreibt sie die Brutalität ihrer Brüder, die Verhaftungen und den Besuch in Gefängnissen. Blut ist dicker als Wasser, und hier wurde genau das gelebt, egal wie rücksichtslos ihrer Familie auch zu ihr, geliebt hat sie, sie immer.
Doch auch ihre Brüder zeigen sich „ehrenwert“ ihr Gegenüber und verletzen und beschützen sie mit einer Intensität die man schon als krankhaft bezeichnen kann, und ohne Rücksicht auf andere.
Guiseppina erzählt von der Brutalität der Bosse gegenüber der Politik und der Justiz. In den späten 80er Jahren, wie auch in den 90ern bekämpfen sich die Mafia und der italienische Stadt mit allen Mitteln. Höhepunkte sind die brutalen Morde an Richter Falcone und wenig später an dem Staatsanwalt Boresellino. Erst danach sieht sich der Staat gezwungen zu reagieren und ein Krieg entbrennt um die Macht im Staate. Als ihre Brüder entweder auf der Flucht sind oder sich in Haft befinden, fällt die Befehlsgewalt an die junge Frau und damit wird sie zur Chefin eines ganzes Landkreises, und manchmal ist das gleichbedeutend über Leben und Tod zu entscheiden.
In dem Buch vermittelt die junge Frau eine hervorragende Innenansicht der Clans, der Familien und deren finanzielle und auch emotionalen Machtverhältnisse. Leider können wir mit vielen dort genannten Namen nicht wirklich viel anfangen, bis auf wenige Ausnahmen.
Guiseppina erzählt ihre Geschichte zeitlich chronologisch und das mit einer Offenheit die überzeugend wirkt. Nichtsdestotrotz so erschreckend plausibel ihre Geschichte auch ist, wirkt sie zwar für den Leser aufwühlend, aber noch lange nicht schockierend.
Als großes und vielleicht alles entscheidende Manko ist es, dass die Autorin ihre Kindheit und Jugend im Kreise Familie, also auch im Dunstkreis der Mafia erzählt, erst die letzten Kapitel beschreiben ihre Machtbefugnisse und auch diese sind nur Oberflächlich. Als sie verhaftet wird, und das ist wirklich ihre Rettung, ist sie auf einmal auf sich alleine gestellt. Ihr beiden Kinder vermissend, konfrontiert sie sich mit ihrer Vergangenheit und zieht letztlich einen Schlussstrich der endgültig ist. Ihre Mutter hat nun keine Tochter mehr, und ihre eigenen Brüder wünschen ihr den Tod.
Im Kronzeugenprogramm des Italienischen Staates, der sie ständig unter polizeilichen Schutz stellt, fühlt sie das erste Mal das Glück, alleinige Entscheidungen zu vertreten. Das ist ein Luxus den sie sich all die Jahre nicht leisten konnte.
Fazit
„Ich war eine Mafia-Chefin“ von Giuseppina Vitale ist ein oberflächliches, vielleicht sogar überflüssiges Buch, da es nicht das verspricht was der Leser eigentlich vermutet. Viel neues erfährt der Leser aus dem Buch nicht, weder über die Machtspielchen der Mafia, noch über die Verbindungen die bis in die Politik reichen. Das Buch ist eher eine Abrechnung mit ihrer Vergangenheit, eine Aufarbeitung der Sünden, der Abhängigkeit und des Schmerzes. Die Rolle der Frau eines Mafiosi bleibt fast unangetastet.
Ihre Geschichte ist die Spitze des Eisberges, dass eigentliche Volumen bleibt aus welchen Gründen auch immer im Verborgenen. Vielleicht ist es auch zu schmerzhaft sich tiefer mit ihrer eigenen Psychologie zu befassen, wir werden es nicht erfahren.
„Ich war eine Mafia-Chefin“ ist nur bedingt empfehlbar. Für Italienische Frauen nichts neues, für andere Menschen Europas sowieso nicht nachvollziehbar. Andere Kulturen bergen immer fremde und seltsame Sitten die Außenstehende halt schwerlich begreifen.
Originaltitel: Ero cosa loro L'amore di una madre può sconfiggere la Mafia
Originalverlag: Mondadori
Aus dem Italienischen von Julia Eisele
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 192 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-421-04442-6
Samstag, 15. Januar 2011
Der Ausbrecher - Gregg Hurwitz
Der Ausbrecher (Gregg Hurwitz)
Medikamente! Jeder kennt sie, jeder benutzt sie. Als kleine Helferchen schützen und bekämpfen sie Krankheiten, die unsere Gesundheit, und damit auch unser Leben bedrohen. In der Pharmazie werden biologische und chemische Elemente aus denen die Medikamente nun ja auch bestehen, verwendet um die Körpereigenen schutz- und Heilungsmechanismen zu unterstützen. Im Laufe der letzten zwei Jahrhundert hat die Pharmabranche enorm an den Krankheiten verdient, mit exorbitanten Profit. Doch hat sie auch Quantensprünge in der Behandlung von Krankheiten gemacht und dabei viele Leben retten oder verlängern können.
Die Pharmakologie ist ein komplexer Apparat geworden, in denen der Außenstehender nur schwerlich einen Blick reinzuwerfen vermag. Das gleich aus mehreren Gründen, denn einer davon ist sicherlich, dass man sich mit dem Thema Krankheit, Medikamente und Behandlung erst dann auseinandersetzt, wenn es keine anderen Alternativen mehr gibt. Viele Pharmakonzerne werden von großen privaten Unternehmen geführt, nicht zu letzt werden diese auch durch Politische Verbände und Steuergeldern unterstützt, die uns bis dato gar nicht klar sind. Medizinische Institute, Universitäten, Kliniken, Stiftungen.....all das bleibt immer ein wenig im Schatten.
Fakt ist die Medizinischen Großkonzerne sind mächtig und profitieren von den Krankheiten. Ein Geschäft mit zwei Seiten – Leben und Tod gehen hier oft Hand in Hand durch die Flure. Jedes Medikament weist Risiken auf, kalkulierte – aber immer noch Risiken. Neben dem Wohle und der Gesundheit des Menschen und da machen wir uns bitte nichts vor, liegt natürlich auch der Profit im Vordergrund.
Doch was würde oder ist schon passiert, wenn man ein „Medikament“ entwickelt, dass andere überflüssig macht und deren Wirksam- und Verträglichkeit alle anderen Medikamente ins „Aus“ stellt? Kann es nicht auch sein, dass man lieber ein Medikament auf den Markt bringt, was vielleicht teuerer ist und regelmäßiger über einen längeren Zeitraum eingenommen werde muss, als ein universelles und einmaliges?
Gregg Hurwitz beschreibt in seinem neuesten Thriller : „Der Ausbrecher“ die Macht- und Preispolitik eines amerikanischen Pharmakonzerns.
Inhalt
Der Ex-Elite Soldat Walker Jameson verbüßt seine Haftstrafe wegen illegalem Waffenhandels in einem Hochsicherheitsgefängnis in Kalifornien. Noch knappe 15 Monate warten auf ihn, bevor er seine Strafe vollständig verbüßt hat. Im Gefängnis wird der stille Mann respektiert und gehört keiner Fraktion innerhalb der Gefangenenfraktionen an. Eine Position die er sich allerdings auch verdienen musste, aber als extrem gut ausgebildeter Elitesoldat, versteht es Jameson sich gegen alle Machtspielchen und Provokationen zu wehren.
Als Walker Jameson den „Boss“ und somit den Anführer der Gefangenen tötet und kurz darauf eine kleine Revolte erfolgt, nutzt er die Gelegenheit zu fliehen. US Deputy Marshal Tim Rackley und seine Kollegen verstehen nicht, warum Jameson der ja nur noch eine begrenzte, kurze Zeit vor sich hatte, geflohen ist!?
Inzwischen begibt sich Walker Jameson auf einen Kreuzzug, sein Gegner ist ein Pharmakonzern deren dubiose Politik und Machenschaften, seiner Schwester den Tod gekostet haben. Systematisch kämpft sich der von Rache getriebene Ex-Soldat durch die Reihen der Konzernleitung, sein Ziel ist die Gesellschafterfamilie die er persönlich für die Tragödie verantwortlich macht.
Tim Rackley folgt der Spur des Todes die Jameson hinterlässt und ermittelt auch zusammen mit seinem Freund und Kollegen Bear auf eigene Faust. Als er Jamesons Ex-Frau aufsucht, erfährt er von ihr, dass sich die Schwester ihres Ex-Mannes erschossen hat. Aber warum? Schließlich hinterlässt die Selbstmörderin einen kleinen Sohn, der eine unheilbare Leberkrankheit hat, und dem quasi nur eine Spenderleber seinen Leben retten könnte. So viel mysteriöse Fragen und kaum Antworten wecken das Misstrauen der beiden Ermittler, und je intensiver sie sich mit Jameson und seinen Opfern auseinandersetzen, desto nachvollziehbarer wird seine Motivation.
Walker Jameson ist ein Profi, eiskalt und berechnend verfolgt er sein Ziel und Tim Rackley der selbst eine militärische Ausbildung genossen hat, bevor er Marshal wurde, begreift schnell das er hier selbst zum Gejagten werden wird, sollte er Jameson aufhalten wollen.
Als frischer Familienvater steht er zwischen Verstand und Mitgefühl. Seine Pflicht Jameson aufzuhalten geht nicht konform mit dem Eingeständnis, dass er ihn in Grunde versteht. Doch es kommt wie es kommen muss – eine Konfrontation wird man nicht aus dem Weg gehen können, und zum ersten Mal in seiner Laufbahn hat Tim Rackley Angst davor zu sterben, denn sein Gegner ist wahrlich zum fürchten....
Kritik
Die Reihe um und mit dem sympathischen US Marschal geht weiter. Der Autor Gregg Hurwitz baut seine Charaktere von Band zu Band weiter aus. Auch in „Der Ausbrecher“ ist das Familienleben der Rackleys wieder eine Konstante innerhalb der Handlung. Tim Rackley und Dray (Andrea) sind Eltern geworden und genießen den Tumult den der kleine Racker vollbringt sehr.
Das besondere an dieser Reihe ist es, dass sich das Privatleben der Rackleys immer wieder mit dem beruflichen vermischt. Sympathisch und vor allem menschlich beschreibt der Autor seine Protagonisten. Wenig heroisch, dafür umso mehr sensibler präsentieren sich die Charaktere.
Spannend ist der vorliegende Roman „Der Ausbrecher“ allemal. Doch als Thriller gesehen, geht hier weniger um die Actionszenen, viel mehr bewegt sich in den Dialogen, beispielsweise wenn Walker Jameson sich bewusst wird, was er unwiderruflich verloren hat und in welcher Verantwortung er sich mit seinem Neffen nun befindet. Walker ist ein verlorener Charakter, auf einem Kreuzzug den er nicht gewinnen kann, jedenfalls nicht ohne Verluste einzukalkulieren. Trotz seiner Gewalttaten ist Walker Jameson nicht nur Täter, sonder auch ein Opfer. Er ist ein Produkt aus einer militärischen Maschinerie, die nicht immer menschlich arbeitet.
Das er also dem Leser sympathisch erscheint, ist nicht weiter verwunderlich, auch Tim Rackley hat neben seiner Hochachtung und gehörigen Respekt, auch Sympathie für ihn übrig. Das aus vielerlei Gründen: zum einen erkennt er sich selbst wieder, teilweise mit erschrecken, denn was wäre aus ihn geworden, wenn er weiterhin seiner militärischen Laufbahn gefolgt wäre? Würde er ebenso einen durchdachten Kurzschluss bekommen, und zu Richter, Staatsanwalt und Henker werden, und sich in diesem Labyrinth zu verirren? Er war schon mal kurz davor, s. „Der Scharfrichter“, vom Weg abzukommen. Als er Jameson Ex-Frau und seinen Neffen begegnet und versteht warum der ehemaligen Elite-Soldat auf Rache aus ist, wirkt er erschüttert.
Seine sensible und offene Frau Dray konfrontiert ihn immer wieder auf seine Pflicht und gibt ihm den notwendigen Rückhalt. Ohne Dray, die immer wieder als sein „Gewissen“ und seine geistige Inventur dient, wäre Tim ein verlorener Mensch. Ohne Dray würde Tim den entflohenen Jameson höchstwahrscheinlich mit wenig Intensität verfolgen, zu viel lässt er sich von dem Fall kompromittieren.
„Der Ausbrecher“ ist ein Wechselbad von Gefühlen und einer spannenden Handlung. Und auch kommt der Humor hier nicht zu kurz, etwas untypisch für die Reihe, aber durchaus gut platziert wenn der jüngste Spross der Rackleys nichts als Unsinn im Kopf hat und diesen auch intensiv in seinem Umfeld auslebt.
Sehr, sehr interessant beschreibt der Autor Gregg Hurwitz die Preis- und Machtpolitik des Pharmakonzerns. Und zwar so komplex und authentisch, dass der Leser gerne mehr „verstehen“ möchte, wie solche Pharmafirmen funktionieren. Der eine oder andere Leser wird sich gedanklich dann mehr damit befassen, wenn er zu einem Medikament greift, selbst dann wenn es sich nur um eine harmlose Kopfschmerztablette handelt. Leitlinien eines Konzern, eine Pharmakonzern sind wohl primär der Gewinn, der Profit, vielleicht die Außendarstellung des Unternehmen, daneben natürlich die Aktionäre und Gesellschafter, und irgendwann vielleicht am Ende dieser Kette findet sich der Patient wieder! Es lohnt sich jedenfalls mal darüber nachzudenken, denn die Theorie die uns der Autor vor Augen hält, ist erschreckend nahe an der Realität.
Fazit
Der Thriller bietet also vieles, neben einer angemessen Spannung noch ein wenig Hintergrundwissen, benachbart von Humor und ernsten Dialogen die von Verantwortung, Verpflichtung und Selbstachtung sprechen.
„Der Ausbrecher“ von Gregg Hurwitz, erschienen im Knaur Verlag verspricht einen hochklassigen Thriller, der nicht durch Tempo, sondern durch Menschlichkeit überzeigt. Nach „Die Meute“ ist der vorliegende, vierte Band um den „Troubleshooter“ Tim Rackley eine deutliche Steigerung.
Gregg Hurwitz hat sein Potential noch lange nicht ausgeschöpft und seine nun sehr realitätsnahe Handlung wird sich, so hoffe ich , auch in den nächsten Bänden wiederfinden.
„Der Ausbrecher“ ist ein Pageturner seines Genres und absolut empfehlenswert.
Taschenbuch: 592 Seiten
Verlag: Knaur TB (10. November 2010)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 342663693X
ISBN-13: 978-3426636930
Originaltitel: Last Shot
Opferlämmer - Jeffery Deaver
Dieser Titel erscheint am 21.03.2011.
Vorsicht: Tödliche Hochspannung! New York wird von einer beispiellosen Anschlagserie in Atem gehalten, vor der sich niemand sicher fühlen kann. Denn der Attentäter tötet mit einer Waffe, die in unserer hochtechnisierten Welt so unsichtbar wie allgegenwärtig ist: Elektrizität.
Angesichts immer neuer Opfer machen sich der gelähmte Ermittler Lincoln Rhyme und seine Assistentin Amelia Sachs auf die atemlose Jagd nach einem buchstäblich unfassbaren Täter, der keinerlei Spuren hinterlässt und kaum mehr als ein Phantom zu sein scheint. Doch Lincoln Rhyme weiß, dass ihr Gegner allzu real ist – ein zu allem bereiter Killer, dem nichts so viel Freude bereitet wie das grausame Spiel mit der Angst …
Dieser neue Fall für Lincoln Rhyme und Amelia Sachs treibt das Ermittlerduo bis an seine Grenzen – und weit darüber hinaus.(Verlagsinfo)
Darauf freue ich mich schon.
Verlag: Blanvalet, Originaltitel: The Burning Wire (Lincoln Rhyme Novel), Originalverlag: Simon & Schuster, New York 2010, Aus dem Amerikanischen von Thomas Haufschild, DEUTSCHE ERSTAUSGABE, Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 576 Seiten, 13,5 x 21,5 cm, ISBN: 978-3-7645-0335-2, ca. € 19,99 (empf. VK-Preis)
Michael Sterzik
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