Mittwoch, 25. September 2019

Südlichter - Nina George


„Das Lavendelzimmer“ war für die sympathische Autorin Nina George ein Welterfolg. In diesem Buch steckt eine ganze Bibliothek an Emotionen, an Gefühlen die hochsensibel und nachhaltig, die Seiten füllten und uns vor bildlich die „Liebe“ erklärten. Eine literarische Apotheke und das nicht nur für die Protagonisten dieses wundervollen Romans. Nicht sentimental – aber fast schon magisch erzählt die Autorin von der unsterblichen Liebe.

Nun ist im Verlag Knaur ihr neuester Roman: „Südlichter“ veröffentlicht worden.
Können Sie lieber Leser, die Liebe mit Worten beschreiben? Ist die „Liebe“ nur ein chemischer Prozess in der Testosteron, Serotonin und eine Prise Adrenalin das Glück/Unglück perfektionieren können? Ist die Liebe ein implementiertes Programm in unserer DNA-Struktur? Oder spielen die alten Götter mit unserer Gefühlswelt? Amor, Eros und Aphrodite – Liebe, Leidenschaft, Begierde....die uns zielsicher trefflich in unser verletzliches Herz treffen!?

In dem Roman „Südlichter“ lässt Nina George, die Liebe „sprechen“  und ein Olivenbaum verkörpert die Weisheit. Doch die „Liebe“ ist auch selbstkritisch, manchmal zweifelnd, manchmal schuldbewusst...getreu dem Motto: „Es ist, was es ist sagt die Liebe“ – schmettert uns die Autorin liebevoll und nachhaltig auf den leidenschaftlichen Boden der Grundwahrheiten.

Die Liebe verletzt uns, sie beflügelt uns, sie kann auch vernichten, wenn eine ihrer Schwestern z.B. der Neid oder die Eifersucht sich ins Spiel bringen. Ist in der Liebe alles erlaubt, alles entschuldbar? Wir machen uns so endlos viele bescheuerte Gedanken und Vorstellungen über die „Liebe“, viele von uns (be)greifen diese nicht, oder flüchten, oder ignorieren sie. Was würde die „Liebe“ von uns denken – wenn sie eine wirklich denkende Person wäre? Zwischen Sinn und Unsinn – zwischen Katastrophen und Glücksmomenten himmelhochjauchzend, oder zu Tod betrübt sein?

Nina George erzählt wortgewaltig und so feinfühlig von den vielen Charakteristiken der Liebe. Elternliebe, Freundschaft, Liebe zwischen zwei Menschen, liebenswerte Orte – liebenswerte Gedanken – Liebe zu Tieren – und nicht zuletzt Liebe zu Büchern, die uns die Möglichkeit geben überall hin zu reisen, und sein zu können, wer wir wollen?!

„Südlichter“ ist einer der wenigen Romane, die es schaffen, dass „Glück“ und die „Liebe“ einzufangen und ansatzweise zu erklären, und das ganz ohne Klischees, aber mit satten Nebenwirkungen. „Südlichter“ ist keine Geschichte – die pfeilschnell an einen vorbeifliegt – die Geschichte trifft uns volle Kanne ins Herz, und der Pfeil hat verdammt nachhaltige Widerhaken. Eines der wenigen Bücher, deren substanzielle Wirkung man einfängt und für sich selbst verarbeiten muss. Unter Garantie – das wird man auch.

Haben Sie sich auch schon mal gewünscht, Sie könnten in Monsieur Perdus literarischer Apotheke stöbern? Hier ist sein Lieblings-Roman, das Buch über die Liebe aus Nina Georges Welt-Bestseller »Das Lavendelzimmer«: Südlichter. Ein poetischer Roman über die Liebe, den Zauber lauer Sommernächte in der Provence und die Sehnsucht nach dem Leben

In Nina Georges Welt-Bestseller »Das Lavendelzimmer« ist das „Buch im Buch“, »Südlichter« von dem unbekannten Autor Sanary das Herzstück der literarischen Apotheke von Monsieur Perdu: »›Südlichter‹ war das Einzige, was ihn berührte, ohne ihn zu verletzen. ›Südlichter‹ zu lesen war eine homöopathische Dosis Glück.«

Mit ihrem neuen Roman schenkt uns Bestseller-Autorin Nina George das Buch, das Monsieur Perdus Anker im Leben ist und ihm auf seiner Reise den Weg weist: »Südlichter« ist eine Geschichte über die Liebe in all ihren wunderbaren Gestalten. Es ist ein Märchen und ein Trostbuch, wie ein Spaziergang vorbei an Cafés und beleuchteten Fenstern und dem weiten Horizont, so weich im südlichen Licht der Provence, und hinter jedem Gesicht eine unerzählte Sehnsucht nach dem unbedingten Leben.
Jetzt, endlich, können wir die ganze Geschichte der Liebe lesen. (Verlagsinfo)

„Südlichter“ spielt im charmanten Frankreich, inmitten der Natur, inmitten von verschrobenen Menschen, die ihr Herz verlieren – an die Liebe, an die Literatur – am besten an beides zugleich.

Nina George ist eine Magierin der Worte – Stil, Ausdruck und Sprache – Humor und eine wirklich spitze Zunge vervollständigen, diesen Roman zu einem wirklich bemerkenswerten poetischen Werk.

Lesen Sie bitte „Das Lavendelzimmer“ und gleich danach „Südlichter“ – sie werden Ihre (Um)Welt ggf. aus einer anderen Perspektive betrachten. Eine literarische Reise zu sich selbst und an der Straßenseite, werden Sie neben der Liebe, auch den Spaß, die Traurigkeit und der Hoffnung begegnen.

Es gibt vielleicht fünf Bücher, die mich emotional so sehr berührt haben in den letzten 50 Jahren – zwei davon sind „Das Lavendelzimmer“ und „Südlichter“...die anderen nenne ich an dieser Stelle nicht. (aber ihr könnt gerne fragen)

Fazit

„Südlichter“ ist in Wort und Schrift ein Denkmal für die Liebe. Ein unsterbliches Gefühl auf fast dreihundert Seiten nachhaltig hinausgetragen. Eines der wichtigsten Bücher in diesem Jahr: Es ist was es ist – sagt die Liebe.

Michael Sterzik




Freitag, 20. September 2019

Messer - Jo Nesbo


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Skandinavien ist ja inzwischen bekannt für seine gegenwärtige, mordsmäßige Kriminalliteratur. Jo Nesbo gehört dem literarisch-kriminalistischen Hochadel an. Warum wir so gerne Thriller und Krimis aus Schweden, Dänemark, Finnland und Norwegen lesen ist noch nicht abschließend gelöst. Doch Indizien sprechen dafür, dass uns die Autoren aus den skandinavischen Ländern mit ihrem Schreibstil, der mitunter eine muntere psychologische Note bedient, absolut überzeugen.

Jo Nesbo lässt seine Kultfigur im zwölften Band der Harry-Hole-Reihe – „Messer“ leiden. Wer Hauptkommissar Harry Hole schon aus anderen Bänden kennt, weiß dass dieser ein brillanter Ermittler ist, aber privat immer auf dem „Road to Nowhere –Trip“ unterwegs. Sein Kompass ist immer mal wieder auf „Selbstzerstörung“ ausgerichtet und „Glück“ und „Liebe“ erkennt er zwar, aber flüchtet kurze Zeit wieder mit seinem Freund „Jim Beam“ in seinen von Alkohol getränkten Gedankenpalast. Angst vor Enttäuschung, vor sich selbst, vor zu viel Nähe lassen sein Privat- und Berufsleben immer vollständig kollabieren.  

Kommissar Harry Hole ist am Boden. Seine Ehe und seine Karriere hat er aufs Spiel gesetzt. Und verloren. Nach einer durchzechten Nacht erwacht er ohne jede Erinnerung. Seine Kleidung ist voller Blut. Und nun beginnt für ihn der wahre Albtraum. (Verlagsinfo)

Ist Harry Hole ein Mörder?! Er hatte schon einige Black-outs – doch ist in dieser Nacht alles eskaliert? Hatte sich der Polizist und Mensch nicht mehr unter Kontrolle?

Harry Holes privater und beruflicher Kosmos ist ein Katastrophengebiet. Alte Feinde tauchen auf, alte Freunde drängen sich in den Mittelpunkt seines Ground Zero. Doch wer möchte helfen und wer will alles zerstören? Aus welchen Gründen überhaupt, aber da gibt es ja sowieso eine ganze Menge an Kandidaten. Harry Hole ist ein Einzelgänger, weder diplomatisch, noch mit sozialer Empathie versehen. Brillant analytischer Geist, aber der Körper leider auch völlig labil.

Der zwölfte Band der Reihe ist mitunter einer der persönlichsten. Es gibt einige Nebengeschichten, die im Grunde aber auch keine sind – sondern später ineinander fließen. Die Erzählperspektive konzentriert sich nicht nur auf Harry Hole, sondern auch auf viele andere Protagonisten und darüber offenbart sich dann die Spannung. Als Leser vermutet man mal dieses und mal welches, aber so abgefahren komplex eine Story mit Szenen, Situationen und Informationen aufzubauen, nur um dieses Konstrukt mit einem Knall explodieren zu lassen – dazu gehört schon einiges. Als Navigator eine Katastrophe – als Spannungsgarant ein Meister.

Jo Nesbo lässt uns auch einen Blick auf die  menschliche norwegische Kulturlandschaft werfen. Getrunken wird ja gerne mal – gesellig in Pups, bei Musik die Harry Hole aussucht. Auch norwegische Soldaten, die in Afghanistan und dem Irak schreckliches erlebt haben, können posttraumatische Erinnerungen vorweisen und geben Beschützerinstinkte einen völlig neuen Auftritt.

Spannend ist die Story allemal. Harry Hole ist ein Überlebenskünstler, der allerdings in dieser Story psychisch und physisch an seine Grenzen kommt. Selbst Schuld könnte man hier sagen, aber gerade die Schwäche des Ermittlers, lässt Sympathien zu. Wissen wir doch am Ende, dass Harry Hole es wahrscheinlich überleben wird – klar, ein paar neue Narben kommen dazu, doch letztlich hat Harry Hole professionell alles im Griff.


Harry Hole ist auch nicht gerade zartbesaitet. Wenn er töten muss, dann ist dem so. Auch in „Messer“ ist das so – doch er wechselt hier auch immer mal die Lager – mal Opfer – mal Täter. Dabei zeigt sich auch, dass Harry Hole „Eiskalt“ sein kann und Menschen orchestriert steuert.

Nach den Ereignissen in „Messer“ wird sich das (Über)Leben von Harry Hole völlig ändern. Welche Richtung bleibt ein Geheimnis. Es wird ein neuer Lebensabschnitt sein – ein „Messer“ ist sozusagen der Auslöser für diesen schmerzhaften „Schnitt“.

Neben Harry Hole begegnen uns wie gesagt noch einige Figuren aus den letzten Bänden. Doch auch alte Weggefährten tragen Geheimnisse, Traumas durch sein und ihr Leben. Man fühlt sich wie familiär gut aufgenommen, abgesehen von der einen, oder anderen Leichen im Keller.

Fazit

Jo Nesbo geht in „Messer“ aufs Ganze. Auf „Messers“ Schneide tanzen alte Feinde und neue Freunde. Nicht jeder überlebt diese Abgründe. So und genauso muss ein Thriller sein. Überraschend! Grandios – Pageturner.

Michael Sterzik




Mittwoch, 11. September 2019

Schwimmen Tote immer oben? von Michael Tsokos


Wir kennen diese Szenen doch alle, oder!? Ein Toter liegt noch am Tatort – frisch verschieden und der Kommissar und der Rechtsmediziner analysieren ganz fix, den Zeitpunkt des Verbrechens und können schon Aussage treffen, welches Messer es gewesen sein könnte, oder welche Schusswaffe verwendet wurde, manchmal gibt die Schusswunde auch das Geheimnis des Kalibers wieder.

Krimis und Thriller sind in der Fernsehlandschaft ja hochbeliebt, ein unsterblicher Evergreen. Ebenso unsterblich sind die Mythen und Vorurteile in diesen Filmen, oder Serien. Sei es die kollegiale, beruflich-/private Beziehungskiste zwischen Ermittler und Rechtsmediziner, oder die Obduktionsmethodik auf dem Seziertisch. Es gibt Irrtümer, Halbwahrheiten usw. Zwar nehmen sich die Regisseure inzwischen mehr Zeit um die Szene am Tatort oder im Saal der Rechtsmedizin realistisch darzustellen, doch jeder professionelle Rechtsmediziner, der vor dem Fernseher sitzt, lächelt wahrscheinlich, oder runzelt immer wieder die Stirn, kommentiert von: Nein, das ist ganz falsch beschrieben.

Analysieren wir diese Szenen so ist es vielleicht an der Zeit etwas mehr ehrliches Licht an den Tatort oder den Sektionssaal zu bringen. Professor Michael Tsokos leitet das Institut für Rechtsmedizin der Charité in Berlin, sowie das Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medien. Als international anerkannter Experte ist Michael Tskokos “ auf seinem medizinischen Fachgebiet der Forensik einer der bekanntesten Persönlichkeiten.

Schon der erste Band: „Sind Tote immer leichenblass“ von Michael Tsokos, räumte Irrtümer und Vorurteile mit viel Spannung und Humor aus der Welt der Rechtsmedizin. Mit wissenschaftlichen, fundierten Beispielen und Beschreibungen, ist dieses Buch und der Vorgängerband inzwischen zu einem kleinen1x1 – zu einem kleinen Ratgeber für realitätstreue Regisseure und Autoren geworden.

„Schwimmen Tote immer oben“  erklärt satte 30 Irrtümer über die Rechtsmedizin. Über Scheintoderfahrungen, bis Raucherlungen, oder Geschoss- und Wundkanäle gibt es viel Interessantes und Lehrreiches zu berichten. Nüchtern, sachlich, aber amit Humor werden hier auch neue Ideen für Drehbuchautoren präsentiert, deren ideenreiches Kopfkino beim lesen dieses Band sich munter drehen dürfte.

Sehr erfrischend und gut positioniert sind die kleinen Illustrationen, die verschiedene Szenen originell und witzig veranschaulichen. Liebevoll eingebaut und immer leicht ironisch und sarkastisch.

Der nächste Tatort wird sicherlich vom Publikum mit etwas mehr Fachwissen vorm Fernseher kommentiert. Wissen ist ja bekanntlich Macht und warum nicht mal mit seinem Wissen glänzen!?

Michael Tsokos ist kein „Aufschneider“ im negativen Sinn, kein „Besserwisser“ der ggf. dem Tatort seine Spannung nimmt, im Gegenteil – er animiert die verantwortlichen Drehbuchautoren und Regisseure es anders, vielleicht besser zu machen. Aufmerksame Leser, könnten hier auch die eine oder andere etwas skurrile Idee für kommende Projekte finden.  

Michael Tsokos Schreibstil und Ausdruck ist absolut locker und unterhaltsam, sodass das lesen viele kurzweilige, aber für interessierte Menschen nachhaltigen Charakter hat.

Fazit

„Schwimmen Tote immer oben“ von Michael Tsokos ist ein mitunter ein kleiner Ratgeber, eine Offenbarung für Krimiexperten und ein unterhaltsames Buch, dass den Tod nicht die Endlichkeit nimmt, aber uns dafür den Unterhaltungswert schenkt.

Michael Sterzik

Sonntag, 8. September 2019

Teufelskrone - Rebecca Gable


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1997 erschien von der deutschen Autorin Ingrid Krane-Müschen unter dem Pseudonym Rebecca Gable, der historische Roman: „Das Lächeln der Fortuna“. Dieser wurde zu einem großen Erfolg, und präsentierte den Leser ein großes Stück „Englischer Geschichte“. Spannend aufgebaut, authentisch und mit sehr viel Fachkenntnis über diese Epoche versehen fanden wir uns wieder inmitten der fiktiven Familie Waringham, einem englischen Grafengeschlecht, dass der Willkürlichkeit von Glück und Unglück ausgesetzt wird.

Dieses Epos, und die fünf weiteren Bände, die aus der Waringham-Saga erschienen sind, führte uns in den Englischen Hochadel ein, in das Leben am Hofe mitsamt seinen gefährlichen Intrigen, dass klirren der Schwerter, das Schreien der sterbenden Ritter auf dem Schlachtfeld und der Politik mit besonderen Verweis auf den Erzfeind Frankreich. Natürlich kommt die Liebe nicht zu kurz – aber es dreht sich nicht nur um die höfische, ritterliche romantisierte Liebelein toller Recken und graziösen, holden Burgfräuleins – nein, der Fokus liegt bei den jeweiligen königlichen Majestäten ihrer Zeit.  

Nun erschien im Verlag Lübbe der neueste Roman der erfolgreichen Autorin: „Teufelskrone“. Dieser spielt satte 160 Jahre vor „Das Lächeln der Fortuna“ – also für alle, die die Reihe noch nicht kennen sollten, wäre dies der chronologische Einstieg.

Wir befinden uns also thematisch und zeitlich in der Zeit von: König Richard Löwenherz und seinem brüderlichen Nachfolger König John (Ohneland). Beide historische Persönlichkeiten sind in der Literatur und im Film nahezu unsterblich geworden. Genauso verhält es leider auch mit den klassischen Vorurteilen und einer desaströsen Interpretation deren Handlungen und charakterlichen Eigenschaften.  

Beide Herrscher und ihrer Regentschaft umgeben „Legenden“, fast schon mit einer mystischen Aura. Doch beide waren auch „Kinder“ ihrer Zeit. Ihre Handlungen und Urteile mit unserem jetzigen ethischen und moralischen Kompass sind nicht gerade vereinbar. Beide ambivalent – und König John ist in der Geschichtsschreibung von Chronisten nicht gerade gut weggekommen. Doch wer war dieser Mann eigentlich? In Film und Literatur  wurde dieser nahezu als unbeschreiblich „böse“ dargestellt und sein Bruder Richard genannt „Löwenherz“ als heroischer, gerechter und selbstloser Herrscher gezeigt. Sorry an dieser Stelle – befasst man sich mit der aktuellen Forschung und Quellenlage beides „Falsch“ und doch „Richtig“.
 
Die große absolute Stärke des Romans ist die Charakterisierung der Figuren – ganz vorne natürlich König Richard und später König John. Aber auch die fiktive Figur von Yvain of Waringham und seiner gesamten Familie, sowie historischen Nebenfiguren, wurde viel Raum für eine charakterliche Interpretation gelassen. Fabelhaft und gar nicht langweilig. Im Gegenteil – die beiden Könige die willkürlich über ihr Königreich herrschen begehen kapitale und grausame Fehler, die natürlich dramatisch spannend erzählt werden. Der Hauptpart wird getragen von König John und Yvain of Waringham, der einer seiner treuesten Ritter ist.

Rebecca Gable bedient sich ihrer schon bekannten Schöpfung einer mehrjährigen Ritterlaufbahn. Yvains Knappen- und Ritterjahre sind wie schon bei seinen späteren Nachkommen, nicht wirklich ein Zuckerschlecken. Aber der Unterhaltungswert ist großartig.

Sowieso ist die Spannung souverän und steigend aufgebaut. Die Einleitung mag länger sein – aber ¾ der Story überzeugen durch einen Anstieg der Spannung, die einem förmlich bannen kann.
Rebecca Gable beschreibt die beiden Könige Englands mit einer konsequenten und kompromisslosen, analytischen Charakterstudie, die vielen romantisierten Lesern, die Augen öffnen wird. Beide Herrscher waren egoistische, egozentrische Tyrannen ihrer Zeit – mitunter Muttersöhnchen und in heutiger Zeit willkommene Patienten einer psychologischen Praxis.

Doch die Autorin zeigt nicht nur ein negatives Bild – sie zeigt beide Könige als „Menschen“ ihrer Zeit und selbst König John hatte seine Talente und tendenziell gute Eigenschaften.

Werfen wir einen Blick auf unsere fiktive Hauptfigur: Yvain of Warinham. Ein Bilderbuchritter – loyal, mit einem Gewissen, treuer Anhänger, mutig, galant – allerdings ein hoffnungsloser naiver Charakter, der es einfach nicht lernt und konsequent immer an das „Gute“ glaubt. Ohne der persönlichen Zuwendung. der Göttin Fortuna – wäre seine Laufbahn und seine Lebenserwartung deutlich kürzer gewesen. Der größte und einzige Kritikpunkt ist, dass diesem zu viel Raum gegeben wird. Ein zweiter fiktiver Part – ggf. der seines Bruders wäre hervorragend platziert gewesen. Schade.

Ein Ton dieser historischen Melodie, ist natürlich auch die klassische, traditionelle Erzfeindschaft des Königreichs Frankreich. Hier wird verraten, verkauft, betrogen, integriert und manche Adelige wechseln gerne mal das Lager, die momentan die besten Perspektiven aufzeigen.

Ach ja, ohne es zu vergessen: Robin Hood und seine Gefährten, kommen nicht mal ansatzweise vor, okay?!

„Teufelskrone“ von Rebecca Gable zeigt das wahre Talent und die Bestimmung der Autorin – die englische Geschichte und hier ist sie nicht nur eine großartige Erzählerin die zu fesseln vermag, sondern auch eine unterhaltsame Dozentin – die Geschichte transportieren kann.

Besonders gefällt mir die Charakterstudie von König John. Er war nicht gerade ein Sonnenschein seiner Zeit, aber er war auch nicht nur ein böser Mensch. Die Chronisten waren mit seiner Lebensführung: Alkohol, Frauen und Verschwendung verständlicherweise nicht zufrieden – und ja natürlich gab es neben diesen Eigenschaften noch einen grausamen Jähzorn und eine gefährliche Willkürlichkeit.

Doch lesen Sie selbst – lassen Sie sich einfangen von einem großartigen, historischen Roman, der Sie nicht loslassen wird. Besuchen Sie die politischen Schlachtfelder, nehmen an Belagerungen teil, an Liebeleien, an persönlichen Erzfeindschaften und Aufopferung für Freunde. Rebecca Gable konzipiert eine sehr konzentrierte, detailreiche Handlung, die noch Platz für einen weiteren Roman zulässt um die Lücke bis zu dem Titel „Das Lächeln der Fortuna“ zu schließen.

Fazit

Ein historischer Roman der die Menschlichkeit von Königen zeigt. Ein spannender Titel der aufräumt, mit einer traditioneller, romantisierten Interpretation einer Epoche.

„Teufelskrone“ ist das Licht in dem Genre „Historischer Roman“ – die Lichtbringer sind allerdings nur sündige Könige, die unter dieser Last zu Legenden ihrer Zeit werden. Brillanter Titel – Danke Rebecca Gable.

Michael Sterzik