Samstag, 22. September 2012

Alles muss versteckt sein - Wiebke Lorenz


Alles muss versteckt sein (Wiebke Lorenz)

Was tust du, wenn deine Mordfantasien Wirklichkeit werden?

Ihre Gedanken sind mörderisch,ihre eigene Angst davor unaussprechlich: Nach einem Schicksalsschlag erkrankt Marie an aggressiven Zwangsgedanken, betrachtet sich als Gefahr für sich selbst und andere. Monatelang kämpft sie gegen die grausamen Mordfantasien an, die wie Kobolde durch ihren Kopf spuken, ständig verbunden mit der Panik, sie könne diese furchtbar realen Fantasien eines Tages nicht mehr kontrollieren und in die Tat umsetzen.
Und dieser Tag kommt, als Marie neben ihrem toten Freund erwacht, der mit einem Messer auf grausamste Weise niedergemetzelt wurde. Am Ende eines Gerichtsprozesses wird sie aufgrund ihrer Schuldunfähigkeit zum Maßregelvollzug in der forensischen Psychiatrie verurteilt. Dort sucht Marie verzweifelt nach Erinnerungen an die Mordnacht, denn für Marie selbst sind die Geschehnisse wie ausgelöscht. Nur ihr Arzt Jan scheint sie zu verstehen und ihr helfen zu wollen. Aber schon bald wächst in Marie der Verdacht, dass in Wahrheit vielleicht nichts so gewesen ist, wie es scheint …(Verlagsinfo)

Kritik

„Alles muss versteckt sein“ von der Autorin Wiebke Lorenz ist so eben im Blessing Verlag veröffentlicht worden. Die in Hamburg lebende Autorin, die ein Teil des Duos „Anne Hertz“ ist, kann nicht nur erfolgreiche Frauenromane schreiben, sondern auch tiefgründige und vor allem spannende Psychothriller.

Schon nach wenigen Seiten, nach den ersten Kapiteln muss Wiebke Lorenz hervorragende Rechercheleistung assistieren. Psychologische Forensik – und die krankhaften Zwangsgedanken der Hauptperson Maire spielen ebenso eine große Rolle, wie die medizinische Versorgung und Behandlung dieser Krankheit.

Die Geschichte, und damit auch der Spannungsbogen entwickelt sich zwar langsam, aber stetig kommt es zu überraschenden Wendungen und einer großartigen Charakterstudie der Figuren. Der klinische Alltag der kranken Personen innerhalb der stationären Psychiatrie , die schwere der Gewissheit evtl. unheilbar, psychisch erkrankt zu sein und nie wieder ein normales Leben führen zu können wird realistisch und sehr beklemmend erzählt. Ebenso der persönliche Schicksalsschlag und der dramatische Weg den die Krankheit von Marie, wirken beim Leser lange nach. Schnell entwickelt man hier Mitleid mit Marie und durch ihre persönliche Perspektive, aus der sie erzählt, fühlt man sich der kranken, jungen Frau unglaublich nahe.

„Alles muss versteckt sein“ ist nicht nur authentisch und verfügt über eine feine psychologische gefärbte Atmosphäre, sondern überzeugt durch eine konstante Spannung. Diese wird nicht durch grobe actionlastige Szenen erreicht, sondern dadurch, dass sie Autorin es schafft, den Leser in die „Hölle“ von Marie zu katapultieren.

Ein perfides, psychologisches Spiel zwischen den Schattenseiten von Wahrheiten, Lügen, Intrigen und Gefahr beschreibt die Autorin mit einer faszinierenden Raffinesse. Und immer wieder wird sich der Leser fragen: Welcher Charakter versteckt was und vor allem vor wem? Im Grunde ist alles versteckt und bis zum Schluss des Buches, wird so mancher Leser nicht vermuten, wie sich die Geschichte bis zum Showdown entwickelt.

Die Natur des Menschen hat immer zwei Medaillen, eine die wir sehen oder vage erkennen können bei unseren Mitmenschen und dann gibt es noch die dunkle Seite, die versteckt werden muss, vielleicht auch vor sich selbst.

Wiebke Lorenz gelingt es fabelhaft aufzuzeigen, dass jeder psychisch erkranken kann und dass man sich dessen nicht zu schämen braucht. Dass die soziale Ausgrenzung der Kranken schlimmer als die gestellte Diagnose ist, wird allzu gerne verdrängt. Und auch hier erzählt die Autorin quasi in einer Nebengeschichte, dass mal Verständnis aufbringen sollte, und den Mut hat zu vertrauen, zu helfen und den Kranken bei der Behandlung zu unterstützen.

Als kleinen Kritikpunkt muss man erwähnen, dass man durchaus erahnen kann, wie sich der Roman entwickelt, doch das nimmt der Handlung weder das Tempo oder die Spannung. Der überschaubare Kreis der Charaktere ist das einzige Manko, denn wie Schachfiguren gleich, kann nur einer das Spiel mattsetzen.

Fazit

„Alles muss versteckt sein“ von Wiebke Lorenz hat mit Sicherheit kein Grund sich verstecken zu müssen. Im Gegenteil: Der Titel ist brillant gewählt, die Story ist überzeugend und die Spannung allgegenwärtig.

Großes Lob an die Autorin für die Konzipierung der Charaktere und der sensiblen Art der Geschichte eine Seele einzuhauchen, die einen umzingeln kann wie das hellste Licht oder die tiefste Dunkelheit.

Lesen Sie bitte diesen Roman, Sie werden vieles davon was sie glauben zu kennen, evtl. mit anderen Augen sehen und interpretieren können.

Großartiger Titel Frau Lorenz und damit überzeugen Sie die Leser von Ihrer „anderen“ Schriftstellerischen Seite, sozusagen die „dunkle Seite der Macht“ J

Michael Sterzik



Alles muss versteckt sein

Paperback, Klappenbroschur, 352 Seiten, 13,5 x 20,6 cm
ISBN: 978-3-89667-469-2
€ 15,95 [D] | € 16,40 [A] | CHF 22,90* (* empf. VK-Preis) 

Verlag: Blessing
Erscheinungstermin: 3. September 2012 

 Dieser Titel ist lieferbar.

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