Freitag, 8. Dezember 2017

Tränenbringer - Veit Etzold

Der fünfte Band der Clara Vidalis Reihe „Tränenbringer“ von Veit Etzold ist vor einigen Monaten im Münchner Verlag Knaur erschienen. Es ist mein erster Band, den ich gelesen habe, es wird auch mein letzter des Autors sein.

Wir leben in einer Zeit, in der jegliche Art von Perversität ausgelebt und manchmal bis in kleinste Detail, schonungslos gezeigt, erklärt, geschildert wird. Es gab schon immer Verbrechen, es gab schon immer Grausamkeiten, die Menschen an anderen verüben. Diese fasziniert uns und weckt vielleicht animalische Triebe und Gedanken, die gesunde Menschen steuern können und uns nicht in posttraumatische, seelische Krankheiten katapultieren, oder wir alle zu Serienmördern werden.

Alleine schon wegen dem Aspekt der ständigen und oftmals ungefilterten Nachrichten, die uns im digitalen Zeitalter auf Schritt und Tritt verfolgen, hat die Gewalt eine gewisse Daseinsberechtigung. Ja, die psychische und physische Gewalt verfolgt uns seit Anbeginn der Menschheit und sie holt uns auch immer wieder ein.

In den verschiedenen Medien gehört die Brutalität längst schon zum, messbaren wirtschaftlichen Erfolg. Filme und Serien mit einer Gewaltdarstellung garantieren, wenn sie gut gemacht sind, die höchsten Einschalt- und Verkaufsquoten. Horror- und Spannungsromane werden zu Bestsellern – aber wie weit dürfen Autoren gehen, wenn sie von Verbrechen erzählen, Ängste fühlbar mit Worten transportieren und dem Leser Grauenhaftes vor Augen führen? Wo und wie gibt es eine Grenze?

Der Autor des vorliegenden Buches „Tränenbringer“ – Veit Etzold hat die Grenzen, meiner persönlichen Meinung nach überschritten. „Tränenbringer“ lebt nicht von einer spannenden, abwechslungsreichen, durchdachten Handlung. Weder gibt es einen Spannungsbogen, der sich aufbaut, noch überzeugen die Figuren. Die Ermittler allen voran – die Hauptperson Clara Vidalis und ihre Kollegen sind in allen Richtungen überzeichnet. Die Nebengeschichten sind so unreif eingebaut, dass man sich fragt, was das ganz mit der Haupthandlung überhaupt zu tun hat.

Es gibt einzig und alleine nur einen roten Faden, der sich konsequent durch die Handlung zieht.  Die schonungslose, völlig überzeichnete Schilderung von brutalen Szenen.

Absolut plumpe und tölpelhafte Versuche, eine Spannung zu erzeugen. Keine ausgefeilten Charaktere, keine psychologisch geschickten Versuche, der Handlung etwas Tiefe zu geben. Sich auf die brutalen Szenen zu konzentrieren mag ja gelungen sein, doch ein Lesevergnügen, ein mitfiebern mit den Charakteren, eine anhaltende Spannung sucht man bei der „Tränenbringer“ vergebens. Die Dialoge der Figuren sind hölzern, der Versuch Sarkasmus und Ironie zu verwenden misslingt und die Charaktere – sind einfach nur leichenblass und in sich Tod.

„True Crime“ hin oder her – Realismus – ja/nein. Man kann auch Thriller schreiben in der Brutalität zwar vorkommt, aber wenn dann dosiert und wenn dann auch mit stilistischer, psychologischer Ausgereiftheit und nicht mit einer Axt, statt einem feinen Skalpell.

Fazit
„Tränenbringer“ ist weder überzeugend spannend, noch innovativ erzählt. Eine plumpe Aneinanderreihung von brutalen Szenen – nicht mehr nicht weniger.

In jedem Fall so abschreckend, dass ich zu keinem Buch des Autors, in der nächsten Zeit greifen werde. „Tränenbringer“ ist für mich einer der schlechtesten Thriller, die ich je gelesen habe und eine Zeitverschwendung.

Michael Sterzik





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