Der fünfte Band der Clara
Vidalis Reihe „Tränenbringer“ von Veit Etzold ist vor einigen Monaten im
Münchner Verlag Knaur erschienen. Es ist mein erster Band, den ich gelesen
habe, es wird auch mein letzter des Autors sein.
Wir leben in einer Zeit, in
der jegliche Art von Perversität ausgelebt und manchmal bis in kleinste Detail,
schonungslos gezeigt, erklärt, geschildert wird. Es gab schon immer Verbrechen,
es gab schon immer Grausamkeiten, die Menschen an anderen verüben. Diese
fasziniert uns und weckt vielleicht animalische Triebe und Gedanken, die
gesunde Menschen steuern können und uns nicht in posttraumatische, seelische
Krankheiten katapultieren, oder wir alle zu Serienmördern werden.
Alleine schon wegen dem
Aspekt der ständigen und oftmals ungefilterten Nachrichten, die uns im
digitalen Zeitalter auf Schritt und Tritt verfolgen, hat die Gewalt eine
gewisse Daseinsberechtigung. Ja, die psychische und physische Gewalt verfolgt
uns seit Anbeginn der Menschheit und sie holt uns auch immer wieder ein.
In den verschiedenen Medien
gehört die Brutalität längst schon zum, messbaren wirtschaftlichen Erfolg.
Filme und Serien mit einer Gewaltdarstellung garantieren, wenn sie gut gemacht
sind, die höchsten Einschalt- und Verkaufsquoten. Horror- und Spannungsromane
werden zu Bestsellern – aber wie weit dürfen Autoren gehen, wenn sie von
Verbrechen erzählen, Ängste fühlbar mit Worten transportieren und dem Leser
Grauenhaftes vor Augen führen? Wo und wie gibt es eine Grenze?
Der Autor des vorliegenden
Buches „Tränenbringer“ – Veit Etzold hat die Grenzen, meiner persönlichen
Meinung nach überschritten. „Tränenbringer“ lebt nicht von einer spannenden,
abwechslungsreichen, durchdachten Handlung. Weder gibt es einen Spannungsbogen,
der sich aufbaut, noch überzeugen die Figuren. Die Ermittler allen voran – die
Hauptperson Clara Vidalis und ihre Kollegen sind in allen Richtungen
überzeichnet. Die Nebengeschichten sind so unreif eingebaut, dass man sich
fragt, was das ganz mit der Haupthandlung überhaupt zu tun hat.
Es gibt einzig und alleine
nur einen roten Faden, der sich konsequent durch die Handlung zieht. Die schonungslose, völlig überzeichnete
Schilderung von brutalen Szenen.
Absolut plumpe und
tölpelhafte Versuche, eine Spannung zu erzeugen. Keine ausgefeilten Charaktere,
keine psychologisch geschickten Versuche, der Handlung etwas Tiefe zu geben. Sich
auf die brutalen Szenen zu konzentrieren mag ja gelungen sein, doch ein
Lesevergnügen, ein mitfiebern mit den Charakteren, eine anhaltende Spannung
sucht man bei der „Tränenbringer“ vergebens. Die Dialoge der Figuren sind
hölzern, der Versuch Sarkasmus und Ironie zu verwenden misslingt und die
Charaktere – sind einfach nur leichenblass und in sich Tod.
„True Crime“ hin oder her –
Realismus – ja/nein. Man kann auch Thriller schreiben in der Brutalität zwar
vorkommt, aber wenn dann dosiert und wenn dann auch mit stilistischer, psychologischer
Ausgereiftheit und nicht mit einer Axt, statt einem feinen Skalpell.
Fazit
„Tränenbringer“ ist weder
überzeugend spannend, noch innovativ erzählt. Eine plumpe Aneinanderreihung von
brutalen Szenen – nicht mehr nicht weniger.
In jedem Fall so
abschreckend, dass ich zu keinem Buch des Autors, in der nächsten Zeit greifen
werde. „Tränenbringer“ ist für mich einer der schlechtesten Thriller, die ich
je gelesen habe und eine Zeitverschwendung.
Michael Sterzik