Wer war eigentlich dieser König John Ohneland?
(* 24. Dezember 1167 im Beaumont Palace, Oxford; † 19. Oktober 1216 auf Newark Castle, Newark-on-TrentQuelle: Wikipedia)
Wir kennen König Johann, oder auch im Sprachgebrauch „John“ genannt aus der englischen Sage um Robin Hood. In der Literatur, wie auch in verschiedenen Filmen wird dieser sehr negativ präsentiert. Seinen Beinamen „Ohneland“ erhielt er, weil er viele Besitzungen in der Normandie verlor und seine Rückeroberungsversuche kläglich scheiterten.
Grausam, egozentrisch, böse – doch war der historische König John Ohneland wirklich gnadenlos? Im Schatten seines Bruders Richard Löwenherz stehend, hatte er es als Nachfolger nicht leicht. England war unbefriedigt, ein ständiger Krieg gegen Frankreich, Spannungen in Schottland, Irland und Wales brachten ihn in schwierige Situationen. War und ist sein schlechter Ruf gerechtfertigt?
Glaubt man den Quellen und Chronisten, so war John schon zu Lebzeiten nicht beliebt. Auch sie schildern seine Persönlichkeit als grausam, böse und wollüstig. Letzteres bestätigt sich durch seine legitimen, wie auch seine unehelichen Kinder.
Sein Nachruf wird auch wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit sehr negativ sein. Wahrscheinlich ermordete er seinen Neffen und eigentlichen Thronfolger Arthur, die Barone rebellierten (Anerkennung der Magna Carta) , sein Kronschatz verlor er und seine endlosen Fehden gegen Frankreich, machten ihn schon zu Lebzeiten äußert unbeliebt. Beschäftigt man sich allerdings mit seiner historischen Person und seinen Taten, so verschwimmt das negative Bild ein wenig. Er hatte auch durch seinen Bruder und seiner Mutter eine gewisse Regierungserfahrung und hatte anscheinend ein Talent für die Organisation und der Verwaltung. Auch als Stratege im Krieg konnte er sich behaupten – seine Feldzüge gegen Irland, Wales und Schottland festigten seine Regentschaft. Allerdings und damit kommen wir wieder zur Basis seiner Persönlichkeit – er war grausam – gerade gegenüber seinen Feinden. Sein schlechter Ruf kommt also nicht von ungefähr.
Nach den beiden erfolgreichen Romanen um Robin Hood und König Richard Löwenherz lässt der Autor Mac P. Lorne nun seinen „König der Diebe“ in „Das Blut des Löwen“ kämpfen. Die beiden Kontrahenten Robin Hood und König Johann Ohnland bekämpfen sich auch aus persönlichen Gründen und natürlich um England nach endlosen Jahren des Krieges Ruhe und Frieden geben zu können.
Der dritte Roman um den legendären Langbogenschützen Robin und seinen Freunden aus dem Sherwood Forest ist auch der bisher persönlichste. Von Königin Eleonore ins liebvolle Exil in die Gascogne geschickt leben Robin und seine Frau Marian zusammen mit dem illegitimen Sohn Richards mehrere Jahre relativ ruhig. Doch William Marshal findet Robin und bittet diesen ihn zu für England zu unterstützen.
Historisch gesehen: König Richard hatte aus seinen beiden Ehen keine Nachkommen. Es gab einen illegitimen Sohn: Philipp von Cognac. (franz.: Philippe de Cognac, engl.: Philip of Cognac; * wohl um 1180; † nach 1201) Doch dieser scheint keine wirklich aktive, historische Rolle eingenommen zu haben.
Mac P. Lorne lässt also demnach seiner schriftstellerischen Freiheit etwas Raum. Aber keine Sorge – das ist absolut in Ordnung da der Nachkommen des Löwenherz in dem Roman „ Das Erbe des Löwen“ nur eine untergeordnete Position einnimmt.
Der Erbe Richards ist John Ohneland und eben dieser bietet enorm viel geschichtliches Potenzial, um es in einem komplexen Roman zu verwenden.
Wie schon in den beiden ersten Bänden ist auch Teil 3 der Robin Hood Saga außerordentlich gut gelungen. Mac P. Lorne schildert nun das Leben und Sterben der historischen Figur König Johns und seiner Herrschaft über England.
Die Figur Robin Hoods ist nun älter geworden, nicht unbedingt weiser und allzu oft verwandelt sich sein alter Freund Little John in einen moralisch-intelligenten Kompass. Diese Dialoge laden zum Schmunzeln ein. Auch die Beziehung zu seiner respektvollen und eigensinnigen Frau Lady Marian wird thematisiert und so manches Mal steht der Haussegen sehr schief. Es geht sehr persönlich zu, denn auch Robin kämpft nicht nur für England, sondern auch ein Stück weit für sich und seine Frau.
Mac P. Lorne orientiert sich stringent an die historischen Ereignisse. Sehr spannend beschreibt er die Auseinandersetzungen auf englischen Boden, die schließlich in einen Bürgerkrieg münden. Der dritte Band ist inhaltlich spannender und stärker als der vorhergehende, aber insgesamt gesehen belebt der Autor eine Legende und lädt die Leser auf eine historische Reise ins mittelalterliche England ein. Ein spannender Reiseführer durch eine gewaltvolle Epoche und das hochklassig erzählt.
In dem Roman fehlen natürlich auch nicht die klassischen Figuren wie Will Scarlett, Little John, Much oder Bruder Tuck. Leider und ist das ist sehr auffällig konzentriert sich der Autor auf seinen Roten Faden und seine Hauptfiguren, sodass die Nebenfiguren äußerst blässlich dahinleben. Ein wenig Schade – den viele hatten und haben noch immer ein großes Reservoir für spannende Nebengeschichten.
Betrachtet man die Zeichnung der Figuren, so ist König John Ohneland sehr eindimensional geschildert – grausam und böse. Robin Hood dagegen ein Bilderbuchfreiheitskämpfer – allerdings mit deutlich mehr Ecken und Kanten versehen.
Was mir fehlt sind Nebenfiguren, die die Handlungen mittragen. Aber auch hier nehme ich den Autor in Schutz. Die Romane sind eine Neuauflage, es waren die ersten aus seiner Feder und schließlich entwickelt man sich immer mal etwas weiter.
Fazit
„Das Blut des Löwen“ ist eine sagenhafte, historische und spannende Reise in ein umkämpftes England. Brillante Spannung, viel Action und viele Beziehungskisten lassen auch diesen Roman großartig werden.
Bitte weiter so – und bitte mit einigen Nebengeschichten und Figuren.
Michael Sterzik
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