Wer war eigentlich dieser Richard Löwenherz? In jedem Fall keine Legende wie ggf. Robin Hood es ist – obwohl legendär ist Richards Königsmythos. Die beiden Charaktere Robin Hood und Richard Löwenherz sind miteinander verwoben. Den Beinamen „Löwenherz“, erhielt „Richard Plantagenet“ aufgrund seines Löwenmutes, den er wahrscheinlich wirklich verdiente. Seine historische Authentizität ist oftmals etwas sehr positiv gesehen, verklärt. Richard Plantagenet ist immer noch eine herausputzende Person. Wie seine Mutter Eleonore von Aquitanien muss er eine beeindruckende Person gewesen sein – körperlich sehr groß, ein beispielloses Charisma und sicherlich auch ein entschlossener und konsequenter Entscheider. Als er König wurde deeskalierter er den Konflikt zwischen den Angelsachsen und den Eroberern aus der Normandie, mit den Hintergedanken die Kräfte seiner militärischen Pläne zu bündeln.
Ja, er war ein Stratege und hatte taktisches Talent als Heerführer und scheute sich nicht davor in der Schlacht selbst zu kämpfen, dass brachte ihm viele Sympathien bei seiner Gefolgschaft, aber ebenfalls auch bei seinen Gegnern. Mitunter und auch das ist historisch bewiesen, hatte er den Ruf impulsive Grausamkeiten zu begehen.
Richard war ein unbequemer Monarch und hatte in Europa unter Königen und Adel massive Auseinandersetzungen und Intrigen, die ihm sogar kurzfristig die Gefangenschaft bringen sollte. Mit seinem Bruder Johann Ohneland hatte er einen internen Feind, der die Gefangenschaft nutzte, um sich in England zu positionieren und die Lösegeldzahlung verweigerte, bzw. dagegen integrierte.
Mac P. Lorne – der in „Die Pranken des Löwen“ schon der Sagengestalt Robin Hood ein historisches und glaubhaftes Gesicht gegeben hat, lässt nun in seinem zweiten Band: „Das Herz des Löwen“ den berüchtigten Räuber seinem König auf den dritten Kreuzzug folgen. Diesmal steht der grüngewandte, ehemals vogelfreier Bogenschütze aus dem Sherwood Forest und seine getreuen Freunde nicht unbedingt im Mittelpunkt.
In dem vorliegenden Titel erzählt der Autor vom Leben und Sterben des berühmten Königs. Robin Hood ist zwar keine Nebenfigur, doch der Fokus richtet sich eindeutig auf die historische Figur des Richard Löwenherz. Mac P. Lorne verbindet Fiktion und Fakten meisterhaft. Auf dieser historischen Kulisse agieren die Figuren gemäß der historischen Ereignisse an der Seite Löwenherz. Die Handlung spielt anfänglich noch in England, dann lässt der Autor seine Figuren im Kreuzzug kämpfen und schließlich geht es heim – in ein unbefriedigtes England, das nahe an einem Bürgerkrieg steht.
Ein historischer Roman lädt den Autor immer ein, fiktive Figuren mit künstlerischer Freiheit zu positionieren. Das ist auch gut so – ein historischer Roman ist und bleibt kein Sachbuch, kann aber wenn der Autor mit historischen Quellen, Überlieferungen, Tagebücher usw. gut recherchiert neben einer lehrreichen Geschichte auch verdammt gute Spannung erzeugen.
„Das Herz des Löwen“ von Mac P. Lorne kombiniert Historie mit Abenteuer. Die oben genannten Fakten werden in der Handlung eingebaut und bilden damit den roten Faden. Eine atmosphärische Spannung belebt die Story und damit ist die Unterhaltung hochklassig. Die Interpretation der historischen Charaktere ist sehr positiv eingebaut. Mac P. Lorne räumt ein wenig mit dem Mythos des legendären Richard Löwenherz auf und schildert ihn gemäß den historischen Quellen als eine sehr authentische Figur, die manchmal wenig Ritterlichkeit zeigt.
Etwas allerdings übertreibt es der Autor mit der Figur seines Robin Hoods. Seine Abenteuer und auch seine persönliche Entwicklung sind manchmal etwas arg überzeichnet. Damit gehen leider einige, vielversprechende Nebencharaktere leer aus.
„Das Herz des Löwen“ ist der erste Roman des Autors Mac P. Lorne. Stellenweise merkt man es, wenn sich der Autor quantitativ zu viel vornimmt und die Geschichte ausufert. Allerdings ist der sprachliche Stil, der Ausdruck und nicht zuletzt die Spannung und das Lesevergnügen hochklassig.
Fazit
„Das Herz des Löwen“ von Mac P. Lorne ist geschichtliche Unterhaltung der oberen Klasse. Mit viel Löwenmut gibt der Autor der historischen Figur eines Richard Löwenherz auch Herz, Verstand und allerhand Grausamkeiten mit auf dem Weg.
Auch der zweite Band der Robin Hood Saga überzeugt. Pfeilschnelles Tempo, dass ins Schwarze trifft.
Michael Sterzik
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