Mittwoch, 6. Juni 2018

Verrat - Leif GW Persson

In den letzten Jahren ist die Flüchtlingspolitik ein brisantes und noch immer aktuelles Thema geworden. Ist die islamistische Terrorgefahr dadurch stark vergrößert worden? Schon längst ein heikles, politisches Thema, dass viele Länder in ganz Europa betrifft. Die Rechtspopulisten wittern die Chance sich zu profilieren – Angst zu schüren und die inzwischen, doch entspannte Situation zu verschärfen und zu dramatisieren. Fakt ist leider allerdings auch, dass die Terrorgefahr allgegenwärtig hoch ist, allerdings gibt es dabei auch Einzeltäter, Amokläufer die nicht dem Islam angehören und auf ihrer ganz eigenen Frequenz leben und sterben wollen. 

Spätestens seit 9/11 – ist Welt der Geheimdienste in und außerhalb Europas zu einem digitalen Dorf geworfen. Gemeinsame Datenbanken, die Verdächtige Personen identifizieren und jeden Ihrer Schritte dokumentieren und überwachen. Kameras in Großstädten, nicht nur auf öffentlichen Plätzen, die den Alltag der Menschen im Auge haben, von der üblichen digitalen Überwachung der Messangerdienste, Email usw. einmal ganz zu schweigen. 

Auch wenn wir es nicht gerne zugeben wollen – wir Normalbürger in ganz Europa wissen wenig, ein medialer Bruchteil eines Konstrukts, dass wir dimensional auch überhaupt nicht bewerten können. Das ist auch gut so – alles andere würde alle Kritiker, Angstmacher und Wutbürger – nur noch mehr außer Kontrolle bringen. 

Der schwedische Erfolgsautor Leif GW Persson thematisiert in seinem neuesten Thriller „Verrat“, die Bedrohung eines anstehenden Terrorangriffs und die akribischen Ermittlungs- und Überwachungstätigkeiten des Geheimdienstes. Der Autor ist ein Typ – der weiß wovon er schreibt – schließlich war er lange Zeit als Profiler im Polizeidienst tätig und ist Professor der Kriminologie. Ein perfekter Insider- der den Leser also kleinere Momentaufnahmen präsentieren kann. 

In seinem neuesten Werk „Verrat“, befasst sich der Autor mit einer Vielzahl von politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Themen – allerdings in Kombination mit einem geplanten Terrorangriff. Diese brisanten Themen sind komplex und nicht einfach in einem Thriller zu implementieren. Leif GW Perssons Versuch diese aktuellen Themen unterhaltsam und auch informativ, dem Leser beizubringen gelingt nur Phasenweise. 

Unterhaltsam? Na ja – wer sich sowieso schon mit dem Arbeitsumfeld der Nachrichten- und Geheimdienste beschäftigt hat, für den wird dieser Roman wenig unterhaltsam sein. Auch wenn das Thema interessant ist – der Autor verrennt sich in seiner Beschreibung und Schilderung der prozessualen Ermittlungs- und Überwachungsmethodik der Geheimdienste. Eine atmosphärische Spannung vermisst man. Obwohl die Bedrohung durch einen Anschlag allgegenwärtig zu sein scheint, verliert sich diese und ordnet sich faktisch einer akribischen Dokumentation unter. Wenigstens weiß der Leser am Ende des Romans, mehr über die gewissenhafte und anstrengende Tätigkeit der Außenagenten und sieht so manches politische Thema mit anderen Augen. 

„Verrat“ ist kein Highlight der Spannungsliteratur – vielleicht ein punktuelles Glühwürmchen. Es ist vielmehr ein Buch voller Fakten, dass kann ja auch gut sein, aber wenn die Ausarbeitung der Charaktere nur oberflächlich ist, die Spannung auf der Fahndungsliste auftaucht und es eigentlich doch nur ein Sachbuch ist – sieht eine spannende Unterhaltung anders aus. 

Der Autor schreibt dennoch gut. Stil, Ausdruck und Sprache sehr angenehm. 
„Verrat“ von Leif GW Persson ist mehr ein Sachbuch, wie ein Roman. Für seine Studenten der Kriminologie sicherlich ein Pflichtwerk, als Spannungsroman allerdings ein klassischer Versager. 

Selbst die Zeichnung der Charaktere sind nicht mehr als Oberflächlich. Die Ermittlerin so verspricht es das Cover: „hart im Nehmen, entschlossen, klug – und höllisch cool – wer das geschrieben hat, könnte eine Verwandtschaft mit Pinocchio dadurch erklären, dass seine Nase nun ein ganzes Stück länger ist. 

Sorry – Als Sachbuch absolut TOP, als Politthriller, oder auch Kriminalroman gesehen ist „Verrat“ nicht zu empfehlen. 

Michael Sterzik



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