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Samstag, 1. Juni 2019

NSA - Andreas Eschbach


„Was wäre wenn...?“ oder „Was wäre passiert wenn es damals schon, dass .....gegeben hätte? Elementare Fragen – auf die wir keine Erklärung finden können, die Vergangenheit ist passiert, sie ist nicht wieder rückgängig zu machen – Die Würfel sind gefallen – Punkt – Fakt – Geschichte.

Andreas Eschbach muss sich diese Frage allerdings auch gestellt haben. Einfach mal ein Gedankenspiel – das Dritte Reich hätte in den Kriegsjahren und ggf. schon Jahre vorher die Vielzahl von multimedialen und technisierten Kommunikationsmöglichkeiten gehabt. Computer, Email, Internet, mobile Endgeräte...usw. Wäre der Krieg womöglich anders ausgegangen, wenn wir gegenüber den Alliierten diesen wesentlichen Vorteil gehabt hätten!?

In Andreas Eschbach vorliegenden Roman: „NSA“ (Nationales Sicherheits-Amt) ist dieses o.g. Gedankenspiel, die Grundlage für diesen Roman. Vorab sei zu sagen, es gibt beim Lesen dieses Titel ein Merkmal, dass man beachten muss. Wenn sich der Leser schon vorab mit der Thematik des Dritten Reiches, des Nationalsozialismus und dem 2.Weltkrieg befasst hat und sowieso schon weiß, welche technischen Überwachungsmöglichkeiten, die Geheimdienste der führenden Staaten einsetzen kann, für den wird der Roman nicht mehr wie unterhaltsam sein.

Nazis, die sowieso gezielte Propaganda einsetzen, die Medien zensieren, die Menschen überwachen, manipulieren und letztlich vernichten konnten – all das wissen wir schon. Die Eskalationsspirale hätte sich schneller gedreht, wenn diese Nationalisten instrumentalisiert alle Kommunikation in ihrer Monopolstellung eingesetzt hätten!? Ist dem so? Andreas Eschbach erzählt die Story in dem vorliegenden Band sehr eindimensional und nur aus der Perspektive des Deutschen Reiches um 1942. Die Menschen sind zumeist alle ausgestattet mit Handys und können aktiv und passiv von der NSA abgehört werden. Nebenbei natürlich geortet usw. Eine Welle von individuellen Daten der deutschen Bevölkerung, die analysiert werden um innere Feindseligkeiten und Kritiker des Systems auszuschalten.

Verbrecherisch in jedem Fall – aber ist das eine überraschende Botschaft?! Eine globale Überwachung unserer Kommunikationskanäle....oh Gott, welche brisantes Thema. Sorry – dass ist nicht „Neu“.

Die Protagonisten im Roman sind naiv, verbrecherisch, nicht weitsichtig genug und schlichtweg einfach zu dumm. Die Tiefe der Story lässt zu wünschen übrig, da die Perspektive nur sehr eindimensional ist und ganz ehrlich – unrealistisch.
Andreas Eschbach verbindet in seinem Titel viele Themen, Personengruppen und Situationen in einem Netz, die man schon kennt: Anne Frank, die Vernichtung der Juden, Stalingrad, die Weiße Rose u.a. Alle Themen werden mir einfach viel zu oberflächlich erzählt, inkl. den Protagonisten.

Wo hat der Autor die anderen Nationen ins Bild gerückt? So gut wie gar nicht – Das Deutsche Reich ist führend in der Welt – die anderen Staaten sind uns nicht gewachsen.....! Interessant wäre es gewesen, wenn wir schon über Globale Verhältnisse lesen und reden wollen – was hätten die anderen Nationen in dieser Situation gemacht!? Deutschland als großer, Global Player und die Alliierten laufen uns hinterher?!

„NSA“ von Anderas Eschbach ist wenn man die Zielgruppe erreichen möchte, ganz klar als „Jugendbuchroman“ anzusehen. Für den einen, oder anderen jungen Leser, der zwar auch ein Handy hat und damit kommuniziert, aber noch lange nicht weiß, was er da eigentlich in den Händen hält, vom Datenschutz einmal ganz abgesehen, mag der Roman interessant sein – für ältere Leser nur durchschnittlich gute Unterhaltung ohne wirklichen, nachhaltigen Mehrwert.

Interessanter wäre es vom Autor zu lesen, welche Einsatzmöglichkeiten, inklusiver hoch motivierte Krimineller Energie auf Staatsebene, vielleicht in einem totalitären System, gibt es denn nun wirklich. Was setzen Geheimdienste derzeit ein, welche Risikobereiche haben wir in einem Cyberkrieg? Was bedeutet das für die Menschen und ihre Infrastruktur? Unzählige Fragen die ich für mich selbst beantworten kann – aber über die eine Vielzahl von Leser gar nicht nachdenken möchte, oder will.

In dem Titel : „NSA“ gab es unglaublich viele Variationen die Geschichte wirklich interessant und spannend zu gestalten, stattdessen fokussiert man sich auf blasse Protagonisten deren Schicksal nicht nahegeht. Auch hier pure Eindimensionalität.

Fazit

„NSA“ von Andreas Eschbach ist ein netter Unterhaltungsroman für eine nette naive Zielgruppe von Lesern, die es noch nicht verstehen, dass die Welt an den Ränderns des Displays ihrer Handys etwas größer ausfällt als gedacht.

Spannung nicht wirklich – Nachhaltige Botschaften ? Nichts neues....
Chancen verpasst – ein Titel der mich persönlich enttäuscht hat und den ich nicht empfehlen kann.

Michael Sterzik





Mittwoch, 6. Juni 2018

Verrat - Leif GW Persson

In den letzten Jahren ist die Flüchtlingspolitik ein brisantes und noch immer aktuelles Thema geworden. Ist die islamistische Terrorgefahr dadurch stark vergrößert worden? Schon längst ein heikles, politisches Thema, dass viele Länder in ganz Europa betrifft. Die Rechtspopulisten wittern die Chance sich zu profilieren – Angst zu schüren und die inzwischen, doch entspannte Situation zu verschärfen und zu dramatisieren. Fakt ist leider allerdings auch, dass die Terrorgefahr allgegenwärtig hoch ist, allerdings gibt es dabei auch Einzeltäter, Amokläufer die nicht dem Islam angehören und auf ihrer ganz eigenen Frequenz leben und sterben wollen. 

Spätestens seit 9/11 – ist Welt der Geheimdienste in und außerhalb Europas zu einem digitalen Dorf geworfen. Gemeinsame Datenbanken, die Verdächtige Personen identifizieren und jeden Ihrer Schritte dokumentieren und überwachen. Kameras in Großstädten, nicht nur auf öffentlichen Plätzen, die den Alltag der Menschen im Auge haben, von der üblichen digitalen Überwachung der Messangerdienste, Email usw. einmal ganz zu schweigen. 

Auch wenn wir es nicht gerne zugeben wollen – wir Normalbürger in ganz Europa wissen wenig, ein medialer Bruchteil eines Konstrukts, dass wir dimensional auch überhaupt nicht bewerten können. Das ist auch gut so – alles andere würde alle Kritiker, Angstmacher und Wutbürger – nur noch mehr außer Kontrolle bringen. 

Der schwedische Erfolgsautor Leif GW Persson thematisiert in seinem neuesten Thriller „Verrat“, die Bedrohung eines anstehenden Terrorangriffs und die akribischen Ermittlungs- und Überwachungstätigkeiten des Geheimdienstes. Der Autor ist ein Typ – der weiß wovon er schreibt – schließlich war er lange Zeit als Profiler im Polizeidienst tätig und ist Professor der Kriminologie. Ein perfekter Insider- der den Leser also kleinere Momentaufnahmen präsentieren kann. 

In seinem neuesten Werk „Verrat“, befasst sich der Autor mit einer Vielzahl von politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Themen – allerdings in Kombination mit einem geplanten Terrorangriff. Diese brisanten Themen sind komplex und nicht einfach in einem Thriller zu implementieren. Leif GW Perssons Versuch diese aktuellen Themen unterhaltsam und auch informativ, dem Leser beizubringen gelingt nur Phasenweise. 

Unterhaltsam? Na ja – wer sich sowieso schon mit dem Arbeitsumfeld der Nachrichten- und Geheimdienste beschäftigt hat, für den wird dieser Roman wenig unterhaltsam sein. Auch wenn das Thema interessant ist – der Autor verrennt sich in seiner Beschreibung und Schilderung der prozessualen Ermittlungs- und Überwachungsmethodik der Geheimdienste. Eine atmosphärische Spannung vermisst man. Obwohl die Bedrohung durch einen Anschlag allgegenwärtig zu sein scheint, verliert sich diese und ordnet sich faktisch einer akribischen Dokumentation unter. Wenigstens weiß der Leser am Ende des Romans, mehr über die gewissenhafte und anstrengende Tätigkeit der Außenagenten und sieht so manches politische Thema mit anderen Augen. 

„Verrat“ ist kein Highlight der Spannungsliteratur – vielleicht ein punktuelles Glühwürmchen. Es ist vielmehr ein Buch voller Fakten, dass kann ja auch gut sein, aber wenn die Ausarbeitung der Charaktere nur oberflächlich ist, die Spannung auf der Fahndungsliste auftaucht und es eigentlich doch nur ein Sachbuch ist – sieht eine spannende Unterhaltung anders aus. 

Der Autor schreibt dennoch gut. Stil, Ausdruck und Sprache sehr angenehm. 
„Verrat“ von Leif GW Persson ist mehr ein Sachbuch, wie ein Roman. Für seine Studenten der Kriminologie sicherlich ein Pflichtwerk, als Spannungsroman allerdings ein klassischer Versager. 

Selbst die Zeichnung der Charaktere sind nicht mehr als Oberflächlich. Die Ermittlerin so verspricht es das Cover: „hart im Nehmen, entschlossen, klug – und höllisch cool – wer das geschrieben hat, könnte eine Verwandtschaft mit Pinocchio dadurch erklären, dass seine Nase nun ein ganzes Stück länger ist. 

Sorry – Als Sachbuch absolut TOP, als Politthriller, oder auch Kriminalroman gesehen ist „Verrat“ nicht zu empfehlen. 

Michael Sterzik