Wann, oder wo endet ein Lebensweg? Welche Wege geht ein „junger“ Mensch, wenn er sich denn entscheidet eine bestimmte Abzweigung zu gehen? Kann man die Konsequenzen absehen, oder betritt man mit jedem Schritt Neuland? Denken wir anders: Manche Wege werden uns auf gezwängt, manche Wege des Lebens muss man beschreiten, eine Fluchtmöglichkeit – eine Ausfahrt zu bequemen Alternativen führen vielleicht noch zu steinigeren Wegen!?
In Ihrem Debütroman; „Totenweg“ von Romy Fölck gibt es viele Wege, den ihre Protagonisten gehen müssen. Allesamt sind sie allerdings spannend, voller Abzweigungen, manche führen zu dunklen Geheimnissen, manche enden zufriedenstellend, und wiederum sind andere nur Zwischenstopps auf den persönlichen Wegen des Lebens.
„Totenweg“ ist der erste Band einer Reihe um die junge angehende Kriminalbeamtin Frida Paulsen und dem viel älteren Hauptkommissar Bjarne Haverkorn, dem ein alter ungelöster Mordfall nicht loslässt.
Die Autorin nutzt diesen alten Kriminalfall als Grundstein für ein vielschichtiges Spannungsgerüst, dass sich als äußerst strapazierfähig herausstellt. Der Mord an Fridas Freundin Marit wurde nie aufgeklärt, aber die junge Beamtin weiß mehr als sie vor dem damals ermittelnden, ehrgeizigen Kommissar Haverkorn zugegeben hat. Ihre Eltern schoben die junge Frida damals in ein süddeutsches Internat ab, weit entfernt von einem Mädchenmörder, weit weg von einer potenziellen Gefahr. Die nun ältere Frida Paulsen trägt das ihren Eltern auch nach knappen 20 Jahren noch nach. Bjarne Haverkorn ahnt, dass die junge Kollegin mehr weiß und helfen könnte diesen Fall endgültig abzuschließen. Als Fridas Vater niedergeschlagen und schwerverletzt im Krankenhaus um seinen Leben kämpft, kehrt die junge Polizistin zurück. Ihr Weg führt sie über den Totenweg in das Dorf ihrer Kindheit. Zurück in die Vergangenheit und ein kleines Stück zurück in die Zukunft. Die Geister, die sie nicht gerufen hat, werden sie tyrannisieren, sie auffordern abzuschließen. Der Weg dahin allerdings ist blutig, steinig und zwischen den Apfelbäumen lauern dunkle Geheimnisse, und eine Schuld die nicht zu gleichen Teilen verteilt wurde...
Romy Fölcks „Totenweg“ ist ein präzises und komplexes, kriminalistisches Meisterstück. Ein Kriminalroman mit einer starken atmosphärischen Präsenz. Geschickt kombiniert die Autorin – die alte, schicksalshafte Vergangenheit, mit einer aktuellen Gefahr. Perfekt gelungen ist Romy Fölck die Konzeption der Nebengeschichten und Figuren. Dieses Netzwerk von Storyline und Nebenhandlungen und seinen Charakteren ist beeindruckend. Keine Logiklücken, reaktive und aktive Beziehungen ergänzen sich dynamisch und erschaffen eine so spannende Atmosphäre, die einen voll und ganz auf den „Totenweg“ begleitet.
Betrachtet man die Charaktere in dem Roman, so sind diese absolut realistisch dargestellt. Gerade die Beziehungen und Abhängigkeiten in einem kleinen Dorf, dass von der Landwirtschaft lebt, von Menschen die seit Generationen dort wohnen, kann man davon ausgehen, dass viele Geheimnisse gibt, viele Freund- und Feindschaften. Eine individuelle Persönlichkeit kann auch ruhig ein ganzes Dorf sein.
„Totenweg“ ist durchtränkt von einer präsenten Spannung. Das liegt auch daran, dass Romy Fölck es ermöglicht all ihren Figuren und Nebenhandlungen eine Bühne zu bauen, in dem jeder eine wichtige Rolle spielt. Selten habe ich das so beobachtet wie bei diesem vorliegenden Band. Selbst die privaten Herausforderungen von Bjarne Haverkorn sind passgenau eingearbeitet und unterhaltsam.
Frida Paulsen dagegen ist exemplarisch mit einer Hands-on-Mentalität dargestellt. Eine schroffe, sensible und selbstbewusste Frau, allerdings mit einer gewissen sozialen Inkompetenz und einer inneren Unsicherheit sich selbst gegenüber.
Zurück zu den Wurzeln, die sie stolpern ließen, geht sie ihren Weg konsequent weiter. Über den „Totenweg“ erreicht sie im zweiten Band das „Totenhaus“. Es wird also nicht sterbenslangweilig und todmüde scheint Romy Fölck auch nicht zu sein.
Fazit
„Totenweg“ ist brillant. Einer der stärksten Kriminalromane in diesem Jahr. Der Spannungsaufbau verhält sich wie ein Schweizer Uhrwerk. Passgenau – Detailreich – tolle Charaktere. Sympathische menschliche Abgründe.
Prädikat: Ein Thriller, den man lesen muss und eine Autorin, die Spannung garantiert.
Michael Sterzik
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