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Samstag, 29. Juli 2023

Düstergrab - Romy Fölck


Die Elbmarschreihe wird nun mit dem sechsten Band: „Düstergrab“ fortgesetzt. Die Region um Hamburg und Lübeck, dieses raue, aber schönes Fleckchen Natur fasziniert nicht nur die dort lebenden Protagonisten, sondern auch die Autorin selbst. Ihre Liebe zu dieser Gegend findet sich in jedem Kapitel dieses Titels wieder.

Die Figuren um das Ermittlerduo Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn nehmen in Anzahl immer weiter zu. Eine „Familie“ aus Haupt- und Nebenfiguren mit persönlichen, privaten Herausforderungen geben der Handlung eine gewisse menschliche Tiefe mit. Das Verbrechen ist und bleibt natürlich der Fokus der gesamten Handlung. Als Quereinsteiger kann man unabhängig die Titel dieser Reihe lesen, aber rückblickend, um die Figuren besser greifen zu können, empfehle ich diese Reihe chronologisch zu lesen.

Dunkle Regenwolken treiben über dem kleinen Friedhof in der Marsch, als Kommissarin Frida Paulsen der Beerdigung eines ehemaligen Schulfreundes beiwohnt. Am nächsten Tag steht sie erneut vor seinem Grab – Spuren deuten darauf hin, dass es in der vergangenen Nacht geschändet wurde. Entsetzt blickt sie nun in das Innere des Sarges: Auf dem Leichnam des Verstorbenen liegt eine weitere Leiche, die eines Mädchens, bekleidet mit einem Kopftuch und einem altertümlichen Kleid. Handelt es sich bei der Toten um eine der Zwillingsschwestern, die vor Jahren verschwanden? Ihre Ermittlungen führen Frida und ihren Kollegen Bjarne Haverkorn schon bald zu einem Ehepaar, das nach archaischen Regeln auf einem abgelegenen Gehöft lebt. Und dunkle Geheimnisse zu verbergen scheint …(Verlagsinfo)

An Originalität fehlt es Romy Fölck nicht. Eine Leiche, auf einem gerade bestatteten Toten zu verstecken, ist fast ein perfektes Verbrechen, aber nur fast. Die Handlung von „Düstergrab“ umfasst zwei Fälle und bietet so dem Leser eine ansprechende. Abwechslung. Romy Fölcks schriftstellerische Stil entwickelt sich immer besser, somit ist sie selbst kein Wiederholungstäter, wenn man frühere Kritikpunkte jetzt nicht mehr wiederfindet. Das Privatleben der Figuren wird nun weniger ausufernd erzählt, wie oben erwähnt, aber sind diese Nebenhandlungen allerdings für das Gesamtbild nötig.

Beide Storylines sind hervorragend ausgearbeitet. Spannende Dramatik, die eine Eigendynamik entwickelt und es auch emotionale Tragik gibt. Recht und Ungerechtigkeit – dazwischen ein schmaler Grat, auf dem die Menschlichkeit versucht, das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Beide Storylines entwickeln sich im Grunde sehr langsam, wechseln sich ab und die Perspektivwechsel der erzählenden Personen bieten eine großartige Unterhaltung. Am Ende überschlagen sich die Ereignisse und bei aller Spannung, die gegenwärtig ist, klingt dies Auflösung doch etwas allzu sehr konstruiert.

Die Atmosphäre der beiden Storys ist nicht düster, sie bietet eine Unterhaltung auf einem hohen Niveau und ist durchaus einwandfrei, wenn im hohen Norden gemordet wird.

„Düstergrab“ ist auch ein Scheideweg – viele Figuren stehen vor Entscheidungen, die ihr eigenes Leben in andere Bahnen lenken können. Ob nun diese ‚kriminelle‘ Großfamilie“ sich in einem vielleicht kommenden siebten Band vereint – sei dahingestellt. Im Grunde – das ist mein persönlicher Eindruck ist alles erzählt – jegliche Fortsetzung wäre eine künstliche Lebenserhaltung – und würde diese perfekte Reihe nur diskreditieren.

Fazit

„Düstergrab“ verspricht stimmungsvolle Unterhaltung. Tolle atmosphärische Handlung, die das Verbrechen nicht romantisiert – aber die Tragik der Menschlichkeit erzählt.

Michael Sterzik



Donnerstag, 24. Februar 2022

Nebelopfer - Romy Fölck


Der vorliegende Roman „Nebelopfer“ von Romy Fölck, ist der fünfte Band der erfolgreichen Elbmarsch-Reihe, bzw. die Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Reihe.
Romy Fölck hat als Autorin einen gewissen geografischen Heimvorteil. Die fruchtbare Elbmarsch lebt von der Landwirtschaft und der Viehhaltung. Aber nicht nur die Viehzucht ist hier von einer großen Bedeutung. Seit über 200 Jahre bringt eine blühende Pferdezucht immer wieder erfolgreiche Hannoveraner hervor, also für den Reitsport eine wichtige Adresse. Romy Fölck lässt die Elbmarschen aufleben, die raue Landschaft, die Felder, die Obstplantagen, die kleinen Dörfer und verträumten Höfe. Eine Landschaft, die, auch wenn sie manchmal nicht einladend wirkt, doch einen vielseitigen und tiefen Charakter haben. Die Menschen sind wie das Land selbst, freundlich, bisweilen stur und temperamentvoll, sie haben gelernt, mit der Natur im Einklang zu leben. Ein sprichwörtliches, selbstverständlichen Geben und Nehmen.
Diese Reihe von Romy Fölck überzeugt durch eine vielseitige, absolut authentische Figurenzeichnung. Keine verzweifelten, narzisstischen, einsame Antihelden mit gebrochenen Herzen, die sich eigentlich auf der Couch eines Seelenschraubers wiederfinden sollten. Die beiden Hauptcharaktere bilden fast schon eine stabile Symbiose, eine berufliche und private „Mauer“, zwischen dem kein Blatt passt. Flankiert werden diese von Frida Paulsens Familie, die alle „Herzlich willkommen“ heißen und deren Herzen so weit sind, wie die Elbmarschen selbst.
In den vorherigen vier Bänden spielte das Privatleben, die persönlichen Prüfungen der Figuren eine tragende Rolle. Sie formten die Figuren und schlichen sich damit schnell und nachhaltig in die Köpfe und Herzen der Leser. Diese familiäre „Bande“ als Vereinigung und Gefühl ist nicht nur sinnvoll, sondern auch sinnig erzählt.
Vorab sei schon jetzt zu sagen, dass der fünfte Band mit einer der stärksten dieser Reihe ist und auch als Autorin hat sich das sympathische Nordlicht Romy Fölck autodidaktisch gleich selbst einen Meilenstein gesetzt.
An einem nebligen Februarmorgen wird zwischen den Dörfern der Geest an einem uralten Galgenbaum eine Leiche gefunden. Am Hals des Toten baumelt ein Schild, das Kriminalkommissarin Frida Paulsen Rätsel aufgibt: Ich gestehe, im Prozess gegen Cord Johannsen falsch ausgesagt zu haben. Ihr Kollege Haverkorn erinnert sich sofort an den Fall. Vor vielen Jahren wurde der Bauer Johannsen für den kaltblütigen Mord an seiner Familie verurteilt, seither sitzt er im Gefängnis. Als kurz nach dem Leichenfund in der Geest ein weiterer Zeuge getötet wird, der im Prozess gegen Johannsen aussagte, ahnen die beiden Kommissare: Sie müssen den wahren Täter von damals finden, sonst wird es weitere Opfer geben …(Verlagsinfo)
Im Genre Krimi sind Cold Case Fälle hochaktuell, alte nicht abgeschlossene Fälle, die das LKA und BKA und ihre Kommissare archivieren. Aber auch die Ermittler haben dazu noch offene Fragen, keine Antworten, haben Zweifel am Tatgeschehen, oder schlimmstenfalls zweifeln sie selbst daran alles richtig zu haben.
Romy Fölck kombiniert im vorliegenden Roman, die nebulöse Vergangenheit mit der mörderischen Gegenwart und das funktioniert ungehindert fantastisch. Doch nicht nur die Story funkt mit einer Originalität, sondern auch die Ermittler bekommen durch eine charismatische, neue Figur. Diese ist nicht nur stark konzipiert, sondern hat auch starke Auftritte und auch Bjarne Haverkorn bekommt einen „Neuanfang“ und einen neuen Partner.
Am Ende gibt es neue Grenzen, unerforschtes Land und viele neue Möglichkeiten und Herausforderungen. Ein Scheideweg für die Figuren – und ich hoffe es geht weiter, denn so perfekt, spannend und tiefgründig, wie diese Charaktere in der Handlung agieren, habe ich es selten erlebt.
Der Unterhaltungswert bewegt sich auf höchstem Niveau, das nicht nur wegen der spannenden Atmosphäre, sondern weil einfach das Gesamtbild perfekt ist. Die wechselnden Erzählperspektiven und nicht zuletzt die Überraschungen und Wendungen machen „Nebelopfer“ zu einem der besten Krimis auf dem gegenwärtigen Buchmarkt.
Sehr vorteilhaft ist das Verhältnis von privaten Nebengeschichten und der eigentlichen Story. Ausgewogen und selbst die Nebengeschichten werden aller Voraussicht nach dem Ausgangspunkt für den nächsten Band bilden. Kommissar Zufall hat hier zum Glück keinen großen Auftritt – die Handlung ist authentisch und es gibt auch keine logischen Brüche, sondern nur menschliche Fehler und selbst diese sind verständlich.
Diese Reihe wird bestimmt das Interesse wecken, diese zu verfilmen. Leider, oder auch zum Glück würde ich das nicht empfehlen. Die Reihe besitzt eine erzählerische Seele, die vom Film nicht erfasst und „gelebt“ werden kann.
Es gibt nicht viel zu bemängeln, ggf. dass die Ermittler bei ihren Nachforschungen nicht alles bedacht hatten in der Vergangenheit und der Gegenwart, aber das mindert, oder verärgert überhaupt zu keinem Zeitpunkt das Vergnügen, das Buch zu lesen.
Fazit
Verdammt ist „Nebelopfer“ gut. Ein Buch, das einen die Nacht mit aller Macht durchlesen lässt. So muss ein Krimi sein.
Michael Sterzik

Dienstag, 8. Oktober 2019

Sterbekammer - Romy Fölck



Die Kriminalliteratur in Deutschland entwickelt sich zur zeit recht stabil, geradezu tendenziell positiv ansteigend. Doch gibt es neben der Quantität an „Krimis“, noch immer hohe qualitative Unterschiede bei den veröffentlichten Titeln. Längst schon gibt es eine hohe Konzentration an regionalen Krimis und gerade die Städte und Dörfer an der Nord- und Ostsee sind nicht nur landschaftlich und touristisch interessant. Die Menschen die man gerne auch als Nordlichter bezeichnet, die rund um die Hansestädte Hamburg und Lübeck leben, die Elbmarschen und die kleineren Küstenorte, romantisch, verträumt und so tun, als wäre alles harmlos....! Doch neben viel Licht, gibt es auch Schatten, die uns faszinieren. Geschichten, Storys, Legenden, wahre Begebenheiten in Krimis die uns zu fesseln vermögen und mal flugs den Schlüssel wegschmeißen.

In einer abgelegenen Deichmühle wird die Leiche eines alten Mannes gefunden, der als starrköpfiger Eigenbrötler bekannt war. Als Polizistin Frida Paulsen in der Mühle auf eine verdeckte Bodenklappe stößt, ist sie zutiefst erschüttert, denn die Tür führt zu einer Kammer, die wie ein Gefängnis anmutet. Ihr Kollege Bjarne Haverkorn erinnert sich an eine junge Frau, die vor Jahren spurlos in der Marsch verschwand. Alles deutet darauf hin, dass die Entführte in der Kammer gefangen gehalten wurde ...(Verlagsinfo)

Die Autorin Romy Fölck lebt in den Elbmarschen, nahe Hamburg und hat im Verlag Lübbe, ihren dritten Kriminalroman: „Sterbekammer“ veröffentlicht. Nach den Erfolgen mit ihren beiden Titeln: „Totenweg“ und „Bluthaus“ setzt sie nun die Reihe mit den beiden Ermittlern Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn fort.

Bei dem vorliegenden Titel „Sterbekammer“ merkt man, dass Romy Fölck sich als Autorin positiv weiterentwickelt hat. Dieses Buch besitzt eine spannende Seele, eine Atmosphäre, in der die Region „Elbmarschen“ völlig eingefangen wird und die Figuren, egal ob Haupt- oder Nebencharaktere mit einer erzählerischen Tiefe erzählt werden, die mich völlig überzeugen können.

Romy Fölck baut ihr kleines Elbmarschuniversum weiter aus – und genau, dass ist die große Stärke ihrer Titel. Die Qualität eine Story zu erzählen und schlichtweg immer fokussiert zu bleiben. Immer wieder tauchen Nebenfiguren und Tiere aus den beiden vorhergehenden Titeln auf, nicht überflüssig – sondern vielmehr unterstützend. Viele kleine, feine Nebensächlichkeiten, die so nachhaltig eingebaut sind, dass sie wie eine helle Lichtquelle in diesem dramatischen Todesfall sind. Ein kleines Luftholen, durchatmen und weiter geht´s.

Der Boden der Tatsachen ist mörderisch – die vegetative Region mit Feldern und Apfelbäumen gesäumt, lädt ein um sich zu erden – dort sind die sozialen und beruflichen Wurzeln der beiden Kriminalbeamten Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn. Agilität und Neugier treffen auf Ruhe und Erfahrung.

Die Story ist authentisch, brutal und erschreckend erzählt. Wenn es in die Abgründe dieser „Sterbekammer“ geht, überlässt die Autorin nichts dem Zufall. Sie beherrscht die Klaviatur der Spannung und der Emotionen. Perfekte Konstruktion – dass ein starkes Fundament besitzt, nicht zuletzt durch die erzählerische dichte wenn es um das Privatleben der beiden so unterschiedlichen Figuren geht. Auch das erzählt die Autorin aufbauend, nicht zu schnell, keine logischen Fehler, keine Widersprüche. Ihre Figuren sind „Menschen“ – fehlerhaft - und überraschenderweise keine Antihelden mit einer Vergangenheit der traumatischen Erlebnisse, alkoholischen Altlasten und destruktiven Persönlichkeitsstörungen.
Die Autorin Romy Fölck präsentiert uns aber auch einige neue Figuren, die toll und vielversprechend, hoffentlich auch in den nächsten Bänden vorkommen. Frida Paulsen inzwischen bei der Mordkommission hat einen neuen Vorgesetzten – dieser Part könnte interessant werden – da er genau, dass Gegenteil dieser extrovertierten Kriminalbeamtin ist. Ein Karrierist – ein helles Köpfchen – der „gute“ Geist, oder der „dunkle“ Lord? Es wird in jedem Fall interessant werden.

Das Setting der Story – die Elbmarschen ist perfekt erzählt. Wer die Region schon kennt, weiß wovon ich spreche. Rau und schön, hell aber bei Regen und Unwetter bedrohlich und immer eine Atmosphäre, als würden die Geheimnisse in Wäldern und Feldern, in verfallenen Höfen, an den Ufern kleinerer Seen nur darauf warten entdeckt zu werden.

Romy Fölck hat sich zu einer der besten Autorinnen im Genre nationaler „Krimi“ entwickelt. Stil, Ausdruck und Sprache haben sich deutlich nach vorne entwickelt.
Der Tempomat „Spannung“ verhält sich im erzählerischen Verkehr unfallfrei und die Autorin erzählt ihre Story konzeptionell so stark, dass sie inzwischen zu einer „Größe“ in diesem Genre werden kann. Psychologisch raffiniert spielt sich mit unseren Urängsten: Verlust, Schmerz, Dunkelheit, Beklemmungen usw. Das Grauen findet also mehr in unseren Köpfen statt. Wir begegnen hier keinen wilden Schießereien, keine physische Folter, keinerlei Art von Verstümmlungen bei denen das Blut mal schnell einen Raum eine völlig neue Farbe geben kann. Muss auch nicht – den Schrecken, den die Autorin hier präsentiert klingt noch lange nach.  

Es ist der dritte „Cold Case-Fall“ und es ist an der Zeit sich vielleicht demnächst mit einem aktuellen Verbrechen zu befassen – einer aktuellen Bedrohung für eine der beiden Figuren. Das wäre für mich der nächste Schritt J

Auch wenn „Sterbekammer“ alleine gelesen werden, kann ohne die vorherigen Bände zu kennen – empfehlen kann ich das aus besagten Gründen nicht. Ich hoffe, dass wir auch die eine oder andere Person im vierten Band der Reihe wiedersehen werden.

Fazit

Die Kammer des Schreckens – die Sterbekammer von Romy Fölck ist weit geöffnet und präsentiert eine tödliche Spannung. In der Dunkelheit der Kammer versteckten sich Angst und Verzweiflung – und nicht zuletzt auch ein Stückchen Hoffnung.

So muss ein Krimi sein – atmosphärisch hochklassig. Einer der stärksten Kriminalromane – und vielleicht noch besser wie ihr erster Band:  „Totenweg“. Ich bin gespannt auf die nächsten Werke von Romy Fölck

Romy Fölck – Meisterlich – Bitte weitere Titel und das schnell.

Michael Sterzik 





Samstag, 10. November 2018

Bluthaus - Romy Fölck

„Bluthaus“ ist der zweite Band um die beiden sehr unterschiedlichen Ermittler Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn. Die Autorin Romy Fölck setzt ihre Handlung nur wenige Wochen nach den Ereignissen in dem Titel „Totenweg“ fort. Gut gelungen, da die erzählerische spannende Grundstimmung aktiv bestehen bleibt. 

Die Handlung spielt regional im norddeutschen Raum und Mittelpunkt der Storyline hat diesmal nichts mehr mit der Vergangenheit der jungen Polizeibeamtin unmittelbar zu tun. Persönlich ist also Frida Paulsen nicht befangen, nicht in erster Instanz. Ihre alte Freund-Feindin Jo(hanna), die in Hamburg als erfolgreiche Privatdetektivin lebt und arbeitet, ist nun auf die Hilfe ihrer Freundin aus Internat Zeiten angewiesen. Eine ehemalige Beamtin des Landeskriminalamts verstirbt, schwerverletzt in ihren Armen. Kein Unfall – eindeutig brutale Verletzungen, die nur den Schluss zulassen, dass sie ermordet wurde. Jo weicht einer Mitarbeit mit Bjarne Haverkorn aus und verschwindet sang- und klanglos. Frida Paulsen versucht, die nun zur Fahndung ausgesetzte Freundin zu finden um den Mordverdacht aufzuklären...

Atmosphärische Spannung weht mit hohem Tempo durch die Handlung. Da die Vergangenheit einer Frida Paulsen nun nicht mehr im Mittelpunkt steht, ist der Personenkreis von Haupt- und Nebenfiguren etwas eingeschränkter. Sicherlich kommen die Eltern von Frida Paulsen vor, aber das war es auch schon an bekannten Nebenfiguren aus dem ersten Band. Insgesamt hat die Autorin Romy Fölck das Tempo ihrer Story stark erhöht. Es gibt Nebengeschichten, die aber weniger inhaltlichen Raum einnehmen und Bjarne steht mit seinen privaten Herausforderungen an erster Stelle. 

Romy Fölck ist eine raffinierte Autorin, sodass sie parallele Wege geht – wir klammern natürlich die Nebengeschichten aus. Die Vergangenheit drängt sich auch diesmal mit einem Mordfall an die Oberfläche und schon kombiniert die Autorin einen komplexen Plot. In dieser „zweiten“ Rahmenhandlung hätte ich mir gewünscht, dass diese mehr Raum einnimmt. „Bluthaus“ ist weniger blutig, dafür ein Stück weit mysteriöser. Ein altes, verlassenes Haus mit einer dunklen, dramatischen Geschichte, inmitten von einer von Wind und Meer geformten Landschaft – perfekt. 

Durch das extreme Tempo das die Autorin vorlegt, verringert sich die Spannung nicht, doch eine weniger rasante Fahrt durch die Handlung, hätte der Story und den Personen mehr tiefe gegeben.
Charakterliche Konzeption ist hochklassig. Spannung perfekt. Tempo...zu schnell. 

Für den nächsten Band empfehle ich, eine Handlung ohne kriminalistische Altlasten aus der Vergangenheit zu verwenden. Romy Fölck ist durchaus konzeptionell so flexibel, dass sie nach „Totenweg“ und „Bluthaus“  - einen neue, originelle Handlung entwickeln kann, zumal mal doch auffällt, dass der Showdown in „Bluthaus“ verwandtschaftliche Ähnlichkeiten zum seinem Vorgänger hat. 

Fazit

„Bluthaus“ ist ein starker Pageturner. Packend, stürmisch, wild und brutal. Minimal schwächer wie der Vorgänger, aber ich bin mir sicher, dass uns der dritte Band mit einer großartiger Spannung überfallen wird. 

Danke Romy Fölck. Großartig – Prädikat: Unbedingt sofort nach „Totenweg“ lesen. 

Michael Sterzik



Mittwoch, 24. Oktober 2018

Totenweg - Romy Fölck

Wann, oder wo endet ein Lebensweg? Welche Wege geht ein „junger“ Mensch, wenn er sich denn entscheidet eine bestimmte Abzweigung zu gehen? Kann man die Konsequenzen absehen, oder betritt man mit jedem Schritt Neuland? Denken wir anders: Manche Wege werden uns auf gezwängt, manche Wege des Lebens muss man beschreiten, eine Fluchtmöglichkeit – eine Ausfahrt zu bequemen Alternativen führen vielleicht noch zu steinigeren Wegen!?

In Ihrem Debütroman;  „Totenweg“ von Romy Fölck gibt es viele Wege, den ihre Protagonisten gehen müssen. Allesamt sind sie allerdings spannend, voller Abzweigungen, manche führen zu dunklen Geheimnissen, manche enden zufriedenstellend, und wiederum sind andere nur Zwischenstopps auf den persönlichen Wegen des Lebens. 

„Totenweg“ ist der erste Band einer Reihe um die junge angehende Kriminalbeamtin Frida Paulsen und dem viel älteren Hauptkommissar Bjarne Haverkorn, dem ein alter ungelöster Mordfall nicht loslässt. 

Die Autorin nutzt diesen alten Kriminalfall als Grundstein für ein vielschichtiges Spannungsgerüst, dass sich als äußerst strapazierfähig herausstellt. Der Mord an Fridas Freundin Marit wurde nie aufgeklärt, aber die junge Beamtin weiß mehr als sie vor dem damals ermittelnden, ehrgeizigen Kommissar Haverkorn zugegeben hat. Ihre Eltern schoben die junge Frida damals in ein süddeutsches Internat ab, weit entfernt von einem Mädchenmörder, weit weg von einer potenziellen Gefahr. Die nun ältere Frida Paulsen trägt das ihren Eltern auch nach knappen 20 Jahren noch nach. Bjarne Haverkorn ahnt, dass die junge Kollegin mehr weiß und helfen könnte diesen Fall endgültig abzuschließen. Als Fridas Vater niedergeschlagen und schwerverletzt im Krankenhaus um seinen Leben kämpft, kehrt die junge Polizistin zurück. Ihr Weg führt sie über den Totenweg in das Dorf ihrer Kindheit. Zurück in die Vergangenheit und ein kleines Stück zurück in die Zukunft. Die Geister, die sie nicht gerufen hat, werden sie tyrannisieren, sie auffordern abzuschließen. Der Weg dahin allerdings ist blutig, steinig und zwischen den Apfelbäumen lauern dunkle Geheimnisse, und eine Schuld die nicht zu gleichen Teilen verteilt wurde...

Romy Fölcks „Totenweg“ ist ein präzises und komplexes, kriminalistisches Meisterstück.  Ein Kriminalroman mit einer starken atmosphärischen Präsenz. Geschickt kombiniert die Autorin – die alte, schicksalshafte Vergangenheit, mit einer aktuellen Gefahr. Perfekt gelungen ist Romy Fölck die Konzeption der Nebengeschichten und Figuren. Dieses Netzwerk von Storyline und Nebenhandlungen und seinen Charakteren ist beeindruckend. Keine Logiklücken, reaktive und aktive Beziehungen ergänzen sich dynamisch und erschaffen eine so spannende Atmosphäre, die einen voll und ganz auf den „Totenweg“ begleitet. 

Betrachtet man die Charaktere in dem Roman, so sind diese absolut realistisch dargestellt. Gerade die Beziehungen und Abhängigkeiten in einem kleinen Dorf, dass von der Landwirtschaft lebt, von Menschen die seit Generationen dort wohnen, kann man davon ausgehen, dass viele Geheimnisse gibt, viele Freund- und Feindschaften. Eine individuelle Persönlichkeit kann auch ruhig ein ganzes Dorf sein. 

„Totenweg“ ist durchtränkt von einer präsenten Spannung. Das liegt auch daran, dass Romy Fölck es ermöglicht all ihren Figuren und Nebenhandlungen eine Bühne zu bauen, in dem jeder eine wichtige Rolle spielt. Selten habe ich das so beobachtet wie bei diesem vorliegenden Band. Selbst die privaten Herausforderungen von Bjarne Haverkorn sind passgenau eingearbeitet und unterhaltsam. 
Frida Paulsen dagegen ist exemplarisch mit einer Hands-on-Mentalität dargestellt. Eine schroffe, sensible und selbstbewusste Frau, allerdings mit einer gewissen sozialen Inkompetenz und einer inneren Unsicherheit sich selbst gegenüber. 

Zurück zu den Wurzeln, die sie stolpern ließen, geht sie ihren Weg konsequent weiter. Über den „Totenweg“ erreicht sie im zweiten Band das „Totenhaus“. Es wird also nicht sterbenslangweilig und todmüde scheint Romy Fölck auch nicht zu sein. 

Fazit

„Totenweg“ ist brillant. Einer der stärksten Kriminalromane in diesem Jahr. Der Spannungsaufbau verhält sich wie ein Schweizer Uhrwerk. Passgenau – Detailreich – tolle Charaktere. Sympathische menschliche Abgründe. 
Prädikat: Ein Thriller, den man lesen muss und eine Autorin, die Spannung garantiert. 

Michael Sterzik