Sonntag, 25. November 2018

Vespasian - Das Tor zur Macht - von Robert Fabbri

Weltmacht Rom. Ein Imperium der Politik, der Gewalt und der Dekadenz? Ja stimmt, aber Rom war auch vieles mehr. Wie jede Weltmacht gibt es immer zwei Seiten, die man übergeordnet betrachten und bewerten muss. Das Kaiserreich nach Augustus – insgesamt die Metropole Rom, war eine gefährliche Bühne – Brot und Spiele – Politik und Gewalt – Intrigen, Mord, Eifersucht, Hass. Als ein solcher Mittelpunkt in einer sozialen Struktur, lieferte diese Infrastruktur auch viel Dekadenz. Die sieben Todsünden – müssen sich recht wohl am Tiber gefühlt haben.

„Vespasian – Das Tor zur Macht“ von Robert Fabbri ist der zweite Band um die Person des späteren Kaisers Vespasian. Im Jahre 30. n. Chr. regiert noch immer Tiberius das Weltreich Rom. Der junge Tribun Vespasian der mittendrin in der Intrige um den Kommandeur der Prätorianergarde Seianus steckt, betritt mit seinen Freunden das Tor zur Macht - Rom. Es gibt verschiedene Interessengruppen, die die Nachfolge des Kaiserthrons anstreben und immer tiefer wird er in den Strudel einer hasserfüllten Politik, die auch vor Mord nicht zurückschreckt gezogen. Es gibt keinen Ausweg mehr. 

Wir alle kennen die großen Namen der berüchtigten und berühmten Kaiser von Rom. Augustus, Tiberius, Caligula, Nero...usw. Mit diesen Namen verbindet man viele nicht immer negativen Assoziationen wie: Mord, Krieg, Inzest, Orgien, sexuelle Ausschweifungen, Folter, Misshandlung und vieles mehr. Leider ist vieles davon faktisch überliefert. Höchstwahrscheinlich war es noch schlimmer, als die Quellen der Historiker es berichten. Legen wir darüber einmal den Mantel der Vergangenheit, nicht des Schweigens.

Im vorliegenden Band präsentiert uns der Autor Robert Fabbri ein verdorbenes Rom mit einem völlig psychopathischen Kaiser und der designierter Nachfolger, ist sein Freund und Schüler. Willkommen in der Familie. Rom mag zweifelsfrei dekadent gewesen sein, voll von völlig durchgeknallten Machtmenschen, die willkürlich mit einer bloßen Geste, einer Laune, einem Lächeln den Tod bringen konnten. Diese Botschaft kommt neben einer brillanten Spannung beim Leser an. Gut gemacht Herr Fabbri. Allerdings ist mir das zu einfach interpretiert und viel zu polarisierend. Rom hatte neben dieser dunklen Aura, auch eine sehr helle Seite – diese erreicht in „Vespasian – Das Tor zur Macht“ kaum die Oberfläche, der insgesamt spannenden Handlung. 

Der Unterhaltungswert ist immens groß. Spannend, abwechslungsreich und eine gewisse Konsequenz zeichnen auch diesen zweiten Band aus. Robert Fabbri hat das Talent mit seinem Stil, seinem Ausdruck und seiner zwar einfachen Sprache, einen Blockbuster zu erzählen. Wie auch schon im ersten Band, reihen sich hier  die Actionelemente nahtlos ineinander, aber überziehen die Handlung insgesamt nicht. 

Neben der Spannung, die der Autor transportiert, reitet auch eine prickelnde Angst mit und etwas abgrundtief. verdorbenes zeigt sich auch, als Tiberius sich seinen persönlichen Spielereiehen widmet und die Protagonisten zitternd vor Todesangst versuchen keinen Fehler machen. Hilflos, fast schon panisch – die Atmosphäre allerdings grauenhaft gut erzählt. 

Auch in der Handlung wird mein eine parallel zu dem großartigen Klassiker Ben Hur finden. Schauplatz diesmal nicht der Circus mit einem brutalen Wagenrennen, sondern eine Seeschlacht und natürlich Vespasian mitten drin. 

Durchgängig zeichnet der Autor Robert Fabbri ein authentisches Porträt aus dieser Epoche. Im Nachwort erklärt er auch, dass dieser historische Roman sich an den Historikern Suetonius, Tacitus und Cassius Dio orientiert. 

Robert Fabbris Bild von Rom ist schlüssig, aber auch sehr eindimensional. Rom ist hier nicht das helle Licht – sondern so wie es der Autor schildert – eine abgrundtiefe, mörderische und böse Weltmacht. Bedingt richtig – aber es wäre auch mal toll gewesen, die Vorzüge dieses Imperiums aufzuzeigen. Auch Tiberius hatte seine Erfolge und war höchstwahrscheinlich nicht immer das Monster, als das er hier gezeigt wird.

Herausragend auch hier die Figurenzeichnung. „Vespasian“ ist nun nicht mehr der unschuldige, einfache „Junge“ vom Land. Er tötet – er wird zunehmend kompromissloser, ehrgeiziger, grausamer – aber ist grundlegend noch immer sympathisch. Der Römische Adler hält ihn mal sanft, mal grausam in seinen Krallen. 

Fazit

„Vespasian – Das Tor zur Macht“ von Robert Fabbri ist ein Blockbuster im Genre historischer Roman – Subgenre: Römisches Reich. Sehr actionlastig, mit einer guten Figurenzeichnung überzeugt auch der zweite Band. 

Gute Unterhaltung. Um einiges realistischer als andere Romane – aber auch faszinierend böse.

Michael Sterzik




Keine Kommentare: