Ein Jahr nach dem großen Erfolg des Thrillers „Tannenstein“
von Linus Geschke, ist nun der zweite Teil um den Ex-Polizisten Alexander Born –
„Finsterthal“ im Verlag dtv veröffentlicht worden.
In den vielen Genre innerhalb der Belletristik gibt es
wie in einem klassischen Kriminalroman, als auch in einem spannenden Thriller
zumeist einen soliden, souveränen Abklatsch der Charakterzeichnung. Die Rollenverteilung
ist zumeist ein Klischee – hier die Helden – dort die Bösewichter. Einfach,
oder?! Zu einfach – was zählt ist die individuelle Perspektive der
Protagonisten, deren Vergangenheit, deren Umfeld, deren Motivation und schon
ist das „Leben“ alles andere als bloß Schwarz/Weiß. Die Abstufungen und
Grauzonen dieser persönlichen Einstellungen lassen es dann zu, dass man als
Leser eine emotionale Bindung eingeht, ob nun positiv oder gar negativ ist dann
auch egal – aber man kann sich wenig davor nicht einfangen lassen.
Schon in Roman „Tannenstein“ lässt der Kölner Autor Linus
Geschke seinen Figuren erheblich viel Raum um sich zu entfalten. Immer wieder
Rückblicke, immer wieder erklärt sich in genau diesen Zeitfenstern, die
Psychologie der Figur und sein Antrieb. Und siehe da: Es ist kompliziert.
In dem vorliegenden Band „Finsterthal“ ist es noch immer
kompliziert. Im Punkto Spannung liegt er mit seinem Vorgänger gleichauf.
Allerdings und jetzt wird es interessant – gehen die Figuren über ihre eigenen
Grenzen. Rache, Leid, Verrat, Täuschung, Manipulation – wie weit darf man die
Hölle betreten, bis der Teufel einem dem Ausweg verbaut und man sowieso die
Hitze bevorzugt und der moralische Kompass durchdreht? Kommen wir zu den
Wahrheiten und Lügen – jeder hat seine ganz persönliche Wahrheit und
Perspektive und entweder belügt er sich am Ende oder die anderen, vielleicht
auch gleich alle – sich selbst eingeschlossen!
„Finsterthal“ besitzt eine ganz eigene Atmosphäre. Nicht
nur realistisch, sondern zieht die Figuren in eine Eskalationsspirale – am Ende
„alles oder nichts“ mit dem Einsatz „All in“. Doch man kann in diesem
spannenden Pokerspiel nicht einfach aussteigen. Der Einsatz ist mörderisch –
der Preis hoch und mit Geld nicht zu bezahlen.
Wenn der
Dunkle kommt, verschwinden Mädchen. Eins in Berlin, eins in Bayern und eins im
hessischen Königstein. Nicht alle werden lebend zu ihren Vätern zurückkehren,
die durch ein dunkles Geheimnis verbunden sind.
Nur
widerwillig nimmt der kriminell gewordene Ex-Polizist Alexander Born die Spur
eines Mannes auf, der sich Der Dunkle nennt. Anfangs geht er noch von
ganz gewöhnlichen Entführungsfällen aus. Ein Täter, drei Opfer. Doch in diesem
Fall ist nichts, wie es scheint, und hinter jeder Wahrheit verbirgt sich eine
weitere. (Verlagsinfo)
Die
Kunst des spannenden Erzählens hat Linus Geschke für sich in dieser Reihe
perfektioniert. Konsequent und Kompromisslos lässt er seine Figuren leben,
leiden und sterben. Es werden Opfer gebracht und später ist nichts mehr wie es
vorher war. Die Seele ist vielleicht unsterblich – aber nicht unverletzbar –
auch das wird Alexander Born zu spüren bekommen.
Einige
Figuren aus „Tannenstein“ begegnet man wieder und diese positionieren sich
schon für den dritten Teil, der 2021 erscheinen wird. Linus Geschke ist ein
Trickser – und jemand der einen komplexen Plan verfolgt und damit stellt er
schon jetzt die Weichen für die Fortsetzung. An diesem Punkt muss mal
allerdings auch betonen – dass es wenig Sinn macht „Finsterthal“ unabhängig von
„Tannenstein“ zu lesen. Zu vielschichtig sind die Beziehungskisten der
Charaktere gegliedert.
In „Tannenstein“
war es der „Wanderer“ – in „Finsterthal“ der „Dunkle“. Linus Geschke besticht durch
einfache, aber prägnante Namen – in denen eine atmosphärische Dunkelheit agiert
und Duelle auf Augenhöhe geschehen.
Fazit
„Finsterthal“
ist ähnlich wie ein Scharfschütze – Tödlich – Passgenau - einschüchternd – ein
endlicher Gegner, der Angst bereitet – kein finaler Rettungsschuss im Genre
Thriller. Ein hemmungslos, entfesselter Thriller, der zeigt wie vielschichtig
und spannend man seine Figuren entwerfen kann. Willkommen auf der dunklen Seite
der Macht.
Prädikat:
Ein Thriller – eine Reihe der Extraklasse – der sich zielführend bewegt und
deren Ideen in naher Zukunft ein Vorbild werden kann. Unbedingt lesen.
Michael
Sterzik
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen