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Samstag, 22. Februar 2020

Finsterthal - Linus Geschke


Ein Jahr nach dem großen Erfolg des Thrillers „Tannenstein“ von Linus Geschke, ist nun der zweite Teil um den Ex-Polizisten Alexander Born – „Finsterthal“ im Verlag dtv veröffentlicht worden.

In den vielen Genre innerhalb der Belletristik gibt es wie in einem klassischen Kriminalroman, als auch in einem spannenden Thriller zumeist einen soliden, souveränen Abklatsch der Charakterzeichnung. Die Rollenverteilung ist zumeist ein Klischee – hier die Helden – dort die Bösewichter. Einfach, oder?! Zu einfach – was zählt ist die individuelle Perspektive der Protagonisten, deren Vergangenheit, deren Umfeld, deren Motivation und schon ist das „Leben“ alles andere als bloß Schwarz/Weiß. Die Abstufungen und Grauzonen dieser persönlichen Einstellungen lassen es dann zu, dass man als Leser eine emotionale Bindung eingeht, ob nun positiv oder gar negativ ist dann auch egal – aber man kann sich wenig davor nicht einfangen lassen.

Schon in Roman „Tannenstein“ lässt der Kölner Autor Linus Geschke seinen Figuren erheblich viel Raum um sich zu entfalten. Immer wieder Rückblicke, immer wieder erklärt sich in genau diesen Zeitfenstern, die Psychologie der Figur und sein Antrieb. Und siehe da: Es ist kompliziert.

In dem vorliegenden Band „Finsterthal“ ist es noch immer kompliziert. Im Punkto Spannung liegt er mit seinem Vorgänger gleichauf. Allerdings und jetzt wird es interessant – gehen die Figuren über ihre eigenen Grenzen. Rache, Leid, Verrat, Täuschung, Manipulation – wie weit darf man die Hölle betreten, bis der Teufel einem dem Ausweg verbaut und man sowieso die Hitze bevorzugt und der moralische Kompass durchdreht? Kommen wir zu den Wahrheiten und Lügen – jeder hat seine ganz persönliche Wahrheit und Perspektive und entweder belügt er sich am Ende oder die anderen, vielleicht auch gleich alle – sich selbst eingeschlossen!

„Finsterthal“ besitzt eine ganz eigene Atmosphäre. Nicht nur realistisch, sondern zieht die Figuren in eine Eskalationsspirale – am Ende „alles oder nichts“ mit dem Einsatz „All in“. Doch man kann in diesem spannenden Pokerspiel nicht einfach aussteigen. Der Einsatz ist mörderisch – der Preis hoch und mit Geld nicht zu bezahlen.

Wenn der Dunkle kommt, verschwinden Mädchen. Eins in Berlin, eins in Bayern und eins im hessischen Königstein. Nicht alle werden lebend zu ihren Vätern zurückkehren, die durch ein dunkles Geheimnis verbunden sind.
Nur widerwillig nimmt der kriminell gewordene Ex-Polizist Alexander Born die Spur eines Mannes auf, der sich Der Dunkle nennt. Anfangs geht er noch von ganz gewöhnlichen Entführungsfällen aus. Ein Täter, drei Opfer. Doch in diesem Fall ist nichts, wie es scheint, und hinter jeder Wahrheit verbirgt sich eine weitere. (Verlagsinfo)
Die Kunst des spannenden Erzählens hat Linus Geschke für sich in dieser Reihe perfektioniert. Konsequent und Kompromisslos lässt er seine Figuren leben, leiden und sterben. Es werden Opfer gebracht und später ist nichts mehr wie es vorher war. Die Seele ist vielleicht unsterblich – aber nicht unverletzbar – auch das wird Alexander Born zu spüren bekommen.
Einige Figuren aus „Tannenstein“ begegnet man wieder und diese positionieren sich schon für den dritten Teil, der 2021 erscheinen wird. Linus Geschke ist ein Trickser – und jemand der einen komplexen Plan verfolgt und damit stellt er schon jetzt die Weichen für die Fortsetzung. An diesem Punkt muss mal allerdings auch betonen – dass es wenig Sinn macht „Finsterthal“ unabhängig von „Tannenstein“ zu lesen. Zu vielschichtig sind die Beziehungskisten der Charaktere gegliedert.
In „Tannenstein“ war es der „Wanderer“ – in „Finsterthal“ der „Dunkle“. Linus Geschke besticht durch einfache, aber prägnante Namen – in denen eine atmosphärische Dunkelheit agiert und Duelle auf Augenhöhe geschehen.
Fazit
„Finsterthal“ ist ähnlich wie ein Scharfschütze – Tödlich – Passgenau - einschüchternd – ein endlicher Gegner, der Angst bereitet – kein finaler Rettungsschuss im Genre Thriller. Ein hemmungslos, entfesselter Thriller, der zeigt wie vielschichtig und spannend man seine Figuren entwerfen kann. Willkommen auf der dunklen Seite der Macht.
Prädikat: Ein Thriller – eine Reihe der Extraklasse – der sich zielführend bewegt und deren Ideen in naher Zukunft ein Vorbild werden kann. Unbedingt lesen.

Michael Sterzik


Sonntag, 3. Februar 2019

Tannenstein - Linus Geschke


Linus Geschke ist seit den drei Kriminalromanen um den investigativen Journalisten Jan Römer und seiner Kollegin „Mütze“ inzwischen bekannt geworden. Seine Bücher sind feine, sehr durchdachte und komplexe Kriminalgeschichten. Authentische Atmosphäre umgeben die feinfühlige Handlung, die Protagonisten sind ebenfalls realistisch aufgestellt – die Storyline besitzt einen souveränen Spannungsbogen.

Wir gehen als Leser immer davon aus, dass sich die Figuren einer Romanreihe weiterentwickeln, dass muss es auch – alles andere wäre absurd und würde jegliche nachhaltige Atmosphäre in Folgebänden faktisch einäschern. 

Doch wie ergeht es dem Autor? Bleibt er intellektuell in einem Standby-Modus, ein Talent, dass er besitzt, aber es nicht ausschöpft? Sind die späteren Romane inhaltlich thematisch exakt im gleichen Stil erzählt und wie mit einer Schablone gezeichnet? Natürlich kommt dies in der Belletristik in vielen Genres vor – im vorliegenden Roman „Tannenstein“ von Linus Geschke, geht der erfolgreiche Autor nun neue Wege.

„Tannenstein“ ist der erste Band einer neuen Thriller-Reihe, es gibt neue Figuren, neue Handlungen, eine völlig neue Atmosphäre – alles komponiert von Linus Geschke, und um es vorab schon zu sagen, bevor ich enger darauf eingehe – ein brillanter Entwicklungsschritt.

Inhaltsangabe

Wenn der Wanderer kommt, sterben Menschen. Elf in Tannenstein, einem abgelegenen Ort nahe der tschechischen Grenze. Ein Tankwart im Harz, eine Immobilienmaklerin aus dem Allgäu. Der Killer kommt aus dem Nichts, tötet ohne Vorwarnung und verschwindet spurlos.

Der Einzige, der sich ihm in den Weg stellt, ist Alexander Born: ein Ex-Polizist mit besten Kontakten zur Russenmafia. Einst hatte der Wanderer seine Geliebte getötet, jetzt will Born Rache – und wird Teil einer Hetzjagd, die dort endet, wo alles begann: Tannenstein. (Auszug- Verlagsinfo)

Der Prolog von „Tannenstein“ ist schon ein kleines Feuerwerk. Eine derartige starke Atmosphäre die sich hier explosionsartig mit intensiven Wellen durch die gesamte Story bewegt, ist mehr wie eindrucksvoll erzählt. Die Spannung und das ist kristallklar zeichnet sich auch durch eine realistisch erzählte Brutalität aus, nichts für zarte Nerven und Gemüter. Der düstere Ort Tannenstein ist zwar fiktiv, doch insgesamt ist die Handlung realistisch.
Die Figur des „Wanderers“ ist absolut hochklassig, ein Rächer, Killer, Mörder – ein Berufspsychopath!? Er ist vieles – von allem etwas und doch bleibt er mysteriös. Er ist eine Nebenfigur – aber mal ehrlich – er stiehlt allen Protagonisten sämtliche Auftritte und Gagen und seine Präsenz stellt die Hauptfiguren in die zweite Reihe.

Sein Gegenspieler Alexander Born – ehemaliger Kriminalbeamter, der auf dem schmalen Grat einen Schritt zu viel in Richtung Abgrund gegangen ist. Er hat für seine Taten gebüßt, er war in Haft und nun jenseits der Mauern des Gefängnisses giert er nach Rache – der Wanderer hat seine Freundin getötet….

Unterstützt wird er bei seinem Rachefeldzug von einer jungen Kriminalbeamtin. Natürlich entwickelt sich eine Liebesgeschichte usw. Manche traditionellen Elemente muss man einfach spielen. Auch die formale Selbstjustiz ist ein Teil davon.

„Tannenstein“ ist hochspannend – intensive Atmosphäre – Authentische Handlung – gute Charaktere. Alexander Borns Charakterzeichnung ist in einem effektvollen Schwebezustand zwischen Himmel und Hölle angesiedelt und ja, auch die klassischen Klischees werden hier bedient. Alexander Born hat keine weiße Weste, seine kriminelle Vergangenheit, seine Kontakte zur Russenmafia und sein zerstörerischer Glaube an Rache bilden den Dreh- und Angelpunkt. Als Anti-Held gesetzt – erfüllt er seine Stellenbeschreibung recht gut…Probezeit bestanden. Negativ gezeichnet und versehen mit den typischen Merkmalen, kann man den Charakter symphytisch finden, oder auch nicht. Für mich – allzu hervorsehbar – allzu einer Schablone entsprungen und mit und der einzige Schwachpunkt bei diesem Titel.

Vielleicht liegt es auch daran, dass ich ein Faible für Nebencharaktere habe. Linus Geschke erzeugt und das ist fantastisch – kein offensives Schwarz/Weiß-Bild – kein in Schubladen gestecktes Klassensystem in „Gut“ und „Böse“ unterteilt. Und kommen wir nun zur der Personalie des „Wanderers“ – absolut TOP –  die Aura eines geheimnisvollen Todesengels – der seinen Job professionell gelernt haben muss. Zack – Trommelwirbel – Der Wanderer kommt und die Spannung erzeugt eine Eruption, die faktisch alles überrollt.

Und es zeigt sich auch, dass „Gut“ und „Böse“ immer wieder aus einer individueller Perspektive aufgehen. Linus Geschke erzählerischer Stil ist weitaus konsequenter und kompromissloser als wie man ihn über die Jan-Römer-Reihe kennengelernt hat.

Mit „Tannenstein“ beweist er, dass sein Talent noch lange nicht ausgeschöpft ist. Beide Reihen kann mich nicht miteinander vergleichen. Linus Geschke hat sich weiterentwickelt – Stil, Ausdruck, Sprache haben einen großen Schritt nach vorne gemacht. Auch in der Beschreibung der Emotionen wirkt der Autor reifer, gesetzter und überhaupt ist „Tannenstein“ strukturierter als alles was ich bisher gelesen habe.

Ich bin gespannt, wie Band 2 sein wird – persönlich empfehle ich, mich von Alexander Born zu trennen und ebenfalls von der helfenden Figur der jungen Kriminalbeamtin. Beide Charaktere sind austauschbar – der „Wanderer“ – eine derartige Figur polarisiert – aber überzeugt um einiges mehr.

„Fazit“

„Tannenstein“ ist ein Hochgeschwindigkeitsgeschoss, der bei dem Leser mit einer starken Atmosphäre einschlägt. Nachhaltige Spannung –  Action und Authentisch.
Brillante Umsetzung. Prädikat: Pageturner.

Michael Sterzik