Der vorliegende Thriller ist der Roman mit der Figur des ehemaligen Kommissars Richard Winter, der das okkulte, dass paranormale, für real hält und dem in seinen verschiedenen Fällen schon das eine, oder andere Wesen begegnet ist. Eine persönliche Tragödie, beendete seine Laufbahn bei der Bremer Kriminalpolizei und zurzeit fungiert und löst er als Privatdetektiv mysteriöse Vorkommnisse. Viele davon sind allerdings allzu menschlichen Ursprungs.
In seinem neuesten Fall „Der Incubus“ – jagt er diesen
Dämon, einen männlichen Alb, der sich nachts mit einer schlafenden Frau paart,
ohne dass sie etwas davon bemerkt. Der Inkubus gilt auch als einer der
Stellvertreter Satans, der dafür verantwortlich ist, die Seelen der Sündiger
nach deren Tod in die Hölle zu schleppen.
Bremen – eine kopflose, männliche Leiche wird gefunden,
dann noch eine. Als die beiden Witwen des Nachts von ihren verstorbenen
Ehemännern besucht und missbraucht werden, ruft die Polizei Richard Winter, den
ehemaligen Kriminalkommissar, der seit dem Harlekin-Fall als Experte für
Okkultes bekannt ist. Schon bald stößt Winter auf die Legende vom Incubus,
einem Dämon, der sich des Nachts mit schlafenden Frauen paart. Doch kann es
sich bei den Sichtungen wirklich um solch ein übernatürliches Phänomen handeln?
Und was hat es mit dem geheimnisvollen Mann ohne Gesicht auf sich, der Winter
stets aufsucht, nachdem ein Mord begangen worden ist? Spätestens als ein
früherer Arbeitskollege umgebracht und eine Freundin entführt wird, merkt
Winter, dass sich eine vormals unpersönliche Ermittlung auch für ihn in
tödlichen Ernst verwandelt hat …(Verlagsinfo)
Es gibt eine Menge Thriller, die sich mit mystischen
Elementen und Okkultismus beschäftigen. Vieles davon driftet manchmal gar
abenteuerlich in übertriebene Klischees und wirkt dann allzu lächerlich und im
wahrsten Sinne des Wortes – geistlos. Der Schweizer Lehrer und Musik hebt sich
mit seiner Romanreihe von solchen Werken deutlich ab. Die beiden
Vorgängerromane „Die Akte Harlekin“ und „Blutmond“ überzeugten über deren Originalität
und einem sehr gut aufgebauten Spannungsbogen. Die Mixtur einer gruseligen
Atmosphäre, die insgesamt die Story auf hohem Niveau stabil halten und die originellen
Charaktere bilden professionelles Gerüst.
Die Hauptfigur Richard Winter ist der Fokus – ein chaotischer
Charakter mit Charme, einer tragischen Vergangenheit und einer
Hands-On-Mentalität, der dem „Bösen“ mit Herz und Verstand entgegentritt. Ein „Gläubiger“
– der es ahnt, vielmehr weiß, dass es
mehr gibt als die relativierte, theoretische Wissenschaft, blinden Aberglauben,
oder religiösen Fanatismus. Durchaus sympathisch und weder ein glorreicher
Held, noch ein zerstörtes, posttraumatisches Wrack.
Spannend ist „Der Incubus“ allemal und zeichnet sich auch
ganz nebenbei mit einer soliden Brutalität aus. Ganz vorn, sozusagen auf den
Siegertreppchen steht die Dramatik – und die kommt ganz gut ohne theatralische
Klischees aus.
Manchmal hackt es ein wenig mit einer greifbaren Realität
und wirkt unlogisch, wenn man die Handlungen von Richard Winters analysiert,
aber das mindert kaum das Lesevergnügen.
Was dem Roman etwas fehlt, sind Nebengeschichten und
Figuren. Es gibt nur einen Hauptpart und flankiert von eigentlich nichts.
Schade – denn ja, die privaten Herausforderungen sind nett – aber mehr
Nebengeschichten könnten der Geschichte wesentlich mehr „Tiefe“ geben.
Es gibt viele Personen um Richard Winter – alte Kollegen,
seine Freundin, die gerade dabei ist seinen unordentlichen Charakter einen
vollumfänglichen Umzug zu geben, in dem sie bei ihm einzieht, und die
Angehörigen der Opfer, die aufgrund der Situation mächtig verstört sind.
Abwechslungsreich und manchmal überschlagend hält sich
die Story auf einem hohen Niveau. Allerdings auch hier manchmal zu viel des
guten, sodass die gute alte Logik etwas abhebt. Aber es ist ja auch ein
mystisches Buch – und bei allem Lob – haben wir einen Schwachpunkt. Es ist zu
wenig Mystik vorhanden – zu wenig Okkultismus, zu wenig Übernatürliches. Schade
– denn auch das beherrscht Thomas Vaucher und sollte zukünftig dieses Element
großzügiger ausspielen.
Fazit
„Incubus“ ist ein spannender Albtraum, denn man gerne
erlebt. Großartig und Hochspannend in Szene gesetzt. Thomas Vaucher hat großes
Potenzial – aber trauen Sie sich mehr zu – Seien Sie verdammt nochmal mit den
nächsten „Projekten“ geistreicher. Sie können das.
Alle drei Bände sind großartig und sehr zu empfehlen. Gute
Spannungsliteratur, die noch viel Potenzial hat. Lesen.
Michael Sterzik
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