Freitag, 15. Januar 2021

Der Incubus - Thomas Vaucher


Der vorliegende Thriller ist der Roman mit der Figur des ehemaligen Kommissars Richard Winter, der das okkulte, dass paranormale, für real hält und dem in seinen verschiedenen Fällen schon das eine, oder andere Wesen begegnet ist. Eine persönliche Tragödie, beendete seine Laufbahn bei der Bremer Kriminalpolizei und zurzeit fungiert und löst er als Privatdetektiv mysteriöse Vorkommnisse. Viele davon sind allerdings allzu menschlichen Ursprungs.

In seinem neuesten Fall „Der Incubus“ – jagt er diesen Dämon, einen männlichen Alb, der sich nachts mit einer schlafenden Frau paart, ohne dass sie etwas davon bemerkt. Der Inkubus gilt auch als einer der Stellvertreter Satans, der dafür verantwortlich ist, die Seelen der Sündiger nach deren Tod in die Hölle zu schleppen.

Bremen – eine kopflose, männliche Leiche wird gefunden, dann noch eine. Als die beiden Witwen des Nachts von ihren verstorbenen Ehemännern besucht und missbraucht werden, ruft die Polizei Richard Winter, den ehemaligen Kriminalkommissar, der seit dem Harlekin-Fall als Experte für Okkultes bekannt ist. Schon bald stößt Winter auf die Legende vom Incubus, einem Dämon, der sich des Nachts mit schlafenden Frauen paart. Doch kann es sich bei den Sichtungen wirklich um solch ein übernatürliches Phänomen handeln? Und was hat es mit dem geheimnisvollen Mann ohne Gesicht auf sich, der Winter stets aufsucht, nachdem ein Mord begangen worden ist? Spätestens als ein früherer Arbeitskollege umgebracht und eine Freundin entführt wird, merkt Winter, dass sich eine vormals unpersönliche Ermittlung auch für ihn in tödlichen Ernst verwandelt hat …(Verlagsinfo)

Es gibt eine Menge Thriller, die sich mit mystischen Elementen und Okkultismus beschäftigen. Vieles davon driftet manchmal gar abenteuerlich in übertriebene Klischees und wirkt dann allzu lächerlich und im wahrsten Sinne des Wortes – geistlos. Der Schweizer Lehrer und Musik hebt sich mit seiner Romanreihe von solchen Werken deutlich ab. Die beiden Vorgängerromane „Die Akte Harlekin“ und „Blutmond“ überzeugten über deren Originalität und einem sehr gut aufgebauten Spannungsbogen. Die Mixtur einer gruseligen Atmosphäre, die insgesamt die Story auf hohem Niveau stabil halten und die originellen Charaktere bilden professionelles Gerüst.

Die Hauptfigur Richard Winter ist der Fokus – ein chaotischer Charakter mit Charme, einer tragischen Vergangenheit und einer Hands-On-Mentalität, der dem „Bösen“ mit Herz und Verstand entgegentritt. Ein „Gläubiger“ – der es ahnt, vielmehr weiß, dass  es mehr gibt als die relativierte, theoretische Wissenschaft, blinden Aberglauben, oder religiösen Fanatismus. Durchaus sympathisch und weder ein glorreicher Held, noch ein zerstörtes, posttraumatisches Wrack.  

Spannend ist „Der Incubus“ allemal und zeichnet sich auch ganz nebenbei mit einer soliden Brutalität aus. Ganz vorn, sozusagen auf den Siegertreppchen steht die Dramatik – und die kommt ganz gut ohne theatralische Klischees aus.

Manchmal hackt es ein wenig mit einer greifbaren Realität und wirkt unlogisch, wenn man die Handlungen von Richard Winters analysiert, aber das mindert kaum das Lesevergnügen.

Was dem Roman etwas fehlt, sind Nebengeschichten und Figuren. Es gibt nur einen Hauptpart und flankiert von eigentlich nichts. Schade – denn ja, die privaten Herausforderungen sind nett – aber mehr Nebengeschichten könnten der Geschichte wesentlich mehr „Tiefe“ geben.

Es gibt viele Personen um Richard Winter – alte Kollegen, seine Freundin, die gerade dabei ist seinen unordentlichen Charakter einen vollumfänglichen Umzug zu geben, in dem sie bei ihm einzieht, und die Angehörigen der Opfer, die aufgrund der Situation mächtig verstört sind.

Abwechslungsreich und manchmal überschlagend hält sich die Story auf einem hohen Niveau. Allerdings auch hier manchmal zu viel des guten, sodass die gute alte Logik etwas abhebt. Aber es ist ja auch ein mystisches Buch – und bei allem Lob – haben wir einen Schwachpunkt. Es ist zu wenig Mystik vorhanden – zu wenig Okkultismus, zu wenig Übernatürliches. Schade – denn auch das beherrscht Thomas Vaucher und sollte zukünftig dieses Element großzügiger ausspielen.

Fazit

„Incubus“ ist ein spannender Albtraum, denn man gerne erlebt. Großartig und Hochspannend in Szene gesetzt. Thomas Vaucher hat großes Potenzial – aber trauen Sie sich mehr zu – Seien Sie verdammt nochmal mit den nächsten „Projekten“ geistreicher. Sie können das.

Alle drei Bände sind großartig und sehr zu empfehlen. Gute Spannungsliteratur, die noch viel Potenzial hat. Lesen.

 

Michael Sterzik

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