Montag, 6. Oktober 2025

Assassins Anonymous - Rob Hart


Der ernsteste Job der Welt trifft auf die absurdeste Therapiegruppe.
Das Genre ist bekannt für seine ernste Miene. Doch "Assassins Anonymous" bricht alle Regeln. Dieses Buch liefert nicht nur die spannenden Entwicklungen und raffinierten Täter, die Sie erwarten, sondern auch eine emotionale Tiefgründigkeit und einen unerwarteten Humor, der entwaffnet.


Im Mittelpunkt: die ultimative Sucht. Es geht nicht um Geld oder Rache – es geht um den Rausch des Tötens, der sich wie ein kurzfristiges Gottgefühl anfühlt. Die Täter jagen ihren nächsten Kick, aber sie jagen auch eine Lösung.
Und genau hier wird es verrückt: Statt Ermittlern, Zellen und Verhören gibt es nun... Gruppentherapie.


Kann tödliche Sucht geheilt werden? Ist der Mord zur Rettung vieler Leben eine Rechtfertigung oder nur eine Ausrede? Packend, provokant und brillant gemischt. Bereiten Sie sich auf einen Roman vor, der Sie lachen und nachdenken lässt, oft innerhalb derselben Seite.


Einst war Mark der gefährlichste Auftragskiller der Welt. Doch inzwischen hat er dieses Leben hinter sich gelassen und ist den Assassins Anonymous beigetreten, einer geheimen Selbsthilfegruppe für reumütige Auftragsmörder, und folgt deren Zwölf-Stufen-Programm.
Kurz vor seinem einjährigen Jubiläum wird Mark von einem mysteriösen Russen angegriffen, der ihn schwer verletzt und halbtot zurücklässt. Wissend, dass sein Angreifer zurückkehren wird, muss Mark schleunigst herausfinden, wer ihn umbringen wollte und warum. Aber wie soll er überleben, ohne rückfällig zu werden und selbst jemanden zu töten? (Verlagsinfo) 


Assassins Anonymous" ist ein Pageturner, der Ihre Erwartungen nicht erfüllen will.
Im Zentrum steht Mark, ein Mörder auf dem schmerzhaften Weg der Besserung. Sein verzweifelter Kampf, bei jeder körperlichen Auseinandersetzung nicht in die alten, tödlichen Muster zu verfallen, ist gleichzeitig amüsant und zutiefst rührend. Denn hinter der Fassade des Killers steckt ein Mann mit Empfindungen, der sich schmerzlich bewusst wird, was er getan hat.
Das Figurenensemble: Mörder, ja. Aber nicht Schwarz und Weiß.


Rob Hart verweigert die einfache Kategorisierung in Gut und Böse. Stattdessen beleuchtet er eine Selbsthilfegruppe voller Mörder – nette, vielschichtige Menschen, die alle vor dem gleichen Problem stehen: Der Drang zur Normalität ist ein endloser Maskenball, der ihre Seele zu zersplittern droht. Das überdimensionierte Puzzle dieser zerbrochenen Seelen wird zur Therapiestunde auf Lebenszeit mit ungeahnter Eigendynamik.


Philosophische Tiefe ersetzt den Betondeckel über die Taten.
Wer sind die Auftraggeber hinter den bestellten Tötungen? Sind sie nicht auch Handlanger des Todes, damit ebenso schuldig? Der Roman stellt die fundamentalen Fragen: Wann ist ein Mord gerechtfertigt? Die Antworten darauf gibt er uns nicht – die müssen wir uns selbst geben.
Mit Actioneinlagen von hervorragender Choreografie und dem konzentrierten Blick auf Marks persönliche Entwicklung (der Fokus liegt ausschließlich auf ihm und seiner prägenden Vergangenheit) zieht Hart Sie unwiderstehlich in die Geschichte. Am Ende werden Sie mit den Überlebenden sympathisieren und traurig sein, dass die Handlung zu Ende ist.


Fazit: Ein origineller Roman, der Spannung, eine Prise schwarzen Humors und tiefgreifende philosophische Gedankengänge vereint. Ein unterhaltsamer Pageturner, der anders ist – und gerade deshalb auf ganzer Linie überzeugt.

Michael Sterzik

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