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Freitag, 1. November 2019

Der Lehrmeister - Oliver Pötzsch


Nach dem Erfolg des ersten Romans: „Der Spielmann“ von Oliver Pötzsch geht die Geschichte um Johann Georg Faustus im zweiten Band: „Der Lehrmeister“ weiter.

Es ist auch der abschließende Band um den Zauberer, dem gefragten Astrologen, den Spielmann, oder auch den Quacksalber, als der er manchmal bezeichnet wird. Faustus ist berühmt geworden in Deutschen Landen und er hat sein Wissen und seine Fähigkeiten enorm gesteigert, nicht zuletzt durch seinen eigenen Lehrmeister  - dem geheimnisvollen Magier Tonio del Moravia.

Der goldene Herbst 1518 neigt sich dem Ende. Sechs Jahre sind vergangen, seitdem der berühmte Magier Johann Georg Faustus aus Nürnberg geflohen ist. Sein Ruhm ist gewachsen, selbst an den Höfen von Herzögen, Grafen und Bischöfen sucht man seinen Rat. So als würde der Herrgott – oder sein böser Gegenspieler? – eine schützende Hand über ihn halten. Gemeinsam mit seinem neuen Gefährten Karl Wagner und der jungen Gauklerin Greta, seiner Ziehtochter, reist er als Quacksalber und Astrologe durch die Lande. Doch Johann spürt, dass dies nur die Ruhe vor dem Sturm ist. Sein Erzfeind Tonio ist noch nicht besiegt. Tief im Inneren weiß Johann, dass das Böse zurückkehren und erneut seine Hand nach ihm ausstrecken wird …(Verlagsinfo)

Der zweite Band um die historische Person des Johann Faustus und seinem Pakt mit dem Teufel führt diesen nun zurück zu seinen Wurzeln. Oliver Pötzsch beschreibt und erzählt sehr, sehr spannend, dass sein „Faustus“ seinem Schicksal nicht entkommen kann. Die Spur seines ehemaligen Lehrmeisters Tonio del Moravia hinterlässt eine Blutige Spur die diesen, seinem Assistenten Karl Wagener und seiner Ziehtochter Greta von Deutschland über Frankreich bis in Herz der katholischen Kirche nach Rom treibt.

„Der Lehrmeister“ von Oliver Pötzsch ist nicht nur spannend, sondern trägt auch eine düstere, schicksalshafte Atmosphäre. Diese offenbart sich allerdings nicht über die eigentlichen erzählten Szenen, sondern über die beiden Hauptprotagonisten „Faustus“ und Moravia. Wer von beiden nun der Meister, oder der Schüler ist, obliegt der Interpretation des Lesers.

Auf Teufel kommt raus, kommt es zum finalen Duell zwischen Gut und Böse – und selbst hier betreten wir eine Grauzone. Die katholische Kirche mit seinem päpstlichen Oberhaupt wird zugegeben sehr weltlich dargestellt – meilenweit außerhalb einer Glaubensstarken Note. Oliver Pötzsch lässt indes noch einen altehrwürdigen Charakter auftreten – Leonardo de Vinci. Allerdings erst im Spätwinter seines Lebens. Nichtsdestotrotz ist der geniale, fortschrittliche Wissenschaftler der „Schlüssel“ in dieser Handlung.  

Die Geschichte um Faust beinhaltet natürlich seinen Pakt mit dem Teufel und letzterer hat hier seinen großen Auftritt. Dramaturgisch gut in Szene gesetzt – allerdings hätte ich mir mehr gewünscht, dass dessen Perspektive eine größere Bühne gehabt hätte.

Es gibt eine Menge Beziehungskisten, die der Autor parat hält. Die zwischenmenschlichen Abhängigkeiten, kombiniert mit Schuld, Vertrauen, Liebe, aber auch Hass, sind stark erzählt. Faustus mag der „Held“ dieser beiden Romane sein – aber er ist weit davon entfernt ein glorreicher zu sein. Seine weiße Weste ist doch eher diabolisch schwarz.

„Der Lehrmeister“ von Oliver Pötzsch ist ein „Tanz der Teufel“ – das ewige Ringen zwischen Gut und Böse – der Preis die Seele, der Schmerz, die Vernichtung oder die Vergebung und Erlösung.

Es geht also dramatisch und tragisch zu, dass Tempo ist rasant, die Spannung wird linear immer weiter ausgestaltet.

Oliver Pötzsch erzählt geschickt von dem Einfluss der Wissenschaft, von religiösen Themen eines Martin Luther, von der Ethik und der Frage – wie weit darf die Wissenschaft vordringen mit ihren Forschungen und Entwicklungen?! Auch hier eine aktuelle Querverbindung in unsere Zeit.

Thematisch absolut spannend ist der vorliegende Band einer der stärksten historischen Romane in diesem Jahr. Persönlich empfand ich „Der Spielmann“ als atmosphärisch dichter und vielleicht ein wenig spannender.

Ich hätte mir gewünscht, dass weniger die katholische Kirche als Player hier auftritt, sondern Faustus und der Teufel, dass unter sich regeln würden. Letzter Part ist zu wenig ausgebaut. Schade.

Fazit

„Der Lehrmeister“ von Oliver Pötzsch ist teuflisch spannend. Ein Tanz der Teufel der erzählerisch ein Lichtbringer im Genre ist. Hochklassig.

Michael Sterzik



Dienstag, 25. September 2018

Der Spielmann - Die Geschichte des Johann Georg Faust von Oliver Pötzsch

Goethes „ Doktor Faustus“ ist den meistens wohlbekannt. Der Alchemist, ein Zauberer, ein Gelehrter, der einen Pakt mit dem Teufel einging und dafür grausam mit seinem Leben bezahlte. Doch hinter diesem berühmten Werk Goethes – versteckt sich eine historische Person – Johann Georg Faustusus
Die Legende um diesen Wunderheiler, Alchemist, Magier, Astrologe und Wahrsager ist nahezu unsterblich. Zu tragisch, zu wunderlich und bei weitem zu dramatisch um von der Literatur, oder überhaupt der Kunst nicht aufgegriffen zu werden. Wie bei jeder guten Legende verbergen sich eine ganze Reihe von Halbwahrheiten, Lügen, aber auch immer ein Funken Wahrheit. Welcher Anteil nun wie groß ist, überlassen wir den Historikern, allerdings ist die historische Quellenlage der realen Person Faustus sehr gering. Geboren wurde Faustus wahrscheinlich um 1480 rum, gestorben um 1541. 
Der Münchner Autor Oliver Pötzsch hat nun im Verlag List den ersten Band der Reihe um Faustus veröffentlicht: „Der Spielmann“. Der Autor der durch seine Erfolge mit der historischen Krimireihe „Die Henkerstochter“ national und international bekannt wurde, hat mit seinem neuesten Titel, sein bisher bestes Werk verfasst. 
Die Lebensgeschichte des Johann Georg Faustus interpretiert und erzählt er mit einer spannenden Atmosphäre, die teuflisch überzeugt.
Alles fängt in den Kindheitstagen von Faustus an und spielt sich dann weiter durch bis ins Jahr 1513. Sein Lebenslauf liest sich spannender als so mancher Krimi, oder Thriller. Oliver Pötzsch transportiert das Gedankengut der Menschen im 16 Jahrhundert perfekt. Die einfachen Menschen haben ihre Seele Gott verschrieben, ein tiefer (Aber)Glauben herrscht, der sich durch alle sozialen Gesellschaftsschichten fortbewegt, und sich bei einigen Menschen als unumstößliches Gesetz festsetzt. Die fortschrittliche Wissenschaft in dieser Epoche hatte es schwer und nicht zuletzt übte die Kirche, auch durch die berüchtigte Inquisition einen gewissen tödlichen Druck auf andersdenkende aus. Faustus war zu seiner Zeit ein polarisierender Charakter – als Alchemist, als Heiler, als Astrologe und eben auch als Magier. Zwischen Religion und Wissenschaft tänzelnd ein schmaler Grat auf dem Vulkan. 
Oliver Pötzsch erzählt das Leben dieses Mannes – durch die spärliche Quellenlage, vermischt der Autor Fakten und Fiktion. Allerdings verläuft er sich nicht in wilden Fantasien. Die Interpretation ist „frei“ – es ist ein historischer Roman, da Oliver Pötzsch den Nebenfiguren, dem Land, den Bräuchen, der Lebensart der Menschen viel Raum gibt und den Roman zu einem farbenprächtigen Gemälde des Mittelalters verhilft. 
Was ist Wissenschaft? Was ist Magie? Was ist Religion? Gibt es eine ultimative Wahrheit, die gleich die anderen Ebenen vollständig ausschließt? Versetzen wir uns doch literarisch ins Mittelalter des Johann Georg Faustus. Das 15./16 Jahrhundert war nicht ungefährlich, die ewige Verdammnis, aber auch die Unsterblichkeit im Paradies – daran glaubte man. Es war ebenfalls eine Zeit der Gaukler, des fahrendes Volkes, dass die Bewohner von kleinen Dörfern, aber auch größeren Städten, durch Zaubertricks, Geschichten, durch Musik und Tanz und andere Attraktionen vom hartem Leben ablenkte. Man konnte damit Geld verdienen, allerdings als unehrliche Person auch schnell in Schwierigkeiten geraten. 
Oliver Pötzsch lässt seinen Faustus reisen – als Gaukler, Spielmann, Magier, zuletzt als Gelehrter, der von Freund und Feind geachtet wurde. Die erzählerische Atmosphäre ist so lebendig und authentisch, so packend und spannend erzählt, dass der Roman nachhaltig das größte Lesevergnügen garantiert. Natürlich darf bei einer so tragischen Gestalt der „Teufel“ nicht fehlen, und auch das „Böse“ hat in dem Titel „Der Spielmann“ seine großen Auftritte. 
Die Figur des Faustus – ist wie die Quellen es auch angeben, ein verlorenes Kind seiner Zeit. Hochintelligent, neugierig, talentiert, alles infrage stellend wird dem Leser sowieso schnell klar, dass wird kein gutes Ende nehmen. Muss es auch nicht – das Ende ist ja sowieso bekannt, aber der Weg dahin ist spannender als so mancher Krimi. Zurück zur Person des Johann Georg Faustus und seinen Nebenfiguren: Allesamt und in jedem Kapitel findet der Leser neben großer Theatralik – großartige dramatische und tragische Entwicklungen – die den späteren Gelehrten in keinem sympathischen Licht erscheinen lassen. 
(Aber)Glauben, Wissenschaft, Magie – ja es ist bei weitem auch ein mystischer Roman. Die große und überzeugende Kraft des Romans, ist die großartige Stimmung, die uns einfängt und nicht wieder loslässt. Die schriftstellerische Freiheit, die sich der Autor nimmt, ist überhaupt nicht negativ zu sehen. Es gibt genug historische Details, die er aufnimmt und verarbeitet.
Im Nachwort, im kleinen Reiseführer und den Quellenangaben, kann sich jeder Leser noch etwas besser informieren. Nicht nur informativ, sondern auch witzig verfasst und ich gebe dem Autor recht, die Deutsche Bahn kann auch inspirierend wirken. 
Fazit
„Der Spielmann“ von Oliver Pötzsch ist ein packender und teuflisch spannender Roman, der höllisch gut unterhält. Einer der stärksten, historischen Romane in diesem Jahr und der stärkste des Autors. 
Schließen Sie bitte einen weiteren Pakt mit dem Teufel – damit Band 2 – der im September 2019 erscheint, so heiß wird wie der vorliegende.
Prädikat: Absolute Leseempfehlung. Ein historischer Titel, den man dieses Jahr lesen muss.
Michael Sterzik

@ullstein-verlag.de