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Mittwoch, 6. April 2022

Das Mädchen und der Totengräber - Oliver Pötzsch

 


Nach dem ersten Band der erfolgreichen Krimireihe: Das Buch des Totengräbers von Oliver Pötzsch, ist nun der zweite Band dieser großartigen Reihe – Das Mädchen und der Totengräber – veröffentlicht worden. Wieder spielen die beiden Figuren, der jüdische, leicht versnobte Leopold von Herzfeldt und der belesene und gebildete Totengräber Augustin Rohtmayer eine wesentliche Rolle, auch wenn die Figur des Wiener Totengräbers verdrängt worden ist von der Polizeifotografin Julia Wolf.

Oliver Pötzsch ist ein begnadeter Erzähler. Der Unterhaltungswert dieser Reihe ist dermaßen hoch, dass man sich fragt: Wie könnte denn eine Steigerung aussehen? Der vorliegende Roman splittet sich im Storytelling auf und hat so habe ich es empfunden sehr gute erzählerische Parts, aber auch Situationen, die zu intensiv bzw. langatmig erzählt wurden.

Den Wiener Charme, die Lebensart um das Jahr 1894 hat Oliver Pötzsch hervorragend eingefangen und präsentiert dem Leser ein authentisches Stadtbild, sowie ein eindrucksvolles, soziales Spiegelbild der Gesellschaft. In Wien, kurz vor der Jahrhundertwende vollzieht sich ein Wandel in der Kultur, der Rollenverteilung von Mann und Frau, der Wahrnehmung des Adels und natürlich bildet sich ein gefährlicher Nationalismus. Diese einzelnen Faktoren bilden dann ein Gesamtbild der österreichischen Haupt- und Regierungsstadt, deren Stimmung man sich nicht entziehen kann.

Der Autor befasst sich stark mit dem Thema der „Ägyptologie“ – deren Forschung, aber nicht im Fokus liegt, sondern die Ausschlachtung der Mumien mit ihren „Schätzen“. Man könnte sagen, dass nicht nur die Totenruhe massiv gestört wird, sondern diese faszinierende morbide Wahrnehmung dieser Epoche vergewaltigt wirkt. Ein „gesellschaftlicher“ Trend – ein who ist who der elitären Form.

Wien 1894: Totengräber Augustin Rothmayer wird von Inspektor Leopold von Herzfeldt um einen ungewöhnlichen Gefallen gebeten: Der kauzige Totengräber vom Wiener Zentralfriedhof, der jede Spielart des Todes kennt, soll ihm alles über das Konservieren von Verstorbenen erzählen. Es geht um Leopolds neuen Fall: Im Kunsthistorischen Museum wurde ein Sarkophag mit einer Leiche gefunden. Doch es handelt sich nicht um eine jahrtausendealte Mumie. Der Tote ist ein berühmter Professor für Ägyptologie, dessen Leichnam erst vor Kurzem nach altem Ritus präpariert wurde. Schnell wird spekuliert, der Professor sei einem uralten Fluch zum Opfer gefallen. Doch weder Rothmayer noch von Herzfeldt glauben an eine übersinnliche Erklärung. Sie sind sich sicher: Es war Mord! (Verlagsinfo)

Oliver Pötzsch läutet einen Personenwechsel der Hauptpersonen ein. Der charismatische, geheimnisvolle Augustin Rothmayer wird von Julia Wolf verdrängt. Das ist auch der massivste Kritikpunkt von mir. Das Engagement von Julia, die gerne investigativ und fast schon aggressiv Ermittlungen vornimmt, wirkte auf mich zu offensiv und ließ die Aura von Geheimnissen und etwas Mystik wie im ersten Teil verschwinden. Dazu nervt Julia Wolf mit ihrem Mutter-Theresa-Stil.

Dagegen wirkt der Part eines Mörders, der tötet und seine Opfer verstümmelt, sehr spannend – obgleich er starke Verwandtschaften zu dem britischen Jack the Ripper aufzeigt.

Herrlich sind die Dialoge gestaltet. Die sind nicht nur spannend, informativ, sondern auch witzig, ohne lächerlich, oder gezwungen zu wirken. Ausgenommen auch hier die Figur der Julia Wolf.

Augustin Rothmayer spielt eine Nebenrolle und selbst der Titel: „Das Mädchen und der Totengräber“ ist absolut deplatziert und hat mit der eigentlichen Handlung nichts zu tun. Schade, denn eine Nebenrolle steht ihm wirklich nicht – verschenktes Potenzial, oder kommt da noch was!?

Ich habe viele Romane, fast alle von Oliver Pötzsch gelesen – allerdings ist der Showdown in der, der Piefke Leopold von Herzfeldt Regie führt – mit das stärkste, was Oliver Pötzsch je verfasst hat. Man kann ihn spitzbübisch förmlich grinsen sehen – nicht nur Leo – der hier zum Löwen wird.

Insgesamt ist der Unterhaltungswert – die Spannung – die Atmosphäre großartig gelungen und es war ein Vergnügen, diesen Titel zu lesen. Ich hoffe nur, dass Augustin Rothmayer im nächsten Band aus seinem erzählerischen Grab aufersteht.

Fazit

Die Unterhaltung ist so süß wie einer Sachertorte und königlich spannend. Mörderischer Wiener Charme und man wünscht sich gerne eine Zeitmaschine.

Unbedingt lesen.

Michael Sterzik

 

Freitag, 29. Mai 2020

Die Henkerstocher und der Fluch der Pest - Oliver Pötzsch


Der vorliegende historische Roman von Oliver Pötzsch ist inzwischen der 8 Band der „Henkerstochter-Reihe“. Diese historische Kriminalreihe brilliert in vielerlei Hinsicht. Das Setting, dass Storyboard, die Figuren sind faszinierend detailreich aufgestellt. Eine feine Abstimmung, die dem bayrischen Autor gelingt und die folgerichtig eine Atmosphäre erzeugt, der man sich schwer entziehen kann.

Der achte Band befasst sich mit der Pest und eine Mordserie in Kaufbeuren. Adaptiert wurde hier viel vom Märchen, bzw. der Legende – Der Rattenfänger von Hameln“ – Schauplatz ist aber hier der beschauliche Ort Kaufbeuren. Mit der Beschaulichkeit ist es aber schnell vorbei. Der medizinische Rat der Stadt wird dezimiert – alle Toten sind an der Pest gestorben, aber so richtig breitet sich der schwarze Tod, wie Jahrzehnte vorher nicht aus.

Sommer 1679. Die Pest, die bereits in Wien wütet, breitet sich in Bayern aus. Der Schongauer Scharfrichter Jakob Kuisl wird von einem Pestkranken aufgesucht, der kurz darauf zusammenbricht. Bevor er stirbt, flüstert er Jakob Kuisl noch ein paar rätselhafte Worte ins Ohr: Kuisl muss Kaufbeuren retten, ein schwarzer Reiter spielt dort mit seiner Pfeife zum Tanz auf, der Mörder hat zwei Gesichter. Gemeinsam mit seiner Tochter Magdalena geht Jakob Kuisl den geheimnisvollen Andeutungen nach. Ein gefährliches Unterfangen, denn inzwischen gibt es immer mehr Tote in Kaufbeuren. Doch was steckt dahinter – die Seuche oder ein raffinierter Mörder? (Verlagsinfo)

Blickt man zurück auf die ersten Bände, die ebenfalls im Verlag Ullstein erschienen sind, so stellt man schnell fest, dass sich die Familie Kuisl um einige Personen erweitert hat. Der alternde, bärbeißige Henker Jakob Kuisl ist älter geworden, vielleicht weiser, aber nicht ruhiger. Noch immer neugierig, noch immer ein Sturkopf, der wie ein Patriarch seine Familie beschützen und lenken möchte. Schwierig – denn seine Kinder eifern den alten Henker in seinen Charakterzügen durchaus nach. Seit dem letzten Band, hat sich einiges getan. Die Kinder von Simon und Magdalena werden erwachsen und gehen eigene Wege. Dieser Generationswechsel ist nötig und realistisch erzählt. Oliver Pötzsch achtet sehr darauf, dass seine liebevollen Figuren in Würde altern, dabei überlässt er nichts dem Zufall und es ist gut so, dass deren Welt nicht immer einfach wirkt, oder ohne Schicksalsschläge erklärt wird.
Es zeichnet sich aber auch ab, dass die Reihe enden mag, oder das sich die eine oder andere Hauptfigur durch einen natürlichen, oder gewaltsamen Tod verabschieden wird. Für die Dramaturgie wäre dieser Schritt denke ich nun auch nötig.

Das historische Thema der Pest transportiert der Autor inhaltlich fabelhaft. Glaube und Aberglaube – zeitgemäße, fortschrittliche Wissenschaft, die nun ganze fast schon dogmatische Weltbilder einstürzen lässt. Intrigen am Kurfürstlichen Hofe und natürlich, die Serienmorde lassen keine inhaltliche Langeweile aufkommen – auch wenn der Band einer der seiten stärksten ist.

In der gegenwärtigen Situation einer Pandemie, gibt es Parallelen im Buch. Es gibt Ausgangssperren, abgeriegelte Städte, das soziale Miteinander wird eingefroren und auch übertriebene Verschwörungstheorien scheint es früher gegeben zu haben. Es ist aber ein Zufall, dass der Autor diese Pandemie thematisiert – die Story ist vor „Corona“ gestrickt worden.

Durch die erhöhte Anzahl der Kuisl-Familienmitglieder splittet sich auch die Handlung auf mehrere Perspektiven wieder. Das ist abwechslungsreich und steigert das Tempo, und die Spannung. Die Figur des alternden Jakob Kuisl gerät dabei leider etwas in die zweite Reihe – schade – denn dieser Charakter war lange Haupt- und Nebenperson zugleich und stahl jedem so ziemlich die Show.

Es gibt beim Titel „Die Henkerstochter und der Fluch der Pest“ nicht vieles zu bemängeln. Ich hätte es gerne zum Schluss dramatischer erzählt bekommen. Die Figuren positionieren sich schon für Band 9 und dieser wird hoffentlich noch dramatischer und spannender werden. Unbedingt.

Oliver Pötzsch hat diese historische Kriminalreihe bemerkenswert erschaffen – auch nach dem achten Band steigt die Erwartungshaltung weiter. Stil, Ausdruck und Sprache sind einfach gut, kommen aber an die „Faust-Reihe“ des Autors nicht heran.

Fazit

„Die Henkerstochter und der Fluch der Pest“ ist ein historischer Krimi, bei dem sich der Leser auf den besten Plätzen wiederfindet. Der achte Band und noch immer kein Stück langweilig – im Gegenteil ist die Reihe qualitativ hochklassig. Gehört für mich schon jetzt zu einen der Gewinner in diesem Jahr.

Michael Sterzik

Dienstag, 25. September 2018

Der Spielmann - Die Geschichte des Johann Georg Faust von Oliver Pötzsch

Goethes „ Doktor Faustus“ ist den meistens wohlbekannt. Der Alchemist, ein Zauberer, ein Gelehrter, der einen Pakt mit dem Teufel einging und dafür grausam mit seinem Leben bezahlte. Doch hinter diesem berühmten Werk Goethes – versteckt sich eine historische Person – Johann Georg Faustusus
Die Legende um diesen Wunderheiler, Alchemist, Magier, Astrologe und Wahrsager ist nahezu unsterblich. Zu tragisch, zu wunderlich und bei weitem zu dramatisch um von der Literatur, oder überhaupt der Kunst nicht aufgegriffen zu werden. Wie bei jeder guten Legende verbergen sich eine ganze Reihe von Halbwahrheiten, Lügen, aber auch immer ein Funken Wahrheit. Welcher Anteil nun wie groß ist, überlassen wir den Historikern, allerdings ist die historische Quellenlage der realen Person Faustus sehr gering. Geboren wurde Faustus wahrscheinlich um 1480 rum, gestorben um 1541. 
Der Münchner Autor Oliver Pötzsch hat nun im Verlag List den ersten Band der Reihe um Faustus veröffentlicht: „Der Spielmann“. Der Autor der durch seine Erfolge mit der historischen Krimireihe „Die Henkerstochter“ national und international bekannt wurde, hat mit seinem neuesten Titel, sein bisher bestes Werk verfasst. 
Die Lebensgeschichte des Johann Georg Faustus interpretiert und erzählt er mit einer spannenden Atmosphäre, die teuflisch überzeugt.
Alles fängt in den Kindheitstagen von Faustus an und spielt sich dann weiter durch bis ins Jahr 1513. Sein Lebenslauf liest sich spannender als so mancher Krimi, oder Thriller. Oliver Pötzsch transportiert das Gedankengut der Menschen im 16 Jahrhundert perfekt. Die einfachen Menschen haben ihre Seele Gott verschrieben, ein tiefer (Aber)Glauben herrscht, der sich durch alle sozialen Gesellschaftsschichten fortbewegt, und sich bei einigen Menschen als unumstößliches Gesetz festsetzt. Die fortschrittliche Wissenschaft in dieser Epoche hatte es schwer und nicht zuletzt übte die Kirche, auch durch die berüchtigte Inquisition einen gewissen tödlichen Druck auf andersdenkende aus. Faustus war zu seiner Zeit ein polarisierender Charakter – als Alchemist, als Heiler, als Astrologe und eben auch als Magier. Zwischen Religion und Wissenschaft tänzelnd ein schmaler Grat auf dem Vulkan. 
Oliver Pötzsch erzählt das Leben dieses Mannes – durch die spärliche Quellenlage, vermischt der Autor Fakten und Fiktion. Allerdings verläuft er sich nicht in wilden Fantasien. Die Interpretation ist „frei“ – es ist ein historischer Roman, da Oliver Pötzsch den Nebenfiguren, dem Land, den Bräuchen, der Lebensart der Menschen viel Raum gibt und den Roman zu einem farbenprächtigen Gemälde des Mittelalters verhilft. 
Was ist Wissenschaft? Was ist Magie? Was ist Religion? Gibt es eine ultimative Wahrheit, die gleich die anderen Ebenen vollständig ausschließt? Versetzen wir uns doch literarisch ins Mittelalter des Johann Georg Faustus. Das 15./16 Jahrhundert war nicht ungefährlich, die ewige Verdammnis, aber auch die Unsterblichkeit im Paradies – daran glaubte man. Es war ebenfalls eine Zeit der Gaukler, des fahrendes Volkes, dass die Bewohner von kleinen Dörfern, aber auch größeren Städten, durch Zaubertricks, Geschichten, durch Musik und Tanz und andere Attraktionen vom hartem Leben ablenkte. Man konnte damit Geld verdienen, allerdings als unehrliche Person auch schnell in Schwierigkeiten geraten. 
Oliver Pötzsch lässt seinen Faustus reisen – als Gaukler, Spielmann, Magier, zuletzt als Gelehrter, der von Freund und Feind geachtet wurde. Die erzählerische Atmosphäre ist so lebendig und authentisch, so packend und spannend erzählt, dass der Roman nachhaltig das größte Lesevergnügen garantiert. Natürlich darf bei einer so tragischen Gestalt der „Teufel“ nicht fehlen, und auch das „Böse“ hat in dem Titel „Der Spielmann“ seine großen Auftritte. 
Die Figur des Faustus – ist wie die Quellen es auch angeben, ein verlorenes Kind seiner Zeit. Hochintelligent, neugierig, talentiert, alles infrage stellend wird dem Leser sowieso schnell klar, dass wird kein gutes Ende nehmen. Muss es auch nicht – das Ende ist ja sowieso bekannt, aber der Weg dahin ist spannender als so mancher Krimi. Zurück zur Person des Johann Georg Faustus und seinen Nebenfiguren: Allesamt und in jedem Kapitel findet der Leser neben großer Theatralik – großartige dramatische und tragische Entwicklungen – die den späteren Gelehrten in keinem sympathischen Licht erscheinen lassen. 
(Aber)Glauben, Wissenschaft, Magie – ja es ist bei weitem auch ein mystischer Roman. Die große und überzeugende Kraft des Romans, ist die großartige Stimmung, die uns einfängt und nicht wieder loslässt. Die schriftstellerische Freiheit, die sich der Autor nimmt, ist überhaupt nicht negativ zu sehen. Es gibt genug historische Details, die er aufnimmt und verarbeitet.
Im Nachwort, im kleinen Reiseführer und den Quellenangaben, kann sich jeder Leser noch etwas besser informieren. Nicht nur informativ, sondern auch witzig verfasst und ich gebe dem Autor recht, die Deutsche Bahn kann auch inspirierend wirken. 
Fazit
„Der Spielmann“ von Oliver Pötzsch ist ein packender und teuflisch spannender Roman, der höllisch gut unterhält. Einer der stärksten, historischen Romane in diesem Jahr und der stärkste des Autors. 
Schließen Sie bitte einen weiteren Pakt mit dem Teufel – damit Band 2 – der im September 2019 erscheint, so heiß wird wie der vorliegende.
Prädikat: Absolute Leseempfehlung. Ein historischer Titel, den man dieses Jahr lesen muss.
Michael Sterzik

@ullstein-verlag.de


Sonntag, 13. März 2016

Die schwarzen Musketiere - Das Buch der Nacht von Oliver Pötzsch

Fechten, Reiten, auf die Jagd gehen – das Leben des jugendlichen Grafensohns Lukas ist wie ein großes Abenteuer. Aber der Junge lebt zur Zeit des 30-jährigen Krieges und der steht auch vor dem heimischen Burgtor: die Inquisition holt seine Mutter, um sie als Hexe zu verhören, seine Schwester wird entführt und sein Vater, Friederich von Lohenstein, getötet, beim Versuch, sie zu befreien. Lukas flüchtet, mittellos und auf sich allein gestellt, aber am Leben gehalten von dem Gedanken, seine Schwester Elsa zu befreien. (Verlagsinfo)

Der Münchner Autor Oliver Pötzsch veröffentlicht mit „Die schwarzen Musketiere – Das Buch der Nacht“ seinen ersten fantastisch, historischen Jugendroman.





Wer kennt sie nicht – „Die drei Musketiere“ von Alexandre Dumas und natürlich den Vierten – D’Artagnan? Wer diesen Roman gelesen hat, oder eine der vielen Verfilmungen kennt – erkennt den Ruf „Einer für alle – alle für einen“.

Der Münchner Autor Oliver Pötzsch, bediente sich einiger Elemente und Charakterzeichnungen aus dem verwandten Abenteuerroman. Augenzwinkernd und schelmisch muss ich ja betonen – Fabelhaft gemacht Herr Pötzsch.
Mit dem vorliegenden Roman treffen Sie genau die Werte, mit der sich die Jugendlichen gerne auseinandersetzen:  Freundschaft, Mut, Opferbereitschaft, Verschlagenheit und Humor. Genau das sind die Schwerpunkte dieser Geschichte, die den Leser von den ersten Seiten ab an in den Bann zieht.

Die Geschichte spielt um das Jahr 1631 – der dreißigjährige Krieg in Süddeutschland (Baden Württemberg und Bayern) verwüstet ganze Landstriche, Dörfer und Gemeinden und Opfer des Krieges zwischen Katholiken und Protestanten, sind nicht nur Soldaten beider Heere. Der Autor beschreibt das historische Gemetzel sehr real und mit allen blutigen Details. Es gibt einige historische Passagen, die hier vom Autor eingebaut werden und historische Personen wie z.B. der Feldherr Wallenstein kommen hier ebenso zu Wort.

Oliver Pötzsch Charakterzeichnung seiner vier Musketiere ist ausgezeichnet gewählt und erzählt. Neben Lukas, der die treibende und dramatische Kraft ist, haben wir in Jerome noch einen Schöngeist und Schürzenjäger, Giovanni, der außer mit seinem Degen auch mit seinem Verstand zu kämpfen weiß und Paulus – der eher einfache und brachiale Lösungsperspektiven bevorzugt. Wer die „Drei Musketiere“ gelesen hat, erkennt die Parallelen seiner jüngeren Verwandten.

Als Jugendbuch mit einer Altersempfehlung von ab 10 Jahren – sehe ich einmal ab. Oliver Pötzsch erzählt sehr bildgewaltig und atmosphärisch vom Töten und Sterben im Krieg. Von Kriegsverbrechen, Folter und dem Leid unschuldiger. Das ist auch überhaupt nicht überdosiert, oder wandert mit seinen Beschreibungen ins Übertriebene. Die Geschichte so hoch konzentriert und spannend sie auch erzählt ist – ich würde eine Leseempfehlung ab 14 Jahre für sinnvoll halten.

Extrem spannend und abwechslungsreich gelingt es dem Autor historischer Romane, sich treu zu bleiben und seinen Stil zu wahren. „Die schwarzen Musketiere“ ist ebenfalls eine gute Symbiose der Genre: Fantasy, Historischer Roman und Abenteuerroman. Mit einer Prise der Magie versehen – bleibt der Roman ebenfalls für die jugendlichen Leser eine Reise in die Welt der Legenden und Mythen, und ohne dabei lächerlich auf die Erwachsenen Leser zu wirken.

Fazit

Die Emotionalität ist die Basis dieser neuen Romanreihe. Abenteuer und Freundschaft und der Aufbruch in das Leben eines Heranwachsenden Jugendlichen sind die soliden Zutaten des Romans „Die schwarzen Musketiere – Das Buch der Nacht“.

Spitz und Scharf wie ein Degen, wird sich diese Reihe in die Herzen und den Verstand der Leser schneiden. Oliver Pötzsch Debüt ,im Bereich des Jugendbuchromans ist absolut überzeugend. Wer den Autor bereits kennt, weiß dass dieser hervorragend recherchiert hat und sich wie bei den anderen Romanen, am Ende der Geschichte ein Lexikon der historischen Begrifflichkeiten befindet.       

Ein liebenswerter und klassischer Abenteuerroman – der Beginn einer neuen Reihe, die mich überzeugt hat. Ich bin sehr gespannt auf die Fortführung der Abenteuer und hoffe, dass der Autor seinen Charakteren Zeit lässt, Erwachsen zu werden. Es würde mich freuen, wenn die Charakter ebenfalls „altern“ und  sich wie jeder Jugendliche finden müssen.

Einer für alle – und alle für einen.

Michael Sterzik





Sonntag, 31. Januar 2016

Die Henkerstochter und das Spiel des Todes - Oliver Pötzsch

Die Henkerstochter und das Spiel des Todes

Der Münchner Autor Oliver Pötzsch veröffentlicht mit seinem neuesten historischen Roman: „Die Henkerstochter und das Spiel des Todes“ seinen sechsten Roman der Reihe um den bärbeißigen Henker Jakob Kuisl und seiner Familie.

Der vorliegende Band spielt wie die letzten Geschichten, wieder in Bayern, diesmal in Oberammergau, einem kleinen beschaulichen Bergdorf, mit vielen verschrobenen Bewohnern und dunklen Geheimnissen. Im Jahre 1670 zum Zeitpunkt der Geschichte, also im späten Mittelalter, auch 22 Jahre nach dem großen 30-jährigen Krieg, herrschen noch immer der Adel und der Klerus über die einfachen Menschen. Doch die ersten Städte gehen die ersten Schritte in ein neues Zeitalter. Kaufmänner und Handwerke bilden eine starke Gesellschaft mit ihrem Zusammenschluss zu Zünften und Kammern. Es gibt Schulen, Universitäten die entsprechende Bildung und Talent fördern und ausbilden.

Doch jenseits dieser wachsenden Metropolen, in kleinen Dörfern und Gemeinden bilden die Religion und die Tradition den Grundstein für ein zumeist friedliches Zusammenleben. Hinzu noch Aberglauben, Mythen und Legenden, die das Leben unmittelbar beeinflussen. Oliver Pötzsch lässt auch hier durch perfekte Recherche den Lesern großen Anteil nehmen, die Lebensweise der Menschen in dieser Epoche nachzuempfinden. Das Passionsspiel in Oberammergau, dass alle 10 Jahre und noch bis heute aufgeführt wird, bilden den Pfeiler dieser Geschichte. Blutige Ritualmorde verängstigen die Menschen und Oliver Pötzsch lässt seinen Henker Jakob Kuisl und seinen Schwiegersohn Simon ermitteln.

Die Handlung ist durchweg spannend und verwebt sich gekonnt mit einigen Nebengeschichten und Schauplätzen, die Überraschungen bereithalten. Interessant auch, dass der sturschädelige Jakob Kuisl durchaus unter Druck gesetzt werden kann und ja, auch die noch stureren Bewohner des Gebirgsdorfes verlangen viel Geduld. Natürlich spielt auch die Henkerstochter Magdalena eine tragende Rolle, doch die befasst sich weniger mit den Morden, als mit den naiven Aktionen ihrer jüngeren Schwester.

Die Story, die auch auf knappen 640 Seiten erzählt wird, garantiert großartige Unterhaltung. Nicht nur durch die anhaltende Spannung, sondern auch durch informative historische Elemente, überzeugt der Roman.

Oliver Pötzsch lässt seine Figuren in seiner Henkersreihe einige Abenteuer (über)leben, und ich finde es fantastisch, dass der Autor seine Charaktere weiter entwickelt. Sie werden älter, verändern ihre familiäre und soziale Position, bekommen Kinder, erleiden persönliche Verluste – hier herrscht kein Stilstand. Das Leben ist Veränderung und diese Entwicklungen sind lobenswert. Die Helden sind keine unrealistischen, überzeichneten Figuren,  sondern sie menscheln vortrefflich.

Als historischer Roman erfüllt er alles an Erwartungshaltung, was man sich ggf. erwünscht. Oliver Pötzsch, selbst ein direkter Nachfahre dieser Henkersdynastie legt viel Wert auf Detailreichtum und recherchiert nicht nur vom heimischen Schreibtisch aus. Im Nachwort lädt der Autor den Leser zu einer Schauplatztour ein. Für den regionalen Leser sicherlich eine Option mit Entdeckungsfaktor.

„Die Henkerstochter und das Spiel des Todes“ ist ein perfekter historischer Kriminalroman und Jakob Kuisl und Co. entwickeln sich zu einem aktuellen literarischen Kulturgut.

Lassen Sie sich entführen in die bayrische Bergwelt, mit ihren Legenden und sturen Bewohnern. Sie werden garantiert nicht enttäuscht sein.

Michael Sterzik




Freitag, 22. November 2013

Die Burg der Könige (Oliver Pötzsch)

 Inhalt

1524. Die deutschen Lande werden von den Bauernkriegen zerrissen. Dem Adel droht der Verlust der Macht, dem Volk Hunger und Tod. Die Herrschaft Kaiser Karls V. ist in Gefahr. Da stoßen Agnes, die Herrin der mächtigen Burg Trifels, und Mathis, der Sohn des Burgschmieds, auf ein Geheimnis, das über die Zukunft der Krone entscheiden wird. Bestsellerautor Oliver Pötzsch hat einen großen Roman über die legendäre Burg der Staufer geschrieben. Der Trifels: Hort vieler Legenden und Schlüssel zum Kaiserthron. (Verlagsinfo)

Kritik

„Als Adam grub und Eva spann wo war denn da der Edelmann“?- Ein Zitat des englischen Predigers John Ball. Der neueste Roman von Oliver Pötzsch spielt um das Jahr 1525. Eine unruhige Zeit in Europa. Nicht nur aufgrund der königlich-/ kaiserlichen Kriege und Intrigen an den Höfen des Adels, sondern auch unter der armen Bevölkerung, unter den Bauern, den Leibeigenen, den unfreien macht sich massive Unzufriedenheit breit. Es ist auch, der Niedergang des herkömmlichen und traditionellem Rittertums. Die Zeit der Schwerter im Kampf um Ruhm und Ehre gehört der Vergangenheit an. Die damaligen Ritter sind zumeist verarmt, einsam und können die königlichen Steuern und Abgaben kaum mehr aufbringen. Nicht wenige werden aus Not vom Ritter zum Räuber.

Die Zeit der Burgen nähert sich dem Ende. Die Kosten sind zu hoch und zwingen den verarmten Adel zur Aufgabe. Es ist die Zeit der Gilden, der Kaufmänner, der reichen Pfeffersäcke, wie sie oftmals betitelt werden, aber auch beneidet.

Die Burg Trifels am Annweiler spielt zusammen mit ihren Bewohnern die Hauptrolle in „Die Burg der Könige“. Wie der Titel schon ahnen lässt, geht es um sagenumwobene Burg, in der schon Kaiser Barbarossa (Friedrich der I.) residierte. König Richard Löwenherz – Herrscher von England war hier drei Wochen in Gefangenschaft. So reihen sich Fabeln, Fiktion und Geschichte nahtlos aneinander und immer wieder ist die Sprache von einem sagenhaften Schatz, der hier versteckt sein soll. Die Burg der Staufer lädt den Leser ein zu einer fantastischen Geschichte.

Die Vogtstochter Agnes und der Sohn des Waffenschmieds sind die Hauptcharaktere in „Die Burg der Könige“ und kommen einem Geheimnis auf der Spur, der den Schlüssel zum Kaiserthron birgt. Agnes ist allerdings nicht das holde Burgfräulein, sondern rebellisch und eigensinnig und möchte einen goldenen Käfig für ihre Zukunft gar nicht in Betracht ziehen. Ihren Jugendfreund und vertrauten Mathis vertraut sich die junge Frau an und gemeinsam bestreiten sie einige Abenteuer.

Die Handlung wird immer abwechselnd aus den Perspektiven Agnes und Mathis erzählt. Die Dramaturgie ist vielseitig, und obwohl es ein historischer Roman ist, nimmt sich der Autor doch die eine oder größere künstlerische Freiheit. Der Bauernkrieg als Dreh- und Angelpunkt gedacht, ist gut erzählt worden, allerdings fehlt es hier oft an historischen Fakten und Entwicklungen, sodass dieser nicht Mittelpunkt ist. Sehr unrealistisch und leider manchmal deplatziert haben die Träume von Agnes gewirkt, die dazu dienen sollen sie auf den „rechten“ Weg zu bringen.
Auch die Entwicklung zum Ende hin klingt manchmal zu phantastisch und wenig plausibel. Sehr positiv dagegen sind die Nebenfiguren gezeichnet, deren manchmal leider etwas von Tiefgang fehlt. Gerade der Barde Melchior wäre als eigenständige Figur, vielleicht auch in späteren Romanen sehr interessant gewesen. Die Schwarz-Weiß Zeichnung der Charaktere ist wie in vielen anderen historischen Romanen leider auch hier zu finden.

Oliver Pötzsch der schon in die Reihe „Die Henkerstochter“ sein schriftstellerisches Talent bewies, erzählt auch hier eine spannende Geschichte, die den Leser mit  abwechslungsreicher Atmosphäre unterhält. Der Stil von Oliver Pötzsch ist nicht der gleiche wie in seinen vorherigen Werken, doch darum ist er nicht schlecht. Die Geschichte entwickelt sich hier rasanter und ist allemal actionreicher wie z.B. in „Die Henkerstochter“.

Fazit

„Die Burg der Könige“ von Oliver Pötzsch ist trotz aller Kritik ein Garant für spannende Lesestunden.

Ich hoffe, dass der Autor weiter solch hervorragende historische Romane schreiben wird. Vielleicht mit etwas mehr an historischen Figuren und Begebenheiten und weniger an fantastischen Elementen.

Machen Sie es sich gemütlich, trinken Sie eine gute Tasse Tee und lassen sie sich von Oliver Pötzsch auf Burgen entführen, mit Raubrittern kämpfen und intrigante Machtspiele erleben. Großartige Unterhaltung!


Michael Sterzik