Im Genre Thriller verkaufen
sich die skandinavischen Thriller seit Jahren besonders erfolgreich. Egal ob
die mörderische Handlung nun in Dänemark, Schweden, Norwegen oder Finnland
spielt – gemordet und ermittelt wird immer. England hat seine Geister, und nun
ja der Norden hat dann die Serienmörder für sich entdeckt. In Filmen und
Büchern sind diese Geschichten, dann fast schon Garanten für eine spannende
Unterhaltung.
Der deutsche Autor Sven Koch
lässt seinen neuesten Thriller „Kalte Sonne“ in Dänemark spielen. Ein etwas
außergewöhnliches Setting, die eigentlich kann die Story des Buches in jedem
x-beliebigen Land spielen. Warum dann der Autor versucht als Trittbettfahrer
auf dem skandinavischen Thrillerzug aufzuspringen erschließt sich nicht.
Die Handlung von „Kalte
Sonne“ ist schlichtweg „einfach“ hingeschrieben. Eine junge, glückliche Familie
– der Mann begeht aus unerfindlichen Gründen Suizid. Jahre später entdeckt
seine Tochter in den Nachrichten den Mann wieder, den sie nur aus Fotos kennt.
Die Ehefrau anfänglich noch skeptisch, recherchiert und ermittelt auf eigene
Faust und findet sich wenig später in einer nationalen Verschwörung wieder.....
Atmosphärisch gesehen, geht
der Handlung nach den ersten hundert Seiten, die Luft aus. Weder die Charaktere
– egal ob Haupt- oder Nebenfiguren überzeugen emphatisch – egal ob negativ,
oder positiv. Sie sind da ....- ja und? Innerhalb einer Handlung fast
unsichtbar zu wirken – ist dem Autor gelungen. Aus jedem Charakter hätte man
charakteristisch mehr modellieren können. Erste Chance vertan.
Die Handlung hatte überragende
Chancen zu überzeugen. „Hatte“ – denn auch hier hat Sven Koch fließende Chancen
vertan. So ein aktuelles und brisantes Thema, gesellschaftlich, kulturell und
auch politisch nicht weiter auszubauen um sich dann haltlos nach einem
Spannungsabbau inmitten der Handlung, überschlagend in einem Showdown
wiederzufinden, wirkt einfach nur gehetzt.
Die Perspektive der Ehefrau
und Mutter nimmt viel zu viel Raum ein. Keine Nebengeschichten, in denen sich
die Figuren entwickeln und profilieren können – die Nebenfigur des
pensionierten Polizisten wäre prädestiniert gewesen, um diesen in einem
interessanten für die Handlung wichtigen Fokus zu bringen – aber nein – auch
hier nicht genutzt.
Stattdessen viel
Selbstmitleid der Hauptfiguren, viel Melancholie – und dann wieder wilder
Aktionismus, der dramatisierend wirkt, aber am Ende nicht überzeugt. An meisten
verärgert es mich, dass die Aktualität der oben genannten Themen nur beiläufig
eingebaut wurde. Wenn man schon so etwas einbaut – dann bitte doch konzentriert
und nachhaltig und nicht als Lückenbüßer.
Fazit
„Kalte Sonne“ von Sven Koch
ist ein enttäuschender Krimi. Inhaltslos unauffällig – atmosphärisch undicht
und die Figuren so schlecht konzipiert, dass ich diesen Roman nicht empfehlen
kann.
Michael Sterzik