Sonntag, 19. September 2010

Der Übergang - Justin Cronin

Der Übergang – Justin Cronin           

Justin Cronin hat sich der Literatur verschrieben, im wahrsten Sinne des Wortes. Der Hochschullehrer unterrichtet an der Rice University in Housten (USA) Englisch, doch sein Talent und seine Interessen gilt dem Schreiben.

In seinem Debütroman: „Der Übergang“  - Originaltitel „The Passage“, schildert der Autor die Apokalypse, dass Ende der Menschheit auf so eindringliche Art, dass die großen Filmstudios alle die Filmrechte des Buches kaufen wollten. 20th Century Fox erhielt den Zuschlag und nun wird der erste Teil dieser Trilogie höchstwahrscheinlich von Ridley Scott verfilmt.

Hält man das Buch in den Händen so erschrickt man doch vor der Dicke des Romans. Satte 1020 Seiten stark, ist es doch für so manchen Leser eine galante Herausforderung.

Ist nun „Der Übergang“ wirklich so gut wie viele Kritiker behaupten und hält er was er verspricht, oder geht die Handlung, die Dramatik auf den über 1000seitigen Roman sang und klanglos unter?

Inhalt

Army Harper Belafonte ist ein besonderes Mädchen. Ihre Mutter weiß es, ist aber mit der Herausforderung und der Verantwortung eine Tochter zu haben überfordert, und überlässt sie, einen Nonnenkloster.

Zwei FBI Agenten bekommen von einer hohen Regierungsstelle den Auftrag, zum Tode verurteilte Verbrecher in ihren Todeszellen aufzusuchen und sie für ein höchst geheimes Projekt zu überreden. Akzeptieren die zum Tode geweihten Männer und Frauen diesen Vorschlag, so gibt es sie offiziell nicht mehr und sie werden zu einer Geheimen Medizinischen Forschungseinrichtung in Colorado gebracht.

Auch Amy soll an dieser medizinischen Versuchsreihe teilnehmen und wird kurzerhand von den FBI Agenten entführt. Doch Brad Wolgast, dessen Leben ein einziges Trümmerfeld nach dem Tod seiner Tochter und der Scheidung ist, überkommen schwere Gewissensbisse. Was gibt ihnen das Recht, dieses sechsjährige Mädchen zu entführen und sie in einer Forschungseinrichtung abzugeben, wo sie vielleicht nur der Tod willkommen heißt?

In der Forschungseinrichtung in der die höchsten Sicherheitsbedingungen herrschen und die von Soldaten bewacht wird, soll ein Experiment die Menschen unsterblich machen, doch die Probanden denen ein Virus infiziert wurde, verändern sich. Sie werden zu lichtscheuen, menschenähnlichen Kreaturen, mit nagellangen, spitz zulaufenden Zähnen, die Gesichter hager und blaß, die Gliedmassen gleichen eher Raubtierkrallen entwickeln diese eine hohe physische unmenschliche Kraft. Als das Experiment aus dem Ruder läuft und die Einrichtung von den ehemaligen Häftlingen und nun Monster, überrannt und vernichtet wird, droht ihr Hunger nach Blut alles Leben auf dem amerikanischen Kontinent auszulöschen.

Ein Alptraum für die Menschheit, sollte es den „Virals“, wie sie später genannt werden, gelingen den Kontinent zu verlassen, so wäre es die Apokalypse für die Gattung Mensch.

Mit knapper Not gelingt es Wolgast Amy zu befreien und zu fliehen. Ihr Weg führ sie quer durch die USA, aber mit rasanter Geschwindigkeit breitet sich das Virus aus und ganze Städte und Regionen werden entvölkert. Abgeschieden verstecken sich die beiden über einige Zeit, doch es kommt wie es kommen muss, dass Virus holt sie ein und Wolgast findet den Tod.

Knappe 100 Jahre später: Die Menschheit ist nicht zur Gänze ausgestorben, aber deutlich dezimiert. Die USA gibt es nicht mehr, es gab Hungersnöte, Bürgerkriegsähnliche Verhältnisse und selbst Nuklearwaffen wurden eingesetzt. Die letzten Überlebenden verschanzen sich in Festungen die durch hohe Mauern und schweren Scheinwerfern mit enormer Leistung gegen die unzähligen Virals geschützt wird. Es herrschen strenge Gesetze hinter diesen Mauern, nur so haben es die Menschen schaffen können, zu überleben, doch es ist nur eine Frage der Zeit bis die Generatoren die die Scheinwerfer mit Strom versorgen zur Neige gehen und mit der Dunkelheit wäre es das Ende dieser „Kolonie“ von Überlebenden.

Als Amy vor den Toren dieser Kolonie steht, gleicht es einen Wunder, bisher gab es nur wenige „Walker“ die überlebt und den Weg hinter den Mauern in den geschützten Bereich gefunden haben. Als während dieser Rettungsaktion Virals auftauchen und Amy dabei verletzt wird, tauchen schnell die ersten Fragen auf! Wer ist das jünge Mädchen die schätzungsweise gerade erst 16 oder 17 Jahre alt sein kann und warum verheilen ihre Wunden derartig schnell? Wie konnte sie ganz alleine in der Einöde die von Virals versucht ist überleben?

Es scheint so, dass Amy der Schlüssel ist zum Überleben und dem Fortbestand der Menschheit, doch auch in der Kolonie gibt es andere Meinungen und ganz persönliche Interessen....

Kritik

„Der Übergang“ bedient sich im Grunde einer der vielen apokalyptischen Ideen die es schon gibt. In „The Stand“  - „Das letzte Gefecht“ von Stephen King ist es ebenso eine biologische Waffe, die die Menschheit an die Klippe zur Vernichtung bringt und in „Die Straße“ von Cormac McCarthy macht sich eine fast identische Dramatik breit, wenn der Autor die Regionen und ausgestorbenen Städte beschreibt.

Auch in dem Bestseller Roman von Justin Cronin ist es das ungefähr gleiche Bild, dass sich dem Leser präsentiert.  Wie um die These zu beweisen, dass sich die Menschheit am Ende selbst umbringt, beschreibt Cronin eine eindringlich, traurige, fast schon depressive Welt.

In dem ersten Drittel des Buches beschreibt der Autor quasi in der Einleitung die Experimente und den Ausbruch des Virus, aber leider beschreibt er zu wenig wie Menschen dagegen angehen und es bekämpfen. Nach nur wenigen Seiten ist die Menschheit in geballter Form vernichtet, wie es auf den anderen Kontinenten aussieht, verschweigt Cronin leider?! Gibt es dort Hoffnung? Gibt es ein Heilmittel? Offene Fragen die der Leser noch nicht befriedigend beantwortet werden.
Die „Virals“ wie sie im Buch genannt werden, sind eine Symbiose von Vampiren und Zombies, ob sie nun intelligent sind oder einfach nur Bestien bleibt auch unbeantwortet. Ist es Instinkt wie sie angreifen, oder ist es aus Erfahrungen abgeleitet und erlernt? Sie sind jedenfalls auch „sterblich“ wenn auch ihre Achillesferse nicht am Fuß zu finden ist.  Ansonsten verfügen sie über immense Körperkraft, können wahnsinnig weit und hoch springen, sind wahre Akrobaten und haben einen unbändigen Appetit auf Blut, der sie fast alles vergessen lässt.

„Der Übergang“ von Justin Cronin ist nur der Auftakt einer Trilogie um „Amy“, und es versteht sich, so habe ich es beim Lesen empfunden, als eine Einleitung. Der Stil des Autors in seinen Beschreibungen einzelner Szenen ist gewöhnungsbedürftig, manchmal kurz und knapp, manchmal ausführlich, fast schon überflüssig gibt es so manchen Cliffhanger innerhalb der Geschichte. Doch die Handlung zieht sich gekonnt beschrieben durch die Geschichte und halten den Spannungsbogen im positiven Level.

Der zeitliche Sprung von knapp 90 Jahren war zu schnell. Gerne hätte man doch gewusst wie es nach dem Ausbruch weiterging, dass wird zwar auch angerissen, aber hier auch wieder nur spärlich. Der Autor Justin Cronin konzentriert sich auf seine Protagonistin Amy und verfehlt manchmal die Wichtigkeit von Nebenschauplätzen und Geschichten, die dem Roman noch mehr Tiefe hätten geben können.  Zum Beispiel das Leben innerhalb der Kolonie ohne den für uns täglichen angenehmen Luxus, ohne Nahrungsmittel deren wir uns unendlich bedienen können oder kultureller Unterhaltung, all das passte wohl nicht ins Schema, aber es im Grunde hätte es das Gesamtbild viel runder machen können.

Im Grunde mal abgesehen von der Spannung die ja da ist, gibt es zu viele unzählige Lücken die einfach nicht mit interessanten Charakteren oder Nebengeschichten aufgefüllt werden. Das Gerüst der Geschichte steht zwar, meiner Meinung aber nach auf einigen sehr instabilen Beinen.

Hinzu kommt noch etwas mehr Verwirrung wenn auf einmal die Rede ist von gefundenen Berichten und man auf die Jahreszahl achtet, z.B. 1003 n.A. soll heißen nach Ausbruch des Virus. Wieder eine große zeitliche Lücke die wiederum Fragen aufwirft.

Justin Cronins Beschreibungen einzelner Szenen sind merkwürdig. Manchmal sehr ausschweifend, manchmal bedient er sich nur wenige Worte und man fragt sich: Aha, dass war es also schon?!

Fazit

„Der Übergang“ von Justin Cronin ist mit Sicherheit ein Bestseller und es ist mit Sicherheit auch dem hervorragenden Marketing zu verdanken, dass sich das Buch in vielen Diskussionen rund um die Literatur wiederfindet. Doch im Grunde ist es nichts besonderes, es ist wie gesagt, eine Einleitung und da viele Fragen unbeantwortet bleiben, gibt es viel Volumen, für den zweiten und dritten Teil.

Man darf gespannt sein auf eine Verfilmung, aber gemessen an dem vielseitigen Buch, darf man vermuten, dass es ein reines Actionkino sein wird, aber das Buch ist es nicht, es ist vielschichtiger als es uns lieb ist. Vielleicht findet der Autor im zweiten Teil einen gesunden Mittelweg und überzeugt den einen oder anderen Leser mehr.

„Der Übergang“ kann ich bedingt empfehlen, es ist wie der Titel schon sagt eine Passage und wir dürfen gespannt sein, was uns am Ziel erwartet!?

Michael Sterzik

Die Henkerstochter und der König der Bettler



Die Henkerstochter und der König der Bettler


Auch im dritten historischen Roman von Oliver Pötzsch: „Die Henkerstochter und der König der Bettler“ geht es rasant und spannend zu, diesmal allerdings, muss Jakob Kuisl sich seiner Vergangenheit stellen und erfährt selbst was die Qualen der Folter einen Mann antun können.

Inhalt

Wir befinden uns im Jahr 1662, zwei Jahre später nach dem Ereignissen in „Die Henkerstochter und der schwarze Mönch“. Der junge Medicus Simon Fronwieser und die Tochter des Schongauer Henkers Jakob Kuisl, Magdalena sind ein Paar. Doch die verliebte Verbindung der beiden jungen Menschen ist nicht gerne gesehen und findet im Verborgenen statt. Magdalena gilt als ehrlos, auch wenn sie zusammen mit einer Hebamme in Schongau arbeitet und das tägliche Leid der Schongauer Bürger behandelt. Unter deren Augen ist Magdalena eine zu tabuisierende Person, die in „Unehrlichkeit“, als eine Henkerstochter geboren wurde. Ihr Freund Simon Fronwieser ist ein talentierter aber unausgebildeter Medicus, der sich ständig mit seinem Vater, den in Schongau ansässigen Arzt überwirft. Trotzdem verbindet Simon und dem Henker Jakob Kuisl, eine tiefe und respektvolle Freundschaft.

Nach einem Vorfall bei einem bekannten Ratsherrn, hat Magdalena gestrichen die Nase voll und verliert die Geduld mit den Schongauer Bürgern die ihr mit Hass und Feindlichkeit begegnen, so das in der Nacht die Situation fast eskaliert. Jakob Kuisl kann seiner Tochter in der gefährlichen Situation nicht zur Seite stehen, da sich dieser auf die Reise nach Regensburg aufgemacht hat um seiner Schwester Lisbeth zu helfen die schwer erkrankt sein soll.

Die Reise nach Regensburg ist auf dem Floß ein gefährliches Abenteuer und nur mit Hilfe von Jakob Kuisl erreicht das wackelige Floß die Reichsstadt Regensburg. Auf dem Floß folgt dem Henker ein Blick voller Hass den Jakob Kuisl sich nicht erklären kann: Woher kennt er den Mann? Hat er diesen schon einmal folter oder aus der Stadt peitschen müssen?

Es scheint wie verflucht zu sein. Kuisl wird von den Stadtwachen vor den Toren der Stadt Regensburg provoziert und sieht sich wenig später im Gefängnis wieder, allerdings wird er schon nach einer Nacht entlassen und macht sich zum Badehaus seiner Schwester und deren Mannes auf. Dort findet er die beiden mit durchgeschnittener Kehle im Badezuber vor. Wie bestellt tauchen urplötzlich die städtischen Büttel auf und verhaften den Schongauer Henker und bezichtigen ihn des Mordes.

Jakob Kuisl der immer und immer wieder seine Unschuld beteuert macht sich mit seinem Sturschädel nicht gerade beliebt und vor dem Rat der Stadt gelingt es ihm nicht die Herren von Regensburg von seiner Unschuld zu überzeugen. In einer peinlichen Befragung soll sein Geständnis erzwungen werden. Der erfahrene Regensburger Henker Teuber zeigt nun seinen inhaftierten Kollegen die fürchterlichen Folterwerkzeuge, die Jakob selbst bald spüren soll: Streckbank, Stachelwalze, Seilzug und Daumenschrauben. Zwar kann Jakob Kuisl seinen Kollegen davon überzeugen, dass es einige Ungereimtheiten bei diesem brutalen Mord gibt, der ihn zur Last gehalten wird, doch muß der Regensburger Henker den Auftrag des Rates folge leisten und die Folter an Kuisl beginnt.

Kuisl ist sich sicher, dass alles eine perfekt inszenierte Falle gewesen ist, und das jemand persönlich aus welchen Gründen auch immer, den Henker sterben sehen möchte.

Inzwischen in Schongau entschließt sich die Henkerstochter Magdalana und ihr Liebster Simon der Stadt Schongau den Rücken zu kehren, die ihr nur mit Hass und nun auch mit Gewalt begegnen. In Regensburg möchte das junge Paar in einer gewissen Anonymität von vorne anfangen und ihr Liebe zusammen ausleben. Als die beiden in Regensburg ankommen, erfahren sie schnell von dem Monster Jakob Kuisl der seine eigene Schwester brutal umgebracht hat und nun unter den Händen des Henkers, seine Tat gestehen soll. 

Magdalena und Simon geraten schnell in eine städtische Intrige und haben nur die letzte Möglichkeit ihr Schicksal in die Hände des Bettlerkönigs zu legen um Jakob Kuisl zu befreien, doch auch dieser hat seine eigenen Interessen die durchsetzen möchte.

Kritik

Es wird nun sehr persönlich für den Henker Jakob Kuisl und seiner Familie. Aber auch Simon Fronwieser, der immer wieder nicht einer Meinung mit seinen in Selbstmitleid badenden Vater ist, muss sein Leben und damit auch seine Ziele neu finden.

Der Autor Oliver Pötzsch schleudert seinen Verwandten Jakob Kuisl in die Konfrontation seiner Vergangenheit und diese hätte er am liebsten aus seinen Leben gestrichen. Im großen Krieg (1618-1648) war Jakob Kuisl Soldat, ein Offizier einer Bande von brutalen Schlächtern die gemordet, vergewaltigt und geplündert haben, wo sie nur konnten. Und so erfährt der Leser viel über die Vergangenheit des brummigen Henkers, der es immer gut verstanden hat, seine Vergangenheit nicht erklären zu müssen. Auch die Vergangenheit seiner Ehefrau die er über alles liebt bekommt nun eine vervollständigte, runde Erklärung.

Erzählt wird dieser historische Roman in zwei Handlungssträngen, mit natürlich der entsprechenden Perspektive der Protagonisten. Jakob Kuisl der inhaftiert und unter Folter einen Ausweg sucht, und Magdalena und Simon, die unterdessen unter Zeitdruck einen Weg finden müssen, die Intrige aufzuklären um Jakob Kuisl zu befreien.

Beide Parts sind ungemein spannend, aber hauptsächlich wird sich der Leser auf das Schicksal des Henkers konzentrieren, der nun mit seinem eigenen Beruf konfrontiert wird, allerdings auf der Seite des hilflosen Opfers auf dem die Tortur wartet und er nur seinen starken Willen, als Waffe einzusetzen vermag. Hier zeigt Jakob Kuisl auch ganz andere Aspekte seiner Charakters, alleine in der Dunkelheit seiner Zelle, kommen die Schatten seiner Vergangenheit näher und diesmal muß sich der stattliche Henker sich ihnen stellen. Auch unter der Folter wird ihm klar, dass man ihn brechen kann und er weiß nicht, wann der Zeitpunkt kommen wird. So stark und bärbeißig er in den letzten beiden Romanen auftrat, so schwach und vor allem verletzlich, auch psychisch gesehen zeigt sich nun das andere menschliche Gesicht des Henkers.

Ganz nebenbei vermag es der Autor, noch einen vielschichtigen und realistischen Blick in dieses Jahrhundert zu werfen. Politik, soziale Strukturen der Gesellschaft und nicht zuletzt ermöglicht es der Autor den Leser zu zeigen wie interessant und aber auch wie schwer es die Bevölkerung hatte und welchen tägliche Gefahren sie ausgesetzt war.

Die Geschichte spielt hauptsächlich in Regensburg, und das so erzählt der Autor im Nachwort, ist seine Liebeserklärung an die Stadt und er beschreibt so einige Sehenswürdigkeiten und Orte dieser schönen Bayrischen Stadt, die eine bewegte Geschichte hat.  Oliver Pötzsch erzählt in seinem Rundgang mehr über die Orte die Magdalena und Simon zwangläufig passieren, was bei den anderen Leser der vielleicht selbst in Regensburg oder Umgebung ansässig ist, einige geschichtliche Wissenslücken schließen wird.

Durchweg ist der vorliegende, dritte Teil „Der Henkerstochter“, der intensivste was durch die persönlichen Erlebnisse der Protagonisten erklärbar ist. Spannend und abwechslungsreich sind die Erlebnisse der Protagonisten und die sind vielseitig formuliert, so dass der Leser den Wendungen und Irrungen zwar gut folgen kann, doch einige Überraschungen den Lesespaß gut zu fördern wissen.

Ein großer Minuspunkt stellt die städtische Intrige da, diese ist so haarsträubend das man sich als Leser doch am Ende etwas ärgern muss. Unrealistischer kann es gar nimmer sein, und nach der Auflösung war ich doch ein wenig enttäuscht. Doch diesen Cliffhanger umschifft Oliver Pötzsch am Ende doch noch, denn wie gesagt: Manchmal ist eine „Ende“ doch nur ein neuer „Anfang“ und der Leser wird sich auf den vierten Teil freuen, denn das Ende gibt so viel Potential das man doch zu gerne wissen möchte, wie es denn nun weitergeht.

Fazit

Der stärkste, intensivste und zugleich sensibelste Teil um die Abenteuer der Kuisl. Historie kann spannend sein, wenn Oliver Pötzsch sie be – und schreibt. Fabelhafte Unterhaltung die überzeugt, Spannung die in sich aufbaut und Charaktere in denen man sich wiederfindet. Bravo Oliver Pötzsch.


 Michael Sterzik





Sonntag, 22. August 2010

Das 8. Geständnis



Als ein als Schulbus getarntes Drogenlabor explodiert ist das nur der Auftakt für gleich drei mysteriöse Mordfälle die San Franciso erschüttert. Detective Lindsay Boxer steht neben den beruflichen Herauforderungen, auch gleich noch vor ein paar privaten. Im zweiten Mordfall wird ein als ein Heiliger Mann unter den Odachlosen brutal mit mehreren Schüssen in den Kopf exekutiert und wenig später kommt es in der High Society zu geheimnivollen Todesfällen. Der Psychopathischer Mörder hinterlässt keine Spuren, so das die Freundin und Pathologin der Gerichtsmedizin Claire Washburn vor einem Rätsel steht. Die Journalisten Cindy Thomas ermittelt indessen wer der ermordete Obdachloser war, und stellt fest, er war kein Heiliger, seine Vergangenheit ist teuflisch. The Women`s Murder Club steht vor einer Zerreißprobe. James Patteron und seine Damen ermitteln mit Hochspannung und irren Tempo. Gnadenlos, faszinierend und das Böse hat eine gespaltende Zunge. 

Michael Sterzik




Donnerstag, 19. August 2010

Auf der Spur des Bösen - Axel Petermann

Auf der Spur des Bösen – Axel Petermann



Schon von Kindesbeinen an, werden uns die verschiedenen Facetten und die Gesichter des Bösen anschaulich erklärt. In Märchen, Fabeln, Legenden, ja selbst der Priester in der Kirche spricht manchmal von seiner Kanzel herab, dass Böse zu widerstehen und für das Gute einzutreten. Erst im Laufe unserer geistigen Entwicklungen wird uns klar, dass „Böse“ ein Meister der Tarnung sein kann und durchaus die Grenzen zwischen Gut und Böse oftmals fließend sind.


Wo fängt Schuld an und wo endet Sühne? Für die Beamten der Mordkommissionen stellt sich die Frage wahrscheinlich öfters. Das Grauen, was sie in ihrem Beruf erleben, lässt sich manchmal in dunklen Nächten nicht verdrängen, so das Bilder vom Tatort, das Opfer, der Geruch einer Leiche und ganz sicher auch die Verzweiflung der Angehörigen, die Ermittler auf lange Sicht begleiten.


Inhalt


Axel Petermann, der Autor des vorliegenden Buches ist Kriminalbeamter mit eine langjährigen Erfahrung und einer der ersten und besten Profiler die es in Deutschland gibt. Sein Interesse das Verhalten des Täters zu analysieren, es zu dokumentieren und sich mit den kleinsten Details des Tatortes zu beschäftigen legte den Grundstein zu seiner jetzigen Position. Der Bremer Polizist beschäftigt sich permanent mit den Tatorten und den Leichen, sucht aber auch die Täter im Gefängnis auf und spricht über ihre Beweggründe, ihre Motivation. Gerade dieses auch sehr menschliche Verstehen wollen, ist hilfreich um den Täter als Menschen zu sehen, ob nun böse oder nicht, sei erstmal dahingestellt. Wichtig ist es für Axel Petermann einen Blick hinter die geistigen Kulissen des Mörders zu werfen um aus dessen Verhalten lernen zu können. Die Beweggründe der Tat sind vielfältig, psychische Krankheiten, moralische oder ethische Gründe, aber natürlich wird auch gemordet aus Gier, Rache, Neid usw, die sieben Todsünden tauchen immer wieder auf.


„Ich weiß nicht, was das Böse ist“ sagt Axel Petermann, und auf den ersten Blick wirkt dieser knappe, persönliche Feststellung für den Leser verwirrend, doch nach und nach offenbart sich der Sinn und der Kern dieser Aussage. Der Profiler sucht nach der Spur des Bösen, und analysiert mit wissenschaftlichen Methoden den Tatort, sucht nach Indizien und nach Kleinigkeiten die ausschlaggebend sein können.


Der Profiler weiß, dass das Sichten des Tatortes, der zeitliche Ablauf der Tat usw. primär wichtig sind und eine einmalige Möglichkeit darstellen den ersten Ansatz zu finden. Vergisst oder übersieht der Beamte etwas, so ist es auf immer verloren.


Der Autor Axel Petermann, auch für die Fernsehserie des ARD „Tatort“ als Berater tätig ist, erklärt seine tägliche Arbeit anhand von sieben, gelösten Mordfällen. Dabei schildert er diese Fälle recht schonungslos, er beschönigt nichts und gibt auch persönliche Fehler zu, aus denen er gelernt hat. Es sind sehr unterschiedliche Mordfälle, deren Täter ganz ungleiche Motivationen antrieb. Das ca. 90% aller Morde aufgeklärt werden, klingt erstmal recht zuversichtlich und positiv, andererseits vermutet allerdings Axel Petermann, dass die Dunkelziffer nicht erkannter Morde um ein vielfaches höher läge. Die Aussage: „Wenn auf deutschen Friedhöfen bei jedem verstorbenen der dort liegt und nicht eines natürlichen Todes gestorben ist, eine Kerze brennen würde, dann wäre der Friedhof in einer dunklen Nacht, ein ziemlich erleuchteter Ort“, stimmt sehr nachdenklich. Es scheint, dass viel vertuscht wird, und natürlich das aus Kosten- und Zeitgründen weniger Leichen auf den Tischen der Pathologie landen, als es sein müsste, hier als eine glaubwürdige Erklärung gilt.


Was absolut positiv ist, dass der Autor die Täter nicht als „Bestien“ oder als das personifizierte Böse identifiziert, sondern den Menschen als komplexen und fühlenden Wesen erkennt. Alles andere wäre auch zu einfach, und sagen wir es ruhig, es wäre unzivilisiert.


Sein persönlicher Umgang und der seiner Kollegen glorifiziert er in keinem Kapitel. Kriminalbeamte sind Menschen, sie machen Fehler, sie verzweifeln, sie haben Ängste und erleben in ihrem Beruf immer wieder Situationen die sie psychisch an ihrer Grenze bringen. Ihre Eindrücke können sie nur bedingt, professionell verarbeiten, hier entwickelt sich schnell Ironie und Zynismus, die helfen solche Erlebnisse abzuschwächen. Ein einfacher und effizienter Schutzmechanismus.


All diese kleinen Szenen bilden in der Gesamtheit ein sehr gutes Buch und geben eine gute und umfassende Momentaufnahme ab. Es räumt auf, mit Vorurteilen die sich immer wieder in Film und Fernsehen, aber auch in der Krimi- und Thriller-Literatur wiederfinden.


Fazit


„Auf der Spur des Bösen“ von Axel Petermann ist der Ansatz und der Eindruck, dass man das „Böse“ nicht einfach finden kann, indem man Spuren verfolgt. Vielmehr stellt sich doch die Frage: Was ist der Auslöser? Wie wird Kriminalität erzeugt und ist nicht auch die Summe unserer Zivilisation, bzw. die ansteigende Armut und die Unzufriedenheit, der tägliche Druck die die Bürger empfinden, der Grund für Verzweiflung? Gewalt ist immer ein Ventil, für Menschen die aus welchen Gründen auch immer, keinen Ausweg aus ihrer Sackgasse finden, doch an solchen Tragödien ist nichts sensationelles wie es uns die Medien immer wieder unterhaltsam präsentieren wollen – Es ist das Leben, so krank psychisch und physisch es auch sein mag.


„Auf der Spur des Bösen“ ist ein authentisches Buch, ohne Sensationsgier mit einem Autor der nüchtern und vor allem sachlich beschreibt, wozu Menschen fähig sind. Hier steht das Opfer wie auch der Mensch im Fokus, mit all seinen komplexen Fehlern, und das Buch zeigt sehr deutlich, dass es fühlende Menschen sind bzw. waren.


Das „Böse“ ist und bleibt individuell, es versteckt sich, tarnt sich und offenbart sich manchmal – und es ist komplizierter als es uns wirklich lieb ist. Ein Großartiges Buch.


Michael Sterzik

Donnerstag, 12. August 2010

Das Buch der Sünden

Das Buch der Sünden – Axel S. Meyer


Nach dem Tode Karls des Großen war das Fränkische Reich durch die Aufteilung an seine Nachkommen, eine unruhige Region die durch Streitigkeiten untereinander, ihre Einigkeit und damit seine Stärke schnell verlor. Dänische Wikinger sahen hier ihre große Chance auf Raubfahrten zu gehen und überfielen immer wieder die Küstenstädte. Mit zahlreichen und gut organisierten Kriegsflotten verbreiteten die Nordmänner Angst und Schrecken. Insbesondere das Westfrankenreich war ihr Ziel, so das die Wikinger im Jahr 845 mit brutaler Gewalt an die Tore der Stadt Paris klopften, bzw. sie gleich einschlugen wollten.

Axel S. Meyer hat mit seinem Debütroman „Das Buch der Sünden“ erschienen im Rowohlt Verlag, einen spannenden und soliden Historischen Roman geschrieben.


Inhalt


Für den jungen Odo wird der Angriff der Wikinger auf die Seineinsel eine Tragödie werden. Mit über 120 Drachenbooten und ca. 30000 Kriegern bahnen sich die nordischen Krieger einen Weg der nur Blut und Tod für die Bevölkerung der Stadt bedeutet. Die Nordmänner gierig nach Gold und Gewalt, kennen keine Gnade, schnell sind die Straßen übersät mit den Leichen von Erwachsenen wie auch Kindern. Die rauen Krieger plündern, vergewaltigen und morden wahllos, ganze Häuser stehen in Flammen und deren Bewohner können sich der Gewalt nicht erwehren.

Odo verliert an diesem Tag nicht nur seine wohlbehütete Kindheit, sondern muß auch mit ansehen wie sein Vater von dem Wikingerfürsten grausam getötet wird, seine Mutter wird nach ihrer Vergewaltigung und Schändung verschleppt. Nur Odo gelingt in seinem Versteck zu überleben.

Nun als Waise wird Odo in die Obhut eines Mönchs gegeben um den Weg Gottes zu gehen. Als 24 jähriger Mann hört er von einem anderen geistlichen, dass es in Sankt Gallen eine Schrift gibt die von einer Prophezeiung spricht in der die Welt er Heiden untergeht, sobald die sieben Todsünden gesühnt sind.

Odo wird besessen von dem Gedanken den Befehlen und den Willen Gottes folge zu leisten. Er sieht sich als Werkzeug Gottes und als er das Buch gewaltsam entwendet und fliehen muss, führt ihn sein Schicksal direkt in die gottlose Stadt der Wikinger Haithabu.

In Haithabu erlaubt der Dänische König den christlichen Mönchen den Bau einer Kirche und Odo erschleicht sich mit gefälschten Papieren das Amt das ihn eigentlich nicht zusteht, er sei beauftragt den Bau der Kirche zu beaufsichtigen und zu leiten.

Die christliche kleine Gemeinde ist eine Minderheit in der doch recht großen Stadt und auch geduldet, gibt es doch einige Schwierigkeiten für die Kuttenträger.

Nach den Kämpfen im Frankenreich, giert es die Wikinger nach mehr Land, Sklaven und Geld und so wird geplant, dass eine große Flotte in das Reich der Angelsachsen reisen soll um dort auf Raubzug zu gehen.

Odo der zwischen den dänischen Bürgern lebt, und noch immer besessen von seiner Aufgabe und dem Buch der Sünden ist, wird zum Serienmörder. Nach und nach ermordet er grausam seine Opfer und verstümmelt sie, nur um sie zur Schau zu stellen...


Kritik


„Das Buch der Sünden“ von Axel S. Meyer ist sein erster Roman. Als Redakteur und Reporter der Ostsee-Zeitung in Rostock versteht es der Autor seine Gedanken zu Papier zu bringen um eine spannende und vielseitige Geschichte zu erzählen.

Interessant ist es, dass die Handlung hauptsächlich in der Wikingerstadt Haithabu spielt und somit den Leser die Gelegenheit gibt, die heidnischen, aber nicht unzivilisierten Wikinger zu beobachten. Die Krieger aus dem Norden, werden hier nicht nur als rauflustige und blutrünstige Menschen beschrieben, sondern auch als Händler, Schmied usw. Die Perspektive ist also damit vielseitiger und schaut hinter die Kulissen von Menschen, deren Zivilisation und deren Glauben, gemessen an dem christlichen, noch eine ganze andere Welt ist.

Es gibt in „Das Buch der Sünden“ zwei Erzählstränge die immer wieder miteinander verstrickt werden. Der besessene und wahnsinnige Odo, der meint Gottes Werk zu dienen und sich in seinem Irrsinn auf die Seite des „Bösen“ hoffnungslos verirrt hat.

Sein Charakter ist recht eindimensional und schlicht und ergreifend „böse“, auch wenn er nur durch seine traumatischen Erlebnisse erkrankt ist. Sein Antrieb ist durchdrungen von Radikalismus, ohne hinter den „heidischen“ Bürgern, den Menschen als solches zu erkennen.

Ganz anders dagegen agiert Helgi, ein junger Däne mit dunklem Haar, dessen Vater ein angesehener Waffenschmied ist. Helgi wirkt unruhig, und nicht selten bereitet er seiner Mutter und seinem Vater Kopfzerbrechen. Als er dann noch die junge Sklavin Rúna kennenlernt, die einem Konkurrenten seines Vaters gehört, ist es um den jungen Mann geschehen. Das Liebe blind macht, wenigstens vorübergehend, stellt Helgi sehr schnell fest und immer mehr verstrickt er sich in Schwierigkeiten.

Als ein Wettbewerb unter den Schmieden stattfindet, um zu beweisen, wer es würdige ist für den kommenden Feldzug die Waffen herzustellen, eskaliert die Situation.

Der Part um Helgi und seine Rúna ist der interessanteste von den beiden. Nicht nur das hier mehr über die „nordische“ Welt erklärt wird, auch das Schicksal der beiden Menschen ist abwechslungsreich geschildert, und lässt erahnen das die Sklavin in ihrem Land eine höhergestellte Persönlichkeit gewesen sein dürfte.

Streckenweise zieht sich die Handlung ein wenig dahin und manche Kapitel wirken als „Füller“ zwischen den einzelnen, spannenden Szenen. Doch immer gibt es Momenten deren Stimmung der Autor gut beschrieben hat, gleichwohl ob es sich hier um eine actionreiche Szene oder eine gefühlsbetonte, sensible handelt. Der Leser erfährt übrigens recht viel von der Welt der Wikinger, ihren Glauben und ihrer Motivation auf Raubzüge zu gehen.

Dass die Wikinger furchtlose Krieger waren, die den Tod auf dem Schlachtfeld, dem im eigenen Bett vorzogen ist bekannt und auch oftmals im Roman betont.

Sympathisch und allen damit voran ist die Figur des Helgi, der zwar oft den Kopf verliert und dumme Sachen anstellt, aber einsichtig und vor allem liebenswert menschlich reagiert.

Historisch korrekt beschreibt der Autor Alltagssituationen in Haithabu und spiegelt so ein interessanten und lehrreiches Bild der damaligen Epoche wieder. Noch heute kann man und das erklärt der Autor im Nachwort, dort die Wälle, und teilweise die Grundrisse der ehemaligen Siedlung sehen.


Fazit


Alles in allem, ist der Roman „Das Buch der Sünden“ ein vielversprechender Debütroman der den Leser überzeugen wird. Er weckt das Interesse an die Zeit der räuberischen Wikinger, die aber noch viel mehr waren, als rücksichtslose Draufgänger.

Die Charakterzeichnung ist lobenswert, die Spannung weitgehend gegeben und die Atmosphäre, gerade der Part um Helgi und seiner Liebe zu Rúna eindrucksvoll.

Auch wenn der Roman in sich abgeschlossen ist, so wünsche ich mir doch eine Fortsetzung um Helgi, denn die Raubzüge der „wilden Männer,“ gen England haben doch gerade erst begonnen. Das Potential ist noch lange nicht ausgeschöpft.

Ein sehr empfehlenswerter Roman um „Helgi und die starken Männer“.



Michael Sterzik










Dienstag, 10. August 2010

"Die Meute" Gregg Hurwitz

Die Meute – Gregg Hurwitz



„Die Scharfrichter“ und „Die Sekte“ von Gregg Hurwitz, beide erschienen im Knaur Verlag, waren schon erfolgreiche Spannungsgaranten. Nun legt der amerikanische Autor in seinem dritten Band „Die Meute“ um US Marshal Tim Rackley nach.


In „Die Scharfrichter“ verloren Tim und seine Frau Dray Rackley durch einen Mord ihre erst sechsjährige Tochter. Um sich bei dem Mörder seiner Tochter zu rächen, verlor der mustergültige Polizist fast alles, und seine Karriere drohte zu kollabieren in dem er auf unbestimmte Zeit suspendiert wurde. Einige Monate später wird Rackley in „Die Sekte“ eingeschleust, um eine prominente Tochter aus deren Fängen zu befreien. Es gelingt Rackley und so gewinnt er seinen beruflichen Status als Marshal wieder und tritt wieder in Amt und Würden.


Inhalt


Timothy und Andrea Rackley haben die Stürme ihres Lebens überlebt und ordnen ihr Leben im Grunde neu. Dray ist schwanger und natürlich freuen sich die Rackley über den Familienzuwachs, der zwar die Lücke ihrer ermordeten Tochter nicht zu Gänze schließen kann, aber doch zum Mittelpunkt ihres Lebens werden soll.


Als bei einem Gefangenentransport die beiden Schwerverbrecher und führenden Angehörigen einer berüchtigten Motorrad Gang, mit Waffengewalt befreit und zwei US Marshals brutal ermordet werden, übernimmt Tim Rackley diesen Fall und die Fahndung nach den beiden gefährlichen auf der Flucht sich befindenden Straftätern.


Die Ermittlungen sind nicht einfach. Wie es oft der Fall ist, bilden die Mitglieder der Motorrad Gang eine in sich verschworene Gemeinschaft. Ein Verrat ein einen ihrer „Brüder“ wäre gleichbedeutend mit einem Todesurteil, so das Rackley jedenfalls auf diesen Wege in einer Sackkasse steckt.


Als Dray, die ebenfalls Polizistin ist, bei einer Verkehrskontrolle der Motrrad Gang gegenübertritt, eskaliert die Situation und die schwangere Frau wird durch den Schuss einer Schrotflinte lebensgefährlich verletzt.


Im Krankenhaus gelingt es zwar den Ärzten die schwerverletze Dray zu stabilisieren, doch im Koma liegend, ist sie noch lange nicht gerettet. Ihr Mann Tim Rackley eilt ins Krankenhaus und muß sich beherrschen nicht wieder einmal Selbstjustiz zu üben und die Täter einfach über den Haufen zu schießen. Doch der „Troubleshooter“ wie er nun auch genannt wird, hat sich im Griff und geht nun mit noch mehr Ehrgeiz an die Suche der Täter. Persönlich involviert, wird Rackley zum größten Fluch der Gang und auch wenn die Fahndung im Rahmen der Gesetzgebung bleiben soll – Im Krieg und in der Liebe – ist alles erlaubt.


Im Zuge der Ermittlungen wird Rackley klar, dass die kriminellen Geschäfte weit über die üblichen Geschäftszweige hinaus geht, und der eigentliche Drahtzieher ganz wo anders zu suchen ist…


Kritik


„Die Meute“ von Gregg Hurwitz ist trotz der Spannung die aufkommt, der schwächste aus der bisherigen Reihe um Marshal Tim Rackley. Trotz einer verhältnismäßig, konstanten Spannung, gibt es hier keine Überraschungen oder Abwechslungen, die die Story inhaltlich vorantreiben.


Gregg Hurwitz Stil ist unverändert. Wie immer paart er das persönliche Schicksal Rackleys mit dem Verbrechen und schafft so den Plot der Story. Im ersten Roman „Die Scharfrichter“ war das noch absolut nachvollziehbar, und auch in „Die Sekte“ wurde das Leben der Rackleys sauber verarbeitet. Nun aber grenzt es hier ein wenig an Übertreibung. Auch wenn man den Autor nicht kennt, so wird der Leser nach wenigen Kapiteln erkennen, welchen Weg die Protagonisten gehen.


Tim Rackley, ist Kriegsveteran, ein erfolgreicher und erfahrener Polizist, ein liebender Familienvater und ein sensibler Ehemann. Sicherlich ist er in der Vergangenheit ein wenig über die Strenge geschlagen in dem er das Gesetzt selbst in die Hand genommen hat, um Staatsanwalt, Richter und Vollstrecker in einer Person zu sein, doch hier hat er wieder eine blütenweiße, gestärkte Weste. Versetzt man sich in seine Person, so ist diese sehr schwer greifbar. Rackley handelt wie ein komplexes Uhrwerk, auch wenn seine Frau im Koma liegt, nach all den Schicksalsschlägen vielleicht etwas an der Realität vorbei. Na gut, es ist ja auch nur ein Roman?!


Das Klischee, alle Motorrad Gangs sind kriminell wird hier bestens und voll unterstützt. Tendenziell mag es ja auch vielleicht so sein, aber auch hier übertreibt es der Autor mit seiner schriftstellerischen Freiheit. Ein gezielter Angriff auf die Polizei? Nun ja…damit macht man sich mächtige Feinde und für das „Geschäft“ ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht verkaufsfördernd.


Im Roman gibt es wenige Nebenschauplätze, alles konzentriert sich voll und ganz auf die Biker. Damit fehlt dem Roman ein wenig die Atmosphäre, denn trotz der der Spannung die so vor sich hin dümpelt, geschieht nicht viel. Alles ist an seinem Platz, alles kommt wie es kommen muß – nicht mehr – nicht weniger.


Wie auch in den anderen Romanen des Autors, gibt es auch ein paar nette Schießereien, allerdings auch ein paar Momente des Grauens, denn zimperlich sind die Biker-Burschen mit ihren Opfern nicht unbedingt.


Besonders enttäuschend empfand ich dass Ende des Romans. Hier wäre ein negatives Ende für die Figur und die Entwicklung Tim Rackleys vorteilhafter gewesen, denn sicherlich geht es bald in die nächste Runde und ich bin gespannt wie Gregg Hurwitz dann das Schicksal seiner Hauptfigur in Szene setzt. Ein gebrochener, zu tiefst verletzter Charakter wie Rackley mit seinen auch positiven Eigenschaften, dass hätte großartiges Potential gehabt.


Völlig überflüssig ist das Motiv der Biker, damit meine ich hier, dass Geschäft mit den eigentlichen Drahtziehern die wie kann es auch anders sein, übertrieben in die jetzige Politische Lage der USA passen.


Fazit


„Die Meute“ von Gregg Hurzwitz ist ein solider Thriller, der „Erstleser“ des Autors überzeugen wird. „Alte“ Leser, die die Rackley schon aus den beiden Teilen zuvor kennen, werden etwas ernüchternd sein.


Das Tempo ist ein wenig gedrosselt und ich hoffe doch sehr, dass der Autor in seinem nächsten Roman in dem US Marshal Tim Rackley mitspielt, mehr an Fahrt gewinnt.


Michael Sterzik



Freitag, 6. August 2010

Am Rande der Schatten - Brent Weeks



Am Rande der Schatten – Brent Weeks.

Letztes Jahr erschien im Blanvalet Verlag, dass Erstlingswerk von Brent Weeks – „Der Weg in die Schatten“ und schleuderte den Leser in eine faszinierende, neue Region der Fantastischen Literatur. Der Auftaktband der „Schattentrilogie“ war mehr wie überzeugend und nun mit Erscheinen des zweiten Teiles, ist durch die Erwartungshaltung des Lesers der Autor gefordert, die ohnehin schon dichte Atmosphäre und die Spannung weiter auszubauen.

Inhalt

Kylar Stern, oder Azoth wie er früher, in einem ganz anderen Leben hieß, sieht sich gezwungen sein Leben, und das seiner kleinen Familie zu überdenken. Nach der Invasion durch den brutalen und kalten Gottkaiser, befindet sich Kylars frühere Heimat in den Händen der Invasoren die mit Willkür und Opferungen die eher sorgsam organsierten Hinrichtungen ähneln, dass Volk einschüchtern. Kyler und seine alte Liebe, dass ehemalige Puppenmädchen Elene und die Tochter seines ehemaligen Meisters, der auch für Kylar so etwas wie eine Vaterfigur gewesen ist, fliehen aus der Stadt. Elene, die um Kylars Vergangenheit und seine Tätigkeit als gedungener Mörder, Attentäter, als Blutjunge weiß, möchte dass ihr Liebster nicht mehr zu seinem Schwert „Vergeltung“ greift und dem Töten abschwört.

Angekommen in seiner neuen Umgebung wird Kylar aber nicht glücklich, auch wenn er mit Elene ein Herzensziel erreicht hat, überkommt ihn eine stetige, innere Unruhe. Kylar wurde zum Töten ausgebildet, von einem Meister dessen tödliches Talent einmalig war, und doch war Durzo Blint kein schlechter Mensch und vieles versteht Kylar erst jetzt was seinen Meister innerlich bewegt hat. Doch Kylar mußte seinen Meister in einem Zweikampf töten und nun auf sich alleine gestellt, kann er sich nicht wirklich mit jemanden austauschen. Elene würde ihn eh nicht verstehen, sein Wunsch zu Töten, seine erworbenen Fähigkeiten zu trainieren, kann er nicht ausleben und so wird Kylar zunehmend immer gereizter.

In Zwiesprache mit sich selbst, öffnet er dann doch seine Kiste, in der seine Blutjungenkleidung und seine Waffen schummern und geht nachts auf die Jagd. Verbrecher, Diebe und Räuber werden zu Zielen Kylars, auch wenn er sie anfangs nur erschreckt, ist es nur eine Frage der Zeit bis sein Schwert „Vergeltung“ wieder Blut fließen lassen wird.

Inzwischen wird das Blutmädchen Vi vom Gottkaiser beauftragt ihren alten Freund Jarl zu ermorden, der inzwischen das Oberhaupt der Organisierten Kriminalität geworden ist. Zu wählen zwischen Versagen, der Loyalität zu Jarl und dem Zorn des Gottkaisers ist Vi der Verzweiflung nahe und wie unter Zwang, weiß sie auch was ihre nächsten Schritte sein werden.

Kylar der ja vermutet das sein Freund und nun König, Logan Gyre den tot gefunden hat, täuscht sich indessen. Logan Gyre lebt, ist aber in dem dunkelsten Gefängnis der Stadt gelandet, dass auch als „Das Arschloch der Hölle“ bekannt und berüchtigt ist. Hier haben nur die Menschen eine Chance zu überleben, wenn sie skrupellos sind, gegenüber ihren eigenen Gewissen und ihrer Ethik, und noch gegen die übrigen Gefangenen. Im Loch kann man nur überleben, wenn man bereit ist, seine Menschlichkeit abzulegen, wobei Mord hier noch eine Bagatelle ist.

Als Kylar von seinem alten Freund Jarl um Hilfe gebeten wird den Gottkaiser umzubringen um der Rebellion gegen die Besatzer ein Zeichen zu geben, muss er sich entscheiden, ob er seiner Familie und dem Versprechen das er Elena gegeben hat, treu bleibt, oder er aber seiner Bestimmung, sein Schicksal herausfordern soll..

Kritik.

„Am Rande der Schatten“ von Brent Weeks wird den Leser wiederum begeistern. Kylar ist erwachsen geworden, er ist ein Blutjunge, er ist der Nachtengel und damit eine Legende. Sein Talent ist tödlich, doch noch behält er seine Menschlichkeit und sein Mitgefühl für andere. Zwischen Verantwortung und Bestimmung wird Kylar hin- und her geschleudert. Fast zu spät, entdeckt er, dass sein Schicksal nicht immer in seinen Händen liegt, und das Verantwortung ein scharfes, zweischneidiges Schwert sein kann.

Die Handlung baut sich auf in dem die Protagonisten immer wieder in persönliche Konflikte getrieben werden, und so gelenkt werden, dass ihre Entscheidungen die der anderen bis aufs äußerste miteinbeziehen. Hier geht es nicht um eindimensionale Beweggründe, die Grenzen zwischen Freund und Feind, zwischen Verantwortung und Bestimmung sind fließend und nicht wenig, muß sich Kylar und auch Logan eingestehen, dass man gezwungen wird, sich nicht nur am Rande der Schatten zu bewegen, sondern auch tief einzutauchen.

Das Kylar wieder zum Schwert greift, ist natürlich schon der Tatsache geschuldet, dass es sich hier um eine Trilogie handelt, also absolut vorhersehbar, doch Kylars Dilemma mit seiner Familie und dem Drang die Konfrontation mit dem Bösen zu suchen, zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung. Spannend bleibt die ganze Thematik dennoch, auch für Action ist hier gesorgt, wenn auch ein bisschen weniger wie im ersten Teil. Deutlich zugenommen hat hier die „Magische“ Seite, und die finde ich, gemessen an den übrigen Szenarien überproportioniert.

Kylar wirkt im zweiten Teil deutlich überfordert! Dadurch dass er immer versucht alles und jedem gerecht zu werden, vergisst er sich selbst und handelt fast zu spät für sich und andere. Der zweite Handlungsstrang beschäftigt sich primär mir Logan, der gezwungen ist mit dem „Bösen“ zu paktieren, denn im „Loch“ gibt es keine Zivilisation, hier herrschen Primitivität und keine Ethik, keine Moral und erst recht kennt man hier kein Gewissen. Um zu überleben, muss er sich mit Mördern und Vergewaltigern verbünden, die unverzeihliche Verbrechen verübt haben. Logan verändert ich zwangsläufig und wird niemals mehr die gleiche Person sein.
Das Blutmädchen „Vi“ ist der verlorenste Charakter in diesem zweiten Band. Weder weiß sie was sie möchte, weder kann sie einschätzen welche Folgen ihre Handlungen haben werden. Zwischen Gefühl und Verstand verloren, fühlt sie sich isoliert und unverstanden. Noch schlimmer wird es für sie, als sie den Auftrag bekommt Jarl zu töten, ihren alten Freund und als sie später Kylar „kennenlernt“ ist sie fasziniert von seinen Fähigkeiten und seinem Charakter.

In ihrem Leben gab es nicht viel Licht, sie selbst kannte nur die undurchdringliche Dunkelheit, quasi lebte sie „jenseits“ der Schatten und schwimmt nun langsam an die verheißungsvolle Oberfläche die so vielversprechend ist, so menschlich sein kann, dabei aber auch so verletzend. Doch sie ist bereit für ihre „Menschlichkeit“ zu kämpfen, und notfalls auch alles zu opfern. Hier kann der Leser wirklich gespannt sein, denn ähnlich wie bei Kylar trägt sie eine Unmenge an Potential mit sich und ein Wiedersehen im dritten Teil, kann sie zu der Schlüsselfigur werden lassen.

„Am Rande der Schatten“ besteht aus drei Handlungssträngen die an die drei Hauptprotagonisten gekoppelt ist. Zum letzen Drittel des Buches verfolgen diese drei ein gemeinsames Ziel, nur der Weg dahin, ist ein eigenständiger.

Interessant zu betrachten ist es auch, wenn man sich das Verhältnis der Invasoren und der Bevölkerung vor Augen hält. „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“, dass stimmt hier, denn auch die Gilde der Kriminellen ist wenig angetan von der brutalen, totalitären Herrschaft und rebelliert offen zusammen mit Bürgen und dem Adel, der in einer „Blutnacht“ explodiert.

Fazit

„Am Rande der Schatten“ von Brent Weeks setzt die „Schattentrilogie“ weiter fort und überzeugt durch die facettenreichen und vielschichtigen Charaktere. Mit viel Spannung, Action verspricht auch dieser Roman ein überaus hohes Lesevergnügen das den Leser packen und nicht mehr loslassen wird.
Kritik gibt es nur wenig anzumerken. Die Magischen Komponenten sind gerade in der Mitte der Geschichte meiner Meinung nach, überflüssig, oder sagen wir besser übertrieben im Vergleich zu der „Menschlichkeit“ der Charaktere.

Auf der Bühne präsentieren sich Dramatik und Tragik, Liebe und Tod und selbst zwischen den Zeilen, in kleineren Nebenschauplätzen, zeigt sich das Talent des Autors und so mit ein Roman der mit seinen Figuren, 150% zu überzeugen weiß.

Fantastisches Lesevergnügen ist hier garantiert und Brent Weeks hat „zauberhaftes geleistet. Vielen Dank!.

Michael Sterzik