Der Jungfrauenmacher – Derek Meister
Nach der historischen Kriminalreihe um den
bärbeißigen Patrizier Rungholt in Lübeck, präsentiert uns der Autor Derek
Meister mit „Der Jungfrauenmacher „ einen sehr empfehlenswerten Thriller.
Die Handlung spielt in dem idyllischen
Valandsiel. Nach einer Sturmflut an der Nordseeküste, wird eine grausam,
entstellte Leiche angetrieben. Nach ersten Untersuchungen wird dem jungen und
sehr unerfahrenen Polizeichef Knut Jansen schnell klar, dass die Tote ermordet
wurde. Als eine zweite Tote gefunden wird, schaltet sich das Landeskriminalamt
ein, alle Indizien deuten darauf hin, dass ein Serienmörder schon seit Jahren
junge Mädchen verschleppt und ermordet.
Zumeist sind es wohl junge, lebensfrohe Mädchen
die nach kurzen Reisen, als vermisst gelten. Ungewöhnlicher weise bekommen die
Angehörigen Briefe, Fotos und Postkarten von Orten, an denen die Mädchen nun
glücklich und zufrieden leben sollen.
Der junge Polizeichef ist allerdings nicht
gewillt seine örtliche Kompetenz und Verantwortung an das LKA so ohne Weiteres
abzugeben. In Valandsiel passiert außer an Unfällen, kleineren Diebstählen und
kleineren Auseinandersetzungen nicht unbedingt viel. Knut Jansen hat es nicht
immer leicht in der Zusammenarbeit mit seinen zumeist älteren Kollegen, die ihn
als zu unerfahren und überfordert halten.
Doch er bekommt unerwartete Hilfe durch die vom
FBI ausgebildete Profilerin Hellen Henning, die nach einem traumatischen
Erlebnis in den Staaten, wieder in ihr Elternhaus zurückkehrt. Sie ahnen nicht,
dass der Serienmörder wieder auf der Jagd nach jungen Frauen ist, und das
nächste Ziel längst schon ausgespäht wurde.
Die Charakterzeichnung ist manchmal sehr
skurril. Knut Jansen als junger „Dorfsheriff“, mit Cowobystiefeln,
Holzfällerhemd und abgenutzte Basecap mag individuell ja nett aussehen, doch
zur Situation – dem Fundort einer Leiche und zur Stärkung seiner Position, ist
dieses Outfit einfach desaströs gewählt. Man benötigt so als Leser, einiges an
Zeit, um sich mit der einen oder anderen Figur anzufreunden.
Die Figur der Helen Henning dagegen ist auf dem
ersten Blick sehr selbstbewusst beschrieben, doch die Dämonen ihrer
Vergangenheit, lassen die an Körper und Geist versehrte Profilerin auch
verletzt und unruhig wirken. Ihre eigene Vergangenheit und ihr Traumata wird
hoffentlich noch in den späteren Romanen thematisiert werden.
Diese sehr individuelle Prägung der Charakter,
die man nicht unbedingt in einem Thriller erwartet ist trotz allen
Überraschungen, gut gewählt. Derek Meister hat diese mit einem schelmischen
Augenzwinkern gut platziert. Es dauert ein wenig bis man sympathisiert, aber um
so sehr, schließt man diese dann in sein literarisches Herz.
Die Handlung wird abwechslungsreich aus
verschiedenen Perspektiven erzählt. Neben Knut Jansen und Helen Henning lässt
uns der Autor auch durch die Perspektive des Serienmörders an der Handlung
teilnehmen. Das Grauen, das hier stufenweise steigernd und spannend aufgebaut
wird, ist großartig erzählt. Die Auflösung im letzten Drittel ist ein wahrer
Page Turner und nebenbei platziert Derek Meister seine Protagonisten schon für
den kommenden, zweiten Teil um das eigenwillige Duo.
Es gibt insgesamt wenig zu bemängeln. Den einen
oder anderen logischen Fehler evtl. die sich in der Handlung verstecken und
manchmal vielleicht die Skizzierung der Charaktere. Allerdings sind diese
gemessen an den positiven Punkten, wegdiskutierbar und die klassischen
Wortgefechte zwischen den Charakteren sind amüsant implementiert.
Fazit
Derek Meister macht die Nordsee zur Mordsee.
Eine temporeiche und spannende Story, versprechen höchsten Unterhaltungswert.
„Der Jungfrauenmacher“ ist ein packender Thriller und prädestiniert dafür,
demnächst im Strandkorb – an der Nord- oder Ostseeküste gelesen zu werden.
Ich freue mich schon auf den nächsten Fall um
das nordische Ermittlungsduo Hansen und Henning. Eine Verfilmung dieses Titels
könnte ich mir sehr gut vorstellen.
Prädikant: Eindrucksvolles Thriller Debüt mit
der Empfehlung an dem Autor, hier bitte einen zweiten Teil zu veröffentlichten.
Beste Unterhaltung.
Michael Sterzik
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