Der zweite Band
„Kerkerkind“ der zwischen Köln und Frankfurt lebende Autorin Katja
Bohnet wurde vor Kurzem im Verlag Knaur veröffentlicht.
Der Thriller spielt in der Metropole Berlin.
Ein heißer Sommer, in der in einem Waldstück, eine verbrannte, schwangere Frau
gefunden wird. Es bleibt nicht bei einem Todesfall – ein Verdächtiger verliert
seinen Kopf. Die beiden sehr unterschiedlichen Ermittler des LKA Rosa Lopez und
Viktor Saizew, werden mit diesem brisanten Fall betraut. Viktor leidet noch an den Folgen
eines inzwischen entfernten Gehirntumors und entlässt sich selbst aus dem Charité. Seine Kollegin
Rosa Lopez steht kurz vor ihrer dritten Entbindung und ist emotional stark
belastet, da ihr todgeglaubter Sohn, nach acht Jahren wieder aufgetaucht ist,
nur eben nicht in Berlin.
Es ist der zweite Roman von Katja Bohnet.
„Messertanz“ habe ich noch nicht gelesen, sodass mir einige Passagen aus dem
vorliegenden Buch natürlich völlig fremd sind, da diese sich auf den
Erlebnissen aus dem ersten Band beziehen.
Der Einstieg in den Roman ist nicht leicht.
Kurze, knappe Sätze, viele unnötige Umschreibungen verunsichern und man hofft,
dass es nicht so weitergeht. Im Laufe der nächsten Kapitel, lernt der Leser die
beiden sehr eigenwilligen Ermittler kennen. Ebenfalls lässt die Autorin das
persönliche, private Umfeld der beiden Kriminalbeamten in einem sehr, sehr
ausführlichen Fokus rücken. Dies ist einerseits hervorragend, andererseits
verliert sich die Handlung und konzentriert sich auf das Privatleben, also den sehr
reichhaltigen informativen Nebengeschichten.
Die Spannung ist nicht immer präsent. Sie
taucht immer mal wieder sehr glänzend formvollendet auf, um dann in den vielen großen und kleinen privaten Herausforderungen, der Protagonisten unterzugehen. Die Handlung
fächert sich auf, geht mal in diese, mal in eine andere Richtung. Viel
Ermittlungsarbeit findet nicht statt, das verliert sich leider aus den gerade
besagten Gründen.
Stil und Sprache sind hervorragend gestaltet.
Emotional, sensibel, aber auch konsequent hart und kompromisslos, wenn es die
Situation verlangt. Die Charakterfindung ist allerdings perfekt gelungen.
Gerade die Person Viktor Saizew hat ungemein viel Potenzial und wirkt bei all
seiner realistischen Vita und seiner harten Sensibilität und Hilfsbereitschaft
sehr sympathisch. In „Kerkerkind“ spielt seine berufliche Partnerin Rose Lopez
eine eher untergeordnete Rolle, die allerdings im letzten Drittel dichter wird.
Auffällig im Aufbau, sind die allzu vielen
Beschreibungen und Vergleiche von Gefühlen, Situationen, Gegenständen etc.
Klar, interessant und auch nötig – aber für meinen Begriff zu viel des Guten.
Fazit
„Kerkerkind“ von Katja Bohnet ist ein dichter
Thriller mit herausragenden Charakteren, die die Handlung passgenau ergänzen.
Ich hoffe, auf einen dritten Teil und diesen bitte hochkonzentriert auf die Haupthandlung
auslegen. Den Namen der Autorin „Katja Bohnet“ muss man sich merken. Absolut
empfehlenswert.
Katja Bohnert öffnet einen Kerker – und ans
Tageslicht kommen Rache und Vergeltung in perfekter, faszinierender Form.
Absolut zu empfehlen.
Michael Sterzik
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