Ich bin der Hass – Ethan Cross
Es ist der fünfte Band der Reihe um den Serienmörder „Francis Ackerman jr.“ und seinem kleinen Bruder Marcus Williams, der als Agent einer Sonderbehörde, die andere Seite der Medaille ist. Waren sie anfangs noch erbitterte Gegner, hat sich das Blatt nun förmlich gedreht und diesen Wechsel hat der Schöpfer dieses ungleichen Bruderpaars Ethan Cross unerhört gut vollzogen.
Im Genre „Thriller“ tummeln sich unglaublich viele Serienmörder, Killer und sonstige Monster. Jeder Autor dieses blutigen Genres möchte an der Beschreibung von möglichst vielen bestialischen Morden in Folge seine Leser schocken. Manchmal allzu offensichtlich, manchmal viel zu platt konzentriert sich der Schöpfer dieser Storys auf blutige Brutalität, Verstümmlungen und Ekelfaktoren. Die Story gerät aus dem Fokus und verliert sich in einer Ansammlung von überzeichnetem Horror.
Die vorliegende Reihe lebt von einer recht ungewöhnlichen Beziehungskiste zwischen den beiden Brüder. Zwar unterscheiden sie sich in ihrer Berufung, aber in ihrem innersten Selbst, tragen sie eine ähnliche Bürde und haben in den Reihen ihrer ganz persönlichen Dämonen bestimme Affinitäten.
Die Entwicklung dieser beiden Figuren ist das Kernstück dieser spannenden Reihe. Physische und psychische Gewalt waren mit der Götterfunke, der ihren inneren Antrieb, das „Böse“ zu vernichten, den Antrieb gegeben hat. Marcus Williams kann seine Aggressivität kanalisieren und bändigen, sein Bruder dagegen war wie ein blanker, bloß gelegter Nerv. Francis Ackermanns Polarstern richtete sich aus, nach der Suche nach Tod, Gewalt und Schmerz.
Trotz alledem sind Thriller von Ethan Cross keine Gute-Nacht-Geschichten. Grausamkeiten gibt es natürlich, aber nicht inflationär und wenn dann gut dosiert und nicht überzeichnet. Auf der gemeinsamen Suche nach Serienmördern – Ackermann ist nun etwas geläutert, kommt auch der Humor nicht zu kurz. Besonders dann, wenn Ackermann seine „menschliche“ Seite anerkennen muss und stolzer Besitzer eines kleinen, vorwitzigen Hundes wird. Auf den Hund gekommen, ist Ackermann allerdings noch immer ein Wolf im Schafspelz und es gibt Szenen, wo sich dieser zurückhalten muss um nicht gänzlich mit Gewalt eine endgültige Lösung zu finden.
In „Ich bin der Hass“ stellte der Leser auch fest, dass Marcus Williams, sonst ein Fels in der Brandung, sehr dünnhäutig wirkt und wird. Seine berufliche Professionalität manifestiert sich immer wieder in kleinere Gewaltausbrüche.
Ackermanns Wandlung zu „hellen“ Seite wird allzu offensichtlich, auch wenn er noch immer keine Angst verspürt und hochgebildet wie er auch ist, Freund und Feind immer ein paar Schritte voraus.
Der vorliegende Band ist höchst spannend gehalten. Sicherlich ist die Story absehbar und ohne viele Wendungen oder Überraschungen, aber an Spannung verliert er zu keinem Zeitpunkt an Boden. Nicht unbedingt originell – aber alleine durch Ackermann jr, seine Überheblichkeit, seine naive Art jedermann zu nerven, und sein steinernes Selbstbewusstsein geben ihm verdammt viele Sympathiepunkte.
„Ich bin der Hass“ von Ethan Cross ist temporeich, spannend ungewohnt witzig und verfügt bestimmt noch über viel Potenzial. Eine ganz starke Reihe, die durch eine intelligente Spannung verfügt, ohne abzuschrecken. Ackermann entwickelt sich dazu, zu einem sehr sympathischen Serienmörder, der seinesgleichen in Serie umbringen wird. Die Serie ist also Programm. Weiter geht es.
Michael Sterzik
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