Auch der zweite Teil der Jugendbuchreihe „Scythe – Der Zorn der Gerechten überzeugt. Der Autor Neal Shusterman hat eine Welt entworfen, ja eine Dystopie, die gar nicht so abwegig erscheinen mag, und die schon jetzt fingerzeigend auf unsere sehr aktuellen Bedrohungen, aber auch Chancen eingehen. Wie würde eine Welt aussehen, in der die Menschen faktisch unsterblich sind, es ein Grundeinkommen gibt, keine Armut, die großen Krankheiten ein für allemal besiegt?! Wohlstand und Frieden – ewige Jugend, wenn man sich möchte, unendliches Wissen und alles Leben gesteuert durch eine von Menschen geschaffene, künstliche Intelligenz. Natürlich gibt es Konflikte, andersartige Denkweisen – diese abstrakt und ggf. revolutionär erscheinen.
Und dann gibt es die Scythe – die auf allen Kontinenten entscheiden, wer nachgelesen wird – wer wirklich über den Fluss Styx gehen muss und nicht wiederkommt. Ein endgültiger Tod – eine endgültige Auslöschung....
Den Sycthe bleibt es nicht nur überlassen, wen sie töten, sondern auch mit welchen Mitteln der Tod herbeigeführt wird. Da die Hüter des Todes, auch nichts anders sind wie gewöhnliche Menschen, gibt es hier Individuen denn es Spaß macht zu töten, und andere wiederum, die ihre Aufgabe mit einer gewissen Ernsthaftigkeit, und ja Menschlichkeit ausüben.
Nach dem ersten Band „Hüter des Todes“ gehen jetzt die beiden ehemaligen Lehrlinge des Todes getrennte Wege. Citra ist zu Scythe ernannt worden und trägt jetzt den Namen „Anastasia“. Ihr Freund und Ihre Liebe, Rowan dagegen ist ausgestoßen. Man nennt Rowan inzwischen Scythe Luzifer. Er richtet diejenigen Scythe, deren Tötungen grausam, willkürlich, oder für ihren eigenen Vorteil sind. Damit stehen die beiden auf gänzlich unterschiedlichen Seiten....
Der zweite Band schließt unmittelbar an den Ersten an, es sind nur wenige Monate vergangen. Anastasia, die noch immer bei ihrer Mentorin und inzwischen Freundin Marie Curie – der Granddame des Todes lebt, nimmt ihre neuen Aufgaben außerordentlich ernst. Rown auch, nur sieht er seine Aufgabe darin, gewisse Scythe nachzulesen.
Das Sycthetum hat sich inzwischen in zwei Lager gespalten. Der traditionale Zweig sieht seine Aufgaben zum Wohle der Menschheit und hält sich an den Kodex und ihren eigenen Gesetzen. Die „Neue Ordnung“ dagegen, sehen sich als machvolle, instrumentalisierte, überlegene Hüter an, die gerne auch ihre eigenen Vorteile nutzen wollen und die überwiegend Spaß am töten haben.
Die Spannungselemente sind also gesetzt und bieten dem Leser neben einer grandiosen Unterhaltung, noch viele Denkanstöße. Gerade in Bezug auf ethische, moralische Werte, wie auch Respekt, Liebe, Treue usw. legt der Autor viel Wert.
Der vorliegende Band teilt sich allerdings diesmal in drei Handlungsstränge auf. Die Perspektiven von Anastasia und Rowan bilden den Grundstein, doch diesmal kommt auch der „Thunderhead“, die machtvolle künstliche Intelligenz hinzu. Zwar darf diese die Scythe nicht lenken, oder beeinflussen, aber trotz alledem hat er seine Meinung, und ggf. andere Mittel um einzulenken....
„Scythe – Der Zorn der Gerechten“ ist nicht so actionreich, wie der erste Band, allerdings gibt es viele Wendungen und Entwicklungen, die man nicht erwartet hat. Die Story wird demnach komplexer, da es ohnehin viele Interessengruppen und Konflikte gibt. Eine Charakterliche Entwicklung der beiden Hauptfiguren ist so weit einer der Themen, die wie schon im ersten Band weiter ausgebaut wird.
Spannend ist er allemal, aber deutlich anders – teilweise ruhiger, aber es zeichnet sich bald ab, dass hier nur der Wind gesät wird – der Sturm, ein Orkan wird den Leser höchstwahrscheinlich in Band drei präsentiert werden.
Weniger Action, dafür mehr Intrigen, mehr Politik und mehr über Themen, über die der Leser nachhaltig nachdenken wird.
Neal Shusterman schriftstellerischer Blick in die Zukunft ist neben dem Paradies, dass er beschreibt, auch eine Hölle für seine Figuren. Wünschen wir uns nicht alle eine gewisse Sorgenlosigkeit, keine materiellen, oder finanziellen Nöte und kein welkender Körper, der ggf. durch Krankheiten oder Unfälle endlich ist?! Soziale Strukturen, eine künstliche Intelligenz ähnlich wie bei „Terminator“ nur nicht so böse....großartige Themen.
Auf Risiken und Nebenwirkungen in dieser dystopischen Welt geht der Autor nur am Rande rein – so und das ist höchstwahrscheinlich gewollt, soll sich der jugendliche Leser mit den o.g. Themen beschäftigen. Er wird es – keine Sorge.
„Sycthe – Der Zorn der Gerechten“ ist ein kleiner, leiser Sturm, deren Ausläufer und spannungsvoll schon jetzt darauf vorbereiten, welcher Orkan im dritten Band erreicht wird. Hochklassiger Roman, düster, hoffnungsvoll, und wie ich den Neuigkeiten entnehmen kann, soll dieser auch verfilmt werden. Schon jetzt ein hoffnungsvoller Garant. Wenn Ihre Kinder den Band lesen sollten, greifen Sie zu und gehen erziehungsberichtigt so vor, dass diesen annektieren. Die Reihe wird Sie so oder so überzeugen. Prädikat: Wertvoll.
Michael Sterzik
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