Die in Hamburg lebende Autorin Sabine Weiss sich sonst literarisch im Genre „Historischer Roman“ bewegt, hat nun im Verlag Bastei Lübbe, ihren zweiten Kriminalroman „Brennende Gischt“ veröffentlicht.
Ihr erster Roman „Schwarze Brandung“ begeisterte Kritiker und Leser. Auch der zweite Band um die Ermittlerin Liv Lammers, der Kommissarin aus Flensburg, spielt auf Sylt. Mit dieser touristisch hochfrequentierten Insel verbindet die junge Polizistin ihre Kindheits- und Jugenderinnerungen, und diese waren wegen ihren tyrannischen Vater alles andere als wünschenswert. Materiell hat es ihrer Familie an nichts gefehlt, allerdings bekam Liv als schwarzes Schaf der Familie wenig Liebe und Zuneigung zu spüren. Diese alten Erinnerungen und Empfindungen werden sie auch im zweiten Band einholen, wenn sie den Mordfall auf der Insel aufklären will.
Wir können es vorab schon sagen: „Brennende Gischt“ ist ein hochspannender und atmosphärisch hochklassiger Krimi. Als eine Leiche in einem verlassenen Haus gefunden wird und dieser Todesfall sich als Mord herausstellt, ist es vorbei mit der Ruhe auf der Insel. Der Täterkreis ist sowieso durch die Größe von Sylt eingeschränkt, und als ein zweiter Mord geschieht, tuen sich menschliche Abgründe auf, die lange in der Vergangenheit liegen. Bei den Ermittlungen stößt Liv Lammers nicht nur auf alte Schulfreunde und Bekannte, sondern auch auf einen internen Feind, einen Kollegen, der die Ermittlungen manipulieren möchte.
Sabine Weiss spielt geschickt mit ihren Figuren und baut die Handlung immer weiter aus. Stufe für Stufe arbeitet sich die Story vorwärts auf und im Laufe der Ermittlungen kommt es zu vielen Verzweigungen und Ausfahrten die Überraschungen bereithalten und wie schon oben erwähnt ehemalige Freundschaften und Beziehungen in einem ganz anderen Licht stehen lassen.
Morde sind meistens Beziehungstaten – auch in „Brennende Gischt“ sind Beziehungen der Protagonisten der Schlüssel. Dadurch entstehen nicht nur spannende Szenen, sondern auch ebenfalls spannende Dialoge. Betrachtet man die Story von einer realistischen Perspektive aus, so ist diese zweifelsfrei gegeben. Ob sich die Autorin von den Drehbüchern der Tatort-Filme inspiriert hat, kann man nicht sagen – aber „Brennende Gischt“ ist ähnlich aufgebaut – nur besser. Das sich die Autorin mit den kriminalistischen Methoden der Ermittlungen befasst hat, merkt man schnell. Kommissar Zufall ist kein Kollege, der Liv Lammers bei ihren Nachforschungen behilflich ist – es ist die Hartnäckigkeit und überhaupt ihren Charakter, die den Erfolg bringt und ggf. vielleicht auch das Wissen um die Einwohner dieser beschaulichen Insel, die früher ihre Heimat war.
Apropos Heimat – „Brennende Gischt“ beschäftigt sich auch mit der Vergangenheit und der Gegenwart Liv Lammers. Auf der Insel Sylt lebt ihr Vater, ihre Schwester und ihr Neffe und die Beziehungsebene gilt nach wie vor als gestört. Um der Hauptprotagonisten mehr „Leben“ zu verleihen, lässt die Autorin ihre Hauptfigur auch privat leben. Keine Ermittlungsarbeit – sondern Vergangenheits- und Gegenwartsverarbeitung und diese ist ebenfalls nicht minder spannend wie die Morde.
„Brennende Gischt“ der spannende Roman für die kommenden Sommerferien und sollte man sich auf Sylt bewegen, so kann man auch auf den Spuren der Ermittler wandeln, denn Orts- und Straßennamen werden von der Autorin auch genannt und beschrieben. Kein kriminalistischer Reiseführer – aber die beiden Romane wecken schon die Reiselust, um Sylt vielleicht für einen Tagesauflug zu besuchen.
Fazit
„Brennende Gischt“ ist so spannend und abwechslungsreich wie die Gezeiten auf der Insel Sylt. Spannende Atmosphäre, interessante Charaktere, inhaltlich spannende Nebengeschichten. Sylt wird zu einem gefährlichen Pflaster, dass man allerdings super gerne besuchen möchte. Ich freue mich schon auf die nächsten Bände.
Michael Sterzik
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