Donnerstag, 3. Mai 2018

Oxen - Das erste Opfer / Der dunkle Mann - Jens Henrik Jensen

 

Politik, Wirtschaft, Religion, Kriminalität – wer kann hier ein ganzes Land lenken, die Regierung bilden? Gibt es in einigen Ländern Geheimbünde, Logen, ein Konsortium aus vielen einflussreichen Menschen, die Staatsgeschäfte im Verborgenen lenken und gleichfalls Kontakte zu kriminellen Organisationen aufrechterhalten und natürlich auch die Wirtschaft unter ihrer Kontrolle haben? Ein Märchen, eine Legende, ein Gerücht – oder steckt mitunter mehr dahinter? 

Der dänische Autor Jens Henrik Jensen hat mit seiner Thriller Trilogie um den Ex-Elitesoldaten Niels Oxen genau dieses sensible Thema in seinen in Deutschland erschienen Bänden – „Das erste Opfer“ und „Der dunkle Mann“ verarbeitet. 

Die Reihe im dtv premium Verlag erschienen ist großartig und spannend in Szene gesetzt. Die Handlung wirft Fragen auf –gerade in Bezug auf das Zusammenspiel solch elitärer Kreise aus Wirtschaft, Geheimdienst und Politik. Ein feines Marionettenspiel, das hier primär erzählt wird. Menschen, die quasi an Fäden fremd gesteuert werden, ohne das sie eine Ahnung von dieser Manipulation haben. Und wenn, dann ist es zu spät: Erpressung, Gewalt, mediale Vernichtung – alles Werkzeuge auf die, die Schattengesellschaft zurückgreift, wenn es diese für nötig hält. 

Die Hauptfigur Niels Oxen wird in einen Strudel der Korruption, der Geheimnisse und der Gewalt gerissen – eine Kette von Eskalatoren, die man ohne Widerstand keinesfalls standhalten kann. Der Autor inszeniert ein kompliziertes Netz aus Verschwörungen, Angst und Miß- und Vertrauen, mit einem wachsenden Personenkreis, aber wechselnden Hauptakteuren. Dabei stützt sich der Autor auf Fakten. Die Handlung spielt im harmonischen Dänemark. Doch das Land der kleinen Meerjungfrau und der romantischen Fjorde war in der Vergangenheit weniger friedlich als gedacht. Es gab den „Danehof“ im Mittelalter – eine Vereinigung von Adeligen, die den amtierenden König ziemlich fest im Griff hatten und einen hohen Einfluss hatten. Jens Henrik Jensen – lässt diesen Danehof „aufleben“ mit mehr Macht und Einfluss auf die Regierung, also noch vor alten Zeiten. 

Komplex und Spannend – dazu eine Reihe von Charakteren, die alles sind außer langweilig. Ebenfalls sehr verzweigt, entwickeln sich diese und glaubt man an, dass alles so ist wie beschrieben – falsch gedacht. Überraschende Wendungen, Verrat, Intrigen beherrschen die Handlungen. Es ist ein Spiel um Macht – der Verlierer wird vernichtet – physisch oder psychisch, oder beides - Kollateralschäden einbezogen. 
Die Perspektive der Handlung wird zumeist aus der Sicht von Niels Oxen, oder der Agentin des Nachrichtendienstes Margarethe Franks erzählt. Sehr achtbar das der Autor allen Protagonisten viel Raum gibt, um sich charakterlich und inhaltlich zu entwickeln. Im zweiten Band taucht der Danehof mehr in den Mittelpunkt und auch von dessen Aussicht wird dann von den Ereignissen erzählt. 

Es gibt auch satte und explosive Handlungsebenen die dann weniger diplomatisch sind, sondern eher aggressive Verhandlungen mit Schusswaffen sind. In diesen Szenen explodiert der Charakter des Niels Oxen sprichwörtlich sehr gewaltig. Die Charakterfindung ist auch in den vorliegenden beiden Bänden nichts Neues. Dennoch greift der Autor eher unkonventionell dazu, Niels Oxen posttraumatische Belastungsstörungen auf den Leib und die Seele zu schreiben. Mit Einsätzen in den Bürgerkriegsregionen Serbiens/Kroatiens und Einsätzen in Afghanistan ist der schon 40jährige Ex-Elitesoldat schwer traumatisiert. Auch diese Rückblenden sind spannend und packend erzählt und verdeutlichen und vertiefen diesen Charakter. 

Es ist ein kleiner Fingerzeig des Autors dieses Thema zu enttabuisieren. Ja – Soldaten werden in Kampfhandlungen einbezogen, aber nicht nur körperlich verwundet. Vielleicht werden sie auch gar nicht verwundet, aber vielleicht erleben Sie ggf. als Blauhelmsoldat Szenen des Terrors, der Gewalt und Verstümmlung ohne Eingreifen zu dürfen!? Auch das bleibt nachhaltig beim lesen dieser beiden Romane hängen, ohne zu sehr in den Fokus zu rücken. 

Jens Henkrik Jensen hat mit seiner Romanfigur Oxen und seiner Reihe eine Perle in der Welt des Thrillers geschaffen. Brillante Spannung – dunkle Geheimnisse und Feinde, gegen die man machtlos erscheint und auch ist, sensible und feine Charakterzeichnungen. Eine Story, die immer mal wieder überrascht und sich mit vielseitig mit „grauen Eminenzen“ der Wirtschaft und Politik befasst. 

Perfekte Unterhaltung mit nachhaltiger Suchtgefahr. Perfekt für lange Lesenächte. 

Michael Sterzik





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