Sonntag, 20. Mai 2018

Legenden des Krieges - Der einsame Reiter - David Gilman

Der 100jährige Krieg zwischen dem englischen und französischen Königreich war ein gewalttätiges Ereignis. Ein Krieg deren Opfer nicht nur Ritter, Söldner und einfache Soldaten waren, sondern auch die zivile Bevölkerung einen hohen Blutzoll ausrichten musste. 

Baronate und Grafschaften, die je nach Lage des Krieges die Hoheiten wechselten, die katholische Kirche, die zumeist ihre weltliche Macht und ihren Einfluss auf die Herrscher vergrößern wollen. Unendliches Leid für die Bauern, und selbst Städte waren vor marodierenden Söldnern und Siegern nicht sicher. Doch auch im südlichen Europa, in Italien gab es zwischen den kleineren Königreichen kriegerische Auseinandersetzungen. 

David Gilman schleudert seinen Protagonisten Thomas Blackstone ins Exil nach Italien. Als Söldner verpflichtet, geht der Krieg für ihn und seine Freunde blutig weiter. Doch sein blutbefleckter Streifzug endet, als ihn eine Nachricht erreicht um wieder für seinen König zu kämpfen. Über die verschneiten Alpen geht es zurück, auch zu Frau und Kind – aber das Grauen verfolgt und holt ihn ein....

Der Schreibstil, der Ausdruck, sein Stil und nicht zuletzt, die atmosphärische Spannung, die der britische Autor hier zeigt, erinnert sehr an Bernard Cornwell. Sicherlich hat jeder seine persönliche Note, doch stilistische Werkzeuge werden sehr ähnlich verwendet. 

Der dritte Band der Reihe: „Legenden des Krieges – Der einsame Reiter“ ist wie seine beiden im Rowohlt Taschenbuchverlag erschienen Titel hochklassig. Spannung in jedem Kapitel, abwechslungsreiche Perspektive und inhaltliche gute Dialoge sind der Grundstein für einen erfolgreichen Roman. Die Atmosphäre des Titels ist nicht nur bühnengerecht spannend, sondern auch voller Dramatik. 

In diesem Roman ist natürlich auch ein persönlicher Erzfeind des Thomas Blackstone vertreten und damit auch die gute, alte Rache, die der Story aber gut tut und bis zuletzt an Wucht nichts verliert. David Gilman schreibt allerdings ähnlich wie sein berühmter Kollege, sehr drastisch. Nicht nur, dass Thomas Blackstone konsequent auftritt und brutal tötet ,wirkt manchmal schockierend, sondern auch die Strafen und Hinrichtungen sind an geschilderter Brutalität manchmal schwer zu verdauen. Das schreckliche daran ist ebenfalls, dass sich diese Grausamkeiten, nicht der Autor fiktiv ausgedacht hat, sondern tatsächlich so von dem damaligen Adel ausgeübt wurden.

Die Erzfeindschaft und überhaupt, dass Verhältnis dieser beiden Königshäuser, wird gut thematisiert, aber verliert an Gewichtung, da der Autor sich eher auf das Schicksal von Thomas Blackstone fokussiert. Auch der Aufstand der Bauern, der einfachen Bevölkerung, die sich gegen ihre „Herren“ erheben wird aufgegriffen und gehört mit zu den Kapiteln, die höchst spannend erzählt werden. Man kann ja durchaus Sympathie für die Bevölkerung und ihre Motive entwickeln, aber auch diese begehen Kriegsverbrechen an Frauen und unschuldigen Kindern, die schockieren. Im Krieg gibt es halt keine unschuldigen, nur Opfer und Täter – alle schuldig. 

Es wird auch nach diesem schockierenden, aber wichtigen und richtigen Ende der Handlung, noch weitere Bände geben. Die Darstellung und Entfaltung von Thomas Blackstone wird hier offenbar weitergeführt, wie – dass bleibt hier die große Frage. 


David Gilman gibt nicht nur dem Krieg ein realistisches Gesicht, sondern schafft es auch, die Charaktere auf solide Entwicklungsbahnen zu lenken. Nein – Philosophie gehört nicht dazu – aber Ehre, Freundschaft, Mut und Aufopferung – davon ist hier die Rede. 

Fazit

„Legenden des Krieges – der einsame Reiter – von David Gilman ist ein Pageturner im Genre gewalttätiger „historischer“ Roman. Brutal wie eine Streitaxt, fein erzählt wie ein gut geschmiedetes Schwert und mit Intrigen und Rache gerüstet – was will man mehr? 

Absolute Empfehlung für alle Leser, die schon gute Erfahrungen mit Bernard Cornwell machen konnten. Großartig.

Michael Sterzik

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