Kaiser
Augustus – der frühere Octavius, aus dem römischen Geschlecht der adeligen
Julier, aus dem auch Julius Cäsar stammt. Octavius erbte nach der Ermordung
Cäsers Macht, Finanzen, Titel und einen erheblichen Einfluss.
Der
amerikanische Autor John Williams hat diesen Roman schon 1971 verfasst.
Jahrzehnte wurde dieses Werk vergessen und nun von dem dtv Verlag erneut veröffentlicht. Kaiser
Augustus gehört mit zu den favorisierten Lichtgestalten der römischen Epoche. Die
aktuelle Forschung weiß erstaunlich vieles zu berichten. Wie jeder Herrscher,
ist Augustus ein vielschichtiger Charakter. John Williams erzählt in seinem
Roman „Augustus“, die Lebensgeschichte dieses Mannes, der Rom gedient hat, der
weise und zugleich skrupellos sein konnte, oder auch sein musste. Ein
intelligenter, sensibler Mann, der tiefe Spuren in der Geschichte hinterlassen
hat.
John
Williams legt mit seinem Buch keine weitere, wissenschaftliche Analyse der Person des Augustus vor. Ebenfalls ist es keine umfassende Biografie, und selbst als
historischen Roman betitelt – ist er es nicht. Der Autor verfasst einen
Briefroman des Menschen und Kaisers Augustus. Leider sind diese Briefe
hauptsächlich als fiktional zu betrachten. Es gibt noch eine große Anzahl von
Tagebucheinträgen, Protokollen des Senats, Militärdepeschen und natürlich auch
Propagandaschriften. Chronologisch sind diese allerdings nicht aufgestellt. Aus
dieser eindrucksvollen Sammlung entwirft der Autor ein „historisches“ Porträt.
Interessant sind die ganz verschiedenen Perspektiven der historischen Personen,
z.B. Marc Anton, Cicero, usw. An viele Ereignisse wird man sich nicht zuletzt
durch die Darstellung im Film erinnern können. Auch diese ist weniger
chronologisch dargestellt, wie es eigentlich sein sollte.
Der
Schreibstil des Autors ist gemessen an der jetzigen Zeit allzu blumig und
ausschweifend. Eine feine Sprache – Stil und Ausdruck ebenfalls – allerdings
bleibt der Unterhaltungswert irgendwo in den Startlöchern und selbst die
historische Komponente bleibt aufgrund dieses Briefromans allzu fragwürdig. Für
geschichtsinteressierte Leser, die sich mit der Person und dem Herrscher
Augustus schon befasst haben, ist dieser Roman absolut überflüssig, fast schon
ärgerlich. Für die Nicht-Historiker mag der Roman allerdings anspruchsvoll und
interessant sein.
Der
strukturierte Aufbau ist klassisch eingerahmt zwischen Pro- und Epilog.
Natürlich interpretiert der Autor John Williams die Machtkämpfe nach dem Tode
Cäsers und dem Aufstieg des Octavian zum Kaiser Augustus. Politische Intrigen,
Strategie und taktisches Verhalten verschiedener historischer Persönlichkeiten
werden thematisiert. Die historischen Ereignisse stelle ich hier und jetzt
nicht dar. John Williams beschreibt in „Augustus“ auch die Privatperson und
seine Beziehungen.
Am Ende
des Romans gibt es eine Aufstellung der historischen Persönlichkeiten, denen
man in diesem Buch begegnet. Natürlich kommt auch der Name „Cleopatra“ vor. In
der historischen, römischen Geschichte keinesfalls eine dramatische Fußnote.
Fazit
„Augustus“ von John Williams ist ein überschätztes Werk.
Befasst man sich mit der historischen Persönlichkeit des Kaisers, so ist dieser
Roman absolut überflüssig. Spannung – ist hier nicht gegeben. Es gibt amüsante
Passagen innerhalb der Briefe, wenn diese allzu flapsig dargestellt sind. Der
Unterhaltungswert ist faktisch nicht anwesend. Die gesamte Atmosphäre sehr
spröde und teilnahmslos.
Absolut nicht zu empfehlen. Weder mit einer Historischen,
noch mit einer unterhaltsamen Komponente versehen.
Michael Sterzik
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