Die schwedische Autorin Anna Tell hat mit ihren
Erstlingsroman „ Vier Tage in Kabul“ einen brisanten, und auch aktuellen
Politthriller veröffentlicht. Die Autorin weiß, wovon sie schreibt. Sie ist
Politologin und Kriminalkommissarin und verfügt über zwanzig Jahre an Polizei-
und Militärerfahrung. Das in dem vorliegenden Roman: „Vier Tage in Kabul“ ggf.
auch autobiografische Elemente einfließen ist logisch. Höchstwahrscheinlich
hatte die Autorin es unter anderem bei ihren Einsätzen im Ausland auch sensible
Berührungspunkte mit dem eigenen, sowie fremden Nachrichtendiensten.
Ihr Debütroman handelt von einer taffen, schwedischen
Kriminalkommissarin – Amanda Lund, die für ein Jahr im weit entfernten
Afghanistan lokale Sicherheitskräfte ausbildet. Die Ausbildung verläuft recht
praxisnahe und schildert schon im ersten Kapitel ein wildes Feuergefecht, bei
dem sie gezwungen ist, einen Angreifer zu töten. Wenig später erhält sie einen
offiziell sehr heiklen Auftrag. In Kabul wurde ein schwedisches Diplomatenpaar
anscheinend entführt. Die Botschaft setzt die 35 jährige Beamtin als
Unterhändlerin ein. Zur etwa gleichen Zeit wird im heimischen Schweden ein
Regierungsbeamter ermordet. Im Laufe der Ermittlungen stellt sich heraus, dass
beide Fälle trotz der Entfernung anscheinend zusammenhängen. Als sich der
Geheimdienst und auch politische Kreise einschalten, wird es lebensgefährlich –
nicht nur für das entführte Diplomatenpaar.
„Vier Tage in Kabul“ ist ein authentischer, sehr reeller
Politthriller mit einigen satten Actioneinlagen. Dabei ist es kein lauter
Roman, die Spannung baut sich stufenweise, in langsamen Schritten auf.
Detailtreu schildert die erfahrene Beamtin und Autorin, die angespannte,
politische Lage in einem Krisengebiet wie Afghanistan. Ebenfalls gibt Anna Tell
einen Einblick in Strategie und Taktik bei Geiselnahmen, selbst Waffen und
Ausrüstungsgegenstände werden anschaulich erklärt. Ein Blick fürs Detail also –
aber beeinflusst die Handlung nicht unmittelbar, wirkt aber auch nicht störend.
Spannend ist der Roman allemal – hätte aber deutlich
stärker ausfallen können. Kernthemen des Romans sind neben den beiden
Kriminalfällen, die Bühne der Diplomatie, die Interessen der Politik und der Justiz
– das gilt für beide Länder : Schweden und Afghanistan. Die Dialoge sind
zahlreich und inhaltlich wirklich gut strukturiert – der Perspektivwechsel ist
angenehmen und die Grundstimmung ist souverän spannend.
Als Debütwerk ist „Vier Tage in Kabul“ absolut gelungen.
Inhaltlich muss das Tempo aber angezogen werden und vielleicht die Handlungsbühne
bei einem Standort im Fokus stehen!? Die Charakterisierung der Protagonisten,
allen voran Amanda Lund ist sehr gut gelungen. Die Autorin zeigt das Privatleben
in einer Nebenhandlung und lässt die taffe und selbstbewusste Kriminalbeamtin
auch psychisch an ihre Grenzen kommen. Besonders gut interpretiert die Autorin,
die politischen Interessen und dazu die Personen, die offensichtlich ihren
Einfluss und ihre Position für private Zwecke missbrauchen.
Fazit
Bitte das Tempo anziehen und konzentrierter, vielleicht
auch ein wenig Actionlastiger die Fortsetzung aufbauen. Als Debütwerk ist „Vier
Tage in Kabul“ absolut überzeugend. Eine realistische Handlung mit den jeder
Politologe und Nachrichtendienstler gut leben kann. Prädikat: Gelungen und
überzeugend.
Michael Sterzik
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