Freitag, 24. August 2018

Vier Tage in Kabul - Anna Tell


Die schwedische Autorin Anna Tell hat mit ihren Erstlingsroman „ Vier Tage in Kabul“ einen brisanten, und auch aktuellen Politthriller veröffentlicht. Die Autorin weiß, wovon sie schreibt. Sie ist Politologin und Kriminalkommissarin und verfügt über zwanzig Jahre an Polizei- und Militärerfahrung. Das in dem vorliegenden Roman: „Vier Tage in Kabul“ ggf. auch autobiografische Elemente einfließen ist logisch. Höchstwahrscheinlich hatte die Autorin es unter anderem bei ihren Einsätzen im Ausland auch sensible Berührungspunkte mit dem eigenen, sowie fremden Nachrichtendiensten.

Ihr Debütroman handelt von einer taffen, schwedischen Kriminalkommissarin – Amanda Lund, die für ein Jahr im weit entfernten Afghanistan lokale Sicherheitskräfte ausbildet. Die Ausbildung verläuft recht praxisnahe und schildert schon im ersten Kapitel ein wildes Feuergefecht, bei dem sie gezwungen ist, einen Angreifer zu töten. Wenig später erhält sie einen offiziell sehr heiklen Auftrag. In Kabul wurde ein schwedisches Diplomatenpaar anscheinend entführt. Die Botschaft setzt die 35 jährige Beamtin als Unterhändlerin ein. Zur etwa gleichen Zeit wird im heimischen Schweden ein Regierungsbeamter ermordet. Im Laufe der Ermittlungen stellt sich heraus, dass beide Fälle trotz der Entfernung anscheinend zusammenhängen. Als sich der Geheimdienst und auch politische Kreise einschalten, wird es lebensgefährlich – nicht nur für das entführte Diplomatenpaar.

„Vier Tage in Kabul“ ist ein authentischer, sehr reeller Politthriller mit einigen satten Actioneinlagen. Dabei ist es kein lauter Roman, die Spannung baut sich stufenweise, in langsamen Schritten auf. Detailtreu schildert die erfahrene Beamtin und Autorin, die angespannte, politische Lage in einem Krisengebiet wie Afghanistan. Ebenfalls gibt Anna Tell einen Einblick in Strategie und Taktik bei Geiselnahmen, selbst Waffen und Ausrüstungsgegenstände werden anschaulich erklärt. Ein Blick fürs Detail also – aber beeinflusst die Handlung nicht unmittelbar, wirkt aber auch nicht störend.

Spannend ist der Roman allemal – hätte aber deutlich stärker ausfallen können. Kernthemen des Romans sind neben den beiden Kriminalfällen, die Bühne der Diplomatie, die Interessen der Politik und der Justiz – das gilt für beide Länder : Schweden und Afghanistan. Die Dialoge sind zahlreich und inhaltlich wirklich gut strukturiert – der Perspektivwechsel ist angenehmen und die Grundstimmung ist souverän spannend.
Als Debütwerk ist „Vier Tage in Kabul“ absolut gelungen. Inhaltlich muss das Tempo aber angezogen werden und vielleicht die Handlungsbühne bei einem Standort im Fokus stehen!? Die Charakterisierung der Protagonisten, allen voran Amanda Lund ist sehr gut gelungen. Die Autorin zeigt das Privatleben in einer Nebenhandlung und lässt die taffe und selbstbewusste Kriminalbeamtin auch psychisch an ihre Grenzen kommen. Besonders gut interpretiert die Autorin, die politischen Interessen und dazu die Personen, die offensichtlich ihren Einfluss und ihre Position für private Zwecke missbrauchen.

Fazit

Bitte das Tempo anziehen und konzentrierter, vielleicht auch ein wenig Actionlastiger die Fortsetzung aufbauen. Als Debütwerk ist „Vier Tage in Kabul“ absolut überzeugend. Eine realistische Handlung mit den jeder Politologe und Nachrichtendienstler gut leben kann. Prädikat: Gelungen und überzeugend.

Michael Sterzik

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