David Gilman lässt seinen Protagonisten Thomas Blackstone
zum inzwischen sechsten Mal im 100.jährigen Krieg zwischen dem englischen und
französischen Königshaus kämpfen. Der jugendliche
Steinmetz ist inzwischen zum legitimierten Kriegsherrn aufgestiegen. Doch sein
kriegerisches Leben hinterlässt eine Spur des Todes in seiner Vergangenheit.
Seine Frau und Tochter wurden ermordet, ganz zu schweigen von vielen Freunden –
Lehrern und Weggefährten, die nicht nahezu unsterblich wirken, wie Blackstone
selbst.
Das dieser Krieg nicht nur lange, sondern auch von beiden
Seiten unerbittlich und brutal geführt wurde, geben viele historische Quellen
wieder. Die Opfer waren nicht nur Soldaten der beiden Länder, oder Söldner –
sondern gerade die Zivilbevölkerung in kleineren Dörfern und Städten wurde fast
schon systematisch abgeschlachtet. David Gilman lässt in dem vorliegenden Band
dieser hervorragenden historischen Reihe eine Brutalität sprechen, die fast
schon nicht mehr zu ertragen ist. Ein Leben, auch das eines einfachen Soldaten
wird nicht wertgeschätzt – es kann natürlich sein, und es deutet ja auch alles
darauf hin, dass es wirklich so gewesen sein mag – aber die erzählerische Kälte
möglichst den Tod durch das Schwert spannend und blutig zu schildern, ist
tendenziell zu stark. Dieses wiederum spiegelt sich auch im Charakter von
Thomas Blackstone wider. In „Der eiserne Schwur“ zeigt er bis auf wenige
Ausnahmen eine Gefühlskälte dar, bei der man sich fragt, wie es charakterlich mit
der persönlichen Legende des Krieges weitergehen mag.
Der Autor hat gezeigt, dass er sehr, sehr spannend
erzählen kann. Spannend ist der vorliegende Band auch – doch auch sehr
vorhersehbar und allzu konzentriert darauf möglichst brutale Tötungen zu
beschreiben. Kampfkunst hin oder her – auch hier beschreibt David Gilman anhand
historischer Quellen verschiedene Schwerttechniken, die natürlich auch
praktische Verwendung finden.
Trotz dieser vorherrschenden Kritikpunkte retten die
Nebenfiguren den Unterhaltungswert. Die Dialoge sind manchmal sehr provokant
witzig, ironisch und führen Thomas Blackstone zurück auf den unblutigen Weg des
Kriegers.
Auch die Politik versteckt sich hinter der Bühne. Leider –
denn auch das wäre ein spannendes Thema sein können. In puncto „Liebe“ – die hier
sehr sekundär verwendet wird, findet man zum Ende hin eine interessante
Dramatik, aber auch diese ist vorhersehbar und keineswegs überraschend. Gerade
eine dramatische Auseinandersetzung fehlt hier – eine Person, oder überhaupt
ein Feind, der Thomas Blackstone ebenbürtig ist. David Gilman stellt ihn als
allzu selbstsicher, unbesiegbar und unsterblich dar. Letzteres ist ärgerlich –
denn es ist nicht allzu realistisch, dass er einfach alles überlebt.
Frankreich, 1362: Zwar wurde Thomas Blackstone, einst ein
einfacher Bogenschütze, zum Kriegsherrn König Edwards III. ernannt – doch das
schützt ihn vor Verleumdung nicht. Eine Gruppe Ritter des Deutschen Ordens
trachtet nach Vergeltung an dem walisischen Söldnerführer Gruffydd ap Madoc,
der für grausame Verbrechen im Elsass verantwortlich sein soll. Da wittert
Simon Bucy, der raffinierte Berater des französischen Königs, seine Chance.
Blackstone sei mit dem Waliser geritten und der eigentliche Schuldige, flüstert
er ihnen ein, und die Ritter begeben sich auf die Suche. Blackstone kämpft
derweil mit Entschlossenheit für den Anspruch seines Königs auf französischen
Boden. Zugleich bangt er um die Sicherheit seines Sohnes Henry. Dann gerät
nicht nur dieser, sondern auch der englische Prinz in größte Gefahr …(Verlagsinfo)
Fazit
„Legendes Krieges – Der eiserne Schwur“ von David Gilman
ist ein brachiales, brutales Bild des 100. Jährigen Krieges. Erbarmungsloses
Töten – kalt und emotionslos erzählt. Spannend ist es – wie geht’s denn nun
weiter? Es wird Zeit für eine neue Herausforderung, die Thomas Blackstone dazu
treiben muss, sich selbst zu reflektieren. Es wird Zeit – dass auch er wieder
weiß – was Tot und Verlust bedeuten mag.
Der sechste Band ist, obwohl der Schwächen sehr
empfehlenswert – wenn man sich auch die gesamte Reihe konzentriert. David
Gilman hat auch mit diesem Band bewiesen, dass er ein guter Autor ist – gut recherchiert
– guter Aufbau – gute Charaktere – aber insgesamt zu wenig Handlung.
Michael Sterzik
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