Montag, 21. September 2020

Der 16. Betrug - James Patterson


Terroranschläge durch islamistische Fundamentalisten, oder rechtsextreme Vereinigungen haben Hochkonjunktur und sind leider ein verzerrtes, aber auch aktuelles Spiegelbild unserer politischen und gesellschaftlichen Welt.

Wir haben September – Der Terroranschlag auf das World Trade Center am 11.9. ist noch ein posttraumatisches Erlebnis. Auch das wurde schon in Romanen stark thematisiert. Die Bedrohung ist noch immer da – sie ist noch immer präsent und verlagert sich eher auf den nationalen Rechtsextremismus. Diese Stimmen sind extrem lauter, brutaler, kälter und auch bedrohlicher geworden. Der Feind ist der innere – und viel wenig der äußere geworden.

Der neueste Titel von James Patterson – „Der 16.Betrug“ ist ein starker Band der „Woman`s-Murder-Club-Reihe“. Er knüpft unmittelbar an die Handlung von „Die 15. Täuschung an“ !

Vor einem Jahr schien Lindsay Boxers Leben noch perfekt. Doch nun steht der Bombenleger, den sie damals mithilfe ihres Mannes Joe dingfest machen konnte, vor Gericht und wirft verheerende Fragen über dessen Beteiligung an den Ermittlungen auf. Lindsay weiß nicht mehr, wem sie vertrauen soll – dem Mann, den sie liebt, von dem sie aber verraten wurde, oder doch dem vermeintlichen Verbrecher. Und als wäre das nicht genug, wird San Francisco auch noch von einer Reihe mysteriöser Todesfälle erschüttert. Haben diese womöglich ebenfalls mit der Gerichtsverhandlung zu tun? (Verlagsinfo)

Der Klappentext spiegelt nur sehr grob die Handlung wieder. Die Story spielt sich im Wesentlichen vor Gericht ab – es ist ein Justizthriller, der aber absolut brillant erzählt ist. Damit gehört dieser Band, um es vorab zu sagen, schon zu den sehr starken der Reihe. Faszinierend sind auch diesmal nicht die Hauptfiguren, sondern die vermeintlichen Verdächtigen, die Täter, die intelligent, raffiniert und ein wirklich böses Auftreten haben. Die Hauptfiguren haben zwar einen sehr starken Part – stehen aber brav in der zweiten Reihe. Eine der absoluten Stärken ist die charakterliche Konzeption der 4 Ermittlerinnen. Inzwischen sind sie älter geworden, reifer, sie sind verheiratet, haben Kinder – aber sie tragen auch Konflikte untereinander aus. Ihre Nervenkostüme sind immer ein wenig unter Spannung, dass zumindest auch in ihrem privaten Umfeld.

Damit erreicht James Patterson auch die weibliche Zielgruppe. Die Story, die sich auf zwei Ebenen bewegt, legt Ihre Gewichtung ganz klar in den Gerichtssaal. Was sich hier abspielt, ist ganz großes Kino. Ein Duell vor dem ehrenwerten Gericht, das so viel Spannung in sich trägt, dass man meint selbst einer der Zuschauer zu sein. Sehr gelungen. Der zweite Part ist zwar in sich spannend, aber leider zu schnell positioniert und zu schnell erzählt. Hier war erheblich mehr Potenzial vorhanden.

„Der 16.Betrug“ legt ein hohes Tempo vor. Die Kapitel sind wie gewohnt sehr kurz gehalten. James Patterson Stil ist schon besonders – prägnant – nicht ausufernd, sondern konzentriert sich immer auf das absolut wesentliche.

Der vorliegende Thriller geht auch „erwachsen“ mit dem Thema „Terror“ um. Es gibt keinen offenen, oder versteckten Patriotismus. Terror – der von radikalisierten Menschen gelebt wird – ein Thema unserer Zeit. Auch eine Botschaft, darüber nachzudenken, dass der Feind, auch der nächste Nachbar, der nächste Lehrer, der nächste kranke Patient sein kann.

Fazit

„Der 16. Betrug“ ist ein großartiger Pageturner. Spannung im Gerichtssaal – ein rhetorisches Duell, dass man genießen sollte.

Michael Sterzik

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