Terroranschläge durch islamistische Fundamentalisten, oder rechtsextreme Vereinigungen haben Hochkonjunktur und sind leider ein verzerrtes, aber auch aktuelles Spiegelbild unserer politischen und gesellschaftlichen Welt.
Wir haben September – Der Terroranschlag auf das World
Trade Center am 11.9. ist noch ein posttraumatisches Erlebnis. Auch das wurde
schon in Romanen stark thematisiert. Die Bedrohung ist noch immer da – sie ist
noch immer präsent und verlagert sich eher auf den nationalen
Rechtsextremismus. Diese Stimmen sind extrem lauter, brutaler, kälter und auch
bedrohlicher geworden. Der Feind ist der innere – und viel wenig der äußere
geworden.
Der neueste Titel von James Patterson – „Der 16.Betrug“
ist ein starker Band der „Woman`s-Murder-Club-Reihe“. Er knüpft unmittelbar an
die Handlung von „Die 15. Täuschung an“ !
Vor einem Jahr schien Lindsay Boxers Leben noch perfekt.
Doch nun steht der Bombenleger, den sie damals mithilfe ihres Mannes Joe
dingfest machen konnte, vor Gericht und wirft verheerende Fragen über dessen
Beteiligung an den Ermittlungen auf. Lindsay weiß nicht mehr, wem sie vertrauen
soll – dem Mann, den sie liebt, von dem sie aber verraten wurde, oder doch dem
vermeintlichen Verbrecher. Und als wäre das nicht genug, wird San Francisco
auch noch von einer Reihe mysteriöser Todesfälle erschüttert. Haben diese
womöglich ebenfalls mit der Gerichtsverhandlung zu tun? (Verlagsinfo)
Der Klappentext spiegelt nur sehr grob die Handlung
wieder. Die Story spielt sich im Wesentlichen vor Gericht ab – es ist ein
Justizthriller, der aber absolut brillant erzählt ist. Damit gehört dieser
Band, um es vorab zu sagen, schon zu den sehr starken der Reihe. Faszinierend
sind auch diesmal nicht die Hauptfiguren, sondern die vermeintlichen
Verdächtigen, die Täter, die intelligent, raffiniert und ein wirklich böses
Auftreten haben. Die Hauptfiguren haben zwar einen sehr starken Part – stehen aber
brav in der zweiten Reihe. Eine der absoluten Stärken ist die charakterliche
Konzeption der 4 Ermittlerinnen. Inzwischen sind sie älter geworden, reifer,
sie sind verheiratet, haben Kinder – aber sie tragen auch Konflikte
untereinander aus. Ihre Nervenkostüme sind immer ein wenig unter Spannung, dass
zumindest auch in ihrem privaten Umfeld.
Damit erreicht James Patterson auch die weibliche
Zielgruppe. Die Story, die sich auf zwei Ebenen bewegt, legt Ihre Gewichtung
ganz klar in den Gerichtssaal. Was sich hier abspielt, ist ganz großes Kino. Ein
Duell vor dem ehrenwerten Gericht, das so viel Spannung in sich trägt, dass man
meint selbst einer der Zuschauer zu sein. Sehr gelungen. Der zweite Part ist
zwar in sich spannend, aber leider zu schnell positioniert und zu schnell erzählt.
Hier war erheblich mehr Potenzial vorhanden.
„Der 16.Betrug“ legt ein hohes Tempo vor. Die Kapitel
sind wie gewohnt sehr kurz gehalten. James Patterson Stil ist schon besonders –
prägnant – nicht ausufernd, sondern konzentriert sich immer auf das absolut
wesentliche.
Der vorliegende Thriller geht auch „erwachsen“ mit dem
Thema „Terror“ um. Es gibt keinen offenen, oder versteckten Patriotismus.
Terror – der von radikalisierten Menschen gelebt wird – ein Thema unserer Zeit.
Auch eine Botschaft, darüber nachzudenken, dass der Feind, auch der nächste
Nachbar, der nächste Lehrer, der nächste kranke Patient sein kann.
Fazit
„Der 16. Betrug“ ist ein großartiger Pageturner. Spannung
im Gerichtssaal – ein rhetorisches Duell, dass man genießen sollte.
Michael Sterzik
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