Piraten – Raubritter der
Meere faszinieren mit ihrem blutrünstigen Abenteuern und melodramatischen
Auftritten noch immer Leser und Cineasten. Raue Männer, die „Frei“ und
uneingeschränkt die Herren der sieben Meere waren. Romantisiert, ehrenvoll,
mutig, galant, gefährlich und ein wenig Sex and Crime – wundervolle Rezeptur
für kunstvoll ausgeschmückte Geschichten, die mit der Realität nichts zu tun
hatten.
Ja, sie waren oftmals ein
wirklicher „Fluch der Karibik“ und es gab auch historische
Piratenpersönlichkeiten, die einem Gentleman recht nahekamen. In der Geschichte
der Seefahrt tummeln sich viele Legenden und Sagen – daraus ist nicht selten
ein Mythos um die Person entstanden.
Neben „Blackbeart, „Henry
Morgan“, „Charles Vane“ und vielen anderen historischen Freibeutern, gab es
noch die schillernde Figur „Sir Francis Drake“ – Der Pirat.
Im Goldenen Zeitalter
Englands und der Regentschaft der jungfräulichen Königin Elisabeth I. war
Spanien eine Weltmacht und unter der Herrschaft von König Philip, ein
erzkonservativer Katholik, eine Bedrohung.
Der deutsche Autor Mac P.
Lorne gibt mit seinem neuesten Buch – „Der Pirat“ der historischen Gestalt
Francis Drake, ein unterhaltsames und gut recherchiertes Bild. Francis Drake
war nicht der romantisierte Herr der sieben Meere – er war weithin mehr:
Entdecker, Weltumsegler, Vizeadmiral und ein erfolgreicher Pirat. Letzteres, so
stellt es auch der Autor in seinem Roman dar, war er immer – seine Motive waren
vermögend zu werden und zu Ruhm und Ansehen zu gelangen. Da er eher in
ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen ist, ein plausibler Grund.
„Der Pirat“ schildert die
chronologische Lebensgeschichte Drakes, allerdings startet die Geschichte nach
seiner Weltumseglung und der Ankunft im heimischen England. Francis Drakes
Erfolge und seine reichliche Beute, imponieren Königin Elisabeth, die seine
nächsten Unternehmungen, wenn auch nicht offiziell unterstützt und billigt.
Seine Erzfeindschaft gegenüber dem Königreich Spanien, ist ebenfalls die ihre.
Mac P. Lorne stellt den
Günstling und Piraten Francis Drake sehr authentisch da, oftmals allerdings in
einem zu sympathischen Auftreten. Befasst sich der Leser mit der historischen
Figur „Drakes“, so wird ihm ein ganz anderer Pirat präsentiert. Er soll
rechthaberisch, egoistisch und aufbrausend gewesen sein und nicht der
Menschenfreund, wie es der Autor darstellt. Doch der Autor sagt selbst:
„Francis Drake“ war ein Kind seiner Zeit. Wer also so erfolgreich auf den
Meeren segelte und raubt, muss eine gewisse Führungspersönlichkeit gewesen
sein, tja und damit sind alle demokratischen Entscheidungen auf See
inakzeptabel. Auf hoher See war Drake „Alleinherrscher“.
„Der Pirat“ ist eine
spannende Räuberpistole, ein sehr unterhaltsamer Roman ohne Seemannsgarn oder
romantisierte Heroisierung. Der Autor baut sein großes Fachwissen um nautische
Aktivitäten, Strategie und Taktik in Seegefechten ein. Doch auch auf dem
Festland schildert der Autor die politischen Ränkespiele der Königin, sowie
Spionage und Liebeleien am königlichen Hofe.
Francis Drake Privatleben
ist ebenfalls Teil seiner Geschichte. Primär verlagert sich die Handlung auf
die imposant geschilderten Seegefechte mit viel Kanonendonner, Gewalt und Tod.
Duelle mit dem Rapier, tödlicher Enterkämpfe, aber auch ehrenvolle Rettung und
Gnade gegenüber besiegten Feinden, sind die größten Elemente der Geschichte. Selten
konnte sich der Leser näher in einem Seegefecht wiederfinden.
Die Handlung wird fast immer
aus der Perspektive Drake erzählt, obwohl hier auch die Spanier ihre Sicht der
Situationen schildern und dem Leser ein sehr umfassendes Bild dieser
Ereignisse.
Mac P. Lorne gibt dem Roman
eine grandiose Atmosphäre und gibt der Figur eines Francis Drake, eine sehr
individuelle, aber plausible Note. Es gibt nur sehr wenig zu kritisieren. Die Charakter
Zeichnung von Drake ist schlichtweg eindimensional – einfach zu ehrenhaft, zu
glatt konzipiert. Obwohl sein Handeln plausibel ist, vermute ich, dass Drake
als Seemann alter Schule, weniger ehrenhaft und rücksichtsvoll war, als es der
Autor schildert. Doch das ist ganz alleine meine Meinung und spiegelt nicht die
Meinung des Autors wieder.
Fazit
„Der Pirat“ ist ein fulminanter
Seekriegsroman mit allem Drum und Dran. Präsentes Kopfkino mitsamt
Kanonendonner, klirrender Säbel und lauten Befehlen, katapultieren den Leser
inmitten der Seegefechte.
Sehr empfehlenswerter,
historischer Abenteuerroman, ich hoffe, es gibt weitere Piratengeschichten aus
der Feder des Autors, es gibt genug berühmt-berüchtigte Piraten.
Ohne Seemannsgarn –
stattdessen schlachtrufend Piraten hi ho...
Michael Sterzik
06.08.16