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Sonntag, 12. Juni 2022

Nachts im Kanzleramt - Marietta Slomka


Deutsche Politik – im Kanzleramt und in den Ministerien in Berlin. Ein Leitungsbüro im Herzen Berlins, in das die wenigsten Normalsterblichen Zugang haben. Tag und Nacht werden hier Entscheidungen getroffen, die nicht nur Auswirkungen auf unsere Bevölkerung haben. Die Mühlen der Politik arbeiten nicht hinter einem eisernen Vorhang, aber doch hinter verschlossenen Türen. Das hat weniger etwas mit „Geheimnissen“ zu tun, und viel weniger als was wir uns unter dunklen Machenschaften vorstellen. Es ist ein(e) Beruf(ung). In den Medien gibt es viele Vokabeln, mit der gerade jüngere Menschen noch nicht viel anfangen können. Dieses Wissen legt man sich zu, wenn man sich ggf. für die große und kleine Politik interessiert. In Schule etc. wird das Thema nur bedingt erklärt, und man sich sicher sein, dass die jungen Schüler/innen wenig Interesse an trockenen Erklärungen übrighaben.

Der Blick hinter den Kulissen im Kanzleramt – egal ob zur Tages- oder Nachtzeit hat die bekannte und sympathische Journalistin Marietta Slomka sehr einfach, aber auf den Punkt beschrieben. Nicht ohne Humor erklärt uns die Journalisten das kleine 1x1 der Politik.

Nichtsdestotrotz ist ein Sachbuch geworden. Mariette Slomka schreibt es aus der Motivation, dass ihr Verständnis für die Demokratie kein Selbstläufer ist. Um die Prozesse rund um die Staatsform und ihre Struktur besser zu verstehen – das ist wohl die tragende Botschaft des vorliegenden Titels.

Lohnt es sich überhaupt, wählen oder demonstrieren zu gehen? Ist der Rechtsstaat gerecht? Wer sind die wirklich Einflussreichen in Berlin? Und warum tagen Politiker oft bis in die frühen Morgenstunden? Die Vermittlung komplizierter Sachverhalte für ein breites Publikum ist Marietta Slomkas Beruf. In „Nachts im Kanzleramt“ erklärt sie unterhaltsam und gut gelaunt, wie Politik tatsächlich funktioniert. Sie nimmt ihre Leser mit auf eine Reise von den Grundlagen der Demokratie bis zu den großen Fragen der Weltpolitik und liefert dabei immer wieder praktische Beispiele, die den Politikbetrieb erklären – von Pandemiebekämpfung bis Greenwashing. Nebenbei bietet sie einen „Schnellkurs Wirtschaft“ und Einblicke in die heutige Medienwelt. Wer dieses Buch gelesen hat, ist fit für jede politische Debatte! (Verlagsinfo)

Die Zielgruppe richtet sich deutlich an jüngere Menschen, die sich noch nicht mit diesem Thema auseinandergesetzt haben, oder wenig. Untermalt werden diese Erklärungen mit ironisch-witzigen Cartoons, die es noch einmal wenig auflockern sollen.

Um das Buch als „gut“ oder „schlecht“ einzuordnen, sollte man sich selbst an seiner persönlichen Erwartungshaltung orientieren. Als Sachbuch ist es vergleichbar mit einem kleinen Duden der Politik – konzentriert auf den Punkt gebracht und für junge Menschen durchaus unterhaltsam, lehrreich und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Wer Marietta Slomka aus dem Fernsehen kennt – wird die Journalistin hier wiedererkennen. Ihr Stil ist manchmal „frech“ – direkt und verfügt über einen wundervollen, manchmal trockenen Humor.

Fazit

„Nachts im Kanzleramt“ ist das kleine 1x1 der politischen Begriffe, der unterhaltsame Duden für ein labyrinthisches „Who's who“ und überhaupt ein wenig von wie, wo, was. Hervorragend, unterhaltsam und sollte sich bitte in den Schulen wiederfinden.

Michael Sterzik

Donnerstag, 3. März 2022

Der Mann aus dem Schatten - David Lagercrantz


Seit der Verfilmung des Titels „Schweigen der Lämmer“ von Thomas Harris sind Psychologen, Forensiker und Profiler ein fester Bestandteil von Thrillern. Der kultivierte Psychologe Dr. Hannibal Lecter ist eine Musterfigur, des wahnsinnigen, brillanten Denkers und Analytikers, der mit dem FBI zusammenarbeitet, um einen Serienmörder auszuschalten.

Dass Fiktion und Wahrheit mehr, oder weniger eng verbunden ist, liegt auf der Hand. Im vorliegenden Roman bedient sich der schwedische Autor David Lagercrantz einer ähnlichen Figur – des Spezialisten für Verhörtechniken Hans Rekke. Interessant dabei ist, dass dieser von einer jungen, unerfahrenen Streifenpolizisten unterstützt wird. Also eine ähnliche Darstellung der Figuren, wie bei dem Werk von Thomas Harris. Das war es dann auch schon an Gemeinsamkeiten.

Stockholm 2003: Ein Schiedsrichter der Fußballjugend wird erschlagen aufgefunden. Der Verdacht fällt sofort auf einen überengagierten Vater, doch es fehlen Beweise. Der neue Polizeichef holt daraufhin zwei Außenseiter ins Team: die junge Streifenpolizistin Micaela Vargas, die aus demselben Problemviertel wie der Verdächtige stammt, und den renommierten Psychologen Hans Rekke, ein brillanter Beobachter und Spezialist für Verhörtechniken. Rekke folgt bald einer ganz anderen Spur und gibt nicht nur Vargas Rätsel auf. Doch nur wenn beide an einem Strang ziehen, haben sie eine Chance gegen übermächtige Gegner. Denn dieser Fall ist weit größer als anfangs angenommen. (Verlagsinfo)

„Der Mann aus dem Schatten“ beginnt mit einer erzählerischen Wucht, die überrascht. Die weitere Handlung verspricht aber keine spannende Unterhaltung. Die einzelnen Abschnitte plätschern fast schon inhaltslos vor sich hin. Viele Worte – aber wirklich auf den Punkt gebrachte, spannende Informationen gibt es nicht.

Überhaupt wirkt die Story an den Haaren herbeigezogen, denn es wird sehr politisch und natürlich sind Geheimdienste involviert. Die Unterdrückung von Informationen, die dem Image des Staates und der Behörden schaden, steht im Vordergrund. Der erzählerische Bogen wird hier überspannt: Der Schlüssel zu dem Opfer liegt in seiner Vergangenheit, in der Musik und in Afghanistan usw. Ja klar, das könnte authentisch, realistisch sein – allerdings wird hier zu viel Verwirrung gestiftet und die ganze Story mehr als unnötig aufgeblasen. Man vermisst eine dramatische Note und eine gewisse angespannte Theatralik

Dass der vorliegende Roman langweilt, liegt auch daran, dass David Lagercrantz es nicht geschafft hat, seine beste Figur des Psychologen Hans Rekke in den Vordergrund zu stellen. Sein Auftakt war brillant erzählt, das war großartig, aber diese kurze Momentaufnahme war schon das eigentliche Highlight der gesamten Geschichte. Danach verschwinden die Figuren mit ihrer Story förmlich ungesehen.

Die einzigen Lichtreflexe in dieser dunklen gelassenen Story, sind die Auftritte von Hans Rekke. Brillanter Kopf – und tendiert immer etwas zwischen Genie und Wahnsinn. Diese Figur birgt so viel unerschöpfliches Potenzial und leider wurden diese Chancen nicht ausgeschöpft. Und die zweite Figur Micalea Vargas ist eine nette Nebendarstellerin, aber weit davon entfernt sich als eine Hauptfigur zu positionieren.

Trotzdem wird es interessant sein, welche Richtung die Story im zweiten Band nehmen wird. Innerhalb des Storytellings muss mehr passieren. Diese endlosen Diskussionen und nichtssagenden Dialoge waren nicht unterhaltsam, nicht informativ und absolut nicht spannend. Neugierig auf den zweiten Band bin ich – aber es muss eine Steigerung erkennbar sein.

Fazit

Erschreckend langweilig. Die Story wirkt leer und die Charaktere spielen ihr Potenzial nicht aus. Schade.

Michael Sterzik

Freitag, 22. Februar 2013

Ziel erfasst - Tom Clancy


Ziel erfasst – Tom Clancy

Der amerikanische Bestsellerautor Tom Clancy veröffentlicht mit „Ziel erfasst“ seinen vierzehnten Thriller. In dem vorliegenden Roman spielen die beiden erfolgreichsten fiktiven Figuren die Hauptrolle – Jack Ryan und John Clark.

Tom Clancy hat den Ruf erschreckende Visionen zu erzählen, die wenige Jahre später, bittere und brutale Realität werden. In seinem Thriller „Befehl von oben“ verübten Terroristen mit einem gekaperten Passagierflugzeug einen Anschlag auf das Pentagon aus. Wir erinnern uns also an die schrecklichen Bilder des Terroranschlags auf das World Trade Center am 11.September 2001. In seinen Politthrillern beschreibt der Autor sehr prophetisch die politischen und militärischen Lager innerhalb der Regierung. Und das nicht unkritisch oder eindimensional sondern beobachtend und analysierend. 


Inhalt

Jack Ryan kandidiert zum zweiten Mal für das höchste Amt im Staat – als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Der ehemalige CIA-Agent und Analyst hat es allerdings nicht leicht. Der noch amtierende Präsident bedient sich intriganten Tricks und der Macht der Medien um den Ausgang der bevorstehenden Wahl zu seinen Gunsten zu beeinflussen.

Ganz andere, aber nicht weniger wichtige Kämpfe muss sein ältester Sohn Jack Ryan Jr. bestreiten. Als Analytiker des Geheimdienstes „Campus“ und als Außenagent beobachtet er eine drohende Gefahr im Nahen Osten. Der Konflikt zwischen Pakistan und Indien droht zu eskalieren. Aber wer zieht wirklich die Fäden? Das Militär, die Politiker oder gar einflussreiche, mächtige Männer aus der Wirtschaft? Hier sind Diplomatie und blanker Aktionismus gefragt denn ein weiterer blutiger Krieg im mittleren oder Nahen Osten könnte die Welt ins Chaos stürzen.

Kritik

Tom Clancy erfindet sich nicht neu. Allerdings ist auch dieser Band nicht ausschließlich aus seiner Feder. Als Co-Autor taucht nun Michael Bayer auf. Die Storyline ist ebenso geradlinig, wie man es schon aus den letzten Romanen kennt. Doch der Erfolg der Romane und auch dieses Titels, ist die Aktualität der Themen wie z.B. Präsidentschaftswahl, die Macht der Wirtschaft und der Medien und nicht zuletzt die inneren Auseinandersetzungen der Geheimdienste.

Das Autorenduo stellt die amerikanische Regierung nicht als geschlossene Einheit vor. Im Gegenteil: Die Geheimdienste nehmen ihre „Geheimnisse“ sehr ernst, und einzelne Gruppen der CIA arbeiten für, manche nicht mit dem Präsidenten oder dem Senat. Auch der Wahlkampf wird „schmutzig“ geführt. So muss Jack Ryan zusehen, dass seine geheimdienstliche Tätigkeit mit seinen früheren Kollegen in der Presse öffentlich diskutiert und torpediert wird.  

Clancy plaudert in der Geschichte keine Geheimnisse aus. Er hält sich streng an historische Gegebenheiten und Situationen, erklärt aber anschaulich und realistisch die Arbeit der Geheimdienste, die neben langweiligen Analysen und Beobachtungen auch im Außendienst spionieren, aufklären und sogar mit Segnung der Regierung vornehmliche Terroristen liquidieren lassen.

Spannend ist die Geschichte allemal. Auch wenn Teile der Story manchmal etwas aus der Bahn geraten, entwickelt sich doch eine ungemein abwechslungsreiche Atmosphäre und man beginnt, um die Charaktere wirklich Ängste aufzubauen.

Fazit

„Ziel erfasst“ ist ein spannender und hochaktueller Politthriller der sein Ziel zu unterhalten wirklich erreicht. Unabhängig davon, gibt es nicht viel neues was die Handlung betrifft. Persönlich hätte ich gerne noch mehr über die inneren Kämpfe der Politik und der Geheimdienste erfahren.

Ich bin gespannt auf die nächsten Titel des Autors. Vielleicht wäre es ja mal interessant die Waffenlobby zum Thema zu machen, oder die Gesundheits- und Umweltpolitik des großen Landes?! Aber evtl. sind das auch zu heiße Themen, an denen sich auch ein Tom Clancy schnell die Finger verbrennen könnte.

Wer einen guten und brisanten Thriller lesen möchte, der sollte nun zu diesem Titel greifen. Es ist auch nicht unbedingt vonnöten, die vorherigen Titel zu lesen.

„Ziel erfasst“ wird einer der wichtigsten und erfolgreichsten Thriller in diesem Jahr werden.

Michael Sterzik